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2 Wer sind die Jugendlichen? Familiärer und sozialer Hintergund und Einstellungen aus der Sicht

2.1 Familiärer und sozialer Hintergrund

Die Väter der Jugendlichen aus den KMS-Klassen sind jeweils zu ca. einem Drittel an- oder ungelernte Arbeiter, zu rund einem weiteren Drittel Facharbeiter. Die Mütter der Jugendlichen aus den KSM-Klassen sind wiederum zu mehr als einem Drittel Hausfrau, zu einem weiteren Drittel an- oder ungelernte Arbeiterin. Bei den Müttern finden sich kaum Facharbeiterinnen, dafür wiederum etwas mehr einfache Angestellte als bei den Vätern. Im Bereich freie Berufe und Gewerbe finden sich wiederum mehr Väter. Die Mütter der KMS-SchülerInnen arbeiten also in deutlich niedriger qualifizierten Berufen als die Väter.

Die Jugendlichen der KMS-Klassen stammen also größtenteils aus eher niedrigen sozialen Schichten. Wie Barbara Herzog-Punzenberger schreibt (2009, 9) wachsen SchülerInnen mit türkischen und ex-jugoslawischem Migrationshintergrund unter wesentlich schlechteren ökonomischen und sozialen Bedingungen auf als die anderen SchülerInnen. Dabei ist die sozioökonomische Lage von BKS-sprechenden Jugendlichen relativ besser als jene von türkisch sprechenden Jugendlichen.

Die Eltern der Jugendlichen aus der HAK-Klasse arbeiten etwas öfter in höher qualifizierten Berufen als die Eltern der Jugendlichen der KMS-Klassen. Die Väter der Jugendlichen aus der HAK-Klasse sind zu rund einem Drittel Facharbeiter, rund ein Viertel arbeitet als an- oder ungelernter Arbeiter, ca. ein weiteres Viertel findet sich aber auch im Bereich freie Berufe und Gewerbe. Von den Müttern ist wiederum rund ein Drittel Hausfrau, ein weiteres Drittel arbeitet als einfache Angestellte. Im Gegensatz zu den Jugendlichen der KMS-Klassen finden sich wesentlich mehr Facharbeiterinnen unter den Müttern. Der Bildungsunterschied zwischen Vater und Mutter ist bei den Jugendlichen aus den HAK-Klassen geringer als bei den KMS-SchülerInnen.

Tabelle 3. Der Beruf des Vaters der Jugendlichen

Tabelle 4. Der Beruf der Mutter der Jugendlichen

Gültig 87

In den Gruppendiskussionen wurden die Berufe der Eltern von den Jugendlichen oft mit

„schwer“, „körperlich anstrengend“, „gesundheitsschädigend“, „schlecht“ bezeichnet.

In jedem Untersuchungsjahr gaben fast alle SchülerInnen an, dass ihre Eltern mehr/

weitere Schulausbildung begrüßen und (auch finanziell) unterstützen würden. Dabei ist bei manchen eher die Mutter der unterstützende Elternteil, bei manchen mehr der Vater.

Hierzu einige Zitate: wollen halt, dass ich einen warmen Job habe, also nicht so im Merkur oder so [...]

so einen Beruf.“

„Mein Vater stellt sich immer sich selber hin: Schau, ich bin ein normaler Arbeiter, ich verdiene so, wenn du Schule weitermachst, verdienst du mehr Kohle als ich [...] und lebst besser als ich.“

Aus den Datenerhebungsblättern im Jahr 2007 geht hervor, dass bis auf ein Mädchen alle Jugendlichen in einem gemeinsamen Haushalt mit den Eltern wohnen. Fast alle untersuchten Jugendlichen haben Geschwister, die meisten zwei oder mehr. Aus den Datenerhebungsblättern von 2008 wurde ersichtlich, dass die meisten Jugendlichen bis zu 50 Euro Taschengeld im Monat bekommen, die Buben eher mehr als die Mädchen. Die SchülerInnen werden von den Eltern finanziert, viele jobben nebenbei, vor allem in den Ferien. Von den Jugendlichen, die aktuell bereits in der Lehre Geld verdienen, geben nur zwei einen Teil davon zu Hause ab.

Die Haltung der Eltern zur Ausbildung beschreiben sowohl die Jugendlichen der KMS-Klassen als auch jene der HAK-Klasse bis auf wenige Ausnahmen als unterstützend und fördernd. Laut Aussagen der Jugendlichen stehen die Eltern weiterer Schulbildung positiv gegenüber, wobei die Jugendlichen das durchgängig so formulierten, dass die Eltern sie „zu nichts zwingen“, aber immer meinten, dass „mehr Schule besser ist“. Die Eltern der Jugendlichen an Höheren Schulen unterstützen den eingeschlagenen Bildungsweg.

„Mein Vater sagt, ich soll länger in die Schule gehen, weil ich sonst körperliche Probleme habe, wenn ich gleich arbeiten gehe. Wenn ich lange in die Schule gehe, werde ich einen besseren Job bekommen.“

„Sie sagen, es ist deins, wenn du Schule gehen willst, geh Schule, wir sind hinter dir!“

„Meine Mutter ist froh, dass ich nicht abgebrochen hab’ oder begonnen hab’ eine

Lehre zu machen [...] also sie hat gemeint: Lieber ich halt dich noch fünf Jahre und du lernst, anstatt zu arbeiten.“

„Oder nach der KMS zum Beispiel [...] weil sie wollten dass ich studiere, weil sie haben, wie soll ich sagen, sie haben das Geld dazu mich zu fördern und sie wollten jetzt nicht, dass ich gleich arbeiten gehe.“

„Mein Vater hat immer gesagt: Geh in die Schule, mach alles, du musst sonst nix machen, Hauptsache die Schule fertig; Weil er tut sich jetzt schwer, weil er keine gescheite Ausbildung hat und so, aber inzwischen ist es jetzt auch eher meine eigene [...] Es hat sich halt so implementiert, die ganze Zeit, meine Eltern, sie haben auf mich eingeredet: Schule ist wichtig, Schule ist wichtig und jetzt mach ich es von selber.“

„Meine Eltern haben mich wirklich unterstützt und sie haben gesagt, dass ich niemals aufgeben soll, also sie haben selber gesagt, dass ich die Klasse wiederholen sollte und ich wollte auch die Klasse wiederholen, deswegen bin ich in der HTL wieder.“

„Von Anfang an wollten meine Eltern, dass ich Matura mache.“

Aus den Erzählungen wird eine Leistungsorientierung der Eltern ersichtlich:

„Mein Vater sagt, dein Berufswunsch interessiert mich nicht. Hast du schlechte Noten, gehst du Klo putzen, hast du gute Noten, ist‘ s besser für’s Leben.“

„Sie sagen, ich soll machen was ich will, aber ich soll was schaffen, was erreichen.“

Die Aussagen belegen, was für Deutschland bereits festgestellt wurde (Boss-Nünning 2006, 12): Die Familien mit Migrationshintergrund sind an einer Ausbildung ihrer Kinder interessiert, und zwar gleichermaßen für die Söhne wie für die Töchter.

Es scheint so zu sein, dass sich fast immer ein Elternteil mehr in die Berufs- und Bildungsplanung der Jugendlichen einmischt als der andere. Manchmal ist es der Vater, der häufiger zitiert wird, manchmal die Mutter. Auffallend ist aber, dass auf die Frage, ob die Eltern „stolz“ auf die Jugendlichen an der Höheren Schule sind, von den Mädchen häufiger der Vater genannt wurde. Dabei wird dieser „Stolz“ den Mädchen meist nicht direkt mitgeteilt, sie schlussfolgerten das eher aus Gesprächen der Eltern mit anderen Personen.