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Der Einsatz von Nitrifkationshemmern gewinnt in der Praxis an Beliebtheit. Dabei muss wohl unterschieden werden, zwischen Ureasehemmern und Nitrifikationshemmern. Beide zählen zu den N-Stabilisatoren. Sie unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung. Für die Landwirtschaft sind es hauptsächlich die Nitrifikationshemmer oder auch Nitrifikationsin-hibitoren, die von größerer Relevanz sind.

Dabei sind Nitrifikationshemmer in mehreren Formulierungen einsetzbar. Zum einen gibt es Piadin, eine flüssige Formulierung als Zusatzstoff bei Gülle und Gärresten. Sie hemmen eine rasche Umwandlung des Ammoniums und sorgen auf diese Art für verminderte N-Verluste.

Die Flüssigdüngerpallette ist ebenfalls mit Inhibitoren gedeckt. Hier sind vor allem Alzon flüs-sig und Alzon mit Schwefelzusatz zu nennen. Der Name Alzon tritt auch im Zusammenhang mit granuliertem Dünger auf. Die Harnstofferweiterung als Nitrifikationshemmer komplettiert letztlich den Einsatzumfang der Inhibitoren.

Die Reduzierung von N-Verlusten ist einer der bedeutendsten Angriffsstellen für die momen-tane Düngersituation. Hohe Nitratwerte in Gewässern und Grundwasser sind aktuell vorherr-schend. Das resultiert selbstverständlich nicht aus der gegenwärtigen Anbausituation, aber das Problem ist unbestreitbar vorhanden und dem muss entgegengewirkt werden. Derzeitige Nitratgehalte durch Austragung ins Wasser können auf fehlerhafte Düngerstrategien vor über zehn Jahren basieren. Doch auch durch die oberflächliche Abschwemmung, der zugeführten Dünger kurz nach der Applikation, können zu einem hohen Eintrag in umliegende Gewässer führen.

Dem versucht man seit geraumer Zeit mit der Düngeverordnung entgegenzuwirken. Die Festlegung von Gewässerschutzstreifen und Gewässerschutzzonen hatte einen großen An-teil an der Minimierung der Einträge. Die heutigen hohen Werte resultieren in den neuen Bundesländern meist aus dem unwissentlichen Einsatz der N-Dünger nach der Wiederverei-nigung. Die Resultate sind jetzt erst ersichtlich. Um in Zukunft diese Eintragungen zu redu-zieren leistet die Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Industrie derzeit einen großen Aufwand.

Die Nitrifikationshemmer sorgen für eine Beweglichkeit des Stickstoffs im Wurzelgefüge bzw.

im Wurzelbereich der Bestände. Dadurch wird er fixiert und kann somit bei starken Regen nicht im Abwärtsstrom des Wasserflusses mitgenommen werden und in tiefere Bodenschich-ten abrauschen. Zudem ermöglichen sie im Pflanzenwachstum, bei entscheidenden Phasen

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wo der N-Bedarf groß ist, eine bedarfsgerechte N-Zufuhr. Die Vorteile sind eine Steigerung der N-Effizienz und eine verbesserte N-Bilanz. N-Salden bei 50 kg/ha sind auf Dauer wün-schenswert. Denn mit hohen Salden wird auch mehr Stickstoff ins Grundwasser getragen. Im Herbst und Winter sind dabei Flächen der Winterfurche sehr anfällig.

Die Entwicklung von Nitrifikationshemmern beschert der Umwelt einen großen Dienst. Die Eigenschaft, dass sie im Vergleich zu herkömmlichen Düngern zusätzlich eine geringere Ammoniakausgasung vorweisen, ist dabei ein entscheidender Vorteil. Für die Umwelt ist das sehr wichtig, schließlich ist Ammoniak (N2O) für sie 200 mal so schädlich wie Kohlenstoffdio-xid (CO2). Somit ist die verlustarme Applikation und die daraus resultierende höhere Effizienz im Zusammenspiel mit der umweltgerechten Düngung ein klarer Pluspunkt für die Nitrifikati-onsinhibitoren.

Langjährige Versuche zeigen, dass man bei gleichen Einsatzmengen an Stickstoff mit Nitrifikationshemmern mehr erntet. Eine Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der Kornquali-tät ergeben diese Versuche. Die Düngung wirkt zwar optisch etwas schwach, ist aber bei Messungen immer ausreichend versorgt. Gerade im Raps ist man nach der herkömmlichen Düngung eine fast blaue Färbung gewohnt, dies entfällt beim Einsatz der Stabilisatoren.

Ertraglich fallen dabei eher Unterschiede auf, was ebenfalls für den Einsatz der Nitrifikati-onshemmer spricht.

Die wohl größten Vorteile der Düngung mit Nitrifikationsinhibitoren ist die Handhabung. Die Zusammenlegung von Düngergaben erspart Überfahrten und somit Arbeitszeiten. In diesem Zusammenhang steigert sich auch die Wirtschaftlichkeit, ebenso wie durch die längere Wir-kungsdauer bis zur N-Freisetzung. So können Applikationsmaßnahmen vorgezogen und Arbeitsspritzen gebrochen werden. Denn gerade im Frühjahr zur Maisaussaat und zu den Pflanzenschutzmaßnahmen überschneiden sich oft die Termine, was so zum Teil vermieden werden kann.

Die Zusammenfassung der Gaben stimmt aber auch viele Praktiker mürrisch. Durch eine Zusammenfassung geht die Kontrolle über den Pflanzenbestand verloren. In Extremjahren wie 2012 wurde dies am deutlichsten. Ein sehr langer Winter, bis hinein in den April, sorgte für sehr späte Befahrbarkeit der Felder. Eine frühere Applikation war auf Grund von Schnee und Eis auf den Schlägen nicht möglich, da so schnell ein ungleiches Streubild entsteht, wenn die Granulate auf dem Eis wegschlittern. Zumal der Dünger auf Frostböden beim ers-ten Regen oberflächlich abgetragen wird.

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Wäre man zu diesem Zeitpunkt mit den stabilisierten Düngern in die Bestände gefahren, hät-te die um drei bis vier Wochen verzögerhät-te Düngung eine viel zu spähät-te N-Freisetzung bewirkt.

Der schnelle N-Bedarf bei Raps war so nur durch die herkömmlichen Dünger wie Harnstoff oder KAS zu decken. In Bezug auf den Vorkauf von Dünger ist demzufolge auch eine schnelle Umstellung nicht möglich, da meist die jeweiligen Landhandelsunternehmen so schnell keinen Ersatz verfügbar haben. Um eine problemlose Verfügbarkeit der Granulate zu gewährleisten, schließen sie vorher Kontrakte ab, um dann die entsprechenden Mengen immer vor Ort zu haben. Diese werden im Laufe des Winters eingelagert. Ein ähnliches Phä-nomen hat das Eintreten von einem extrem feuchten Frühjahr. Dann ist ebenfalls erst eine späte Befahrbarkeit des Ackers möglich.

Auch die Zweifel an der N-Konstanz im Boden sind gegeben. Zum Ende der Wuchsperiode, also zum Qualitätszeitpunkt, haben viele Pflanzenbauer die Befürchtung, dass nicht mehr genug Stickstoff im Boden sein könnte. Durch Teilgaben steigt der Bedarf an Arbeitsstunden und die Zahl der Überfahrten steigt, aber die genaue Kontrolle über den Bestand ist den Praktikern dabei wichtiger. Eine punktgenaue Ehrengabe, die zeitige Verfügbarkeit von Stickstoff zum entscheidenden Zeitpunkt und die damit verbundende Kontrolle über den Be-stand, was die Versorgung angeht, lässt Landwirte und Pflanzenbauberater gleichermaßen noch Abstand nehmen vom Einsatz der stabilisierten Dünger.

Beim Einsatz von Piadin als Nitrifikationshemmer in Gülle und Gärresten ist das anders. Mit zunehmender Beliebtheit findet der Einsatz statt. Ob beim Einfahren in Beständen oder bei der herkömmlichen Ausbringung. Alle sind sich einig, vor allem Lohnunternehmer, dass sich der finanzielle und arbeitstechnische Mehraufwand lohnt. Beim Einsatz von Strip-Tillage als Ersatz für die Unterfußdüngung beim Mais ist Piadin schon jetzt von großer Bedeutung, da eine gewisse Zeit bis zum Nutzen des Depots verstreicht und bis dahin keine N-Verluste auf-treten sollen. Dafür werden Gärreste von Biogasanlagen oder Gülle aus Rinderhaltung be-nutz. Viele große Anlagen sind auf den vielseitigen Einsatz ihrer Reste angewiesen, weil sie anders keine Abnehmer für die Produkte haben. In sinnvoller Verbindung mit Nitrifikationsin-hibitoren erweitert sich das Einsatzspektrum effektiv und ein Luxuskonsum wird vermieden.

In diesem Zusammenhang tritt dabei dann auch eine Entlastung des Lagerraums ein.

Die zahlreichen Argumente für einen Einsatz von Nitrifikationshemmern sorgten und sorgen bei Landwirten mehr und mehr für Aufmerksamkeit. In Hinsicht auf Umweltweltschutz und Düngeverordnung wird die Bedeutung der Inhibitoren, aus meiner Sicht, weiter zunehmen. In einigen Bedingungen dann vielleicht gekoppelt mit den herkömmlichen Düngern. Die Bre-chung von Arbeitsspitzen wird in Zeiten der neueren Technologien noch wichtiger. In den

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neuen Bundesländern gehen mehr Arbeitnehmer als nachkommen. Die Tendenz, dass mit weniger Personal mehr Arbeit erledigt werden muss, ist unabwendbar und so ist es willkom-men Arbeitsspitzen zu brechen.

Der Umweltschutz wird nicht nur durch den Einsatz der Inhibitoren vorangetrieben, sondern auch durch neue Technologien. Die GPS-Technologie und stetige Weiterentwicklung der Sensortechnik können mittlerweile durch gezielte Applikation auf heterogenen Schlägen Düngerersparnisse bis 40 kg/ha realisieren. Dadurch werden Austräge und Emissionen ge-zielt verringert und die Wirtschaftlichkeit und Effizienz entschieden verbessert.

Alles in Allem zeigen die steigenden Absatzzahlen, laut Hersteller, dass das Interesse und die Einsatzfreude bei den Landwirten geweckt wurden. Wie weit dieser Anstieg geht, wird wohl oder übel auch durch die Politik bestimmt. Ein anderer Teil der Landwirte und Pflan-zenbauberater wird weiterhin an seinen Prinzipien der Bestandsführung festhalten und auch in Zukunft auf stabilisierte N-Dünger verzichten.

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