5 Erhaltungs- und Entwicklungsziele
5.2 Erhaltungs- und Entwicklungsziele für die Lebensstätten von Arten
Generelles Erhaltungsziel ist die Erhaltung der Lebensstätten der Arten in ihrer räumlichen Ausdehnung sowie die Erhaltung der Arten in einem günstigen Erhaltungszustand. Bezogen auf das jeweilige FFH-Gebiet ist damit gemäß FFH-RL zumindest der Erhaltungszustand zu erhalten, der frühestens zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der FFH-RL vorhanden war. Dies schließt auch die Wiederherstellung von Lebensstätten ein, bei denen im Vergleich zu frühe-ren Kartierungen ein Verlust bzw. eine Verschlechterung des Erhaltungszustands eingetre-ten ist.
5.2.1 Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea teleius) [1059]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen, frischen bis feuch-ten, besonnten Wiesenkomplexen, einschließlich kleinflächigen jungen Bra-chestadien sowie von Saumstrukturen, mit Beständen des Großen Wiesen-knopfs (Sanguisorba officinalis) und Kolonien der Wirtsameise aus der Gat-tung Myrmica
Erhaltung eines Wasserhaushalts, der langfristig stabile Vorkommen des Gro-ßen Wiesenknopfs und Kolonien der Wirtsameise gewährleistet
Erhaltung einer lichten Vegetationsstruktur
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten Bewirtschaftung oder Pflege
Erhaltung der Vernetzung von Populationen Entwicklungsziele:
Aufbau einer stabilen Metapopulationsstruktur durch Entwicklung zusätzlicher Habitatflächen.
5.2.2 Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea nausithous) [1061]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen, frischen bis feuch-ten, besonnten Wiesenkomplexen, einschließlich kleinflächigen jungen Bra-chestadien sowie von Hochstaudenfluren und Saumstrukturen, mit Beständen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) und Kolonien der Wirts-ameise aus der Gattung Myrmica
Erhaltung eines Wasserhaushalts, der langfristig stabile Vorkommen des Gro-ßen Wiesenknopfs und Kolonien der Wirtsameise gewährleistet
Erhaltung einer lichten Vegetationsstruktur
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten Bewirtschaftung oder Pflege
Erhaltung der Vernetzung von Populationen Entwicklungsziele:
Aufbau einer stabilen Metapopulationsstruktur durch Entwicklung zusätzlicher Habitatflächen.
5.2.3 Spanische Flagge (Callimorpha quadripunctaria) [*1078]
Erhaltungsziele:
Erhaltung eines Verbundsystems aus besonnten, krautreichen Säumen und Staudenfluren im Offenland und Wald sowie deren strauchreiche Übergangs-bereiche
Erhaltung von blütenreichen, im Hochsommer verfügbaren Nektarquellen ins-besondere in krautreichen Staudenfluren mit Echtem Wasserdost (Eupatorium cannabinum) oder Gewöhnlichem Dost (Origanum vulgare)
Entwicklungsziele:
Für die Art werden keine Entwicklungsziele formuliert.
5.2.4 Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von strukturreichen, sauerstoffreichen Fließgewässern mit naturna-hen Abflussverhältnissen, überströmten kiesigen Sohlbereicnaturna-hen und ausrei-chend mit Sauerstoff versorgten Feinsedimentablagerungen
Erhaltung eines guten chemischen und ökologischen Zustands oder Potentials der Gewässer ohne beeinträchtigende Feinsediment- oder Nährstoffbelastun-gen
Erhaltung einer natürlichen Gewässerdynamik, die fortwährend zur Entste-hung oder Regeneration von Reproduktions- und Aufwuchshabitaten führt
Erhaltung von durchwanderbaren Fließgewässern und einer Vernetzung von Teillebensräumen und Teilpopulationen
Erhaltung von Lebensräumen mit ausreichend wirksamen Fischschutzeinrich-tungen im Bereich von Wasserkraftanlagen und Wasserentnahmestellen Entwicklungsziele:
Wiederherstellung durchwanderbarer naturnaher Fließgewässerabschnitte
Reduktion der Nährstoffbelastung in der Murg
Lenkung der Freizeitnutzung in der Murg 5.2.5 Groppe (Cottus gobio) [1163]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von naturnahen, strukturreichen, dauerhaft wasserführenden Ge-wässern mit lockerer, kiesiger bis steiniger Gewässersohle und einer natürli-chen Gewässerdynamik
Erhaltung eines guten chemischen und ökologischen Zustands oder Potentials der Gewässer ohne beeinträchtigende Feinsediment- oder
Nährstoffbelastun- Erhaltung von geeigneten Versteck- und Laichmöglichkeiten wie Totholz, ins gen Wasser ragende Gehölzwurzeln, Uferunterspülungen und Hohlräume
Erhaltung von durchgängigen Fließgewässern
Erhaltung von Lebensräumen mit ausreichend wirksamen Fischschutzeinrich-tungen im Bereich von Wasserkraftanlagen und Wasserentnahmestellen Entwicklungsziele:
Wiederherstellung durchwanderbarer naturnaher Fließgewässerabschnitte
Reduktion der Nährstoffbelastung in der Murg
5.2.6 Gelbbauchunke (Bombina variegata) [1193]
Erhaltungsziele:
Erhaltung eines Mosaiks aus ausreichend besonnten, flachen, vegetationsar-men, zumeist temporären Klein- und Kleinstgewässer, wie in Fahrspuren, an Wurzeltellern oder in Abbaugebieten
Erhaltung von Laub- und Mischwäldern, Feuchtwiesen und Ruderalflächen, insbesondere mit liegendem Totholz, Kleinsäugerhöhlen und weiteren geeig-neten Kleinstrukturen im Umfeld der Fortpflanzungsgewässer als Sommerle-bensräume und Winterquartiere
Erhaltung des räumlichen Verbundes zwischen den Teillebensräumen
Erhaltung einer Vernetzung von Populationen Entwicklungsziele:
Für die Art werden keine Entwicklungsziele formuliert.
5.2.7 Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) [1321]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von strukturreichen, lichten Laub- und Laubmischwäldern mit Wal-dinnen- und -außenrändern
Erhaltung von vielfältigen, reich strukturierten Kulturlandschaften mit Bäumen, Hecken, Feldgehölzen, gewässerbegleitenden Gehölzbeständen, Weiden, (Streuobst-)Wiesen, Äckern
Erhaltung von geeigneten, störungsfreien oder störungsarmen Höhlen und un-terirdischen Bauwerken, wie Stollen und Keller, als Winter- und Schwärmquar-tiere, auch im Hinblick auf die Einflugsituation
Erhaltung der Wochenstubenquartiere in Gebäuden, insbesondere mit großen Dachräumen sowie in Viehställen, auch im Hinblick auf die Einflugsituation
Erhaltung einer ausreichend hohen Anzahl von Gebäude- und Baumquartie-ren als Sommer- und Zwischenquartiere
Erhaltung von geeigneten klimatischen Bedingungen in den Quartieren, insbe-sondere günstige Temperaturen in den Wochenstuben und Winterquartieren
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten Viehhaltung, ein-schließlich der wichtigen Funktion von Viehställen als Jagdhabitate
Erhaltung eines ausreichenden und dauerhaft verfügbaren Nahrungsangebots, insbesondere Insekten und Spinnen im Wald und in den Streuobstwiesen
Erhaltung des räumlichen Verbunds von Quartieren und Jagdhabitaten ohne Gefahrenquellen sowie von funktionsfähigen Flugrouten entlang von Leitlinien Entwicklungsziele:
Entwicklung von strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern mit hohem Höhlenangebot
5.2.8 Großes Mausohr (Myotis myotis) [1324]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von großflächigen Laub- und Laubmischwäldern mit einem ausrei-chenden Anteil an Beständen mit geringer Strauch- und Krautschicht
Erhaltung von vielfältigen, reich strukturierten Kulturlandschaften mit Grün-land, Äckern, Streuobstwiesen, Bäumen, Hecken und Feldgehölzen
Erhaltung der Wochenstubenquartiere, insbesondere in Gebäuden mit großen Dachräumen, sowie von weiteren Sommer- und Zwischenquartieren in Baumhöh-len, Spalten, Gebäuden und Bauwerken, auch im Hinblick auf die Einflugsituation
Erhaltung von geeigneten, störungsfreien oder störungsarmen Höhlen und un-terirdischen Bauwerken, wie Stollen und Keller, als Winter- und Schwärmquar-tiere, auch im Hinblick auf die Einflugsituation
Erhaltung von geeigneten klimatischen Bedingungen in den Quartieren, ins-besondere eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine günstige Temperatur in den Winterquartieren
Erhaltung eines ausreichenden und dauerhaft verfügbaren Nahrungsange-bots, insbesondere Laufkäfer und weitere Insekten im Wald und in den Streu-obstwiesen
Erhaltung des räumlichen Verbunds von Quartieren und Jagdhabitaten ohne Gefahrenquellen sowie von funktionsfähigen Flugrouten entlang von Leitlinien Entwicklungsziele:
Entwicklung von strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern mit hohem Höhlenangebot
5.2.9 Grünes Koboldmoos (Buxbaumia viridis) [1386]
Erhaltungsziele:
Erhaltung der natürlichen Standortverhältnisse ohne Nährstoff- oder Kalkein-träge
Erhaltung von Tannen- und Fichtenmischwäldern luft- und bodenfeuchter Standorte, insbesondere in Tallagen, Gewässernähe und in Schatthängen
Erhaltung eines luft- und bodenfeuchten Waldinnenklimas bei geringer Licht- und Windexposition
Erhaltung von Fichten- und Tannentotholz bis zum völligen Zerfall, insbeson-dere von Stubben sowie stärkerem liegendem Totholz
Erhaltung der besiedelten Totholzstrukturen Entwicklungsziele:
Verbesserung der Lebensstättenkontinuität durch Überführung von einschich-tigen Waldbeständen in tannendominierte Nadelbaumdauerwaldbestände
Ausweitung einer tannenorientierten Waldwirtschaft
5.2.10 Europäischer Dünnfarn (Trichomanes speciosum) [1421]
Erhaltungsziele:
Erhaltung der Wuchsorte, wie Höhlen, Halbhöhlen, Felsen und Blockhalden aus Silikatgestein
Erhaltung der oberflächlich sauren Standortverhältnisse ohne Kalkeinträge
Erhaltung eines ausgeglichenen Mikroklimas mit einer gleichmäßig hohen Luft- und Bodenfeuchtigkeit, bei geringer Wind- und Lichtexposition und gerin-gen Temperaturschwankungerin-gen, auch im Hinblick auf den umgebenden Wald
Der Einfluss der Bestockung auf die Dünnfarn-Bestände ist kaum abzuschätzen. Um hier mögliche Langzeitwirkungen zu verhindern, sollten die unmittelbar umgebenden Bereiche so entwickelt werden, dass sie möglichst ähnlich den Waldgesellschaften werden, unter denen dieser Wuchsort die letzten Jahrhunderte überlebt hat.
Entwicklungsziele:
Neue Lebensräume für den Dünnfarn lassen sich nur sehr schwer entwickeln, daher werden keine Entwicklungsziele formuliert
6 Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen
Die nachstehenden Maßnahmen sind Empfehlungen, die geeignet sind, die Erhaltungs- und Entwicklungsziele zu erreichen.
Erhaltungsmaßnahmen sind Maßnahmen, die dazu führen, dass in einem Natura 2000-Gebiet:
die im Standarddatenbogen gemeldeten FFH-Lebensraumtypen und Arten nicht verschwinden,
die Größe der gemeldeten Vorkommen ungefähr erhalten bleibt und
die Qualität der gemeldeten Vorkommen erhalten bleibt.
Das Verhältnis der Erhaltungszustände A/B/C soll (bezogen auf das gesamte Natura 2000-Gebiet) in etwa gleich bleiben bzw. darf sich zumindest nicht in Richtung schlechterer Zu-stände verschieben.
Wiederherstellungsmaßnahmen als Teil der Erhaltung sind für verloren gegangene Le-bensraumtypflächen/Artvorkommen erforderlich. Die Wiederherstellung ist hierbei verpflich-tend und daher der Erhaltung zuzuordnen. Folglich werden Wiederherstellungsmaßnahmen ebenfalls in Kap. 6.2 formuliert.
Entwicklungsmaßnahmen dienen dazu, Vorkommen neu zu schaffen oder den Erhaltungs-zustand von Vorkommen zu verbessern. Entwicklungsmaßnahmen sind alle Maßnahmen, die über die Erhaltungsmaßnahmen hinausgehen.
Im Einzelfall können zur Erreichung der Erhaltungsziele auch andere als im MaP vorge-schlagene Erhaltungsmaßnahmen möglich sein. Diese sollten dann mit den zuständigen Behörden gemeinsam abgestimmt werden.