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Energieberatung bei energetischen Gebäudesanierungen – Ausgangslage und Charakteristika

Im Dokument Innovation and experts (Seite 146-149)

Die Energieberatung als der zentrale Akteur bei der energetischen Gebäudesanierung?

2. Energieberatung bei energetischen Gebäudesanierungen – Ausgangslage und Charakteristika

Die Berufsbezeichnung des Energieberaters ist nicht geschützt, sodass sich in Deutschland jeder als Energieberater bezeichnen kann. Um jedoch eine Förderung für die Tätigkeit als Energieberater zu erhalten, muss man (abgesehen von der BAFA „Vor-Ort-Beratung“) auf einer

23 Es wurden 10 Experteninterviews mit Energieberatern, Finanzintermediären, Unternehmen aus dem Baugewerbe, Handwerkskammern, einer kommunalen Energieagentur, Wissenschaftlern und Sachverständigen von Haus und Grund e.V. geführt.

24 Der vorliegende Aufsatz basiert auf den Ergebnissen des Verbundprojektes „iENG – intelligente Energienutzung in der Gebäudewirtschaft“ im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“. Innerhalb des Projektes werden die beteiligten Akteure der energetischen Gebäudesanierung und die Bedingungen, unter denen die Akteure handeln, untersucht. Dabei wird der Schwerpunkt auf die technischen, ökonomischen, organisatorischen und rechtlichen Strukturen bei energetischen Gebäudesanierungen gelegt.

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von der deutschen Energieagentur geführten Energieeffizienz-Expertenliste stehen. Im Januar 2015 standen ca. 12.500 Experten auf der Liste.25

Die Beratungstätigkeit eines Energieberater lässt sich in vier Phasen einteilen: Sie beginnt mit der Diagnose und der Analyse des Objekts. Danach kann die Erstellung von Konzepten einen Bestandteil der Beratung ausmachen. Es folgen die Initiation der Maßnahmen und die Baubegleitung. Schließlich können noch die Erfolgskontrolle und das Management der Inbetriebnahme zur Energieberatung gehören (Brunk et al. 2010). Daraus ergibt sich, dass die Dienstleistung der Energieberatung sehr stark von der Interaktion zwischen Energieberater und Kunden geprägt ist, sodass die Realisation der Energieberatung stark durch die Interessen des Kunden definiert und an seinen Bedürfnissen ausgerichtet wird (Frenz et al. 2011).

2.1 Markt der Energieberatung

Zielgruppe der Energieberatung sind alle potenziellen Sanierer. Dies sind nach dem aktuellen Zensus ca. 40 Mio. private Haushalte in über 18 Mio. Wohngebäuden (Statistisches Bundesamt 2014). In Deutschland wurden nach Schätzung von Prognos et al. (2013) 2011 zwischen 370.000 und 410.000 Energieberatungen (ausgenommen die Energieberatungen von Energieunternehmen) durchgeführt, wobei die Autoren davon ausgehen, dass über die Hälfte der Beratungen bei privaten Haushalten durchgeführt wurden, wovon bei Ein-/Zweifamilienhausbesitzern ca. 60 % direkt vor Ort am Sanierungsobjekt stattfinden.

Der Markt der Gebäudeenergieberatungen ist ein relativ neuer Markt, der erst seit Anfang der 90er Jahre in relevanter Größe existiert und einen stetigen Aufschwung mit zahlreichen Markteintritten bis 2007 erlebt hat. Seitdem sinkt die Zahl der Anbieter von Energieberatungen stetig. Die Autoren der Studie von Prognos et al. (2013) begründen dies mit der Schwierigkeit, kostendeckende Energieberatungen anzubieten, da die Nachfrage dafür zu niedrig sei.

2.2 Charakteristika der Energieberatung

Die Hauptmotivation, einen Energieberater zu Rate zu ziehen ist der Wunsch, die Energiekosten zu senken bei fehlenden eigenen Informationen über energetische Gebäudesanierung (Schüle

25 Die Energieeffizienz-Expertenliste ist über https://www.energie-effizienz-experten.de abrufbar. Eingetragen werden können Energieberater für 150 Euro Jahresgebühr mit entsprechender Qualifikation. Dieser Eintrag muss alle zwei Jahre verlängert werden mit Praxisnachweis und gegebenenfalls besuchten Weiterbildungsmaßnahmen.

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et al. 2011). Eine sehr niederschwellige Begegnung mit einem Energieberater ergibt sich für potentielle Sanierer bei der Erstellung eines Energieausweises. Die Pflicht zur Vorlage eines Energieausweises gilt mittlerweile bei Neubau, umfassender energetischer Sanierung sowie Verkauf einer Immobilie und kann bei jeder Neuvermietung vom Mieter eingefordert werden.

Ziel dieser Maßnahme ist es, die energetische Qualität der Gebäude transparenter zu machen und möglicherweise Immobilienbesitzer zur energetischen Gebäudesanierung zu motivieren.

Die Wirtschaftlichkeit von energetischen Gebäudesanierungen ist das Kernthema für die Steigerung der Energieeffizienz des Gebäudesektors. An der Amortisationszeit der jeweiligen Maßnahmen entscheidet sich, ob Sanierungen als sinnvoll akzeptiert oder als unrentabel abgelehnt werden. Vor allem bei Sanierungsmaßnahmen, die in Zeiträumen von über 10 Jahren amortisiert werden, nimmt die Neigung potenzieller Sanierer, entsprechende Maßnahmen durchzuführen, stark ab. So können sich nach einer Studie vom BMVBS (2007, S. 36) beispielsweise nur drei Prozent der Befragten vorstellen, eine Heizungsinvestition vorzunehmen, die sich erst nach 12 Jahren amortisiert. Insbesondere in diesem Fall können unabhängige Energieberater nicht nur die Amortisationszeiten von Sanierungsmaßnahmen offenlegen, sondern auch auf eine sinnvolle Kopplung verschiedener rentabler Maßnahmen hinweisen.

Der Beitrag der Energieberatung zu einer Erhöhung der Sanierungsrate ist bis jetzt in der Literatur noch nicht erschöpfend behandelt worden. Ein Ergebnis ist jedoch, dass sich der Erfolg von Energieberatung empirisch nur eingeschränkt belegen lässt. Frondel et al. (2008) zeigen, dass kein erheblicher Unterschied bei den Energieeinsparungen nach Sanierungen festzustellen zwischen Haushalten die Energieberatung nutzen, und solchen, keine Energieberatung durchführen. Die Autoren begründen diesen Effekte zum einen mit hohen Mitnahmeeffekten – die Anreize Energieberatung in Anspruch zu nehmen, wird nur von Haushalten wahrgenommen, die auch ohne Förderung mit Energieberatern zusammenarbeiten würden – und Rebound-Effekten. Demnach ändern Haushalte nach Sanierungen ihr Verhalten und weisen somit einen höheren Energieverbrauch auf trotz der Nutzung eines Energieberaters.

Diese Ergebnisse zeigen, dass der Nutzen der Inanspruchnahme der Energieberatung evaluiert werden sollte. Dabei sollte insbesondere die Qualität und Effektivität der Energieberatung für die Weiterentwicklung dieses Politikinstruments im Mittelpunkt stehen.

146 2.3 Rolle der Energieberatung

Der Erfolg der Energieberatung bemisst sich hauptsächlich an der realisierten monetären Einsparung durch energetische Gebäudesanierung, bei der mit möglichst geringen Investitionen hohe Einsparungen erzielt werden sollen. Energieberater können dabei helfen, das finanzielle Risiko bei energetischen Sanierungsmaßnahmen abzusenken, wodurch die professionelle Beratung und die daraufhin schnellere Amortisation von Investitionen zu einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung führen können. Insbesondere in einer aktuellen Situation, in der die Erhöhung der Sanierungsmaßnahmen in der Öffentlichkeit unter kritischer Beobachtung stehen, haben Intermediäre mit einem hohen Maß an Sachverständnis und Beratungskompetenz eine zentrale Rolle für den weiteren Erfolg der energetischen Gebäudesanierung in Deutschland. Der Einfluss der Energieberater als Intermediäre ist jedoch insofern begrenzt, als die gesamte Nachfrage nach energetischen Gebäudesanierungen nur in geringem Maße durch die Energieberater selbst beeinflusst werden kann.

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