Die Ausgangsthese der gegenständlichen Grundlagenstudie lautet, dass in der Entstehung der neuen LEADER-Region 5+WIR ideale Bedingungen vorliegen, eine Beispielregion auf dem Weg zu einer „Energieregion der Zukunft“ zu bringen, indem die Chancen und Optionen von der Bedarfsseite ausgehend - durch frühzeitige Einbindung der EndnutzerInnen und ihres Bedarfsniveaus bzw. Verantwortungsbereichs - entlang der Energieketten entwickelt werden.
Ziel ist die Identifikation und Darstellung der Innovationspotentiale der entstehenden LEADER-Region. In Ergänzung zu den bekannten Energieregionen in Österreich soll die Grundlage dafür durch eine Fokussierung auf die nutzerseitigen Möglichkeiten und
Innovationspotentiale bzw. die nutzerseitigen Verantwortungsbereiche gelegt werden. Hierfür werden in der Region (Wachstumsregion im Wiener Umland, wenig Industrie) und den
Menschen (ökologisch motiviert, viele Einfamilienhausbesitzer) gute strukturelle Bedingungen gesehen.
Wesentlicher Teil der Arbeit war die gemeinsame Schaffung einer Datenbasis in den 11 Gemeinden der Region sein. Um operable Daten zu erhalten, wurden vorhandene Statistiken soweit wie möglich einbezogen. Diese werden über die Einbeziehung der lokalen Akteure (z.B.
Installateure, Rauchfangkehrer) und eigene Erhebungen soweit ergänzt, das Aussagen über den Dämmstandard oder die Heizungsausstattung möglich werden. Auch die gemeinsame
Gestaltung von Entwicklungspfaden und –optionen und deren Bewertung wurde mit Hilfe der Systemanalyse und verschiedener Szenariotechniken als partizipativer Prozeß aufgebaut.
Allein die Veränderung der Perspektive von der Technologie zum Nutzen stellt eine
„transition“ in der Entwicklung bzw. Gestaltung soziotechnischer Systeme dar. Diese
Veränderung auf der Grundlage der Innovationsforschung am Beispiel einer sich entwickelnden (bzw. sich entwickeln wollenden) überschaubaren Region aufzuzeigen und bis in konkrete Storylines (Zukunftsbilder mit Leitbildpotential) auszuarbeiten stellt die wissenschaftliche Herausforderung des Projektes dar. Dafür konnten wichtige und vor allem in der Region anschlußfähige Entwicklungsoptionen erarbeitet werden.
7. Zukunftsorientierte
„Fit für die Zukunft“
Darstellung eines neuen Projektes in die Systemdarstellung des Energiesystems
Die Sammlung und systematische Darstellung technischer und organisatorischer
Lösungsvorschläge bzw. strategischer Optionen ist ein Kernergebnis der gesamten Arbeit, dass über die Region hinaus Anschluß-Nutzen stiften kann und soll.
passiv
Indirekt Direkt
Warme Farben und Oberflächen bzw. Zu-stand der alten Fenster.
„Gesunde Umgebung“
„Abwärme minimieren“
„Dämmung Dach, Fassade“
Im Detail: Wärmebedarf minimieren
aktiv
„Fenster optimieren“
Szenario für unterschiedlichen Optionen zur Minimierung des Wärmebedarfs
Damit soll gezeigt werden, dass der Terminus „Energie sparen“ richtig interpretiert im klein-regionalen Kontext sehr wohl als Leitbild zur Initiierung nachhaltiger innovativer
Reduktionsziele beitragen kann. Für die betrachtete Region zeigt sich sogar, dass in den meisten Gemeinden ohne weitere Wärmedämmungsmaßnahmen sogar der derzeitige Heizwärmebedarf über die biogenen Energiepotenziale abgedeckt werden könnte, sodass insgesamt die Region bei Ausschöpfung der Potenziale biogen versorgt werden könnte. Bei Annahme, dass alle vor 1993 erbauten Gebäude saniert würden, würde beinahe die Energie aus den bereits derzeit eingesetzten biogenen Brennstoffen ausreichen.
Ausblick und Empfehlungen
Grundsätzlich ist bei der Bearbeitung des Projekts aufgefallen, dass die partizipative Erarbeitung von Entwicklungsmöglichkeiten in einer niederösterreichischen Region unterschiedlichsten Restriktionen und Hemmnissen begegnet.
Der erste kritische Punkt ist das weitgehend fehlende Wissen über das Energiesystem und deren technische Elemente, sowie über Entwicklung bzw. Optionen zur Veränderung des Systems (z.B. Strohballen zur Isolierung oder Smart Grids Technologien im Stromnetz). Der hier notwendige Prozeß der Aufklärung erfordert sehr viel Zeit und Vertrauen. Dieses sollte die Basis entsprechender Entwicklungsprojekte sein. Im regionalen Kontext erscheint es sinnvoll, dafür entsprechende Infrastruktur zu schaffen, von Beratung bis zu konzertierter
Umsetzungsbetreuung.
Ein zweiter kritischer Punkt ist die fehlende Orientierung der unterschiedlichen Akteure. Im Energiesystem sind in den nächsten Jahren Veränderungen zu erwarten, die in etwa der
Entwicklung der Telefonie der letzten 20 Jahre entspricht. Die entsprechenden Veränderungen wirtschaftlich und sozial verträglich zu gestalten bedingt, dass die unterschiedlichen Akteure an einem Strang ziehen. Dazu wären Bundes- und Landesverwaltung aber auch Energiewirtschaft, Arbeiterkammer, Bauern und andere Interessenvertretungen in die Pflicht zu nehmen. Dabei geht es noch nicht um Technologieentscheidungen oder Politik. Wichtig wären einmal einheitliche Grundlagen und Begriffsklärungen, natürlich aber auch kalkulierbare,
nachvollziehbare Förderungen und Unterstützungen. Es erscheint z.B. müßig, über erneuerbare Energie und Effizienz zu diskutieren, wenn gleichzeitig noch Stromheizungen in ungedämmten Gebäuden errichtet werden bzw. fast 1/5 des Bestands ausmachen. Dazu wäre es notwendig, für
diese technologischen Ausreißer gezielt konzertierte Aktionen zu entwickeln und projektbezogen umzusetzen.
Ein dritter kritischer Punkt betrifft die Prozesse der Konzepterstellungen im Zusammenhang mit der regionalen bzw. örtlichen Energiesystemen, die offensichtlich nach wie vor sehr technologielastig und partikularinteressengeleitet stattfinden – strategische Planung beginnt mit einer soliden Systemanalyse. Und wenn dabei die Ausgangsdaten um 20%
differieren (wie im gegenständlichen Projekt festgestellt wurde), muss man davon
ausgehen, das ein sehr verzerrtes Bild des Gesamtsystems entsteht. Hier wäre es mehr als wünschenswert, diese Systemanalysen entsprechend solide und professionell zu erstellen – mit Unterstützunmg der lokalen und regionalen Protagonisten.
Für die Region besteht nach wie vor die Option, die vorhandenen Ressourcen und Chancen offensiv für (möglichst endogene) Entwicklungsprozesse zu nutzen, die in Richtung von Nachhaltiger Entwicklung oder Energieautarkie gehen. Dazu braucht es besonnene Akteure in den Anschlußprojekten, die nicht zu sehr Eigeninteressen gehorchen und damit den
Veränderungsunwilligen das Feld bereiten. Kontinuität und Vertrauen scheinen die Schlüsselbegriffe zu sein – für beides wurden nicht nur durch das gegenständliche Projekt sondern auch durch verschiedene Initiativen wie Klimabündnis Wienerwald, Biosphärenpark Wienerwald und Wienerwald Initiativ Region die Grundlagen geschaffen.
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Anhang
Anlage 1: Datengrundlage Anlage 2: Ausführlicher Iststand Anlage 3: Gemeindeauszug Prom2 Anlage 4: Sammlung Akteure 5+WIR
Anlage 5: Präsentation Energieregion 5+WIR Anlage 6: Präsentation Energie konkret PV Anlage 7: Projektfolder
Anlage 8: Einsparbilanz Maria Anzbach Anlage 9: Fragebogen Privathaushalte
IMPRESSUM
Verfasser Lothar Rehse
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Günther Schwärzler Brigitte Windsperger Andreas Windsperger
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