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Die vorliegende Arbeit liefert erstmals für die Schweiz wertvolle Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ausgestaltung der familienexternen Betreuung und dem Erwerbsverhalten der Frauen. Die Ergebnisse wurden dabei auf bereits vorhandenen Datengrundlagen erzielt (SAKE-Daten und Nationalfondsstudie zur Nachfrage nach familienergänzender Betreuung).

Ausgehend von den hier erzielten Ergebnissen sehen wir folgende Stossrichtungen für Vertiefungen:

x Verbesserung der empirischen Basis zum Zusammenhang Betreuungseinrichtungen - Erwerbsentscheid der Mütter:

Die vorliegende Studie hat Pilotcharakter für die Schweiz, in dem versucht wurde, auf einer bestehenden Datenbasis den Zusammenhang familienergänzende Betreuung – Erwerbsquote der Frauen ökonometrisch zu schätzen. Die Studie fokussiert dabei kausalanalytisch auf die Bedeutung der Kinderbetreuungseinrichtungen für den Entscheid der Mütter, erwerbstätig zu sein. Die Ergebnisse sind interessant, zeigen aber Ansatzpunkte für Verbesserungen auf: Die hier verwendeten Daten erlauben es nicht, die Wechselwirkungen zwischen den Entscheiden der Haushalte und der Situation auf dem Arbeitsmarkt zu analysieren. Es bleibt auch offen, inwiefern die Betreuungsmöglichkeiten ein Element eines Entscheides sind, welcher in seiner Bedeutung von anderen Einflussfaktoren (zum Beispiel Löhne, Steuerregelungen) allenfalls überlagert oder verstärkt werden. Eine vertiefte Analyse des Zusammenhangs zwischen Vorhandensein von Betreuungseinrichtungen und Erwerbsverhalten bedarf Daten, die explizit zu diesem Zweck erhoben wurden. Die Daten der Nationalfondsstudie genügen nicht für die umfassende Modellierung des Erwerbsentscheids. Die SAKE-Daten sind dagegen hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Betreuungseinrichtungen und ihrer Eigenschaften zu wenig aussagekräftig.

Die empirische Basis zum Zusammenhang Erwerbsquote der Frauen und Ausgestaltung der familienergänzenden Betreuung könnte verbessert werden, in dem mit einer gezielten repräsentativen Befragung umfassende Daten für die Schätzungen der erwähnten Wechselwirkungen gesammelt werden. Auf diese Weise könnten noch solidere Aussagen

über die Relevanz der Strategie im Bereich Familien externe Betreuung für die Erwerbsbeteiligung der Mütter erzielt werden.

x Verbesserung der empirischen Basis für die Hochrechnung: Die Berechnungen des potenziellen Erwerbsvolumens beruhen auf zum Teil groben Annahmen hinsichtlich der gewünschten Arbeitsstunden insbesondere der Frauen, die bereits erwerbstätig sind, aber durch die fehlende oder ungenügende (oder zu teure) Kinderbetreuung in ihrem Erwerbsverhalten eingeschränkt sind. Zusätzliche Daten würden die Qualität der Schätzungen deutlich verbessern. Eine Ausweitung der Stichprobe der Mütter, die wegen fehlender Kinderbetreuung eine Einschränkung ihrer Beteiligung auf dem Arbeitsmarkt erfahren, würde die Qualität der Hochrechnungen ebenfalls verbessern.

x Analyse der Auswirkungen: Volkswirtschaftlichen Bedeutung von Strategien im Bereich familienergänzende Betreuung Aufbauend auf den vorliegenden Ergebnissen (und allenfalls vertieften Ergebnissen) könnten eine Reihe von Fragestellungen angegangen werden, welche für die zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft der Schweiz von vitalem Interesse sind, so zum Beispiel:

- Welchen Einfluss hätte die durch die Politik im Bereich Kinderbetreuung induzierte Zunahme der Erwerbsquote der Mütter auf den Arbeitsmarkt? Neben den quantitativen Aspekten (wo könnten, welche Potenziale realisiert werden?) wären auch qualitative Aspekte von Interesse (welche Mütter mit welchen Qualifikationsprofilen würden welche Verhaltensänderungen zeigen?). Ein spezieller Fokus sollte auf die langfristigen Wirkungen einer Ausweitung der Kinderbetreuungseinrichtungen auf den Arbeitsmarkt gerichtet werden. Die vorliegende Studie konnte zeigen, dass ein Teil der Frauen, die heute nicht erwerbstätig sind, auf den Arbeitsmarkt treten würde, wenn sie eine Betreuung für die Kinder zur Verfügung hätten. Viele Mütter, insbesondere von Kleinkindern, ziehen es vor, Teilzeit erwerbstätig zu sein. Deswegen sind die Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt in der kurzen Frist nicht so bedeutend. Es ist aber zu beachten, dass diese Frauen auf dem Arbeitsmarkt bleiben und langfristig eher in der Lage sein werden, ihre Erwerbsbeteiligung zu erhöhen. Mütter,

die dagegen mehrere Jahre nicht erwerbstätig waren, dürften grössere Schwierigkeiten haben, später wieder voll auf dem Arbeitsmarkt tätig zu sein.

- Aus Sicht der Bildungspolitik wäre in diesem Zusammenhang von speziellem Interesse, den Einfluss eines weiteren Ausbaus der familienexternen Betreuung auf die Rentabilität von Bildungs-investitionen zu untersuchen? Dahinter steckt die oben angetönte Hypothese, dass eine verbesserte Situation im Betreuungsbereich zu weniger bzw. kürzeren Karriereunterbrüchen bei den Müttern führen würde. Dadurch könnte der Humankapitalverlust reduziert und das vorhandene Wissen besser ausgeschöpft werden.

Dies scheint uns angesichts der immer kürzeren Halbwertszeit des Wissens eine sehr relevante Überlegung.

- Nachgelagert sind gesamtwirtschaftliche Betrachtungen wertvoll, welche Aussagen über den Einfluss eines veränderten Erwerbsverhaltens der Frauen auf das Potenzialwachstum der Schweizer Volkswirtschaft liefern könnten. In diesem Zusammenhang wäre auch zu überlegen, ob der Einsatz eines Berechenbaren Gleichgewichtsmodell zusätzliche Erkenntnisse liefern könnte, in dem auch Rückkopplungseffekte vom Arbeitsmarkt und der Situation im Kinderbetreuungsbereich auf das Erwerbsverhalten der Frauen in die Analyse einbezogen werden könnten.

- Als Spezialfrage im Bereich der volkswirtschaftlichen Auswirkungen scheint uns die Frage von Interesse, welchen Einfluss der weitere Ausbau der familienergänzenden Betreuung auf die Finanzen der öffentlichen Hand im Allgemeinen und auf diejenigen der Sozialversicherungen im Speziellen hätte? Dabei geht es darum, den Ausgaben die erzielbaren Wirkungen im Betreuungsbereich und in einer möglichst umfassenden Betrachtung deren Rückwirkungen via Arbeitsmarkt auf die öffentlichen Finanzen und Sozialversicherungen zu betrachten. Auf diese Weise könnte die gängige Bruttobetrachtung der Ausgabenseite in Richtung einer Betrachtung, welche die Nettowirkungen allfälliger Strategien berücksichtigt, entwickelt werden. Auch hier könnte der Einsatz eines gesamtwirtschaftlichen Simulationsmodells zweckmässig sein.

x Ordnungspolitische Analyse: Welche Rollen kommen dem Staat, den Unternehmen und den privaten Haushalten zu?

- In der heutigen Diskussion fällt auf, dass bisweilen unklar ist, wer die Führungsrolle bei der Entwicklung und Umsetzung einer Ziel führenden und breit abgestützten Strategie für die familienexterne Betreuung im Vorschul- und Schulbereich übernehmen soll. Ist es der Staat? Wenn ja, auf welcher Stufe mit welchen Aufgaben? Sind es die Unternehmen? Welche Rolle sollen grosse Unternehmen übernehmen, welche die KMU? Welche Aufgaben soll man den Haushalten überlassen, bei der Übernahme und Organisation der Betreuungsaufgaben, bei der Finanzierung? Als Beitrag zur Weiterentwicklung der Diskussionen in diesem Bereich scheint uns deshalb eine ordnungspolitische Analyse der zukünftigen Rollen von Staat, Unternehmen und Haushalten wertvoll. Dabei geht es im Kern um die Frage, inwiefern es sich bei der familienexternen Betreuung um ein so genanntes „meritorisches Gut“ handelt. Wenn man davon ausgeht, dass dies zumindest bis zu einem gewissen Grad der Fall ist, ist abzuleiten, wie eine otpimale Regulierung und Aufgabenteilung zwischen den genannten Akteuren ausgestaltet werden kann.