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Einschränkungen der Untersuchungen

4. Diskussion

4.2 Einschränkungen der Untersuchungen

Eine Einschränkung bezüglich der Beurteilung der Ergebnisse insgesamt stellt der Stichprobenumfang von n = 51 Patienten dar. Da vor allem mittels des Kategorien-systems die Problem- und Zielaussagen vielen Unterkategorien zugeordnet werden, ist die Anzahl der Nennungen in einigen dieser Kategorien recht klein, was die Aus-sagekraft der Ergebnisse schmälern kann.

102 Weiterhin einschränkend berücksichtigt der Vergleich von manualisierter VT und ma-nualisierter, psychodynamischer Kurzzeittherapie laut Milrod (2009) nicht, dass es im Spektrum der psychodynamischen Verfahren auch andere Orientierungen als die SET-Methode gibt. Der Preis der SET-Manualisierung läge darin, dass die Flexibilität anderer Arten psychodynamischer Psychotherapie vernachlässigt würde. Insofern sollte ein Vergleich, welcher den Anspruch hat, psychodynamische Therapie VT ge-genüberzustellen, unter dieser Einschränkung betrachtet werden. Dieses Argument könnte auch bezüglich des in der Studie benutzen Manuals der VT bei GAS (Leibing et al. 2003) gelten, da auch hier eine bestimmte Form der Behandlung stellvertretend für das ganze Spektrum der VT steht.

Zudem sieht Milrod (2009) methodische Probleme im Studiendesign der mit der vor-liegenden Dissertation ausgewerteten Studie. Wünschenswert für zukünftige Studien sei eine deutlich höhere Zahl an Studienteilnehmern

Diskutiert werden sollte ebenso die Frage, inwiefern eine eindeutige und sinnvolle Zuordnung der Problem- und Zielaussagen zu den einzelnen Kategorien des Katego-riensystems und der Mastery-Awareness-Scale möglich ist. Das Rating der Patien-ten-Aussagen wurde durch zwei Rater vorgenommen, die nicht an der Entwicklung der eingesetzten Skalen beteiligt waren. Diesem Problem wurde jedoch begegnet, indem sogenannte Ankerbeispiele zu den einzelnen Kategorien der Skalen vorlagen, sowie die Interrater-Reliabilität mit Cohens Kappa (Bortz 2005) überprüft wurde. Die Ergebnisse lagen dabei für die Kodierung der Patientenangaben mit dem Katego-riensystem im sehr guten Bereich (Kappa Problem-Rating = 0,7, Kappa Ziel-Rating = 0,75) und für die Kodierung mit der Mastery-Awareness-Scale im befriedigenden Be-reich (Kappa Wahrnehmungs-Rating = 0,43, Kappa Bewältigungs-Rating = 0,47).

Eine Weiterentwicklung der Mastery-Awareness-Scale könnte die Anwendung auch auf Zielaussagen der Patienten beinhalten. Damit wäre ein umfassenderer Vergleich mit dem Kategoriensystem, welches ein Rating von Problemen und Zielen ermög-licht, durchführbar.

Signifikanz-Prüfung

103 Bei der bedeutenden Frage nach der Entwicklung des Leidensdrucks und der Ziel-verwirklichung der Patienten wurden Signifikanzprüfungen durchgeführt und ergaben bemerkenswerte Ergebnisse. Die übrigen Fragestellungen wurden deskriptiv ausge-wertet und die Signifikanz festgestellter Veränderungen im zeitlichen Verlauf (vor al-lem in den Hypothesen H1.1 bis H1.3, sowie H2.1 und H2.2) somit nicht geprüft. Al-lerdings können die deskriptiv dargestellten Veränderungen von Problemen und Zie-len sowie der Wahrnehmung und Bewältigung angegebener Probleme wichtige Ten-denzen aufzeigen, welche für den Erfolg der angewandten Psychotherapien spre-chen.

Die statistische Aussagefähigkeit der vorliegenden, nach dem Kategoriensystem und der Mastery-Awareness-Scale kodierten Daten zu überprüfen, ist problematisch, da diese verwendeten Rating-Systeme kein Intervallskalenniveau besitzen und eine Ab-hängigkeitsstruktur der Messungen zur Darstellung der Unterschiede der verschie-denen Messzeitpunkte besteht. Die Problemlage der fehlenden Intervallskalierung ist nicht auf PATH-Daten beschränkt und stellt somit auch andere Untersuchungsin-strumente vor ähnliche Schwierigkeiten.

Darüber hinaus treten bei mit PATH erfragten drei Problemen und Zielen zwangsläu-fig Mehrfachnennungen auf, welche sich jedoch inhaltlich unterscheiden. In zukünfti-gen Studien könnten diese Aspekte weiterführend überprüft werden.

Allgemein müssen bei der Interpretation der vorliegenden Untersuchungsergebnisse mehrere Variablen berücksichtigt werden. So können bezüglich der PATH-Daten ne-ben den drei durch die Patienten genannten wichtigsten Problemen und Zielen auch andere Probleme vorhanden sein. Diese können jedoch in der Auswertung der PATH-Fragebögen nicht berücksichtigt werden, da dieses Setting nur drei schriftlich verfasste Probleme und Ziele beurteilt. Dies zeigt, dass hier weiterer Raum für zu-künftige Forschungsschwerpunkte zu finden sein könnte.

Diskussion der Kategorien „keine Angaben“ und „keine Probleme“/ “keine Ziele“

Die Kategorie „keine Angabe“ wurde immer dann kodiert, wenn in den zurück gesen-deten Antwortbögen der Patienten für ein Problem oder Ziel keine Eintragung vorge-nommen wurde. Die Anzahl dieser Kategorie stieg (wie unter 3.9 beschrieben), je weiter vorangeschritten die Studie war. Dies kann seinen Ursprung einerseits in sin-kender Motivation bezüglich der Mitarbeit zur Studie, andererseits auch im

Therapie-104 erfolg selbst haben. Außerdem schieden (wie unter 3.9 erwähnt) drei Patienten nach Therapieende aus der Studie aus, so dass sie nicht an den Katamnese-Befragungen teilnahmen.

Gelegentlich gaben Patienten bei der Frage nach den drei Problemen und Zielen an, dass sie „keine Probleme“ oder „kein Ziel“ hätten. Auch solche Aussagen können als mangelnde Motivation seitens der Studienteilnehmer gewertet werden - schließlich ist es weniger aufwändig, dies zu schreiben, als sich aktuelle Probleme oder Ziele zu überlegen und zu formulieren. Die Angaben der Patienten könnten jedoch auch als Zeichen einer Erleichterung insofern gesehen werden, dass aktuelle (Krankheits-) Probleme in den Hintergrund treten und alltägliche Probleme demgegenüber als nicht „nennenswert“ erlebt werden.

Es ist folglich von großer Bedeutung, diese beiden diskutierten Kategorien differen-ziert zu betrachten, da die Aussage, aktuell unter keinem Problem zu leiden, einem besseren Therapie-Ergebnis entsprechen kann, als keine Angabe zu machen.

Um dem Problem fehlender Daten zu begegnen könnte eine Erweiterung des PATH-Fragebogens zukünftig darin liegen, Patienten, die aktuell keine Probleme und Ziele angeben, jedoch weiter an der Studie teilnehmen, eine zusätzliche Antwortmöglich-keit im Form eines kurzen, ankreuzbaren Items anzubieten. So könnten fehlende Da-ten (im Sinne nicht ausgefüllter Fragebögen) reduziert werden. Dies scheint beson-ders bei der Evaluation von Kurzeittherapien sinnvoll zu sein.