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3. Überleitung zur Empirie

5.8. Coping und Empowermentfaktoren 1. Spracherwerb

5.8.3. Ernährung

Frau E: „Es gibt unten eine Küche und Chef kocht selber auch. Und wie schaut das dann aus. Es gibt verschiedene, essen auch und kochen auch, wir unsere nationale essen kochen. Mir gefällt österreichische Küche auch. Meine Kinder auch ganz gerne. Mit dem Essen haben keine Probleme.“

Wenn unten gekocht wird. Wird gemeinsam gegessen?

„Nein, so nicht. Wenn nicht jeder kann Deutsch. Jede Familie. Jede Familie.“

Bei sämtlichen Interviews spielte Ernährung eine zentrale Rolle.

Situtationsbeschreibung bei Familie D. Essen wurde auf den Tisch gestellt mit den Worten, „Es kommt von Herzen“.

Bei der tschetschenischen Familie wurde bei beiden Interviewzeitpunkten der Tisch reichlich gedeckt, die Hausfrau bewegte sich unaufhörlich zwischen Küche und Wohnzimmer und sorgte sich immer wieder um das Wohlbefinden ihrer Gäste.

Gastfreundschaft schien sehr wichtig. Zum zweiten Interviewzeitpunkt wurde immer wieder gefragt ob nicht Fleisch erwünscht sei. Es war nicht leicht, dies abzulehnen und es wurde dies für einen etwaigen dritten Termin als Fixpunkt angekündigt.

Bei einem Interviewtermin im Haus der Frauen in Hollerbrunn wurden Dr. Herbert Langthaler und Elisabeth Poindl, von einer Hausbewohnerin traditionelle afrikanische Kostproben bereit gestellt.

5.8.3.1. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Über Ernährung wurde nicht viel gesprochen, dennoch spielte sich alles „um das Essen herum“ ab. Es wurde während der letzten Interviewsituation Elisabeth Poindl, immer wieder „ermahnt“ zu zugreifen und gefragt, warum sie nicht mehr essen wolle.

Ernährung und der damit in Zusammenhang stehende Ausdruck von Gastfreundschaft wurde in sechs der Interviews beobachtet- ein Experteninterview fand in einer Frauenberatungsstelle statt. Gemeinsames Essen und die Zubereitung von Speisen sind wie im theoretischen Teil, angeführt auch in dieser Untersuchung als wesentlicher Empowermentfaktor zu sehen. Frau Mag. Lettner betonte die Wichtigkeit der Ernährung und wies darauf hin, dass einige Frauen des Frauenhauses ein Kochbuch gestaltet hätten, der Gewinn durch den Verkauf kämen den Frauen zu Gute.

5.9. Unterkategorien

Die folgenden Kategorien wurden aufgenommen, da sie für einzelne Asylwerber zwar wichtig waren, aber in der Interviewsituation eher „Randthemen“ darstellten oder beispielsweise, so wie die Tagesstruktur als selbstverständlich galt, dass zwar eine kurze Thematisierung stattfand, allerdings nicht zentralisiert ist. Dennoch werden sie nicht ausgespart, da sie auf der einen Seite wesentliche Empowermentfaktoren und auf der anderen Seite Zusatzinformationen darstellen, die für eine andere Gruppe von Asylwerbern ebenfalls von Bedeutung sein kann.

5.9.1. Tagesstruktur

Herr A: „Zuerst was macht wenn er steht gerade auf, er macht zuerst etwas Sport und die Kinder sollen auch etwas tun. Einfach ein bisschen Bewegung in der Wohnung.

Dann betet dann macht Frühstück mit Kinder dann Kinder gehen in die Schule oder Kindergarten, dann Arzttermine, Schultermine- viele Termine und dann bis Ende des Tages immer unterwegs. Dort und dort und dort.“

5.9.1.1. Zusammenfassung und Schlussfolgerung

In Familien mit Kindern entsteht durch diese, selbstverständlich eine Tagesstruktur.

Die Personen haben Aufgaben und kommen dadurch ins „Handeln“, müssen aktiv sein. Wenn Personen intrinsisch motiviert sich eine Tagesstruktur schaffen, kann dies als wichtiger Copingfaktor gesehen werden. Ein weiteres Beispiel ist, dass sich durch das Vorhandensein von Kindern eine geregelte Tagesstruktur ergibt, welche wiederum als starker Empowermentfaktor angesehen werden kann. Im Gegenzug verlangt es viel von einem Asylwerber, der alleine in Österreich ist, sich selber eine Tagesstruktur zu schaffen, dies gilt auch für Asylwerber welche von ihrer Familie

„getrennt“ sind.

5.9.2. Religion

Das Thema Religion wurde während der Interviewsituation bei Familie A merklich, als der Beginn der Gebetszeit durch laute Gesänge im Fernseher verkündet wurde. Auf die Frage, ob die Familie die Moschee besucht:

Familie A: „Ja. Er hat Freundschaft und Kontakte bekommen (….) Es gibt in St.

Pölten drei Moschee, er geht nicht in die tschetschenische, er geht in die andere - in die allgemeine- zentrale Moschee. Soldenburgerstrasse, älteste Moschee.“

Auf die Frage ob Person B Religion aktiv ausübt:

Person B: „Nein. Überhaupt nicht. Nein. Ich weiß es nicht warum. Ich kann nicht beten fünf Mal am Tag. Ein mal vier Uhr früh, zweites Mal. Zwölf Uhr, drittes halb drei, viertes Mal zum Beispiel jetzt, achtzehn Uhr, fünfte acht Uhr (gemeint 2Uhr ).

Auf die Frage ob Glaube für sie wichtig sei:

Frau E: „Ja, oh, ja. Wir manchmal gehen nach Wien, ist georgische. Russische Kirche ist groß aber jetzt auch gibt es georgische Patre - Pfarrer. Und wenn Ostern ist wir gehen auch dort.“ (…) „Wenn ich glaube ich bete, ist ein bisschen frei. Ohne Glaube geht nicht.“ (..) „Einmal wird alles besser ich hoffe das. Das Gott schmeißt mich nicht weg. Ich sage das immer, verlass mich nicht.“

Auf die Frage an Frau D, was sie so stark mache, um die geschilderte Situation zu bewältigen, antwortete sie wie folg:

„Ich glaube sehr Gott, nur Gott mir helfen, niemand andere Leute. Nur Gott, jetzt ich bin orthodox. Vielleicht sie wissen 40 Tage Fastenzeit, kann nicht essen Fleisch, kann nicht essen Käse, nicht essen Milch und ich fühle mich ich bin stark, hat Gott mir……“

5.9.2.1. Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Das Thema Glaube wurde nur in einem Interview, dem von Frau D, von der interviewten Person angesprochen. In den anderen Interviewsituationen wurde das Thema Religion von Seiten der Interviewerin thematisiert. Dies kann so interpretiert werden, dass Glaube etwas sehr Persönliches, Privates ist.