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2. Grundlagen

2.3. Objekte des Informationsprozesses

2.3.2. Führungskräfte

Der Terminus Führungskräfte bezeichnet Menschen in der mittleren bis obersten Management-Ebene von Unternehmen. Eine Führungskraft muss kein nehmer sein und besitzt nicht zwingend Anteile des von ihm geleiteten Unter-nehmens.77 Angehörige der oberen Führungsebene weisen oft sehr spezielle, indi-viduelle Eigenschaften bei der Aufgabenbewältigung auf, diese werden auch beim Einsatz von Informationstechnologie beibehalten. Sie zeichnen sich gegenüber Informationstechnologie durch eine positive Einstellungsbilanz, gleichermaßen aber überwiegend durch eine negative Verhaltensakzeptanz aus.78

Führungskräfte als Aufgabenträger müssen sich auf die dargebotenen Informatio-nen verlassen könInformatio-nen, um Entscheidungen zu treffen. Unter diesen Rahmenbedin-gungen wird ersichtlich, dass die Integrität und Authentizität von Informationen die über ein BIS dargestellt werden von entscheidender Bedeutung für den Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen werden können. Sind die angebotenen Infor-mationen falsch oder gelangen sie in unberechtigte Hände kann ein Schaden ent-stehen.79

Beispielsweise könnten die Produktionszahlen verfälscht werden, was falsche Bestellungen und strategische Ausrichtungen nach sich zieht. Übernahmepläne könnten vereitelt und Firmengeheimnisse weiterverbreitet werden.

Nach Henry Mintzberg lassen sich die Aktivitäten einer Führungskraft in drei Rollenbündel klassifizieren:

1. Repräsentative Rollen: Vorgesetzter, Vernetzer.

2. Informationale Rollen: Radarschirm, Sender, Sprecher.

3. Entscheidungsrollen: Innovator, Störungsregler, Ressourcenzuteiler, Verwalter.

Führungskräfte können zum Management des Unternehmens gezählt werden. Die Unternehmensführung bzw. das Management entspricht im betriebswirtschaftli-chen Umfeld der Betriebsführung.80

77 Vgl. Jahnke, B (1993a), S. 1.

78 Vgl. Müller-Böling; Ramme (1990), Sp. 336ff; Vgl. Jahnke, B (1993a), S. 5.

79 Vgl. Beutelspacher, Albrecht; Schwenk, Jörg; Wolfenstetter, Klaus Dieter (2006), S. 2.

80 [Go-cert; http://www.go-cert.de].

Aufgabe eines Managers ist die Planung, Durchführung, Kontrolle und Anpas-sung von Maßnahmen zum Wohl der Organisation bzw. des Unternehmens und aller daran Beteiligten (Anspruchsgruppen = Stakeholder) unter Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden betrieblichen Ressourcen. Eine Aufgabe ist die Ver-pflichtung eines Aufgabenträgers, eine vorgegebene Handlung durchzuführen. Da im engeren Sinn nur Menschen Aufgaben erfüllen können, spricht die DIN V ENV 26385 „… von einer aus dem Arbeitszweck abgeleiteten Aufforderung an die Arbeitsperson(en), eine Arbeit unter gegebenen Bedingungen nach einem vor-gegebenen Verfahren auszuführen und ein bestimmtes Ergebnis anzustreben“. 81 Es handelt sich bei einer Aufgabe in der betriebswirtschaftlichen Organisations-lehre um ein zu erfüllendes Handlungsziel, eine durch physische oder geistige Aktivitäten zu verwirklichende Soll-Leistung.82 Der Begriff der Aufgabe kann sich sowohl auf die Gesamtaufgabe wie auch auf Teilaufgaben einzelner Elemente oder Mitglieder beziehen.

Jede Aufgabe wird qualitativ bestimmt durch eine Verrichtung, ein Objekt in Raum und Zeit, quantitativ durch eine geforderte Mengenleistung je Zeitraum.

Aufgaben werden unterschieden nach ihrem Wiederholungscharakter und ihrer Beherrschbarkeit. Ihr Wiederholungscharakter ist bestimmt durch ihre Häufigkeit und das Auftreten gemeinsamer Elemente. Die Beherrschbarkeit von Aufgaben hängt von deren Komplexität, Variabilität und Determiniertheit ab. Inhalt, Volu-men und Erfüllungsanforderungen von Aufgaben ändern sich im Zeitablauf. Dies löst bei entsprechender Abweichung von Soll- und Ist-Anpassungen und Reorga-nisationen aus. Die unstrukturierten, komplexen Aufgaben betragen den Hauptteil der Arbeit eines Managers. Planung, Steuerung und Kontrolle sind bspw. klassi-sche Aufgaben der Führungsebene.83

Da verschiedene Personengruppen auf das BIS eines Unternehmens zugreifen und dabei die unterschiedlichsten Prioritäten an das System stellen, ist es wichtig, die-se Gruppen zu unterscheiden. Diedie-se Arbeit beschränkt sich überwiegend auf die Sicht der Führungskraft auf das BIS und somit die Anforderungen, die eine Füh-rungskraft an ein solches System stellt.

81 Vgl. Frese (1980) , S. 207.

82 Vgl. Hoffmann, H. (1993), S. 200).

83 Vgl. Knöll, Heinz-Dieter; Schulz-Sacharow; Zimpel, Michael (2006), S. 16ff.

Derjenige Teil des Systems in dem die Informationen für die Führungsebene auf-bereitet werden nennt sich Business-Intelligence-System (BIS) oder Executive Information System (EIS). Anhand der Abbildung werden die Unterteilungen deutlich, die innerhalb des BIS für die einzelnen Personengruppen bzw. Ebenen einer Unternehmung gemacht werden.

Abbildung 2: Informationssystempyramide84

Die Ansprüche, die eine Führungskraft an das BIS hat, divergieren von Fall zu Fall, da sich jedes Unternehmen in der Struktur unterscheidet. Die Führungskraft fordert dabei abhängig von ihrer Hierarchiestufe ein mehr gebrauchstaugliches BIS. Hoyer begründet diese Auffassung mit der Forderung von Grafiken gegen-über der einfachen Listendarstellung. Die Sinnhaftigkeit dieser Darstellungsform muss dabei objektiv die Gebrauchstauglichkeit nicht steigern, sondern hängt von der subjektiven Einstellung der Führungskraft ab.85 Allerdings gibt es einige all-gemein gültige Anforderungen, die ein Großteil der Führungskräfte stellt. Eine davon ist die Personalisierung von BIS.86 Ein BIS sollte in der Lage sein, die Füh-rungsebene bei ihren strategischen Planungsaufgaben zu unterstützen.87

Die Aufgaben der Führungskräfte sind überwiegend koordinierender und kommu-nizierender Art.88 Daher ist es sehr wichtig, dass die Führungskräfte durch das Informationssystem die Möglichkeit haben mit den übrigen Mitarbeitern der Füh-rungsebene zu kommunizieren und auch Informationen aus anderen Teilen des

84 Vgl. Jahnke, B. (1993), S. 3.

85 Vgl. Ertel, Wolfgang (2001), S. 160.

86 Vgl. Herczeg, Michael (2006), S. 189ff.

87 Vgl. Henning, M.; (2003), S. 78f.

88 Vgl. Henning, M.; (2003), S. 77.

Betriebs einzuholen. Das gilt natürlich auch für die Zeit, in der sich der Manager außerhalb des Stammhauses befindet. Das BIS muss ihm die Möglichkeit bieten auch außerhalb seines Schreibtisches auf die für ihn wichtigen Informationen zugreifen und mit dem Unternehmen kommunizieren zu können.

Mithilfe des BIS muss es für Führungskräfte möglich sein, einen Überblick über die Unternehmenslage und die Lage der Umwelt (Konkurrenz) zu erhalten, um Entscheidungen treffen und Handlungen koordinieren zu können. Dazu werden sowohl Daten aus internen, als auch aus externen Quellen benötigt. Das

Eine weitere Anforderung an das System ist, die Daten nicht nur in Rohform dar-zustellen sondern auch als aufbereitete Präsentation in Form von Grafiken und Diagrammen.89 Durch die Verwendung von Grafiken können Relationen leichter sicht- und merkbar gemacht und kreative Denkprozesse initiiert werden.90 Wichtig ist auch, dass über das BIS sämtliche Medien (wie z. B. die Videopräsentation) genutzt werden können.91 Vor allem, weil die Führungsebene die Daten nicht nur zur eigenen Information benötigt, sondern um sie vor anderen Personengruppen zu präsentieren.

Von großer Bedeutung ist ebenfalls, dass das System aktiv agieren und nicht nur auf die Benutzerinitiative reagieren kann.92 Das BIS soll den Benutzer dazu ani-mieren weitere Informationen zu erfragen, die für den von ihm bearbeiteten und angeforderten Sachverhalt von Bedeutung sind. So kann sichergestellt werden, dass der Manager für ihn relevanten Daten angezeigt bekommt.

Darüber hinaus gilt es den Anspruch an die Leistungsfähigkeit des Systems in Bezug auf Schnelligkeit, Ausfallsicherheit sowie Datensicherheit und –schutz zu berücksichtigen und zu gewährleisten.93 Die Führungskräfte sollten schnell an die gewünschten Informationen gelangen und von möglichst wenigen Systemausfäl-len betroffen sein, da sonst die Bereitschaft zur Verwendung des Systems

89 Vgl. Behme, W.; Schimmelpfeng, K (1993), S. 6ff.

90 Vgl. Jahnke, B. (1991), S. 33.

91 Vgl. Jahnke, B. (1991), S. 33.

92 Vgl. Jahnke, B.; Groffmann, H.-D. (1993a), S. 5.

93 Vgl. Birkenbeul, A. (1995), S. 144.

sen kann. Die Sicherheit und der Schutz der Daten94 spielen unter anderem des-halb eine so große Rolle, da die für die Führungsebene relevanten Daten selten für die Allgemeinheit bestimmt sind. Die Einführung eines speziell für das Top-Management zugeschnittenen Systems wäre sinnlos, wenn das ganze Unterneh-men oder Dritte Zugriff auf die Daten haben. Ein IUK-System ist somit „ein Mensch-Aufgabe-Technik-System zur Information und Kommunikation.“95