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C) Westuberschiebung in wechselgelagerten psammitischen Schiefern und Tonschiefern

11 Allgemeine Betrachtungen und Interpretationen zu regiona- len Fragen bezüglic des BT, RBT, den Millen-Schiefern

11.5 Entstehung des heutigen geologischen Bildes an der Sutur zwi- schen Wilson und Bowers Terrane

Währen die Bowers-Supergruppe, das Lanterman-Konglomerat und das Hus- ky-Konglomerat zum Zeitpunkt der Inselbogen-Kontinent-Kollision unmeta- morph gewesen sind, sind fü die Lanterman-Metamorphite zu diesem Zeit- punkt P-T-Bedingungen von 650° bei 5,5

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6.4 kbar (GREW & SANDIFORD 1984, 1985; vgl. auch KLEINSCHMIDT et al. 1987) zu fordern. Fü eine älter Metamorphose in ultramafischen Gesteinen, die perlschnurartig entlang der Lanterman-Störun in den Lanterman-Metamorphiten eingeschuppt sind, wur- den von GREW & SANDIFORD (1984) Temperaturen von 650

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700° bei 7,5

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9,5 kbar ermittelt. Die ultramafischen Gesteine wurden einer weiteren Metamor- phose unterzogen, fü die KLEINSCHMIDT et al. (1987) Temperaturen von 600

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650° bei 5 kbar angeben. Diese P-T-Daten decken sich mit den von GREW &

SANDIFORD (1 984, 1985) gegeben Daten fü die prägend Mitteldruckmetamor- phose in den Lanterman-Metamorphiten (S.O.). Fü die Deformation und Meta- morphose in der Lanterman Range wird von BRADSHAW (1987) ein Zeitraum von 510 bis 540 Ma angenommen (s. auch Kap. 2.3.2).

Anschließen wurde die Bowers-Supergruppe bei max. 2,3 kbar und max.

270'C deformiert, währen die Temperaturen im Lanterman- und Husky- Konglomerat zwischen 450° und 500° erreichten (s. Kap. 8.2 und 8.3).

Drucke könne fü letztere nicht angegeben werden. Es ist jedoch damit zu

rechnen, da der thermische Gradient ein ähnliche war wie in den Gesteinen der Lanterman-Metamorphite und der Bowers-Supergruppe. Es wär somit mit Drucken um 4 bis 5 kbar zu rechnen. In den Lanterman-Metamorphiten wird von WODZICKI et al. (1982) und ROLAND et al. (1984) eine dritte Faltung unter grünschieferfazielle Bedingungen beschrieben. GREW & SANDIFORD (1985) ermittelten fü dieses Ereignis 350

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370-C bei 3

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5 kbar. Diese Temperaturen sind ungefäh 10O0C geringer wie die erreichten Temperaturen im Husky- und Lanterman-Konglomerat. Die Crenulierung der prägende Foliation im Lanter- man- und Husky-Konglomerat (s. Kap. 6.2) könnt mit der von GREW &

SANDIFORD (1 985) beschriebenen grünschieferfazielle Metamorphose gleich- zusetzen sein. Die abschließend grünschieferfaziell Metamorphose in den Lanterman-Metamorphiten ist vermutlich mit deren Heraushebung im Endsta- dium der Ross-Orogenese geknüpf (s. Abb. 12.5). Um die Lanterman- Metamorphite (5,5

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6,4 kbar) in das Stockwerk der Bowers-Supergruppe (max.

2,3 kbar) zu bringen, sind vertikale Bewegungen von Ca. 10 km erforderlich.

11.6 Zur Problematik der "Molasse"-ähnliche Leap-Year-Gruppe

Währen KLEINSCHMIDT & TESSENSOHN (1 987) die Leap-Year-Gruppe als Mo- lasseablagerung des WT interpretieren, sieht BRADSHAW (1987) die Leap-Year- Gruppe, aufgrund der Reife der Sedimente und Geröllführun nicht als molas- sefazielle Ablagerung an. Im Geröllspektru der Leap-Year-Gruppe, d.h. des Carryer-Konglomerats, spiegelt sich auch nicht das Gesteinsspektrum des heute aufgeschlossenen WT wider. Das Geröllspektru beinhaltet zwar graniti- sehe Gesteine, die nach WODZICKI & ROBERT (1987) mit den Granit Harbour In- trusiva vergleichbar sind, "high-" oder "medium grade1'-Gesteine, die fü das WT charakteristisch sind, finden sich hingegen nicht. Die Quarzverformungsge- füg von Klasten und Gerölle reflektieren ein Liefergebiet, das durch eine 'very low grade1'- und untergeordnet eine "low gradei'-Metamorphose gepräg gewesen ist (s. Kap. 7.1). Auch die intermediäre und sauren Vulkanite im Ge- röllspektru des Carryer-Konglomerats lassen sich im heute aufgeschlossenen Krustenniveau des WT nicht nachweisen.

Paläoschüttungsrichtung und Geröllgröà lassen jedoch auf ein im Westen und nahe gelegenes Abtragungsgebiet des Carryer-Konglomerats (Leap-Year- Gruppe) schließe (LAIRD et al. 1982, LAIRD 1987, WODZICKI & ROBERT 1987).

Dies spricht wiederum dafür da das WT das Liefergebiet fü das Carryer- Konglomerat ist. Die geringe Zeitspanne zwischen Ablagerung und Faltung der Leap-Year-Gruppe, letztere ist Ausdruck des "Anschweißens des BT an den aktiven Kontinentalrand des WT, legt ebenfalls nahe, da die fluviatilen Ablage- rungen der Leap-Year-Gruppe den Abtragungsschutt des WT darstellen (s.

Abb. 13). Währen der Akkretion des Inselbogens bzw. währen der Ablage- rung der Leap-Year-Gruppe muà im WT ein höhere Krustenstockwerk ange- schnitten gewesen sein. Nach Ablagerung der Leap-Year-Gruppe wurde das Wilson Terrane im Endstadium der Ross-Orogenese entlang steiler Aufschie- bungen auf die Bowers-Supergruppe aufgeschoben. Der starke Uplift bzw. die isostatische Hebung des WT wurde durch den Unterschub von kontinentaler Kruste ausgelös (s. Kap. 12.2, Kap. 12.4, Abb. 12.4 und Abb. 13.1). In QFL- Diagrammen von WODZICKI & ROBERT (1987, Fig. 7) liegen Carryer-

Konglomerat und Camp-Ridge-Quarzit in Feldern eines kontinentalen Blockes und recycelten Orogens.

Die Leap-Year-Gruppe kann nicht als eine typische Molasse interpretiert wer- den, weil Faltung und Schieferung mit der Deformation des akkretierten Insel- bogens stattfand und diese nach Osten nicht ausklingt. Im Kap. 12.5 wird wei- tergehend auf die Problematik der Leap-Year-Gruppe eingegangen.

11.7 Millen-Schiefer

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eine "pop-upl'-Struktur ?

Die Millen-Schiefer, als grünschieferfazielle Streifen zwischen Bowers-Super- gruppe und Robertson-Bay-Gruppe aufgeschlossen, werden von zwei Störun gen begrenzt (s. Abb. 1 . I , 1.2). Die westliche Störun bildet die subvertikale Leap-Year-Störun (WRIGHT 1982, Benennung von Dow & NEALL 1972), die östlich wird als ~illen-Überschiebun (WRIGHT & DALLMEYER 1992) oder im Bereich des Lillie Gletschers als "Lillie-Glacier-fault" (FINDLAY 1987b) bezeich- net. WRIGHT (1982) beschreibt eine wahrscheinlich mehrfache Aktivierung der Leap-Year-Störung Währen der ersten und dominierenden Bewegungsphase sollen an der steilen Leap-Year-Störun die Millen-Schiefer (WRIGHT (1982) beschreibt die Millen-Schiefer als höhe deformierte Gesteine der Robertson- Bay-Gruppe) auf die Bowers-Supergruppe aufgeschoben worden sein. Ab- schiebende Bewegungen der Bowers-Supergruppe gegenübe den Millen- Schiefern wurden hingegen von JORDAN et al. (1984) in den nördliche Bowers Mountains beschrieben. Sie berichten auch von "strike-slipl'-Bewegungen im nähere Umfeld der Leap-Year-Störung Aus der zur Verfügun stehenden Li- teratur läà sich jedoch nicht entnehmen, ob es sich bei der Leap-Year-Störun um eine in einem Kompressions- oder Krustendehnungs-Regime angelegte Struktur handelt.

Entlang der Millen-Störun sollen die Millen-Schiefer auf die Robertson-Bay- Gruppe aufgeschoben worden sein (s. Kap. 6.1, u.a. WRIGHT 1982, FINDLAY 1987a,b, 1992 WRIGHT & DALLMEYER 1992). Der Metamorphosesprung zwi- schen den unter gleichen P-T-Bedingungen deformierten Gesteinen der Ro- bertson-Bay-Gruppe und der Bowers-Supergruppe und den höhe metamor- phen grünschieferfazielle Millen-Schiefern erfordert eine in etwa gleich groß

"relative Heraushebung" letzterer gegenübe den beiden benachbarten Grup- pen (s. Abb. 6.3 oder 12.4d). Fü das Nebeneinander der 3 lithologischen Ein- heiten werden verschiedene Möglichkeite diskutiert. FINDLAY (1987b) fordert zuerst eine "thrust" mit tektonischem Westtransport (Millen-Schiefer übe Bo- wers-Supergruppe geschoben) und anschließen eine mit tektonischem Ost- transport (Millen-Schiefer übe Robertson-Bay-Gruppe geschoben). Argument fü den tektonischen Westtransport soll nach FINDLAY (1987b) eine leichte Westvergenz der S,-Fläche in den westlichsten Gesteinen der Robertsen-Bay- Gruppe sein. WRIGHT& DALLMEYER (1992) nehmen hingegen einen ausschließ lich westgerichteten tektonischen Transport an (s. Diskussion in Kap. 12.4).

Das BT, RBT und die Millen-Schiefer sind durch einen aufrechten Baustil cha- rakterisiert. Es gibt zwar insbesondere in der Umgebung von Leap-Year-, Mil- len- und Lanterman-Störun Vergenzen (TESSENSOHN 1984, KLEINSCHMIDT &

TESSENSOHN 1987, FINDLAY 1987b), diese weisen jedoch keine einheitliche Richtung auf, d.h. es liegen schwache E- und W-Vergenzen vor. In seiner Ge- samtheit zeichnet sich das BT, die Millen-Schiefer und das RBT durch einen nicht-vergenten Baustil aus. Dies gilt fü Faltung und Schieferung sowie auch fü das konjugierte kompressive Schersystem. Es erscheint deshalb plausibel, da die Millen-Schiefer durch eine "pop-upl'-Bewegung in ihre heutige Position gelangt sind (s. Abb. 6.3, weitere Erläuterunge hierzu in Kap. 12). Die Millen- Über-schiebun wär als eine auf das Vorland gerichtete "thrust", die Leap- Year-Störun als steile Rücküberschiebu zu interpretieren. Die Interpretation der Leap-Year-Störun als Ostüberschiebung wie in Akkretionsmodellen von GIBSON & WRIGHT (1985) und FLOTTMANN & KLEINSCHMIDT (1 991 a,b) gefordert, ist wenig wahrscheinlich: An einer Überschiebun in einem Vorlandüberschie bungsgürte werden in der Regel höhe metamorphe übe geringer metamor- phe Einheiten geschoben. Bei der Interpretation von GIBSON & WRIGHT (1985) und FLOTTMANN & KLEINSCHMIDT (1 991 a,b) wäre hingegen die "very low gra- de"-metamorphe Bowers-Supergruppe übe die "low grade1'-metamorphen Mil- len-Schiefer geschoben worden.

Die Interpretation der Millen-Schiefer als "pop-up"-Struktur beruht wesentlich auf Literaturstudien. Die Leap-Year-Störun konnte nicht beprobt werden. Es ist deshalb nicht von der Hand zu weisen, da die Leap-Year-Störun eine bei Krustendehnung (post-Ross-Orogenese) gebildete Struktur oder eine älter reaktivierte Aufschiebung repräsentiert Die folgenden Kapitel werden deutlich machen, da sich eine "pop-up"-Struktur dem geologischen Baustil im BT und RBT am besten anpaßt

12 BT

und

RBT

- ein "thrust sheet". Steuerung des Deformati- onsstils durch Fluidzufuhr Ãœbe ein duktiles Detachment

Das BT, RBT und auch die Millen-Schiefer zeichnen sich durch einen aufrech- ten Faltenbau mit subvertikal orientierten Schieferfläche aus (s. Kap. 4). Die Krustenverkürzun im BT und RBT (nach einer groben Schätzun Ca. 50%

macht einen Abscherhorizont erforderlich. Im BT und RBT ist, mit Ausnahme der Millen-Schiefer, Â das gleiche Krustenniveau angeschnitten (s. Abb. 1.2).

Dies erklärt weshalb das Detachment in Nordvictorialand nicht aufgeschlossen ist. Die anschließend Diskussion soll die Ursachen fü den Wechsel im Defor- mationsstil im BT (Übergan von Schieferung und Faltung zu Bewegungen entlang von Scherzonen) und die Rolle eines duktilen Detachments fü den auf- rechten Baustil im "very low grade1'-metamorphen "thrust sheet" des BIRBT beleuchten.

12.1 Deformationsstil im BT und RBT

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Vergleiche mit Modellierungen