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Im Dokument 61/2021 (Seite 70-75)

Generell kann die Einstellung der befragten Betriebe zur geplanten Datenerhebung in drei Ausprägungen eingestuft werden. Eine besonders geringe Auskunftsbereitschaft bzw. auch Ablehnung gab es bei der Erhebung von betriebswirtschaftlichen Daten wie Umsatz,

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Bruttowertschöpfung und Gewinn. Zweitens gab es eine Reihe von Indikatoren, bei denen die Betriebe grundsätzlich gesprächsbereit waren, aber die Daten bisher nicht systematisch erheben. Dazu gehören z. B. die Indikatoren Abfallmengen, Flächeninanspruchnahme und Niedriglohnquote, aber auch die Verkehrsmittelwahl der Gäste und die Gästezufriedenheit.

Zudem gibt es Indikatoren wie den Energieverbrauch (mit den Messgrößen Wasser in m³, Strom in kWh oder Gas in m³), zu denen alle Betriebe Daten vorliegen haben müssten, einige diese aber aus unterschiedlichen Beweggründen (z. B. wegen zu großem Rechercheaufwand) nicht zur Verfügung stellten. Diese Einschränkung betrifft insbesondere Betriebe, in denen Tourismus nur einen Teil der wirtschaftlichen Leistung darstellt. Dies traf in der Feldstudie auf Betriebe der Freizeitwirtschaft und privaten Ferienwohnungsbetreibern zu. Unter den 11 teilnehmenden Betrieben gab es 3 mit gemischter Struktur. Diese Betriebe konnten die Daten nicht genau trennen. Folglich liegt bei diesen Indikatoren eine Auskunftsbereitschaft, aber keine verlässlichen Daten vor. Somit sind die Betriebe wenig auskunftsfähig. Am größten ist die Gesprächsbereitschaft des betrieblichen Managements für eher unsensible Themen, wie zum Beispiel die Mitarbeiteranzahl und weiteren Indikatoren zum Personal. Auch zum Flächen- und Energieverbrauch waren einige Betriebe auch in der Lage, verwertbare Daten zu liefern. Bei diesen Indikatoren liegen sowohl Auskunftsbereitschaft als auch verwertbare Daten vor. In der folgenden Tabelle sind die aus der Befragung gewonnenen Einschätzungen komprimiert und übersichtlich dargestellt.

Tabelle 2: Auskunftsbereitschaft und -fähigkeit der Betriebe zu den Indikatoren

Betriebliche Ebene Regionale Ebene

Indikator

mittel Verweis auf

Tourismuskonzepte, wird

Betriebliche Ebene Regionale Ebene

Verkehrsmittel-wahl bei An- und Abreise

hoch

mittel bis gering je nach Thematik; keine

Erfassungssystematik zur Gästeanreise oder zur Mobilität vor Ort

mittel keine Messungen oder Informationen zum weil sie eventuell gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen)

gering nicht vorhanden

Wertschöpfung sehr gering

gering; nur wenige Datensätze waren vollständig, die meisten waren mangels Auskunft nicht verwertbar

gering nicht vorhanden

Gewinne sehr gering

gering; nur wenige Datensätze waren vollständig, die meisten waren mangels Auskunft nicht verwertbar

gering nicht vorhanden

Produktivität wurde nicht abgefragt, da Ergebnis aus den Indikatoren Wertschöpfung und Gewinne

Energie-verbrauch mittel

verwertbare Daten; aber nicht von allen Betrieben, keine Trennung bei Mischbetrieben, keine Joule-Werte, für kleinere Betriebe anscheinend kaum relevant

mittel nicht vorhanden, Zuordnung Stromverbrauch zu Datenpunkten nicht möglich

Treibhausgas-emissionen nicht abgefragt gering nicht vorhanden

Wassereinsatz mittel

verwertbare Daten; aber nicht von allen Betrieben, keine Trennung bei Mischbetrieben, für Betriebe kaum relevant

hoch Datenbank des

regionalen Wasser- und fallen jedoch nur die meldepflichtigen Beherbergungsbetriebe und die Gastronomie.

FeWo, Freizeitbetriebe und andere touristisch

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Betriebliche Ebene Regionale Ebene

relevante Einrichtungen

gering; gemessen wird die Häufigkeit der Abholung von Tonnen, nicht das tatsächliche Abfallgewicht oder -volumen; daher sind nur Annäherungen möglich; für Betriebe ist dieser Indikator kaum relevant

mittel nicht vorhanden, Abfallmengen können den Verursachern nicht zugeordnet werden

Biodiversität mittel

sehr gering; nur ein Betrieb hatte Daten zur

hoch wenig vorhanden, keine direkten Messungen,

zumindest bezogen auf die Grundstücksfläche, feinere Untergliederung selten möglich, kaum Wissen über versiegelte Flächen

hoch durchaus vorhanden, Zuordnung jedoch nur für Beherbergung, Angaben

mittel nicht vorhanden, wird nicht gemessen, im NP wird die Reaktion der Tierarten beobachtet, Lärmkarte (Verkehr) nicht vorhanden

Gute Arbeit mittel

teilweise verwertbare Gender Pay Gap und der Niedriglohnquote

für die Gesamtheit der Betriebe in der Region nicht vorhanden, Daten

gering vorhanden für „Reisen für Alle“ sowie

„Tourismus für Alle“

Betriebliche Ebene Regionale Ebene zeigen jedoch reelleres Bild

auf als „Reisen für Alle“

Programm des TV

gering Daten werden nicht erhoben

Die getroffenen Aussagen zur Auskunftsfähigkeit und zur Datenqualität weisen darauf hin, dass für eine Vielzahl an Indikatoren eine betriebliche Befragung nicht ausreicht und andere

Datenquellen gefunden bzw. über institutionelle Einrichtungen weiterentwickelt werden müssen.

Für Indikatoren im Bereich Energie, Wasser und Abfall ist es sinnvoll, diejenigen Institutionen zu einer standardisierten Übermittlung von Verbräuchen zu verpflichten, welche in einem direkten Vertragsverhältnis mit den gewerblichen Abnehmern stehen. Dafür müssten sich die Energie- und Wasserlieferanten sowie Abfallentsorgungsunternehmen mit entsprechenden Datenbanken ausrüsten, die ihnen eine vertragspartneranonyme, aber branchenspezifische Auswertung der Gewerbekunden ermöglicht. Andererseits wäre auch eine Dokumentations-pflicht für Betriebe denkbar, jedoch erscheint dies angesichts des ohnehin recht hohen

Verwaltungsaufwandes für die Betriebe unverhältnismäßig. Für die Messung von Abfallmengen kommt erschwerend hinzu, dass das Volumen direkt bei Abnahme gemessen werden müsste.

Ein solches Verfahren ist jedoch in Deutschland bisher nur punktuell im Einsatz und die entsprechende technische Umrüstung der Fahrzeuge und Mülltonnen nicht gesetzlich verpflichtend.

Bei anderen Indikatoren, für die keine quantitativen technischen Daten, sondern qualitative Meinungen gemessen werden, könnten nationale Erhebungsstandards eine einheitliche Auswertungsbasis liefern. Dies trifft auf die Indikatoren Gästezufriedenheit,

Tourismusakzeptanz und auch Lärmbelästigung zu. Dabei könnten Nachhaltigkeitsaspekte in bereits bestehende, bundesweite Gästebefragungen zusätzlich einfließen. Auch für die Befragung der Bevölkerung zur Tourismusakzeptanz könnte es bundesweit einheitliche Fragesets geben, die entsprechend regionsspezifische Besonderheiten in Zusatzfragen aufgreifen. Der Indikator Lärmbelästigung müsste, da er für beide Seiten relevant ist, in die Fragesets für beide Nutzergruppen (Gäste und Einheimische) hinzugefügt werden.

Beim Indikator „Gute Arbeit“ hätten neben dem DGB-Index vor allem die touristischen

Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände die Möglichkeit, über regelmäßige, standardisierte Mitgliederbefragungen Daten über die Qualität der Arbeit im Tourismus zu erheben. Auch über die Industrie- und Handelskammern sowie die DEHOGA wäre dies theoretisch möglich, jedoch müssten die dort organisierten Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

entsprechende Zugangsmöglichkeiten (Papierfragebogen oder online) für eine Teilnahme an solchen Befragungen bieten sowie für die erforderliche Anonymität sorgen.

Ein einheitlicher Orientierungsmaßstab für die Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten wäre dabei nicht nur hilfreich, sondern auch notwendig. Dies könnte beispielsweise ein nationaler Nachhaltigkeitsstandard sein, der verbindliche Kriterien für die Messung von

Nachhaltigkeitsindikatoren quantitativer und qualitativer Art vorgibt.

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