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5 Informationsmanagement im Labor

6.2 Entwicklungsumgebung und –werkzeuge

Zur Softwareentwicklung und zum Softwaretesting wurde für alle drei Pro-jekte eine gemeinsame und einheitliche Entwicklungsumgebung verwendet.

Lediglich für die Entwicklung der ersten Version des Datenimport-Tools für das OpenDrugWiki-Projekt, welche teilweise im Rahmen einer Magisterar-beit umgesetzt wurde, wurde vom Magisterstudenten eine eigene Entwick-lungsumgebung verwendet. Inzwischen kommt auch für dieses Projekt die einheitliche Entwicklungsumgebung zum Einsatz. Im Folgenden werden de-ren Einzelkomponenten dargestellt.

6.2.1 Entwicklungsumgebung als virtuelle Maschine

Es handelt sich bei der Entwicklungsumgebung um eine Minimalinstallation von Microsoft Windows XP und der weiteren nötigen Tools zur Software-entwicklung in einer so genannten virtuellen Maschine, welche im kostenfrei nutzbaren VMware Player betrieben wird und per RDP-Protokoll als Re-mote-Desktop-Anwendung nutzbar ist. Der Betrieb innerhalb einer virtuellen Maschine bringt mehrere Vorteile mit sich. Das Entwicklungssystem ist ab-geschottet vom Host-Betriebssystem und es lässt sich so eine für alle Ent-wickler einheitliche Softwarebasis leicht warten und distribuieren. Mögliche Fehlerquellen werden verringert, alle arbeiten mit dem gleichen System.

6.2.2 Versionsverwaltung mit SVN

Es gibt zahlreiche verschiedene Versionsverwaltungssysteme für Programm-quelltext. Für die Softwareentwicklung im Rahmen der vorliegenden Arbeit fiel die Wahl auf das frei erhältliche Subversion (SVN), da es eine sehr gute

Werkzeugunterstützung bietet, relativ einfach zu bedienen ist und alle not-wendigen Funktionen bietet. Subversion ist seit November 2009 Teil der Apache Software Foundation (The Apache Software Foundation 2011).

Auf einem zentralen, im Internet zugänglichen Server läuft ein SVN-Serverzur Versionsverwaltung für den in den Projekten erstellten Sourceco-de. Die Verbindung zum SVN-Server ist per SSL verschlüsselt erreichbar und hält für jedes Projekt ein versioniertes Repository vor, welches einmalig als lokale Arbeitskopie auf den Client übertragen wird. Die auf dem Client durchgeführten Änderungen werden anschließend wieder in das Repository übertragen. Änderungen, die von anderen Projektbeteiligten durchgeführt wurden, und auf den Server übertragen wurden, können inkrementell von dort in die eigene Arbeitskopie übertragen werden. Mit Hilfe dieses Systems kann jederzeit nachvollzogen werden, wer wann welche Änderungen am Sourcecode durchgeführt hat.

Auch die Möglichkeiten von Feature-Branches wurden während der Ent-wicklung genutzt. Die HauptentEnt-wicklungslinie eines Softwareprojekts wird dabei als Trunk bezeichnet, ein Branch ist eine Kopie des Trunks zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wenn eine neue Programmfunktion erstellt werden soll, so wird diese Funktion zunächst in einem Branch implementiert. Nach-dem die neue Funktionalität ausführlich getestet wurde, können die Än-derungen am Branch zurück in den Trunk übertragen werden („merging“).

Für jede stabile Version der Software, welche für die Nutzer freigegeben wird, wird ein sog. Tag erstellt, welches ebenfalls eine Kopie der Hauptent-wicklungslinie zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. So ist sichergestellt, dass auch der Auslieferungszustand an den Kunden dokumentiert ist (cf. Pilato et al. 2009).

6.2.3 Bug- und Featuretracking mit trac

Es handelt sich bei trac um eine in Python geschriebene Webanwendung zum Projektmanagement. Sie bietet ein Wiki zur Erstellung der Projektdokumen-tation, ein Ticketing-System, welches zur Erhebung und Dokumentation von Anforderungen und Bugs genutzt werden kann und einen einfachen SVN-Client, mit dem man das jeweilige Projekt-Repository browsen kann. Die einzelnen Tickets lassen sich priorisieren, bestimmten Projektbeteiligten zuordnen, die sich um deren Bearbeitung kümmern und zu Meilensteinen gruppieren. Die Meilensteine sind in einer eigenen Ansicht übersichtlich

angeordnet. Mit einem Fortschrittsbalken für jeden Meilenstein wird der Stand der Abarbeitung der Tickets grafisch dargestellt. Über detaillierte Re-ports lassen sich sowohl die Änderungen im SVN als auch die Tickets über-sichtlich aufbereiten. Für fast jede Ansicht steht ein RSS-Feed zur Verfügung (cf. Edgewall Software 2011).

6.2.4 Softwareentwicklung mit Eclipse

Zum Schreiben des Programmcodes, also als unmittelbare Entwicklungsum-gebung, auch Integrated Development Environment (IDE) genannt, kommt das Produkt Eclipse zum Einsatz. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein Open-Source-Projekt, welches ursprünglich zur Entwicklung von Java-Pro-grammen geschaffen wurde. Die Eclipse-Foundation (Eclipse Foundation 2011a) bietet inzwischen für verschiedene Programmiersprachen und -kon-texte spezielle Versionen und Erweiterungen an. Für die Entwicklung in PHP gibt es Eclipse-PDT (PHP Development Tools), welches in Zusammenarbeit mit der Firma ZEND entwickelt wird. Eclipse-PDT bietet Schnittstellen für PHP-Debugger und -Profiler, wie den im Rahmen der Projekte genutzten XDebug (Eclipse Foundation 2011b; Rethans).

Abb. 45 Eclipse-Entwicklungsumgebung (IDE)

7 Projekte

Der große praktische Teil der vorliegenden Dissertation besteht aus den wäh-rend der Projektlaufzeit entstandenen Informationssystemen und den ihnen zugrunde liegenden Softwareprodukten. Die drei Projekte PsiacOnline, KONBEST und OpenDrugWiki wurden von 2006 bis 2011 konzipiert und umgesetzt. Sie greifen ineinander und ergänzen sich gegenseitig. PsiacOnline und KONBEST sind bereits seit der ersten lauffähigen Version im produkti-ven Einsatz und werden seitdem kontinuierlich weiter entwickelt.

7.1 Gesamtkonzept

Im Zentrum des Konzepts steht eine neuartige Laborsoftware für forschungs-orientierte TDM-Labore. Wie die Untersuchung in Kapitel 5.3 zeigt, sind auf dem Markt erhältliche Softwaresysteme aus verschiedenen Gründen für ein TDM-Labor unzureichend. Das neuartige LIS soll die, in der Untersuchung erhobenen Anforderungen, erfüllen und die erkannten Schwachstellen ver-meiden. Dazu wurde eine Infrastruktur geschaffen, welche Arzneimittelin-formationen sowohl für den direkten Abruf durch Ärzte und Apotheker, als auch zur Nutzung im LIS zur Verfügung stellen.

Im Jahr 2004 wurde zunächst das erste Projekt PsiacOnline (damals IAC – InterAktionsComputer für die Psychiatrie) von Prof. Dr. Christoph Hiem-ke, Prof. Dr. Dr. Ekkehard Haen, Dr. Matthias Dobmeier und Dr. Gabriel Eckermann ins Leben gerufen.

Es handelt sich dabei um die erste deutsche Wechselwirkungsdatenbank speziell für die psychiatrische Pharmakotherapie. Das Projekt wurde vom Autor zunächst als CD-Version umgesetzt und vom Springer Medizin Verlag veröffentlicht (Hiemke et al. 2006).

Anschließend wurde die in der vorliegenden Arbeit beschriebene Online-Version entwickelt (Köstlbacher et al. 2007).

Christoph Hiemke und Ekkehard Haen, beide Leiter von TDM-Labors, nutzen in ihren Laboren PsiacOnline zur Unterstützung bei der Erstellung von Befunden.

Abb. 46 Gesamtkonzept für den praktischen Teil

Nach der erfolgreichen Umsetzung des Projekts PsiacOnline wurde im nächsten Schritt ein neuartiges, webbasiertes Laborsystem speziell für TDM-Labore entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem TDM-Labor in Regens-burg umgesetzt (Köstlbacher et al. 2008; Köstlbacher 2009).

Es sollte die Möglichkeit zur Implementierung pharmakokinetischer Mo-delle bieten, es sollte webbasiert zu bedienen sein und den kompletten Work-flow eines TDM-Labors abbilden. Darüber hinaus sollte es den Befunder zusätzlich zu den pharmakokinetischen Konzentrationsberechnungen mit Informationen aus PsiacOnline bei der Erstellung eines Befundkommentars für den anfordernden Arzt unterstützen.

Als drittes Projekt wurde ein semantisches Wiki unter dem Namen O-penDrugWiki.org ins Leben gerufen (Köstlbacher et al. 2010). Es ermöglicht die kollaborative Pflege von pharmakologischen Daten zu Wirkstoffen und Handelsnamen. Langfristig löst es das Autorensystem von PsiacOnline und die Oberfläche zur Pflege der Daten für die pharmakokinetischen Modelle von KONBEST ab. Dazu wurden alle Datenbestände, die bisher in Psiac-Online, KONBEST und zahlreichen Word- und Exceltabellen gespeichert waren in das semantische Wiki importiert.