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2.2.1 Ausgangsbasis

Das Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt besitzt langjährige Erfahrungen im Umgang mit Wärmebildkameras. Erste Einsätze reichen bis in das Jahr 1986 zurück, als die noch für militärische Anwendungen entwickelte

englische Kamera P4428 in den Besitz des Institutes gelangte. Sie wurde als Rauchsichtgerät bei Brandversuchen eingesetzt und ermöglichte erstmal die Verfolgung von Brand- und Löschprozessen durch dichte Rauchschwaden hindurch. Diese Geräte erwiesen sich bei Versuchen in der

Brandschutzforschung als unentbehrlich.

Das Nebeneinander von Video- und Wärmebildaufzeichnung gehört bis heute mit zum messtechnischen Standard bei Brandversuchen. Dabei kamen auch unterschiedlichste Feuerwehr-Wärmebildkameras unmittelbar im

Brandraum zum Einsatz, da sie den extremen Bedingungen Stand halten.

Durch diese forschungsbezogene Verwendung konnte die Eignung der einzelnen Modelle unter extremen thermischen Belastungen getestet werden. Beiläufig wuchs der Erfahrungsschatz im Umgang mit

Wärmebildkameras. Im Ergebnis dessen konnte umfangreiches praxisorientiertes Datenmaterial zusammengetragen werden, das als außergewöhnlich bezeichnet werden darf. Im Rahmen von zahlreichen Feuerwehreinsätzen mit dem mobilen Brandlabor „MOBLAB“ zur

Unterstützung der Feuerwehren bei Großereignissen über mehr als zehn Jahre hinweg, kam weiteres praxisbezogenes Datenmaterial hinzu.

Parallel dazu konnten sich auch viele Feuerwehren selbst mit Wärmebildkameras ausrüsten und es entstand ein enormer

Informationsbedarf. Da aber kaum Lehr- und Ausbildungsmaterial zur

Verfügung stand, galt es, das Wissen und Erfahrungen den Feuerwehren auf direktem Wege zukommen zu lassen. So wurde Anfang 2000 als

Gemeinschaftsprojekt zwischen der Brandschutz- und

Katastrophenschutzschule Heyrothsberge (heute: Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge - IBK) und dem Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt ein Dreitage-Fortbildungslehrgang „Wärmebildkamera im Feuerwehreinsatz“ aufgebaut, der umfassend und komplex über Technik und Einsatz der Wärmebildkameras informiert. Der Unterricht schließt auch

kleinere praktische Trainingseinheiten mit ein. Ein darauf aufbauender

„reiner“ Trainingslehrgang ist in Erarbeitung. Bislang ist dieser Lehrgang einzigartig und wird in dieser Form in Deutschland nur am Standort Heyrothsberge angeboten [10].

2.2.2 Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen

Um den vielen Fragestellungen der Anwender bei den Feuerwehren besser gerecht zu werden, wurden am Institut zunehmend mehr Forschungsthemen bearbeitet, die sich mit aktuellen Themen zum Einsatz der Wärmebildkamera befassen.

Aufgrund der vorteilhaften Konstellation, dass sich mit der Otto-von-Guericke-Universität-Magdeburg und der Fachhochschule Magdeburg-Stendal und ihren Studiengängen „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ im nahen Umfeld zwei wichtige Forschungseinrichtungen befinden, konnten auch Studenten mit in die Teilbearbeitungen der Themen einbezogen werden und ihre Bachelor- bzw. Masterarbeiten anfertigten. Es handelte sich dabei um praxisorientierte Aufgabenstellungen, die sich mit noch ungelösten Fragestellungen oder Sonderanwendungen der Wärmebildkameras befassten und den Studenten angeboten werden.

So konnten in den letzten Jahren insgesamt 9 Bachelor- bzw. Masterarbeiten angefertigt und erfolgreich verteidigt werden. Die Arbeitsthemen der

studentischen Arbeiten der Jahre 2008 bis 2013 sind in Abbildung 1 zusammengestellt.

Abbildung 1: Zusammenstellung der bearbeiteten Themenbereiche

An dieser Stelle seien nur einige Themenkreise besonders genannt: Steve Schneider [11] und Marc Steidel [12] befassten sich mit der „Genauigkeit der Temperaturmessfunktion“ der Wärmebildkameras, Danny Purrmann mit der

„Reichweite von Funkübertragungen der Wärmebildkameras“ aus

unterirdischen Verkehrsanlagen [13]. Eine weitere interessante Thematik stellte die „Füllstandsbestimmung mit Wärmebildkameras“ dar, die von Florian Grobe bearbeitet wurde [14].

2.2.3 Bearbeitungsstand zur Reichweitenproblematik

Seit einigen Jahren steht die Einsatzreichweite insbesondere bei der Personensuche im Fokus der Untersuchungen. Anfang 2009 konnte die Arbeit von Martin Stephan [15] zum Thema: „Untersuchungen zum thermischen und räumlichen Auflösungsvermögen von

feuerwehrspezifischen Wärmebildkameras“ erfolgreich abgeschlossen werden. Sie stellt eine erste Basisarbeit dar. Schwerpunkt dieser Arbeit war die Untersuchung des thermischen und räumlichen Auflösungsvermögens von Wärmebildkameras der Feuerwehr. Sie schloss erste Experimente zur Reichweitenbestimmung zur Personen- und Tiersuche am Boden ein, die erste Abschätzungen zur Reichweite zuließen.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen befasste sich Damian Gräbe [16] in seiner Masterarbeit mit dem Thema „Untersuchung zur räumlichen und thermischen Auflösung von Wärmebildkameras unter dem besonderen Aspekt der Einsatz- bzw. Erkennungsreichweite im Freien“. Diese Arbeit fokussierte die Personensuche und Reichweitenbestimmung vom Boden und vom Drehleiterfahrzeug aus. Zudem wurden die Einflüsse durch die

Messobjekt-eigenschaften, die Umgebungstemperaturen und die Kameratechnik auf die Reichweite von Wärmebildkameras genauer untersucht.

In dieser Arbeit konnten weitere wichtige und aussagekräftige Erkenntnisse gewonnen werden. Sie bestätigten wichtige Annahmen und Ergebnisse aus der voran gegangenen Arbeit. Es konnten erste Reichweiten für

Wärmebildkameras von Drehleiterfahrzeugen aus bestimmt werden. Die Resultate seiner Arbeit sind Bestandteil des Abschnittes 4 – Experimentelle Voruntersuchungen (Messkampagne 1).

In der Bachelorarbeit von Sebastian May [17] wurden weitere Experimente am Boden und von der Drehleiter aus durchgeführt. Unter Anwendung des von ihm weiterentwickelten „Pixelkriteriums“ zur Auswertung der

Wärmebildaufnahmen gelingt es, diese objektiv zu bewerten und Grenzentfernungen genauer zu bestimmen. Der Einsatz von

Wärmebildkameras der Feuerwehr aus Hubschraubern heraus ist auch für das Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt als absolutes Neuland zu betrachten. Herr May untersuchte diese weitere Möglichkeit zur Personensuche. Es konnten nun erstmals die drei taktischen

Einsatzvarianten Boden, Drehleiter und Hubschrauber hinsichtlich ihrer Reichweite sowie ihrer Vor- und Nachteile zusammenstellt und bewertet werden. Ziel der drei Untersuchungen war es festzustellen, ob der Einsatz der Feuerwehrkameras aus größeren Höhen und erweiterter Mobilität überhaupt möglich ist und weitere Einsatzvorteile bei der Personensuche erbringen kann. Die Ergebnisse seiner Arbeit bilden den Grundbestanteil der Abschnittes 5 – Reichweitenuntersuchungen in der Messkampagne 2.

Inzwischen sind alle Arbeiten erfolgreich verteidigt worden. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten trugen sehr zum Gelingen der Arbeit bei. Für ihre Mitarbeit sei ihnen herzlich gedankt.