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1. Ferkelgruppe: Impfung gegen M. hyopneumoniae in der ersten und vierten Lebenswoche

5.1 Vorversuch - Auswahl eines geeigneten Verfahrens für den serologi- serologi-schen Nachweis von Antikörpern

5.2.3 Einfluß maternaler Antikörper auf die Reaktion der Ferkel nach Impfung in der ersten und vierten resp. vierten und achten Lebenswoche

Der Übergang von der passiv erworbenen maternalen Immunität zu dem durch die Impfung induzierten Schutz soll möglichst fließend sein, um ein Infektions- und Er-krankungsrisiko zu minimieren. Die von den Impfstoffherstellern derzeit empfohlenen Impfschemata sehen für eine Impfung gegen M. hyopneumoniae folgende Impf-schemata vor: zweimalige Impfung in der ersten und dritten bzw. ersten/zweiten und vierten/fünften Lebenswoche oder eine einmalige Impfung in der zehnten/elften Le-benswoche. Die Impfung kann die Lungengesundheit, den Zuwachs und die Futter-verwertung nachweislich verbessern (CHARLIER et al. 1994; LIUM et al. 1994;

VRAA-ANDERSEN 1994; DOHOO und MONTGOMERY 1996; RADELOFF 1997;

MAES et al. 1998; MARTINON et al. 1998; WALLGREN et al. 1998b). Die Impfung kann dabei eine Infektion der Schweine nicht verhindern (MAES et al. 1998). Der po-sitive Effekt beruht wahrscheinlich auf der Induktion einer Immunreaktion, die bei einer späteren Erregerexposition zusätzlich geboostert wird. Die körpereigene Ab-wehr kann damit schneller und vermutlich auch effektiver reagieren (MAES et al.

1998). Außerdem wird vermutet, dass die Impfung die Erregerausscheidung verrin-gern kann (DONE 1996).

Der Erfolg einer Impfung ist davon abhängig, dass der Antigenreiz das humorale und zelluäre Immunsystem des geimpften Tieres stimuliert. Es ist bekannt, dass

materna-Diskussion 69 le Antikörper den Erfolg einer Impfung beeinträchtigen können, wie z.B. für die Imp-fung gegen die Aujeszkysche Krankheit beschrieben (BOERSMA et al. 1998). Der Mechanismus, der dieser Beeinträchtigung zugrunde liegt und auch für M. hyopneumoniae angenommen wird, soll darauf beruhen, dass die im Serum vor-handenen Antikörper die Impfantigene abfangen und neutralisieren (THACKER et al.

1998; WALLGREN et al. 1998a; THACKER u. THACKER 2000).

Ein Einfluß maternaler Antikörper auf die Reaktion der Ferkel nach Impfung in der ersten und vierten bzw. vierten und achten Lebenswoche konnte auch in der vorlie-genden Untersuchung nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu den Schweinen, die im Vorversuch in der achten Lebenswoche erstmalig geimpft worden waren und eine deutliche Reaktion auf die erste Impfung gezeigt hatten, war im Hauptversuch bei den vier Wochen alten, erstmalig in der ersten Lebenswoche geimpften Ferkeln kei-ne Reaktion auf die Impfung nachweisbar. Die in der vorliegenden Untersuchung in der vierten Lebenswoche nachweisbaren ELISA-Werte wurden allein vom Produkti-onsstatus der Sau (Jung- oder Altsau) und der Konzentration maternaler Antikörper (Sau geimpft oder nicht geimpft) bestimmt. Eine Immunantwort auf die Impfung in Form eines Antikörperanstiegs ließ sich somit bei den früh geimpften Ferkel vier Wo-chen nach der ersten Impfung nicht feststellen. Ein weiterer Rückgang der ELISA-Werte in der vierten Lebenswoche wurde auch in anderen Untersuchungen bei früh geimpften Ferkeln festgestellt (RADELOFF u. HEINRITZI 1998).

Eine Reaktion auf die frühe Impfungen war erst vier Wochen nach der zweiten Imp-fung (in der achten Lebenswoche) festzustellen. Die Antikörperkonzentrationen der Nachkommen geimpfter und nicht geimpfter Jungsauen waren gegenüber den in den vierten Lebenswoche nachgewiesenen Werten zwar weiter abgefallen, der Rückgang war aber nicht so deutlich wie bei den nicht geimpften Kontrollferkeln. Der Unter-schied der ELISA-Werte zwischen den früh und nicht geimpften Ferkeln von Jung-sauen ließ sich in der achten Lebenswoche statistisch absichern. In der vorliegenden Untersuchung fiel auf, dass nur 23 % der früh geimpften Ferkel von geimpften Jung-sauen und 29 % der früh geimpften Nachkommen nicht geimpfter JungJung-sauen in der achten Lebenswoche ELISA-Werte oberhalb des cut off hatten. Die früh geimpften Nachkommen geimpfter Altsauen zeigten - auf einem Niveau höherer ELISA-Werte – einen identischen Verlauf wie die früh geimpften Ferkel geimpfter Jungsauen. Die früh geimpften Nachkommen nicht geimpfter Altsauen ließen dagegen keinen weite-ren Rückgang der Antikörperkonzentrationen erkennen, sondern konnten das Niveau

70 Diskussion halten. In beiden Gruppen waren in der achten Lebenswoche wieder signifikante Un-terschiede zu den ELISA-Werten der nicht geimpften Kontrollferkel festzustellen. Der Anteil der Ferkel mit einem positiven Serostatus lag zu diesem Zeitpunkt für die früh geimpften Ferkel geimpfter Altsauen bei 70 % und die nicht geimpfter Altsauen bei 69 %.

Die Reaktionen auf die frühe Impfung waren nur kurzzeitig nachweisbar. Bereits in der 12. Lebenswoche war - unabhängig vom Produktions- und Impfstatus der Sau - bei allen Ferkeln ein deutlicher Rückgang der ELISA-Werte nachweisbar.

Der Anteil an Tieren mit einem ELISA-Wert oberhalb des cut off lag in der 12. Le-benswoche für die früh geimpften Ferkel geimpfter Jungsauen nur noch bei 10 % und die Nachkommen nicht geimpfter Jungsauen bei 4 %. Die Ferkel geimpfter Altsauen hatten zu diesem Zeitpunkt zu 14 %, die Ferkel nicht geimpfter Altsauen zu 21 % ei-nen positiven Serostatus. Die Ergebnisse zeigen, dass bei früh geimpften Ferkeln aus der Prävalenz seropositiver Tiere in der 12. Lebenswoche ein Rückschluß auf eine stattgehabte Impfung nicht möglich ist. Für die Praxis heißt das, dass der Käu-fer von MastläuKäu-fern (üblicherweise 10. bis 12. Wochen alt) keine Möglichkeiten hat, die zugesicherte Impfung aus der Prävalenz von Seroreagenten abzuleiten.

Im Gegensatz zu den früh geimpften Ferkeln reagierten die spät (vierte und achte Lebenswoche) geimpften Tiere mit signifikant höheren Antikörperkonzentrationen auf die Impfungen. Da aber auch bei diesen Ferkeln in der achten Lebenswoche (vier Wochen nach der ersten Impfung) noch ein Einfluß maternaler Antikörper feststellbar war, wiesen die ELISA-Werte im Vergleich mit den Werten aus der ersten und vierten Woche weiter fallende Tendenzen auf. Der Rückgang war aber nicht so deutlich wie bei den nicht geimpften Kontrolltieren, deren ELISA-Werte in der achten Woche si-gnifikant niedriger waren. Vier Wochen nach der zweiten Impfung (12. Lebenswoche) war bei allen Gruppen eine ausgeprägte Reaktion nachweisbar, die zu ELISA-Werten oberhalb des cut off führte und zudem auch während der nachfolgenden Wo-chen erhalten blieb. Die Reaktion auf die späte Impfung ließ bei den spät geimpften Nachkommen der Jungsauen keinen Einfluß des Impfstatus des Muttertieres erken-nen. Die Ferkel geimpfter Altsauen reagierten auf die späte Impfung zwar mit tende-ziell geringeren ELISA-Werten als die Nachkommen der nicht geimpften Altsauen, die Reaktion auf die Impfung führte aber auch hier zu hohen ELISA-Werten oberhalb

Diskussion 71 des cut off. Der Anteil an spät geimpften Ferkeln mit einem positiven Serostatus lag in der 12. Lebenswoche für die Nachkommen geimpfter Jungsauen bei 86 % und die Ferkel von nicht geimpften Jungsauen bei 91 %. Die Ferkel geimpfter Altsauen rea-gierten zu diesem Zeitpunkt zu 73 %, die nicht geimpfter Altsauen zu 96 % positiv.

Die genannten Differenzen ließen sich statistisch nicht absichern. Die Impfung gegen M. hyopneumoniae ließe sich demnach in Gruppen spät geimpfter Ferkel aus den Prävalenzen der Seroreagenten ableiten. Eine Differenzierung der serologischen Reaktion auf die Impfung von einer Reaktion auf eine Infektion mit M. hyopneumoni-ae ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anhand klinischer Befunde möglich, da Vorkom-men serologischer Reaktionen eng mit Atemwegserkrankungen korreliert ist (BAHN-SON et al. 1996; GROSSE BEILAGE 1999)

In der Literatur liegen vergleichende serologische Untersuchungen an früh und spät geimpften Ferkeln nur in geringem Umfang vor. Die Untersuchungen von RADE-LOFF (1997) ließen für die Impfung von Absetzferkeln bzw. Mastläufern ähnliche Verläufe der Antiköperkonzentrationen erkennen, wie sie in der vorliegenden Arbeit für die spät geimpften Ferkel festgestellt wurden.