Mondschein I Farbiger Holzschnitt
ERNST LUDWIG KIRCHNER Aschaffenburg 1880–1938 Davos
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Sitzender Akt auf Diwan
Aquarell und Tusche über Vorzeichnung in Bleistift 1909
34,9 : 44,9 cm, Darstellung und Blattgrösse Rückseitig mit dem Basler Nachlassstempel Provenienz:
Auktion Stuttgarter Kunstkabinett, R. N. Ketterer, Mai 1954, Kat. Nr. 1127 Privatsammlung Schweiz
Ausstellung:
Bielefeld 1969, Kunsthalle, Ernst Ludwig Kirchner, Kat. Nr. 43, reprod. in Farben
Auf festem Velin, tadellos und vollkommen farbfrisch in der Erhaltung. Rückseitig eine vollgültige Kohlezeichnung: Ein liegender Akt unter einem Bild mit drei Tieren, den Kopf an einen sitzenden Akt angelehnt
Ein farblich höchst intensives Aquarell aus der Hochblüte der ‹Brücke›-Zeit in Dresden
Nr. 78 der Auktion ‹170 ausgewählte Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts›
vom 17. Juni 2011
Schätzung CHF 150 000.–
Zuschlag CHF 350 000.–
ERNST LUDWIG KIRCHNER Aschaffenburg 1880–1938 Davos
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Potsdamer Platz
Rohrfeder in schwarzer Tusche, mit dem Pinsel in dunkelbrauner Tusche überarbeitet und mit der Rohrfeder in schwarzer Tusche nochmals überzeichnet
1913
53 : 39 cm, Darstellung und Blattgrösse
Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert und datiert ‹E L Kirchner 13›
Provenienz:
Sammlung Gervais, Zürich/Lyon, rückseitig mit der Bezeichnung in Feder in Tinte ‹KZ 207›, verkauft 1948 durch die Kunsthalle Bern
Schweizer Privatbesitz seit 1948
Sauber und farbfrisch in der Erhaltung, auf Velin. Einzelne Knitter im Papier, minimaler Einriss links und unten. Sehr schöner Gesamteindruck
Wohl die bedeutendste Vorarbeit für das Ölbild ‹Potsdamer Platz› von 1914, Gordon 370, heute in der Nationalgalerie in Berlin, die die endgültige Komposition des Bildes schon sehr gut festhält. Im Bild wird lediglich auf das auf der Zeichnung festgehaltene Auto rechts verzichtet, während die beiden zentralen Frauenfiguren in der Mitte des Bildes und auch die Architektur des Hintergrundes (Haus Vaterland und die hohen Eingangsbögen des Bahnhofes Potsdamer Platz) nahezu unverändert in die Komposition übernommen wurden. Diese wohl wichtigste Vorzeichnung für das Hauptbild aus dem malerischen Œuvre des Künstlers wurde bis anhin in der Literatur nicht erfasst, sie blieb im Besitz des Künstlers, bis sie wohl in den dreissiger Jahren in den Besitz der immer noch etwas von Geheimnis umwitterten, hochbedeutenden Sammlung Gervais einging, der sich ab 1948 in verschiedenen Etap-pen von seinen Beständen trennte. – Die Vorzeichnung aus der ehem. Sammlung Karlheinz Gabler (E. L. Kirchner, Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle, Aschaffenburg 1980, reprod. pag. 171), heute im Brücke-Museum in Berlin, ist sehr viel skizzenhafter und geht weniger in die Details, ist aber etwas grösser im Format
Nr. 85 der Auktion ‹170 ausgewählte Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts›
vom 17. Juni 2011
Schätzung CHF 300 000.–
Zuschlag CHF 680 000.–
ERNST LUDWIG KIRCHNER Aschaffenburg 1880–1938 Davos
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Strassenszene
Holzschnitt – in 2 Druckvorgängen in den Farben Schwarz und Violett gedruckt 1913–1914
25,2 : 26,5 cm, Darstellung – 39,8 : 34,2 cm, Blattgrösse
Unten rechts vom Künstler in Bleistift voll signiert und datiert ‹E L Kirchner 12›. Rückseitig mit Kirchners Stempel für grosse Seltenheiten ‹Unverkäuflich / E L Kirchner›. Mit dem Basler Nachlassstempel, aber nicht ausgefüllt
Werkverzeichnis:
Dube H 235/b Provenienz:
Auktion Klipstein und Kornfeld, Bern, 9.–10. Juni 1961, Kat. Nr. 429, reprod.
Privatbesitz Deutschland Ausstellungen:
Florenz 1964, Palazzo Strozzi, L’Espressionismo, Mai-Juni, Kat. Nr. 282
Bielefeld 1969, Kunsthalle, Ernst Ludwig Kirchner, Kat. Nr. 144, reprod. pag. 51
Tadellos in der Erhaltung, auf leichten Karton gedruckt, mit breitem Rand. Der schwarze Holzstock in diesem Exemplar teilweise mit Violett überdruckt oder vor dem Druck monotypieartig eingefärbt Von grösster Seltenheit. Das bis anhin einzig bekannt gewordene, in zwei Farben gedruckte Exemplar, das persönliche Exemplar Kirchners, das er mit ‹unverkäuflich› bezeichnet hat und das dann in den Nachlass kam. Drucke in Schwarz sind bis anhin 4 bekannt geworden. In der vorliegenden Form aller Wahrscheinlichkeit nach Unikat
Wir danken Prof. Günther Gercken für seine Information über die Anzahl der bekannten Exemplare
Nr. 62 der Auktion ‹150 ausgewählte Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts›
vom 18. Juni 2010
Schätzung CHF 200 000.–
Zuschlag CHF 560 000.–
ERNST LUDWIG KIRCHNER Aschaffenburg 1880–1938 Davos
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Strassenszene mit Hündchen Radierung
1914
24,7 : 17,2 cm, Plattenkante – 37,5 : 27 cm, Blattgrösse
Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert ‹E L Kirchner›. Rückseitig mit dem Basler Nach-lassstempel
Werkverzeichnis:
Dube R 178/a (v. b) Provenienz:
Privatsammlung Deutschland
Tadellos in Druckqualität und Erhaltung, mit rauh zeichnenden Plattenrändern und mit leichtem Ton gedruckt
Eine der berühmten Strassenszenen von 1914. Selten
Nr. 86 der Auktion ‹170 ausgewählte Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts›
vom 17. Juni 2011
Schätzung CHF 60 000.–
Zuschlag CHF 240 000.–
ERNST LUDWIG KIRCHNER Aschaffenburg 1880–1938 Davos
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Junkerboden
Rückseitig: Frau in der Nacht – Portrait Frau Dr. Marie-Luise (Robert) Binswanger, Kreuzlingen Farbiger Holzschnitt – November 1919
34 : 61,5 cm, Darstellung – 43,5 : 67,8 cm, Blattgrösse
Unten rechts unter der Darstellung vom Künstler in Bleistift signiert ‹E L Kirchner›, unten rechts im Papierrand eigenhändig mit dem Titel, der Datierung und Bezeichnung ‹Junker boden 19 2. Zustand›
Werkverzeichnis: Dube H 388/b/3/II Provenienz:
Sammlung Gervais, Zürich/Lyon, rückseitig mit der Bezeichnung in Feder in Tinte ‹KFH 49›, verkauft 1948 durch die Kunsthalle Bern
Auktion Klipstein & Kornfeld, Bern, Mai 1957, Kat. Nr. 381, reprod. in Farben Privatsammlung Schweiz
Ausstellung:
Bielefeld 1969, Kunsthalle, Ernst Ludwig Kirchner, Kat. Nr. 153, reprod. in Farben
Prachtvoller Druck auf Japan, mit breitem Papierrand, in der farblich reichsten Variante. Der schwarze Zeichnungsstock farblich bereichert mit folgenden Farbplatten:
1. Grün. Junkerboden und Berge, mit dem in Holz geschnittenen Titel oben links ‹Junkernboden›
2. Gelb. Der Vordergrund, gedruckt vor dem Zeichnungsstock 3. Dunkelrot. Teile der Berge
4. Helleres Rot. Abdruck des Junkerbodens und die Leidbachhörner links 5. Blau. Die Tannen im Mittelgrund
Von grösster Seltenheit, vielleicht Unikat. In dieser reichen Farbgebung und perfekten Druckqualität nur in diesem Exemplar von Prof. Dr. G. Gercken erfasst
Unter dem 4. November 1919 notiert Kirchner in sein Tagebuch: ‹Holzschnitt des Junkernboden ange-fangen›. Die folgenden Einträge befassen sich primär mit den Schnitzarbeiten für das Bett für Erna.
Vom 9. Dezember 1919 stammt der letzte Eintrag für das Jahr 1919, dann wird das Tagebuch erst am 30. Mai 1922 wieder aufgenommen. Somit ist die weitere Arbeit und die Vollendung des Holzschnittes nicht dokumentiert, er ist aber sicherlich noch 1919 fertig gestellt worden
Nr. 88 der Auktion ‹170 ausgewählte Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts›
vom 17. Juni 2011
Schätzung CHF 300 000.–
Zuschlag CHF 900 000.–
ERNST LUDWIG KIRCHNER Aschaffenburg 1880–1938 Davos
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Rückseitig:
Frau in der Nacht – Frau Dr. Marie-Luise (Robert) Binswanger, Kreuzlingen
Farbiger Holzschnitt Oktober 1919
58,3 : 34,5 cm, Darstellung – 67,8 : 43,5 cm, Blattgrösse Werkverzeichnis:
Dube H 405/b
Gleiche Provenienz und Ausstellung wie ‹Junkerboden›
In Rot und Blau monotypieartig eingefärbter Druck vom gleichen Stock
Dargestellt ist Frau Dr. Marie-Luise Binswanger, die Witwe des 1910 verstorbenen Psychiaters Robert Binswanger, eine gebürtige Bremerin, die mit Kirchner während seines Aufenthaltes in Kreuzlingen freundschaftliche Beziehungen pflegte und die auch Briefe nach seinem Diktat schrieb. Die guten Kontakte blieben auch nach der Zeit von Kreuzlingen bestehen, Marie-Luise Binswanger besuchte Kirchner Mitte Oktober 1919
Es gibt eine Theorie, dass es sich um das Portrait von Frau Dr. Ludwig (Herta) Binswanger handelt.
Sie stützt sich primär auf den Eintrag im Tagebuch vom 12. September 1919: ‹Ein paar Zeichnungen und Photos, sonst nichts. Tag war heiss und traurig. Herr und Frau Binswanger waren da. Sehr nett, doch bekomme ich kein Verhältnis zu den Leuten. Kopf der Frau.› Bezugnehmend auf diesen Besuch schreibt Kirchner unter dem 14. September 1919 an Frau Dr. Spengler, dass Herr und Frau Dr. Ludwig da gewesen seien, um die ‹Mondnacht› anzusehen (was für einen Besuch im Haus ‹In den Lärchen›
spricht, denn das Bild war sicherlich nicht auf der Stafelalp, wo sich Kirchner noch bis zum 16. Sep-tember aufhielt). Beim Eintrag ‹Kopf der Frau› handelt es sich wohl um eine Zeichnung. Es gibt keine Belege dafür, dass Kirchner mit Frau Dr. Ludwig Binswanger freundschaftlich verkehrte, im Gegenteil, das Verhältnis blieb distanziert. Ganz im Gegensatz zu Marie-Luise Binswanger, die schon in Kreuzlin-gen zu Kirchner gute Kontakte hatte und die Kirchner auch bei der Bewältigung seiner Korrespondenz behilflich war. Eine Photographie von Marie-Luise Binswanger aus dem Jahre 1919 spricht für sie als Dargestellte. Auch der in Bern lebende Enkel von Marie-Luise Binswanger, Dr. Jürg Binswanger, ist der Auffassung, dass es sich um ein Portrait seiner Grossmutter handelt
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Zwei Frauen am Tisch, mit einem Stierkopf Deckfarben und Aquarell
März 1920 13,6 : 12,2 cm
Unten links vom Künstler in Feder in Tusche signiert ‹Campendonk›, daneben 2 kleine Herzen und die Dedikation ‹In herzl. Freundschaft›
Vollkommen farbfrisch in der Erhaltung, alt auf altes Velin aufgezogen
Miniaturartige, bis ins kleinste Detail durchkomponierte, sehr typische Arbeit von gros sem Reiz
Nr. 21 der Auktion ‹150 ausgewählte Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts›
vom 18. Juni 2010
Schätzung CHF 40 000.–
Zuschlag CHF 60 000.–
HEINRICH CAMPENDONK