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Infolge der zunehmend netzgestützten Forschung nimmt die Zahl der Datenquellen in der MDC-Bibliothek kontinuierlich zu. Dies ist nicht nur in der MDC-Bibliothek, sondern auch in den anderen HGF-Einrichtungen erkennbar. Diesem Trend folgend soll dem Nutzer ein Re-chercheinstrument angeboten werden, das alle verfügbaren Datenquellen unter einer Oberflä-che vereint. Weitere wichtige Kriterien sind die Erschließungstiefe und die Aktualität der an-gebotenen Daten. Anders als der Katalog sollte das Discovery-System die Zeitschriften und E-Books auch auf Artikel- bzw. Kapitelebene anzeigen können.

Inspiriert wurden die Bibliothekarinnen von dem Discovery-System MedPilot aus Köln. Die-ses System wurde ursprünglich als Virtuelle Fachbibliothek entwickelt (vgl. Poley 2012) und wird mittlerweile „von der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) in Kooperati-on mit dem Deutschen Institut für Medizinische DokumentatiKooperati-on und InformatiKooperati-on (DIMDI) betrieben“ (Deutsche Zentralbibliothek für Medizin [ZB MED] und Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information [DIMDI] 2013). Obwohl von Anfang an fest-stand, dass dieses System in der MDC-Bibliothek nicht zum Einsatz kommen würde – der Erschließungsschwerpunkt von MedPilot liegt vorwiegend auf Monographien und Biblio-thekskatalogen – bot es dennoch einen ersten guten Eindruck der Oberflächen und Funktionen von Discovery-Systemen.

Mit diesen Eindrücken begann die Evaluation verschiedener Discovery-Systeme. Hierfür wurden einige Bewertungskriterien aufgestellt. Ein wichtiges Kriterium bestand darin, die Bestände der Bibliothek möglichst vollständig in die Suchmaschine überführen zu können.

Das Hauptaugenmerk lag auf der internen Zeitschriftendatenbank, den Online-Beständen fachrelevanter Zeitschriften und den E-Book-Paketen. Zu nennen sind außerdem die Daten-banken PubMed, das Web of Science sowie das institutseigene Repository. Unbedingt sollten die Bestände aus dem Bibliothekskatalog eingebunden werden können. Um den reibungslosen Import zu ermöglichen, musste das Discovery-System daher mit der Bibliothekssoftware SISIS-SunRise kompatibel sein. Als drittes wesentliches Auswahlkriterium ist die Manipu-lierbarkeit des Index zu nennen. Im Gegensatz zu zentralen Indizes, die Vielzahl von Metada-ten liefern – unabhängig davon, ob die Bibliothek die Inhalte lizenziert hat oder nicht – sollte ausschließlich die Literatur angeboten werden, die von der Bibliothek lizenziert wurde und für die ein Zugang zum Volltext besteht.

Darauf aufbauend, ergaben sich weitere Kriterien. Um den Zugang zu den Volltexten oder zum Bestellformular der Bibliothek zu ermöglichen, sollte der LinkResolver SFX eingebun-den wereingebun-den können. Die Möglichkeit zur föderierten Suche ergab sich als weiteres zwingen-des Kriterium, denn nur so ist eine Einbindung der Datenbanken PubMed und Web of Science gewährleistet. Die Auswahl des Geschäftsmodells war hingegen nachrangig und in Abhän-gigkeit zum jeweiligen System zu betrachten.

Unter Berücksichtigung dieser Kriterien begann die Evaluationsphase. Begutachtet wurden die Systeme Primo von ExLibris, TouchPoint von OCLC, EDS von EBSCO sowie ALBERT vom KOBV. Das System MetaLib, ein weiteres Produkt der Firma ExLibris, stand ebenfalls zur Wahl. Aufgrund schlechter Erfahrungsberichte anderer Bibliotheken wurde dessen Ein-satz aber sehr schnell ausgeschlossen.

Bereits nach relativ kurzer Zeit wurde klar, dass das System EDS von EBSCO die Vorstellun-gen der Bibliothek nicht erfüllen konnte. Größter Kritikpunkt an diesem Discovery-System war die Konzentration auf die Datenbestände von EBSCO. Diese sind von der MDC-Bibliothek nur zu einem kleinen Teil lizenziert. Der Großteil der MDC-Bibliotheksbestände hätte also per Hand eingebunden werden müssen. Aus dem Erfahrungsbericht des Forschungszent-rums Jülich und durch einen Vor-Ort-Besuch bei einem Berliner Anwender wurde deutlich, dass die Indexierung fremder Daten relativ kompliziert ist. Die Einstellung eines Systemver-walters wäre nötig gewesen, um die verschiedenen Fremddaten an die Anforderungen des EDS anzupassen. Auf der anderen Seite wären aufgrund des breiten Datenangebots im zentra-len Index der Firma EBSCO viele Volltexte nur kostenpflichtig verfügbar. Damit wäre ein wichtiges Kriterium der Bibliothek – der kostenfreie Volltextzugriff auf alle Artikel und Buchkapitel im Index des Discovery-Systems – nicht erfüllt gewesen. Aufgrund dieser Prob-lematik entschied man sich gegen das EDS.

Ähnlich verhielt es sich mit Primo. Hier bestanden Probleme bei der Einbindung von Daten, die nicht in PrimoCentral enthalten sind. Aus Erfahrungsberichten diverser Universitätsbiblio-theken ging zudem hervor, dass das Discovery-System nicht von einer einzigen Systembiblio-thekarin betreut werden könnte, da hierfür die Systemstrukturen zu komplex seien. Der hohe Preis und ein aus Sicht der MDC-Bibliothek unzureichendes Schulungsangebot sprachen ebenfalls gegen einen Einsatz. Auch die wunschgemäß vorhandene Möglichkeit, den LinkRe-solver SFX problemlos einzubinden, konnte die zahlreichen Nachteile des Systems nicht auf-wiegen.

Somit musste eine Entscheidung zwischen den Systemen ALBERT und TouchPoint gefällt werden. Beide Systeme erfüllten alle Anforderungen der MDC-Bibliothek. Neben der Einbin-dung des Bibliothekssystems SISIS-SunRise und des LinkResolvers SFX, ermöglichten sie die vollständige Kontrolle aller Datenbestände im Discovery-Index. Die technische Seite stell-te nach Einschätzung der Bibliothek in beiden Fällen ebenfalls kein Hindernis dar. Während ALBERT über den KOBV im SaaS-Modell gehostet wird, kann bei TouchPoint auf die jahre-langen Erfahrungen mit dem Bibliothekssystem SISIS-SunRise zurückgegriffen werden. Das System ALBERT wurde zudem von Anfang an für den Einsatz in wissenschaftlichen Einrich-tungen konzipiert und wäre daher für den Einsatz im MDC geeignet gewesen.

Letztendlich entschied man sich für das Produkt der Firma OCLC. Ausschlaggebend war die Möglichkeit der verteilten Suche, die in ALBERT nicht gegeben ist. Des Weiteren war das Zukunftspotential von ALBERT zum damaligen Zeitpunkt nicht einschätzbar. Es befand sich noch in der Entwicklung und wurde nur in der Bibliothek des Wissenschaftsparks Albert

Ein-stein genutzt. In der MDC-Bibliothek ist bereits seit 2003 das Bibliothekssystem SISIS-SunRise im Einsatz. Insgesamt kann bereits auf eine über 20-jährige erfolgreiche Zusammen-arbeit mit der Firma OCLC zurückgeblickt werden.