• Keine Ergebnisse gefunden

3 Methodische Umsetzung

3.2 Methodische Umsetzung der Evaluationsfelder und Beschreibung der Stichproben

3.2.1 Evaluationsfeld 1: Teilnehmende

Im Evaluationsfeld 1 wurde eine quantitative Onlinebefragung von Personen durchgeführt, die zum Zwecke einer Weiterbildungsteilnahme Bildungszeit nach dem BzG BW bzw. VO BzG BW in Anspruch genommen haben („Teilnehmende“). Diese Erhebung wurde mittels eines standardisierten Online-Fragebogens, der orts- und zeitunabhängig ausgefüllt werden konnte, umgesetzt. Nach Erarbeitung des Fragebogens (vgl. Anlage 1a) wurden Ende Februar 2018 allen [724] anerkannten Bildungseinrichtungen und Trägern postalisch Einladungen mit der Bitte zugesandt, diese an diejenigen Teilnehmenden auszuhändigen, die zum Zeitpunkt der Befragung eine Bildungszeitmaßnahme besuchten und hierfür von ihren Arbeitgebern nach dem BzG BW bzw. der VO BzG BW freigestellt wurden.

Der Befragungszeitraum vom 1. März 2018 bis 30. April 2018 wurde in Abstimmung mit dem Auftraggeber zur Erhöhung der Rücklaufzahlen um weitere vier Wochen verlängert.

Zusätzlich fanden stichprobenartige Telefonate mit anerkannten Bildungseinrichtungen statt, um hinsichtlich möglicher Gründe der Nicht-Weitergabe von Befragungseinladungen an die Teilnehmenden Informationen zu erhalten. Die Bildungseinrichtungen wurden nachfolgend im Rahmen einer Nachfassaktion per E-Mail an die Mitwirkung an der Teilnehmendenbefragung erinnert, über die Verlängerung des Befragungszeitraums informiert und gebeten, bei Nichtteilnahme eine kurze Rückmeldung zu geben. Die Rückmeldungen ergaben Hinweise darauf, dass bei den Trägern im Befragungszeitraum bzw. seit der Anerkennung bisher noch keine Teilnehmenden mit Bildungszeit verzeichnet wurden. Insgesamt gaben 98 Träger bzw. 14 Prozent der Träger die Rückmeldung, dass die Befragungseinladungen aus den nachfolgenden Gründen nicht weitergegeben wurden oder werden konnten:

 Nennung, dass es keine Teilnehmenden im Zeitraum März bis Mai 2018 gab (ca. 9 Prozent aller angeschriebenen Träger),

 Nennung, dass bisher generell keine Teilnehmenden seit Anerkennung vorhanden waren (ca. 2 Prozent aller angeschriebenen Träger),

 Nennung, dass keine Maßnahmen gemäß Bildungszeitgesetz im Zeitraum März bis Mai 2018 angeboten wurden (ca. 2 Prozent aller angeschriebenen Träger),

 Nennung, dass keine Kenntnis über die Inanspruchnahme von Bildungszeit besteht (ca.

0,8 Prozent aller angeschriebenen Träger),

35

 Nennung, dass die Befragung verweigert wird (ca. 0,2 Prozent aller angeschriebenen Träger)9.

Wie auch die zweite Datenabfrage des RP Karlsruhe für das Jahr 2017 zeigt, gab es bei insgesamt 11,6 Prozent der angeschriebenen Bildungseinrichtungen keine Teilnehmenden, die Bildungszeit in Anspruch genommen hatten.

Neben der Rückmeldung einzelner Verweigerungen aus dem Kreis der Träger (Sportverein, KiLAG) fand eine Mitwirkung der drei Sportbünde Landessportverband Baden-Württemberg (LSV BW), Baden-Württembergischer Landessportbund (WLSB) und Badischer Sportbund Freiburg (BSB Freiburg) nicht statt. Der DGB Bezirk Baden-Württemberg verweigerte die Unterstützung der Befragung und gab zusammen mit anderen Gewerkschaften und Verbänden an, die Fragebögen nicht an die Teilnehmenden ihrer Maßnahmen weiterzugeben Gründe der Verweigerungen bestanden in einer fehlenden Zustimmung hinsichtlich der Ausgestaltung des Fragebogenentwurfs. Im Rahmen eines Pretests wurden Interessenvertretungen, die bereits an der Ausschreibung der Evaluation mitwirkten (z. B. Sportbünde, DGB), eingebunden und der Fragebogenentwurf in kurzer Frist an diese Interessenvertretungen mit der Bitte um Hinweise übergeben. Anmerkungen, die als sinnvoll und umsetzbar erachtet wurden, wurden in den Fragebogen übernommen.

Die Verweigerungen der Befragung bezogen auf den Fragebogenentwurf der Teilnehmendenbefragung blieben jedoch bestehen. Die Auswertungen zeigen, dass Rückmeldungen aus den Bereichen der Ehrenamtsqualifizierungen, im Sport und der politischen Weiterbildung, v.a. durch gewerkschaftliche Träger, nur in geringem Umfang in der Teilnehmendenbefragung vorhanden sind. Neben den genannten Gründen der Träger, die keine Angaben machen konnten (vgl. S. 30), ist dieses Ergebnisses auf die benannten Verweigerungen zurückzuführen. An Stellen, wo dennoch einzelne Ergebnisse zu diesen Bereichen der Inanspruchnahme von Bildungszeit – auch aus anderen Erhebungen der Evaluation, die nicht von den Verweigerungen beeinflusst wurden – vorliegen, fließen sie in die Ergebnisdarstellungen mit ein.

Die Befragung vom 1. März 2018 bis 31. Mai 2018 erbrachte nach Datenprüfung und -bereinigung einen Rücklauf von insgesamt N=233. In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurde daraufhin eine zweiteilige Nacherhebung im Feld der Teilnehmenden geplant, konzipiert und das Marktforschungsinstitut Innofact mit der Durchführung beauftragt. Im Rahmen der Nacherhebung wurde im August 2018 zum einen eine weitere quantitative Befragung, zum anderen eine qualitative Befragung umgesetzt. Der Fragebogen aus der ersten quantitativen Befragung wurde für die zweite Befragung in der Form grundsätzlich belassen, jedoch sprachlich ohne Bezug auf eine aktuell besuchte Maßnahme, sondern in

9 Rückmeldungen beziehen sich auf einzelne Verweigerungen eines Sportvereins und der Kirchlichen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Baden-Württemberg (KiLAG).

36 Bezug auf die Inanspruchnahme der letzten Maßnahme mit Bildungszeit angepasst (vgl.

Anlage 1b). Nach Durchführung der Befragung wurden die Datensätze der beiden Erhebungen zu den Teilnehmenden bereinigt, geprüft und zusammengeführt. Die Gesamtfallzahl beider Befragungen beträgt N=484.

Für die qualitative Befragung wurde in enger Absprache mit dem Auftraggeber und in Zusammenarbeit mit Innofact ein Interviewleitfaden konzipiert. Von dem Marktforschungsinstitut wurden anhand des Leitfadens zehn halbstündige Telefoninterviews mit Teilnehmenden geführt, die Weiterbildungsmaßnahmen unter Inanspruchnahme von Bildungszeit wahrgenommen hatten. Die Rekrutierung der Befragten erfolgte durch die vorgeschaltete quantitative Befragung und weitere Panelquellen von Innofact. Nach Abschluss der Befragung erhielt das f-bb für die Auswertung anonymisierte Interviewnotizen zu den geführten Gesprächen.

Beschreibung der Stichprobe der ersten quantitativen Erhebung und der zweiten quantitativen Erhebung durch Innofact

Von den 484 befragten Teilnehmenden an Weiterbildungsmaßnahmen unter Inanspruchnahme von Bildungszeit sind 41,9 Prozent weiblich und 52,5 Prozent männlich, wohingegen 5,6 Prozent keine Angabe zum Geschlecht machten. Im Durchschnitt sind die Befragten ca. 37,6 Jahre alt, die häufigste Altersklasse stellen mit 18,4 Prozent die 25 bis unter-30-Jährigen. Bei 35,1 Prozent leben minderjährige Kinder im Haushalt. Zudem geben 7,6 Prozent an, Angehörige oder Bekannte zu pflegen. Die Mehrheit der befragten Teilnehmenden bezieht ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 1.401 und 2.600 Euro (39,5 Prozent), gefolgt von einem Einkommen zwischen 2.601 und 4.400 Euro (27,1 Prozent).

Hinsichtlich des allgemeinbildenden Schulabschlusses haben mit 42,4 Prozent die meisten Befragten das (Fach-)Abitur bzw. die Hochschulreife, 27,1 Prozent einen Realschulabschluss bzw. die mittlere Reife oder Fachoberschulreife und an dritter Stelle mit 14,3 Prozent die Fachhochschulreife. Was ihren Berufsabschluss anbelangt, machen 7,6 Prozent der befragten Teilnehmenden keine Angaben. Die meisten Befragten haben mit 42,2 Prozent eine abgeschlossene (schulische) Berufsausbildung, 33,9 Prozent einen Fachhochschul- bzw.

Universitätsabschluss, 13,8 Prozent einen Meister-, Techniker- oder Fachschulabschluss. 2,3 Prozent geben an, keinen beruflichen Ausbildungsabschluss zu besitzen.

Mit 28,9 Prozent ist die Mehrzahl der befragten Teilnehmenden in einem Betrieb bzw.

Unternehmen mit 250 bis 1.000 Mitarbeiter/innen beschäftigt, gefolgt von Betrieben bzw.

Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeiter/innen (18,2 Prozent), mit 50 bis 249 Mitarbeiter/innen (17,6 Prozent) und 10 bis 49 Mitarbeiter/innen (13,8 Prozent). Die Gesamtgröße des Unternehmens, für das die Befragten arbeiten, ist bei 52,9 Prozent geringer als 3.000 Beschäftigte und bei 33,9 Prozent bei mehr als 3.000 Beschäftigten, während 13,2

37 Prozent hierzu keine Angabe getätigt haben. Hinsichtlich der Brancheneinteilung ergibt sich folgende Verteilung (n = 441): 31,8 Prozent der Befragten sind in der Industrie beschäftigt, 21,7 Prozent im öffentlichen Dienst, 14,3 Prozent im sonstigen Dienstleistungsbereich, 11 Prozent im Handel, 6,2 Prozent im Handwerk, 3,9 Prozent im kirchlichen Bereich und 2,3 Prozent geben Sonstiges an.

Die meisten befragten Teilnehmenden üben mit jeweils 11,4 Prozent fertigungstechnische Berufe bzw. IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe aus, gefolgt von sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen mit 10,1 Prozent. Mit Blick auf die berufliche Stellung (n = 409) sind 70 Prozent der Befragten Angestellte, 9,1 Prozent Arbeiter/innen, 5 Prozent in einem Beamtenverhältnis und 0,4 Prozent in einer arbeitnehmerähnlichen Stellung.

Die vertraglich festgelegte Arbeitszeit beträgt im Durchschnitt ca. 36,6 Stunden in der Woche. 6,6 Prozent der Befragten haben eine Arbeitszeit von 20 Stunden oder weniger. 8,9 Prozent der Befragten haben ein befristetes Arbeitsverhältnis. 2,9 Prozent sind über ein Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt. 33,5 Prozent geben an, in ihrer Tätigkeit Führungsverantwortung auszuüben. Von den befragten Teilnehmenden gehen 11,6 Prozent mehreren Erwerbstätigkeiten nach.

Fast die Hälfte der Befragten (43,6 Prozent) engagiert sich ehrenamtlich. 22,9 Prozent geben des Weiteren an, in einer Gewerkschaft aktiv zu sein, 7,6 Prozent in einer politischen Organisation.

Beschreibung der Stichprobe der qualitativen Erhebung durch Innofact

Die von Innofact durchgeführte qualitative Befragung fand mit zehn Teilnehmenden statt, die unter Inanspruchnahme der Bildungszeit seit der Gesetzeseinführung an mindestens einer Bildungsmaßnahme teilgenommen hatten. Von den zehn Befragten sind acht männlich und zwei weiblich. Zwei der Interviewten arbeiten in Betrieben mit 50-249 Beschäftigten, acht der Interviewten in Betrieben mit 250 bis über 3.000 Beschäftigten.

Jeweils vier der befragten Personen haben in den Bereichen der beruflichen Weiterbildung und der Qualifizierung zur Wahrnehmung ehrenamtlicher Tätigkeiten an Maßnahmen teilgenommen, zwei befragte Personen im Bereich der politischen Weiterbildung.