• Keine Ergebnisse gefunden

Wissenschaftliche Weiterbildung im Innovations-pro- Innovations-pro-jekt – Ein neues Format für einen kooperativen

4. Diskussion der Ergebnisse

Wir haben uns zunächst mit der Motivation der Partner beschäftigt. Im vorliegenden Fall gaben alle Partner ein Interesse an einer neuen Erfah-rung zu erkennen und daran, sich eine neue Perspektive im Feld der ei-genen Expertise anzueignen. Als zweites wurde der Nutzen der Koope-ration für die beteiligten Individuen betrachtet. Beide Parteien profitierten von den kulturellen Unterschieden der Organisationen auf ihre ganz ei-gene Art und Weise. Während die Teilnehmenden aus der Industrie ihre Problemlösungskompetenz erhöhten, gewannen die Nachwuchswissen-schaftler unter anderem Erfahrung in der Führung von unterschiedlichen

85 Personen. Kennzeichnend für dieses Kooperationsformat ist insbeson-dere die Verbindung von Weiterbildung und Forschung, sowie die Ergeb-nisoffenheit. Beides kreierte ein Lernumfeld und ermöglichte durch die Eingliederung der Mitarbeitenden der Industrie einen intensiven formellen und informellen Austausch zwischen Hochschule und Industrie. Die An-passung an diese neue Art der Interaktion stellte für alle Beteiligten eine Herausforderung dar, bot aber auch die Möglichkeit, starke Verbindungen aufzubauen und Probleme schnell zu erkennen und darauf zu reagieren.

Diese Zusammenarbeit ist daher insbesondere im Rahmen des informel-len Technologietransfers oder auch „academic engagement“ interessant, u.a. aufgrund der sehr engen Interaktion zwischen Individuen [13]. Auf diese Weise konnte im Laufe der Zeit Vertrauen aufgebaut werden. Ver-trauen zwischen den Kooperationspartnern aufzubauen ist oft ein langer Prozess, der als Hindernis im Mitwirkung im Technologietransfer wirken kann [14]. Insbesondere die hohe Bedeutung der Selbstreflexion, die die Betrachtung der Kooperation als beidseitigen Lernprozess integriert, scheint hier großes Potential für einen nachhaltigen Wissenstransfer zu bergen.

Wichtige Punkte bei der Durchführung des Formates sind die klare Defi-nition der Ziele und die Kommunikation der Erwartungen. Gerade im Um-feld des engen Zusammenspiels von Menschen mit unterschiedlichen kul-turellen Hintergründen kann dies geeignet sein, Irritationen zu vermeiden und zu einer vertrauensvollen Atmosphäre beizutragen. Beide Seiten soll-ten in dem Prozess unterstützt werden - für die Industrieteilnehmer kann dies durch einen festen Ansprechpartner am Institut und die Einbindung in das Institutsteam geschehen, für die wissenschaftlichen Mitarbeiter kann die Aufteilung der Verantwortung und die Unterstützung durch einen Dritten, der mit ihnen über die Projektfortschritte nachdenkt, geeignet sein. Außerdem sollten die individuellen Bedürfnisse aller Teilnehmer res-pektiert werden. Dies kann unterstützt werden, indem Flexibilität für An-passungen im Projektplan integriert wird.

4.1 Limitationen und Forschungsbedarf

Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl mussten die Autoren besonders auf den schmalen Grat zwischen zu viel Anonymisierung (Verlust

wichti-86

ger Informationen) und zu wenig Anonymisierung (unbeabsichtigte mög-liche Identifizierung der Befragten) achten. So wurden die Gruppen so zu-sammengefasst, dass einzelne Teilnehmer nicht als eine bestimmte son identifiziert werden konnten. Hierdurch war es nicht möglich, die Per-sönlichkeit der Befragten so weit zu berücksichtigen, wie relevante Fak-toren beinhaltet waren. Die von den Befragten genannten Vorteile sind zum Teil Annahmen über den künftigen Nutzen und müssen noch durch zukünftige Untersuchungen bestätigt werden. Auch die Auswirkungen auf das Unternehmen als Ganzes wurden wenig diskutiert, da der Fokus auf den im Institut anwesenden Mitarbeitern lag. Trotz des Erfolges des Pro-jektes wurde die Kooperation nach zwei Durchläufen zunächst aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen im Unternehmen nicht weitergeführt.

Die Zukunft des Transferformates ruht daher in der weiteren praktischen Anwendung und Weiterentwicklung.

4.2 Schlussfolgerung

Ziel dieser Studie war es, ein neuartiges Transfer- und Kooperationsfor-mat, das Weiterbildung mit Innovationsprojekten verbindet, zu untersu-chen und vorzustellen. Dies erfolgte insbesondere im Hinblick darauf, wie dieses auf die Bedürfnisse aller Beteiligten zugeschnitten werden kann.

Dazu haben wir eine Aktionsforschung durchgeführt und Motive für Enga-gement, Nutzen und Lernerfolge für alle Beteiligten sowie die zentralen Bedürfnisse der Partner identifiziert haben. Außerdem wurden so direkte und indirekte Erfolgsfaktoren der Formatdurchführung benannt. Unser Ziel ist es, den wissenschaftlichen Diskurs über Kooperationen und Transferformate an der Schnittstelle von Hochschulen und Industrie zu bereichern, indem wir eine neue, in der Literatur noch nicht diskutierte Form der Zusammenarbeit analysierten. Unter anderem können Wegbe-reiter von Kooperationen zwischen Universitäten und Industrie von unse-rer Forschung profitieren, indem sie sich mit den identifizierten Erfolgsfak-toren befassen, die beim Aufbau dieses Formats der Zusammenarbeit zu berücksichtigen sind. Industrie und Hochschulen werden ermutigt, die Kombination von Innovationsprojekt und Weiterbildung als eine Möglich-keit zu betrachten, bestehende Kooperationen zu intensivieren, neue Im-pulse zu bekommen und Lernerfolge zu erreichen.

87 Danksagung

Diese Studie wurde im Rahmen des Projekts "ContinuING@TUHH"

durchgeführt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen" gefördert wird. Die Autoren danken Christine Bauhofer, Cara H. Kahl und Heiko Sieben, Mitglieder des Projektteams Continu-ING@TUHH, für die Möglichkeit, diese Forschung durchzuführen, das Engagement bei der Projektinitiierung und -planung sowie die fruchtbaren Diskussionen zu Ereignissen während der Aktionsforschung unter Ein-bringung ihrer Expertise in Erwachsenenbildung und Psychologie. Wei-terhin bedanken wir uns bei allen Projektbeteiligten und Teilnehmern des Expertenworkshops.

Referenzen

[1] Henke, J.; Pasternack, P.; Schmid, S. (2016). Third Mission von Hochschulen - Eine Definition. Das Hochschulwesen 1+2 2016: 16-22 [2] HRK (Senat der Hochschulrektorenkonferenz), Oktober 2016: Die Hochschulen als zentrale Akteure in Wissenschaft und Gesellschaft - Eckpunkte zur Rolle und zu den Herausforderungen des Hochschulsys-tems

[3] E3M (European Indicators and Ranking Methodology for University Third Mission) (2011): Needs and constraints analysis of the three di-mensions of third mission activities. Projektbericht.

[4] BMBF (2013): Richtlinien zur zweiten Wettbewerbsrunde des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen: Vom 29. Juli 2013.” https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-877.html.

[5] Ehrenreich, J.; Jankowski, D.; Krossing, I. (2015): Training on the Project: Weiter-bildung und Innovation durch gemeinsames Forschen. In Modulare wissenschaftliche Weiterbildung für heterogene Zielgruppen entwickeln: Formate - Methoden - Herausforderungen, edited by Juliane Besters-Dilger and Gunther Neuhaus, 167–78. Schriftenreihe Freiburger

88

Universitäre Weiterbildung 1. Freiburg: Rombach Druck- und Verlags-haus.

[6] Jankowski, D. (2014): Bedarfsorientierte und praxisnahe Weiterbil-dung in Projekten: Von der Idee in die Praxis – ein Erfahrungsbericht.

Unpublished manuscript, last modified January 27, 2017.

https://www.oh.uni-freiburg.de/ordner/data/doc/fast/erfahrungsbericht.

[7] Bauhofer, C.; Kahl, C.; Sieben, H.; Knutzen, S. (2015): Kooperative Innovations-projekte als Grundlage für die Hochschulweiterbildung im In-genieurbereich, Hochschule und Weiterbildung (1): 47–51.

[8] Ankrah, S.; Al-Tabbaa, O. (2015): Universities–industry collaboration:

A systematic review. Scandinavian Journal of Management 31 (3): 387–

408. doi:10.1016/j.scaman.2015.02.003.

[9] Perkmann, M.; Tartari, V.; McKelvey, M.; Autio, E.; Broström, A.;

D’Este, Pablo; Fini, R. et al. (2013): Academic engagement and com-mercialisation: A review of the literature on university–industry relations.

Research Policy 42 (2): 423–42. doi:10.1016/j.respol.2012.09.007.

[10] Coghlan, D.; Brannick, T. (2014): Doing Action Research in Your Own Organization. London: SAGE

[11] Bortz J.; Döring, N. (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. Berlin, Heidelberg: Springer [12] Thune, T. (2009): Doctoral students on the university–industry inter-face: A review of the literature. High Educ 58 (5): 637–51.

doi:10.1007/s10734-009-9214-0

[13] Perkmann, M.; Walsh, K. (2007): University–industry relationships and open innovation: Towards a research agenda. Int J Management Reviews 9 (4): 259–80. doi:10.1111/j.1468-2370.2007.00225.x.

[14] Schubert, P. (2012): A study of the factors that influence engage-ment in university-ty-industry collaboration projects. Working paper at the university Koblenz-Landau.

89

Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler