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Einsatz von Online-Prüfungen in „traditionellen“ Lernumgebungen

Im Dokument Sandra Schaffert (Seite 42-45)

Nach Reglin, H. Schmidt und Trautmann (1999) sind „Online-Pretests“ als Ergänzung von „traditio-nellen“, also nicht computergestützten, Seminaren und Trainings geeignet: Denn Online-Prüfungen können ihnen zufolge dazu dienen, die Teilnehmer auf einen gemeinsamen Stand zu bringen oder auch Differenzierungsbedürfnisse zu erkennen. Damit ermöglichen sie eine „Effektivierung“ der Se-minarphasen (S. 100). Im folgenden möchte ich heutige Einsatzbereiche, Empfehlungen und Beispiele von Online-Prüfungen in traditionellen Lernumgebungen beschreiben.

Wer sich weiterbilden will, kann in der Regel mit der entsprechenden finanziellen Ausstattung Weiterbildungsveranstaltungen seiner Wahl besuchen. In einigen Fällen sind dazu bestimmte Vor-aussetzungen, z. B. eine abgeschlossene Berufsausbildung, zu erfüllen. Manchmal wird auch eine Aufnahmeprüfung beim Bildungsträger durchgeführt, mit Hilfe deren Ergebnisse über die Teilnah-memöglichkeit entschieden wird: Dass die Bewerber für einen Vorbereitungslehrgang für die Prüfung zum Microsoft Certified Systems Engineer (MSCE) bei der Münchener Firma DITEC, der teils im Präsenzunterricht, teils „online“ durchgeführt wird, einen Online-Test bestehen müssen, ist das einzi-ge vorlieeinzi-gende Beispiel für den Einsatz von Online-Aufnahmeprüfuneinzi-gen. In diesem Falle sollen die Bewerber damit nachweisen, dass sie „mit Aussicht auf Erfolg am Programm teilnehmen können“.

Diese Absicherung ist wichtig, da alle Teilnehmer eine schriftliche Garantie bekommen sollen, dass

„sie nach dem Kurs einen Job finden“ (Mersch, 1998).

Prüfungen, die vor Beginn einer Weiterbildung durchgeführt werden, dienen der Bedarfsermitt-lung oder Einstufung: Das Angebot von kostenlosen Online-Prüfungen im WWW, die dazu im Be-reich der beruflichen Weiterbildung eingesetzt werden können, ist groß (siehe Tabelle3.3, S. 41).

Überwiegend bestehen die Online-Prüfungen dazu aus Mehrfachauswahlfragen, die prompt ausge-wertet werden und von Privatpersonen oder auch Firmen als Angebote für Besucher der Homepage angeboten werden, ohne dass damit ein Weiterbildungsanliegen verkauft würde. Zum Beispiel bietet die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine Online-Englisch-Prüfung (vgl. Sunder, 1999), die österrei-chische Oberbank ein „Euro-Quiz“ an. Beim anderen Teil der kostenlosen Prüfungen handelt es sich jedoch um Angebote von Weiterbildungsinstitutionen, die die Prüfungen zur Bedarfsermittlung oder (Erst-) Einstufung offerieren: Ein Test zur Einstufung für ein traditionelles Seminar ist z. B. der Test für Wirtschaftsdeutsch vom Insitut für Internationale Kommunikation der Universität Düsseldorf. Wer sich für den Kurs „Jobsuche per Internet“, ein Weiterbildungsangebot der Westfälischen Wilhelms-Universität-Münster interessiert, kann z. B. mit Hilfe eines kurzen Tests im WWW feststellen, ob er zur Einführungsstunde vor dem Seminar kommen soll, bei dem Internetgrundkenntnisse vermit-telt werden (Westfälische Wilhelms-Universität-Münster). Der Online-Sprachtest Englisch von

Ber-Kapitel 3: Der Einsatz von Online-Prüfungen in der beruflichen Weiterbildung

Tabelle 3.3: Auswahl von kostenlosen, frei zugänglichen Online-Tests im WWW aus dem Themen-bereich beruflicher Weiterbildung

Titel (Adresse)

Inhalt Anbieter

Englisch (http://www.berlitz.de/englishtest/)

Lückentexte, die per Multiple-Choice zu füllen sind und kurze Aufnah-men von Gesprächen und Fragen dazu, die per textbasierter Mehrfach-auswahl zu beantworten sind

Berlitz International, Inc.

Englischtest (http://www.AHAonline.de/test/test)

Multiple-Choice, Rückmeldung nach jeder Frage Frankfurter Allgemeine Zeitung Einstufungstest Wirtschaftsdeutsch

(http://www.iik-duesseldorf.de/ctest/ctestwirt.txt.html)

Lückentext Institut für Internationale

Kom-munikation Euro-Quiz (http://www.oberbank.at/ch002.htm)

textbasierte Multiple-Choice-Aufgaben, Rückmeldung nach jeder Frage Oberbank, Österreich Einstufungstest Betriebswirtschaft

(http://www.cabs.de/conline/cotest_main.asp?testid=teinst)

textbasierte Multiple-Choice-Aufgaben Virtual Management GmbH

Vernetzte Computer (http://www.compufit.wolfsburg.de) textbasierte Multiple-Choice- und Freitext-Aufgaben (letztere nicht ausgewertet, Musterlösung zum Vergleich)

Verein der Förderer der BBS II der Stadt Wolfsburg e.V.

Internet-Führerschein (http://www.internet-fahrschule.de) Multiple-Choice-Fragen aus dem Bereich Internet-Basiswissen, HTML/Java Script, Webmaster und E-Commerce

Dr. Stefan Schmalhaus Internetwissen (http://www.akademie.de/gratiskurse/

crashkurs/test.php3)

textbasierte Multiple-Choice-Fragen rund um das Internet Hase, Rosdale & Partner GmbH Testfree (http://www.testfree.com/exams.asp)

überwiegend textbasierte Multiple-Choice-Aufgaben zur Vorbereitung auf IT-Zertifizierungen

Testfree Publishing LLC.

Stand: Mitte März 2000

Kapitel 3: Der Einsatz von Online-Prüfungen in der beruflichen Weiterbildung

litz unterscheidet sich von den meisten anderen im Internet angebotenen Online-Sprach-Prüfungen darin, dass dabei auch Gespräche zu hören sind und dazu Fragen gestellt werden. Der Transport der umfangreichen Audiodateien durch das Internet dauert, „der umständliche, mehrminütige Ladeprozeß belastet die Geduld (und das Portmonnaie)“ (Sunder, 1999, S. 43). Andere sind eigentlich für Online-Lernangebote gedacht, z. B. der Einstufungstest Betriebswissenschaft der Firma Virtual Management.

Online-Prüfungen im WWW werden dabei auch kostenlos zur Verfügung gestellt, da damit neue Aufträge aquiriert werden können: Bei IKL Business Language Training erhalten Testteilnehmer nur telefonisch eine Auswertung, „der Werbesog ist entsprechend groß“ (Sunder, 1999, S. 43), bei Berlitz erfolgt die Rückmeldung als eine Einstufung in das Berlitzsche Kurssystem (Fischer, 1998).

Für Sprachprüfungen im WWW sieht Sunder (1999) Vorteile, die allgemein gelten, wenn die kos-tenlos zu nutzenden Online-Prüfungen zur Einstufung, Bedarfsermittlung oder Selbstcheck eingesetzt werden: Die wesentlichen Vorteile von kostenlosen, frei zugänglichen Online-Prüfungen liegen nach Sunder (1999) darin, dass sie jederzeit und an jedem beliebigen Ort durchgeführt werden können, wenig kosten (z. B. Internetgebühren) und unmittelbar ein Ergebnis liefern. Außerdem muss die Ent-scheidung für einen bestimmten Sprachkursanbieter nicht schon gefallen sein, „bevor die Notwendig-keit dafür durch einen Einstufungstest durch den Weiterbildungsanbieter überprüft wurde“ (Sunder, 1999, S. 40). Dass zum Beispiel keine aktiven Sprachkenntnisse geprüft werden, ist für den Zweck der Vorauswahl oder Einstufung nach Sunder nicht schlimm. Darüberhinaus erwähnt Sunder (1999) Online-Sprachtests auch als eine Möglichkeit bei der Personalauswahl, -entwicklung und als Bestand-teil eines Wissenmanagementsystems und erwartet nicht zuletzt deswegen zukünftig eine Zunahme von Online-Prüfungen im Internet.

Inwieweit Online-Prüfungen heute zur innerbetrieblichen Bedarfsermittlung oder als Einstufungs-prüfung für traditionelle Weiterbildungsveranstaltungen im Bereich der beruflichen Weiterbildung eingesetzt werden - darüber liegen keine Angaben vor. Für den vorgestellten Sprachtest von Berlitz habe ich auf Nachfrage folgende Daten erhalten3: Seit Anfang 1996 angeboten, haben ihn bis Anfang 2000 über 2 000 Personen abgelegt, die ihn sowohl als Einstufungstest für den Internet-Sprachkurs oder auch für den Direktunterricht nutzen. Eingesetzt wurde der Sprachtest beispielsweise in der be-trieblichen Weiterbildung der Deutschen Bank, bei Hoechst, TUI, Allianz und Telekom.

Online-Prüfung im Rahmen traditioneller beruflicher Weiterbildung mit dem Ziel der Lernkon-trolle oder einer besseren Diagnose (vgl. Schön, 1991, S. 146; Deinert & Kemter, 1994), werden nur selten eingesetzt. Ein Dozent im Bereich der beruflichen Weiterbildung erklärte, dass er einige der im Web angebotenen Tests schon einmal genutzt hätte, um den Teilnehmern und sich die Möglichkeit einer Kontrolle zu geben, was gelernt wurde.

Für die berufliche Erstausbildung wird der Einsatz von computergestützten Prüfungen als Ab-schlussprüfung schon lange diskutiert (vgl. Wölker, 1968). Heute wurde nicht nur ein Prototyp für computergestützte Prüfungsaufgaben im kaufmännischen Bereich entwickelt (Heeg, Koch, Beinhold

& Susemihl, 1999), bei den Schweizer Bundesbahnen werden computergestützte Prüfungen schon seit mehreren Jahren eingesetzt (Bühler, 1999). Computergestützte Prüfungen ersetzen hier nur einen Teil der Prüfung: Zusätzlich wird weiterhin mündlich und in Fallstudien geprüft (Bühler, 1999, S. 43 f.).

Die traditionellen Anbieter beruflicher Weiterbildung in Deutschland, die Kammern, setzen hin-gegen meines Wissens keine eigenen computergestützten Prüfungen ein. In einigen Kammern und anderen Weiterbildungseinrichtungen werden jedoch statt kammereigenen Abschlüssen Zertifikate verliehen, bei denen Online-Prüfungen abgelegt werden müssen: Der Europäische Computerführer-schein und die Microsoft Zertifikate werden im folgenden Abschnitt vorgestellt.

3E-Mail von Stefanie I. Fischer, Berlitz (9.3.00)

Kapitel 3: Der Einsatz von Online-Prüfungen in der beruflichen Weiterbildung

Abbildung 3.3: Exemplarische Abläufe bei einer Online-Prüfung via Internet

1. Der Kandidat am Computer übermittelt einen URL, ein Passwort und eine Benutzer-ID 2. Die Datenbank mit Informationen über den Kandidaten

3. Benutzer-ID und Passwort werden mit Hilfe der Datenbank authentifiziert

4. Dynamischer Aufbau der Prüfungsaufgaben, die alle zusammen via Internet zu dem Kandidaten ge-schickt werden, von diesem bearbeitet werden und die Lösungen anschließend an den Webserver gesen-det werden

5. Erfassung und Auswertung der Prüfungsergebnisse in der Datenbank 6. Bericht über Prüfungsergebnisse und -statistiken

Quelle: Homepage National Computer Systems Inc.,

http://www.ncs.com/ncscorp/internet/test.htm(Stand 11.2.00).

Im Dokument Sandra Schaffert (Seite 42-45)