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einstieg zu beschäftigen

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Beruf

Politikwissenschaftler, Soziologinnen oder Geschlechterforscher arbeiten auch oft als wissenschaftliche Mitarbeiten­

de. In diesen Funktionen begleiten sie Prozesse, leiten interdisziplinäre Pro­

jekte oder Arbeitsgruppen, recherchie­

ren und erarbeiten Konzepte. Spezi­

fische Gender­Kompetenzen erfordern Tätigkeiten für Gleichstellungsbüros oder Diversity­Abteilungen von Unter­

nehmen.

KONKURRENZ ZU ANDEREN FÄCHERN Überall dort, wo Sensibilität für gesell­

schaftliche und zwischenmenschliche Fragen oder sozialwissenschaftliches Know­how gefragt ist, bestehen weitere mögliche Tätigkeitsfelder: in den Medi­

en, im Personalwesen, als Dozent/in an Fachhochschulen, in sozialen Instituti­

onen, Verbänden, Gewerkschaften und Gesundheitsdiensten. Soziologinne und Soziologen führen beispielsweise Stu­

dien zur beruflichen Integration von Menschen mit einer bestimmten Er­

krankung durch, sind in einer Institu­

tion für Alkoholprävention zuständig für die Vernetzung mit anderen Orga­

nisationen oder beteiligen sich am Auf­

bau eines internetbasierten Wissens­

managementsystems.

Wie Umfragen zeigen, arbeitet jedoch ein grosser Teil der Absolventinnen und Absolventen in Funktionen, für die auch ein Abschluss in einem ver­

wandten Studiengang infrage gekom­

men wäre. Entsprechend gross ist die Konkurrenz, und umso wichtiger sind Praktika, Nebenjobs oder freiwillige Engagements – möglichst im ange­

strebten Tätigkeitsbereich. Auch wenn das Studium vielleicht so etwas länger dauert, kann der Nachweis prakti­

scher Tätigkeiten den Berufseinstieg wesentlich erleichtern. Wenn die Tä­

tigkeiten überdies einen roten Faden und ein durchgehendes Interesse er­

kennen lassen, verschafft das Profil und Glaubwürdigkeit bei der Stellen­

suche. Auch dabei geknüpfte Kontak­

te, und überhaupt das Beziehungsnetz, sind wertvolle Brücken zur Arbeits­

welt. Auslanderfahrungen und Sprach­

kenntnisse oder ein geschickt gewähl­

tes Nebenfach können weitere Plus­

punkte sein.

EIN WEITES BERUFLICHES FELD Die nicht fachspezifischen Tätigkeits­

felder sind breit gestreut: Als Kommu­

nikationsbeauftragte oder Journalis­

tinnen erkennen und kommentieren Soziologinnen, Politologen und Ge­

schlechter­Expertinnen Trends und Diskussionen in Gesellschaft und Poli­

tik. Sie leisten Öffentlichkeitsarbeit, sind in der Berufs­, Studien­ und Lauf­

bahnberatung oder in PR­ und Werbe­

agenturen tätig. Sie arbeiten als Lehr­

personen für den allgemeinbildenden Unterricht an Berufsfachschulen, sind Diplomatische Mitarbeiter/innen oder arbeiten in der Entwicklungszusam­

menarbeit.

Im Bereich Marketing oder Fundrai­

sing von gemeinnützigen Organisatio­

nen finden sich weitere Tätigkeitsfelder.

Auch in Assistenz­ und Führungsun­

terstützungsfunktionen oder in ver­

schiedenen Bereichen der Banken und Versicherungen sind Sozialwissen­

schaftler/innen anzutreffen. Für all diese Bereiche ist der breite geistes­

und sozialwissenschaftliche Hinter­

grund der Soziologie, Politikwissen­

Sozialwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen sind in statistischen Abteilungen der öffentlichen Hand beispielsweise verantwortlich für die Entwick-lung von Datenerhebungen und Fragebogen, für die Auswertung und Interpretation der Umfragen sowie für die Publikation der Ergebnisse.

schaft oder Geschlechterforschung eine wichtige Grundlage. Nach ein paar Jahren beruflicher Erfahrung absolvie­

ren viele Zusatzausbildungen, die für den Beruf und die weitere Entwicklung relevant sind.

SICH VERKAUFEN

Für Studierende, die jahrelang für ei­

nen akademischen Titel gearbeitet ha­

ben, ist die Versuchung gross, sich aka­

demisch zu präsentieren. Für den Bewerbungsprozess ist dies meist nicht sehr hilfreich. Die Kraft des besseren Arguments, das im Studium erfolgreich eingeübt wurde, steht manchmal dem

«Verkaufen» der eigenen Kompetenzen im Weg.

Letztlich müssen dem Arbeitgeber, ne­

ben glaubwürdiger Motivation, vor al­

lem die in Ausbildung und Praxis er­

worbenen Kenntnisse und Kompetenzen aufzeigt werden. Wer sein Wissen und Können für den Arbeitgeber verständ­

lich macht und auf die Verbindungen zwischen Studium und Job hinweist, hat gute Chancen, auf dem Arbeits­

markt auf Interesse zu stossen. Wer als Soziologin ein Forschungsprojekt gelei­

tet hat, kann wertvolle Erfahrungen im Projektmanagement vorweisen; ein Po­

litikwissenschaftler, der seinen Master im Ausland absolviert hat, kann neben sprachlichen auch interkulturelle Fä­

higkeiten in die Waagschale werfen.

Die Mitarbeit an einer Fachpublikation hilft der Geschlechterforscherin, ihre besonderen redaktionellen Kompeten­

zen hervorzuheben.

Ist der Einstieg erst gefunden und nach einigen Berufsjahren vielleicht durch eine geeignete Weiterbildung ergänzt, stehen Absolventinnen und Absolven­

ten der Soziologie, der Politikwissen­

schaft und der Gender Studies zahlrei­

che Türen offen.

BERUFSPORTRÄTS

In den folgenden Porträts berich-ten Berufsleute über ihren Arbeitsalltag und ihre Laufbahn sowie darüber, wie ihr Studien-fach sie darauf vorbereitet hat.

YORICK TANNER

Co­Geschäftsstellenleiter Stadtteilsekretariat Basel­West

NATHALIE GIGER

Ausserordentliche Professorin für politisches Verhalten, Universität Genf

CÉLINE VALÉRIE GLOOR Hochschulpraktikantin an der Militärakademie an der ETH Zürich

ANDREAS BABST

Südasienkorrespondent der NZZ in Delhi, Indien

BARBARA HEER

Gleichstellungspolitikerin, Leiterin Stabstelle Frauen und Gender bei Mission 21, Basel

Quellen

Die erste Stelle nach dem Studium, SDBB Verlag (2019), Neuabsolventen und -absolventinnen der Schweizer Hochschulen auf dem Arbeits-markt

CINFO

Das Zentrum für Information, Beratung und Bildung für Berufe der internationa-len Zusammenarbeit bietet Studienab-gängerinnen und jungen Berufsleuten auf der Internetseite, Facebook, Twitter und an Veranstaltungen wie dem «Re-flexionstag» Informationen aus erster Hand zu diesem vielseitigen Berufsfeld.

Ausserdem können sich Interessierte auf ausgewählte Nachwuchsstellen bewerben, für welche cinfo die Perso-nalsuche übernimmt. Die kostenlose Online-Jobbörse cinfoPoste bietet weitere Stellen- und Praktika-Angebote.

Alle Informationen erhalten Sie auf www.cinfo.ch, mit dem Newsletter und via Social Media.

Kontakt: info@cinfo.ch.

Bereits während des Studiums erworbene Kompetenzen helfen beim Berufseinstieg z.B. auch in Branchen wie Versicherungen und Banken.

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