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„Bewegungsmangel gilt heute als größtes Gesundheitsrisiko“ (Persson 2007). Zahlreiche Un-tersuchungen zu diesem Thema bestätigen die Relevanz der körperlichen Aktivität für die Gesundheit. Durch die zunehmende Mechanisierung der Arbeitsplätze und die zunehmende Anzahl der sitzenden Tätigkeiten im Beruf sinkt die Alltagsaktivität. Eine ungünstige Ernäh-rung, wie sie häufig in der Zivilisationskost vorliegt, stellt mit der körperlichen Inaktivität

„Risikoverhaltensweisen dar, welche langfristig die Gesundheit beeinträchtigen können“

(Niermann 2011).

Vor diesem Hintergrund hat sich in den letzten Jahren ein Forschungsschwerpunkt herausge-bildet, der sich mit dem Bewegungsmangel in der Bevölkerung und seinen Folgen beschäftigt.

Einen weiteren Forschungsschwerpunkt bildet die Ernährung. Dabei konnten Einflüsse der Ernährung auf unterschiedliche Faktoren wie z. B. allgemeiner Gesundheitszustand, sportli-che Leistungsfähigkeit und Produktivität am Arbeitsplatz aufgezeigt werden (Stone 1994a;

Çalişkan & Çağlar 2010). Konsequenz dieser Forschungsergebnisse ist es, Interventionen und Verhaltensweisen zu fördern, die sich der Problematik des Bewegungsmangels annehmen und körperliche Aktivität und bedarfsangepasste Ernährung thematisieren. Ziel solcher Interven-tionen ist eine Steigerung des Energieumsatzes durch körperliche Freizeitaktivität und durch die Umgestaltung der Arbeitsplätze für mehr Bewegung (Saris et al. 2003; Berg & König 2005; Straker & Mathiassen 2009). Konsequenz solcher Interventionen ist eine ausgewogene oder negative Energiebilanz, um u. a. ein konstantes oder sinkendes Körpergewicht zu errei-chen.

Grundlage für diese Analyse und die daraus folgende Konzipierung der Interventionen bildet aufgrund der starken Verbreitung die Bevölkerungsgruppe mit Bewegungsmangel. Folglich geraten bei der Forschung Berufsgruppen in den Hintergrund, die einer hohen körperlichen Belastung ausgesetzt sind. Wenn auch der allgemeine Trend in den Industrieländern zu ver-mindertem Energieverbrauch geht (Wirth 2003; Straker & Mathiassen 2009), so bestehen trotz fortschreitender Mechanisierung weiterhin Berufsgruppen mit hoher körperlicher Bean-spruchung, zu denen u. a. die Berufsgruppe der Forstwirte zählt. Aus der hohen körperlichen Aktivität im Beruf darf nicht fälschlicherweise die Schlussfolgerung gezogen werden, dass hieraus automatisch eine gesündere Lebensweise resultiert. Durch die meist statische und ein-seitige Belastung bewirkt die berufliche körperliche Aktivität bei Schwerarbeitern keine posi-tiven gesundheitlichen Auswirkungen (Hollmann et al. 2006).

In der Berufsgruppe der Forstwirte konnte Rudolph (2013) nachweisen, dass eine bewe-gungsbezogene Intervention bei körperlich aktiven Arbeitern notwendig ist, um physische und psychosoziale Aspekte aufzugreifen und zu verbessern. U. a. konnte ein saisonales Belas-tungsprofil erkannt werden, das Belastungsspitzen mit entsprechenden Auswirkungen auf motorische Beanspruchungsformen einschließt.

Die in der Studie erhobenen Messdaten umfassen u. a. Körpergewicht und Körpergröße der Probanden, um den Body Mass Index (= BMI) berechnen zu können. Die Probanden wiegen im Durchschnitt 94,5 kg bei einer durchschnittlichen Größe von 1,79 m. Dies entspricht einem BMI von 29,4. Dieser Wert ist in den leicht übergewichtigen Bereich einzuordnen, der die Werte 26 bis 30 einschließt, so dass eine Gewichtsreduzierung empfohlen wird (Geiss &

Hamm 1992). Neben dem Aspekt, dass eine ausgewogene Ernährung zur Erhaltung der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit führt (Sluik et al. 2008), ist ein erhöhter BMI mit steigenden Gesundheitskosten verbunden (Clark et al. 2015). Trotz der hohen körperlichen Aktivität im Beruf und einem vermutlich hohen Energieumsatz liegt bei den Forstwirten ein Übergewicht vor. Da das Anforderungsprofil der Forstwirte eine hohe körperliche Beanspruchung umfasst, ist von einem erhöhten Energiebedarf auszugehen. Es stellt sich somit die Frage, ob das saisonale Belastungsprofil neben den Auswirkungen auf das muskuloskelettale System auch Auswirkungen auf die Energiebilanz der Forstwirte hat.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse der Energiebilanz bei Forstwirten. Das bei Rudolph (2013) erhobene Übergewicht der Forstwirte steht im Widerspruch zu deren hohen körperlichen Aktivität im Beruf. Durch die hohe Beanspruchung lässt sich ein hoher Energie-verbrauch vermuten. Um trotz dieses hohen EnergieEnergie-verbrauchs eine positive Energiebilanz und somit eine Gewichtszunahme zu erreichen, müsste die Energieaufnahme über dem Ener-gieverbrauch liegen.

Um die Energiebilanz zu untersuchen, ist eine Gegenüberstellung von Energieumsatz durch körperliche Aktivität und Energieaufnahme durch die Ernährung notwendig. Berücksichti-gung finden unterschiedliche Parameter, z. B. die verschiedenen beruflichen Tätigkeiten der Forstwirte zu unterschiedlichen Jahreszeiten und die äußeren Einflüsse auf die körperliche Aktivität. Aktuelle Werte des Energieumsatzes bei den beruflichen Tätigkeiten werden mittels indirekter Kalorimetrie erhoben, so dass sie mit anderen bereits erhobenen Werten vergleich-bar sind. Durch die Datenerhebung soll neben der Energiebilanz der Forstwirte geprüft wer-den, ob sich die saisonalen Belastungsprofile auch auf den Energieumsatz auswirken. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, ob es bei unterschiedlicher körperlicher Aktivität zu einer Anpassung der Ernährung an den Energieumsatz kommt. Die Erhebung der

Körper-komposition ermöglicht eine Kontrolle über mögliche Auswirkungen der Energiebilanzen.

Grundlegend werden über einen Zeitraum von einem dreiviertel Jahr in drei Messzeitpunkten verschiedene Daten erhoben. Im Fokus der Untersuchung steht die Betrachtung, wie sich die Energiebilanz bei Forstwirten zu unterschiedlichen Jahreszeiten und somit unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten gestaltet.

Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile. Im ersten Teil werden die theoretischen Grundla-gen auf dem aktuellen Stand der Forschung dargelegt. Nach der Darstellung von Energieauf-nahme (Kapitel 2) und Energieumsatz (Kapitel 3) werden diese beiden Themen in Kapitel 4 zur Energiebilanz miteinander verknüpft, wobei speziell auf Adipositas als Folge einer positi-ven Energiebilanz eingegangen wird. Mit der Beschreibung und Analyse des Anforderungs-profils Forstwirt (Kapitel 5) schließt der allgemeine Teil der Arbeit ab, so dass die Ergebnisse der Untersuchung auf die forstwirtspezifische Beanspruchung rückbezogen werden können.

Der empirische und somit zweite Teil der Arbeit beginnt mit der Hypothesenformulierung, die auf der theoretischen Grundlage erfolgt (Kapitel 6). Nach der Darstellung der Erhebungs-instrumente und der Methoden werden die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen darge-stellt (Kapitel 7). Die Hypothesenüberprüfung findet integrativ in der Ergebnisdarstellung statt.

Eine ausführliche Diskussion unter Einbezug des aktuellen Forschungsstands findet im dritten Teil der Arbeit statt. Hierbei werden neben der Diskussion der Ergebnisse (Kapitel 8) auch Grenzen und Möglichkeiten der Untersuchungsmethoden diskutiert (Kapitel 9). Den Ab-schluss dieser Arbeit bilden das Fazit und ein Ausblick (Kapitel 10).

I ALLGEMEINER TEIL

Im ersten Teil der Arbeit werden der theoretische Hintergrund und der aktuelle Forschungs-stand dargelegt. Neben einer allgemeinen Abhandlung der Themen wird auch im Speziellen Bezug auf das Berufsbild Forstwirt genommen. Nachdem zunächst die Themen Energieauf-nahme (Kapitel 2) und Energieumsatz (Kapitel 3) betrachtet werden, werden diese anschlie-ßend im Abschnitt zur Energiebilanz zueinander in Beziehung gesetzt. Um die Energiebilanz bei Forstwirten analysieren zu können, endet der allgemeine Teil mit einer Betrachtung des beruflichen Anforderungsprofils der Forstwirte.

Im Dokument Energiebilanz bei Forstwirten (Seite 12-15)