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Tumor

4. Diskussion

4.1 Diskussion: erster Teil

4.1.1 Die Effekte von WNT5A auf die TRAIL-induzierte Apoptose sind in Tumorzellen verschiedener Tumorentitäten nicht gegensätzlich

WNT5A werden in der Literatur in Bezug auf seinen Beitrag zur Tumorprogression zwei gegensätzliche Rollen zugewiesen. Auf der einen Seite soll es als Tumorsuppressor die Progression verschiedener Tumoren hemmen, auf der anderen Seite als Onkogen wiederum fördern. Diese divergenten Befunde zeigen sich insbesondere in Bezug auf das Migrations- und Invasionsverhalten in den drei untersuchten Zelllinien, wobei WNT5A laut Literaturberichten in SW-480- und MDA-MB-468-Zellen eine tumorsupprimierende, antiinvasive Bedeutung zugeschrieben wird, während eigene Vorarbeiten mit PaTu-8988t-Zellen jedoch tumorfördernde, proinvasive Effekte belegen konnten (Dejmek et al., 2005a; Ripka, 2007; Ripka et al., 2007; Säfholm et al., 2006).

Ob sich diese divergenten Befunde bei verschiedenen Tumorarten auch hinsichtlich verschiedener Effekte von WNT5A auf die TRAIL-induzierte Apoptose bestätigen lassen, war bisher noch unklar, da in eigenen Untersuchungen der Arbeitsgruppe lediglich für die Pankreaskarzinomzelllinie PaTu-8988t Daten vorlagen.

Während die Bedeutung von WNT5A für die Apoptosesuszeptibilität von SW480-Zellen weiterhin offen bleibt, konnte aufgrund der Ergebnisse dieser Arbeit ein klarer antiapoptotischer Effekt von WNT5A auf die Brustkrebszelllinie MDA-MB-468 gezeigt werden, welcher der Wirkung von WNT5A auf das Apoptoseverhalten von PaTu-8988t-Zellen entspricht. Bedenkt man, dass der Verlust bzw. die Reduktion der WNT5A-Expression beim Mammakarzinom ein Marker für eine schlechte Prognose ist, war das Ergebnis in dieser Form nicht zu erwarten und widerspricht dem Literaturbericht zu dieser Zelllinie (Dejmek et al., 2005b; Säfholm et al., 2006).

Da im Rahmen dieser Arbeit lediglich eine Mammakarzinomzelllinie untersucht wurde, kann allerdings keine Aussage darüber gemacht werden, ob WNT5A generell antiapoptotisch im Mammakarzinom wirkt. In Experimenten mit der murinen Brustkrebszelllinie 4T1 hatte das von WNT5A abgeleitete Peptid Foxy-5 zumindest keinen Effekt auf die Apoptoserate (Säfholm et al., 2008). Um diese Frage jedoch abschließend zu klären, müssten Experimente mit deutlich mehr Mammakarzinomzelllinien durchgeführt werden. Dennoch scheint die beschriebene tumorsuppressive Wirkung von WNT5A auf das Mammakarzinom, falls grundsätzlich überhaupt vorhanden, nicht auf proapoptotische Effekte zurückzuführen zu sein.

In dieser Arbeit wurden mit MDA-MB-468 nur RNA-Interferenz-Experimente durchgeführt. Da MDA-MB-468-Zellen im Vergleich mit PaTu-8988t relativ wenig

WNT5A exprimieren (siehe Abb. 3.1.1), müssten Experimente mit rekombinantem WNT5A oder einer stabil WNT5A-überexprimierenden MDA-MB-468-Zelllinie angeschlossen werden (wie bei PaTu-8988t im Rahmen dieser Arbeit geschehen), um wirklich von einer Apoptoseresistenz-vermittelnden Wirkung von WNT5A sprechen zu können, vor allem, da auch die in der Literatur beschriebenen Experimente zu Migration und Invasion mit rekombinantem WNT5A durchgeführt wurden. Allerdings war das Ziel der in dieser Arbeit durchgeführten Experimente grundsätzlich divergente Effekte auf die Apoptoserate in unterschiedlichen Zellsystemen zu identifizieren. Da dies mit siRNA-Experimenten nicht gezeigt werden konnte und der Fokus der Arbeit nicht auf dem Mammakarzinom lag, wurden keine weiteren Experimente mit Mammakarzinomzellen durchgeführt.

Die Kolonkarzinomzelllinie SW480 zeigte keinen TRAIL-induzierten Apoptoseanstieg (Abb. 3.1.2). Auch der Anstieg der Apoptoserate nach Applikation von siWNT5A fiel moderat aus, verbunden mit einer ungewöhnlich hohen basalen Apoptoserate.

Dadurch sind die Ergebnisse für diese Zelllinie nur begrenzt aussagefähig. Als mögliche Erklärung kann die genetische Instabilität von Tumorzellen angeführt werden.

In Tumorzellen kommt es im Laufe jahrelanger Passagen zur Akkumulation unterschiedlichster Mutationen. Diese nehmen mit der Zeit, in der die Zellen in Kultur gehalten werden, ständig zu. Eine Mutation in der TRAIL-Signalkaskade bzw.

Apoptosekaskade könnte beispielsweise sowohl für die fehlende induzierbare als auch für die erhöhte basale Apoptose verantwortlich sein. Darüber hinaus unterscheiden sich Tumorzelllinien in ihrem Besatz mit den verschiedenen TRAIL-Rezeptoren. In Hinsicht auf die TRAIL-Resistenz hat hier die Expression der TRAIL-Rezeptoren 3 und 4, sog. Decoy-Rezeptoren, eine besondere Bedeutung, da für sie eine Hemmung der TRAIL-induzierten Apoptose beschrieben ist (Maksimovic-Ivanic et al., 2012).

Interessanterweise konnte jüngst für Pankreaskarzinomzellen gezeigt werden, dass eine Überexpression von Decoy-Rezeptoren mit der Entwicklung einer Resistenz gegen die TRAIL-induzierte Apoptose verbunden ist (Zhou et al., 2013). Für zukünftige Experimente wäre es demnach von entscheidender Bedeutung, Unterschiede in der Expression von TRAIL-Rezeptoren aufzuzeigen, um den Einfluss von WNT5A auf die TRAIL-induzierte Apoptose besser einordnen zu können.

Zusätzlich ist noch anzumerken, dass die in dieser Arbeit untersuchten SW480 stark WNT5A exprimieren. Die SW480-Zellen, für die in der Literatur ein tumorsupprimierender Effekt von WNT5A beschrieben ist, sollen allerdings wenig bis gar kein WNT5A produzieren (Dejmek et al., 2005a). Dieser Unterschied kann ebenfalls durch eine Mutation während der Haltung in Zellkultur bedingt sein und schränkt die Vergleichbarkeit deutlich ein.

Diese Beobachtungen und die Tatsache, dass kein ausreichender WNT5A-„knock-down“ erzielt werden konnte (Abb. 3.1.1), machen eine Aussage über die tatsächliche Rolle von WNT5A im Apoptoseverhalten von SW480 schwierig.

Es lässt sich jedoch festhalten, dass WNT5A keineswegs gegensätzliche Effekte auf das Apoptoseverhalten von Zellen verschiedener Tumorentitäten hat. Im Gegenteil, in der Mammakarzinomzelllinie MDA-MB-468 wirkt WNT5A ebenso antiapoptotisch wie in Pankreaskarzinomzellen. Und auch der Effekt auf die Kolonkarzinomzelllinie SW480 ist zwar nicht eindeutig, es findet sich aber auch keinerlei Hinweis auf eine proapoptotische Wirkung von WNT5A, wie es im Sinne der Tumorsuppressortheorie zu erwarten wäre.

4.1.2 WNT5A wirkt in PaTu-8988t-Zellen antiapoptotisch und fördert die Chemotherapieresistenz

In Vorarbeiten der Arbeitsgruppe wurde bereits ein antiapoptotischer Effekt von WNT5A auf verschiedene Pankreaskarzinomzelllinien sowie eine Hemmung der TRAIL-induzierten Apoptose belegt (Ripka, 2007). Diese Ergebnisse basieren allerdings lediglich auf RNA-Interferenz-Experimenten mit siWNT5A. Ob im Gegenzug die Behandlung von Pankreaskarzinomzellen mit rekombinantem WNT5A bzw. eine stabile Überexpression von WNT5A die Resistenz gegenüber apoptotischen Stimuli noch weiter verstärkt, blieb bisher offen.

Die eigenen Experimente konnten bestätigen, dass durch die Behandlung von PaTu-8988t-Zellen mit rmWNT5A die Gemcitabine-induzierte Apoptoserate deutlich gesenkt wird. Eine gleichsinnige, wenn auch statistisch nicht signifikante Tendenz konnte in Versuchen mit stabiler WNT5A-Überexpression beobachtet werden. Dies unterstreicht die Bedeutung von WNT5A für die Entwicklung einer Chemotherapie- bzw.

Apoptoseresistenz von Pankreaskarzinomzellen.

Allerdings waren die Effekte in den korrespondierenden Experimenten mit TRAIL weitaus geringer ausgeprägt. Während die Behandlung von PaTu-8988t-Zellen mit rmWNT5A tendenziell durchaus zu einer Abschwächung der TRAIL-induzierten Apoptose führt, hat eine stabile Überexpression von WNT5A keinen Effekt auf diese.

Dass für eine Behandlung mit rekombinantem WNT5A bzw. für eine stabile Überexpression von WNT5A keine statistisch signifikante Reduktion der TRAIL-induzierten Apoptose nachgewiesen werden konnte, liegt zum einen mit großer Wahrscheinlichkeit an der Effektgröße:

PaTu-8988t-Zellen exprimieren bereits unter normalen Zellkulturbedingungen bedeutende Mengen an WNT5A (siehe Abb. 3.1.1). Somit ist von vorneherein zu erwarten, dass der Effekt eines WNT5A-„knock-down“ mit siRNA den Effekt einer

weiteren Steigerung der Verfügbarkeit des WNT5A-Liganden (bei ohnehin hoher basaler Produktion) übertreffen muss.

Zum anderen ist TRAIL, z.B. im Vergleich mit Gemcitabine, ein besonders potenter und vor allem ein direkter Apoptoseinduktor. Was die Gefahr birgt, dass durch den starken TRAIL-Stimulus besonders kleinere Effekte zumindest zum Teil überdeckt werden.

Dieser Umstand fällt bei Experimenten mit siWNT5A nicht so stark ins Gewicht, da durch den ebenfalls starken Effekt eines kompletten WNT5A-„knock-down“, welcher für sich genommen schon einen Apoptosestimulus darstellt, noch signifikante Ergebnisse erreicht werden können.

Zusammengenommen erklärt dies, warum sowohl in Experimenten mit siWNT5A und TRAIL als auch mit rmWNT5A und Gemcitabine eine antiapoptotische Wirkung von WNT5A statistisch signifikant belegt werden kann, während dieses in der Kombination von rmWNT5A bzw. WNT5A-Überexpression mit TRAIL nicht gelingt.

Neben diesen Anmerkungen bedarf eine weitere Beobachtung aus den Experimenten zum Einfluss von WNT5A auf das Apoptoseverhalten von Pankreaskarzinomzellen der Diskussion.

Wie Abb. 3.1.6 zeigt, steigert die Repression des pBig2R/WNT5A-Konstruktes mit Doxycyclin die basale Apoptoserate, ganz ähnlich einem „knock-down“ mit siWNT5A (siehe Abb. 3.1.2). Interessanterweise konnte ein vergleichbarer Effekt auf die basale Apoptoserate weder in den Experimenten mit rmWNT5A noch in dem Versuch zur TRAIL-induzierten Apoptose mit PaTu-8988t pBig2R/WNT5A beobachtet werden.

Zumindest für den fehlenden Einfluss von rmWNT5A auf die basale Apoptoserate gibt es eine naheliegende Erklärung. Wie bereits weiter oben erwähnt, sollte der Effekt von zusätzlichem WNT5A-Protein auf PaTu-8988t-Zellen, die bereits unter normalen Bedingungen WNT5A produzieren, zumindest in Abwesenheit von Stressoren gering sein. In den Versuchen mit PaTu-8988t pBig2R/WNT5A geht man allerdings von vollkommen anderen Grundvoraussetzungen aus. Da es sich bei pBig2R/WNT5A um ein reprimierbares Konstrukt handelt, werden die Zellen in Kultur ständig mit einer massiven WNT5A-Produktion konfrontiert. In solch einem unphysiologischen Milieu kommt es zwangsläufig zu Adaptationsvorgängen. Wird das pBig2R/WNT5A Konstrukt nun durch Doxycyclin reprimiert, so entspricht dies in adaptierten Zellen einem WNT5A-„knock-down“, aus welchem eine gesteigerte basale Apoptoserate resultieren kann.

Hiermit ist jedoch weiter unklar, warum die Repression von pBig2R/WNT5A in den Experimenten mit Gemcitabine (siehe Abb. 3.1.6) einen Einfluss auf die basale Apoptoserate hat und in den Experimenten mit TRAIL (siehe Abb. 3.1.7) nicht. Die Erklärung hierfür könnte in der unterschiedlich langen Versuchsdauer begründet sein, aufgrund derer die Kontrollen im Versuch mit Gemcitabine 48 h länger mit Doxycyclin

behandelt bzw. nicht behandelt wurden. Somit könnte in den Experimenten mit TRAIL die Inkubationszeit zu kurz gewesen sein, um den Effekt auf die basale Apoptoserate zu betonen.

Ein weiterer Diskussionspunkt betrifft eine Diskrepanz in der Steigerung der Apoptoserate unbehandelter PaTu-8988t-Zellen nach Apoptoseinduktion mit TRAIL in verschiedenen Experimenten.

Gemäß Abb. 3.1.2 führt die Behandlung der lediglich mit siC transfizierten PaTu-8988t-Zellen mit TRAIL zu einer Steigerung der Apoptoserate um etwa den Faktor 10. In den folgenden Experimenten mit TRAIL (siehe Abb. 3.1.4 und 3.1.7) wurde jedoch lediglich eine Steigerung der basalen Apoptoserate um den Faktor 2-2,5 erreicht.

Ein offensichtlicher Erklärungsansatz bezieht sich auf Unterschiede in den jeweils verwendeten Konzentrationen von TRAIL. Während für die Versuche mit siWNT5A eine Konzentration von 75 ng/ml gewählt wurde, wurde diese in den darauffolgenden Versuchen mit rmWNT5A und stabiler WNT5A-Überexpression auf 25 bzw. 50 ng/ml reduziert. Auf diese Weise wurde die TRAIL-Wirkung bewusst abgeschwächt, um, wie bereits weiter oben beschrieben, den erwartungsgemäß geringeren Effekt einer Zugabe von rmWNT5A bzw. stabiler WNT5A-Überexpression gegenüber einem

„knock-down“ mittels siWNT5A nicht durch die starke Apoptoseinduktion durch TRAIL zu überdecken.

Ein zweiter Erklärungsansatz bezieht sich auf Unterschiede bezüglich der basalen Apoptoserate in den verschiedenen Experimenten.

In Abb. 3.1.2 ist die deutliche Steigerung der Apoptoserate von PaTu-8988t-Zellen der Kontrollgruppe nach Zugabe von TRAIL vor allem durch den niedrigen Ausgangswert (OD 405-492nm: 0,063) bedingt. Eine derart niedrige basale Apoptoserate wurde in den nachfolgenden Experimenten mit PaTu-8988t-Zellen und TRAIL (Abb. 3.1.4 und 3.1.7) nicht mehr erreicht. Die Ursache hierfür ist im unterschiedlichen Experiment-Design zu suchen. In den Versuchen von Abschnitt 3.1.1 erfolgte die Aussaat und Transfektion primär im 6-Well-Format. Lediglich zur Behandlung mit TRAIL und Durchführung des Cell Death Detection ELISA wurden die Zellen für 24 h ins 96-Well-Format überführt. In den Versuchen zu Abb. 3.1.4 und 3.1.7 wurden die Zellen initial im 96-Well-Format ausgesät und über die komplette Versuchsdauer von 96 h in diesem inkubiert.

4.1.3 WNT5A hat keinen Einfluss auf die Regulation von SAPK/JNK in PaTu-8988t-Zellen

Wie in der Einleitung beschrieben, ist das WNT5A-Signalnetzwerk äußerst komplex.

Von Zellsystem zu Zellsystem werden verschiedene Signalwege aktiviert. In Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe konnte bereits gezeigt werden, dass WNT5A die

kanonische Signalkaskade aktiviert und ein Einfluss auf den Ca2+-abhängigen Signalweg konnte weitgehend ausgeschlossen werden (Ripka, 2007; Ripka et al., 2007). Ob WNT5A den PCP-Signalweg in Pankreaskarzinomzellen aktiviert, war bislang unklar. In dieser Arbeit konnte belegt werden, dass SAPK/JNK als Effektor von WNT5A in PaTu-8988t-Zellen keine Rolle spielt.

Diese Entdeckung ist interessant und zwar besonders in Hinblick auf das antiapoptotische Potential von WNT5A. In Experimenten mit verschiedenen Karzinomzelllinien konnte nachgewiesen werden, dass eine Aktivierung von SAPK/JNK Tumorzellen für die Chemotherapie-induzierte Apoptose sensitivieren kann (Ohtsuka et al., 2003; Sah et al., 2003). Dass eben diese Facette des WNT5A-Signalnetzwerks im Pankreaskarzinom keine Rolle zu spielen scheint, liefert einen weiteren Ansatz, um zu erklären, warum WNT5A hier die Tumorprogression fördert.

Auf der anderen Seite ist eine Hemmung der Chemotherapie-induzierten Apoptose durch den kanonischen Signalweg, welcher in Pankreaskarzinomzellen durch WNT5A aktiviert wird, gut belegt (Chen et al., 2001).

Bedenkt man, dass WNT5A gerade als typischer Vertreter der nicht-transformierenden WNT-Proteine unter physiologischen Bedingungen besonders mit den nicht-kanonischen Signalwegen in Verbindung gebracht wird, so scheint die Konstellation, wie wir sie im Pankreaskarzinom vorfinden, eher ungewöhnlich. Allerdings könnte gerade in dieser Konstellation die Ursache dafür liegen, dass WNT5A im Pankreaskarzinom (u.a. Tumorentitäten) zur Tumorprogression beiträgt, während es in anderen Tumoren und physiologischen Geweben gerade den entgegengesetzten, nämlich einen tumorsuppressiven, Effekt hat.

Einschränkend muss gesagt werden, dass in dieser Arbeit lediglich PaTu-8988t-Zellen untersucht wurden. Um die Beobachtungen zu erhärten, müssten weitere Experimente mit mehreren Pankreaskarzinomzelllinien durchgeführt werden.

Welcher Signalweg in Gegenwart von WNT5A aktiviert wird, hängt ganz wesentlich vom Rezeptorenbesatz der jeweiligen Zelllinie ab (van Amerongen et al., 2008). Diese Feststellung wirft, das Pankreaskarzinom betreffend, zwei Fragen auf. Erstens: welche Rezeptoren vermitteln das WNT5A-Signal im Pankreaskarzinom? Und zweitens: in wieweit unterscheidet sich das WNT5A-Rezeptorenprofil von Pankreaskarzinomzellen von dem anderer Tumorentitäten? Bedenkt man, dass WNT5A in der Zwischenzeit neben den klassischen Fz- und LRP-Rezeptoren mit einer ganzen Reihe weiterer Rezeptoren in Verbindung gebracht wird (Kikuchi et al., 2012), könnten entsprechende Untersuchungen unser Bild vom WNT5A-Signalnetzwerk in Tumoren wesentlich verbessern. Vor allem durch welchen Mechanismus WNT5A die kanonische Signalkaskade im Pankreaskarzinom aktiviert und ob hier neben den Fz-Rezeptoren noch andere Rezeptoren eine Rolle spielen, ist bisher nicht geklärt.

Dass das kanonische WNT5A-Signal in Pankreaskarzinomzellen überhaupt zur Geltung kommt, könnte zum Teil in der fehlenden Aktivierung nicht-kanonischer Signalwege durch WNT5A und damit durch den Wegfall ihres funktionellen Antagonismus begründet sein (siehe Kapitel 1.1.4). In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu erfahren, inwieweit eine Aktivierung der nicht-kanonischen bzw. eine Hemmung der kanonischen Signalkaskade die tumorfördernden Effekte von WNT5A aufheben könnte. Nicht zuletzt könnten auf diesem Weg neue Angriffspunkte für die Antitumortherapie im Allgemeinen und für das Pankreaskarzinom im Speziellen identifiziert werden.

Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass die drei in dieser Arbeit näher erläuterten Signalwege bei weitem nicht das gesamte Spektrum des WNT5A-Signalnetzwerks beschreiben können. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass bisher unbekannte Signalwege mit den Ergebnissen dieser Arbeit interferieren. Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass die kanonische Signalkaskade, obwohl ein wesentlicher Faktor, in der Zukunft um weitere im Pankreaskarzinom aktive WNT5A-Signalwege ergänzt werden wird.

4.1.4 Fazit: erster Teil

Im ersten Teil dieser Doktorarbeit wurden zum einen bereits publizierte Daten der Arbeitsgruppe wesentlich ergänzt. So wurde die Bedeutung von WNT5A als Vermittler von Apoptoseresistenz im Pankreaskarzinom bekräftigt. Darüber hinaus konnte durch die Einbeziehung des Chemotherapeutikums Gemcitabine ein Bezug zur klinischen Behandlung des Pankreaskarzinoms hergestellt werden. Die Bedeutung der kanonischen Signalkaskade für die Vermittlung von WNT5A-Effekten im Pankreaskarzinom konnte durch den Ausschluss einer SAPK/JNK-Aktivierung weiter herausgestellt werden.

Zum anderen konnte gezeigt werden, dass WNT5A zumindest auf MDA-MB-468-Zellen dieselbe antiapoptotische Wirkung hat wie auf Pankreaskarzinomzelllinien. Damit konnten in diesem Fall in Bezug auf die Vermittlung von Apoptoseresistenz gegensätzliche Effekte von WNT5A in verschiedenen Tumorentitäten ausgeschlossen werden.

4.2 Diskussion: zweiter Teil

4.2.1 In-vivo-Bildgebung von Pankreaskarzinom-Xenografts im Mausmodell

Im Rahmen dieser Doktorarbeit konnten drei NIS-positive Zelllinien erstellt werden.

Von diesen Zelllinien konnte mit den Imim-Pc1 RV/NIS-Xenografts erfolgreich eine Bildgebung mittels SPECT durchgeführt werden. Leider musste bei den übrigen beiden Zelllinien wegen ungenügenden Tumorwachstums auf eine Bildgebung verzichtet

werden. Im Unterschied zu Imim-Pc1 RV/NIS waren die beiden PaTu-8988t-Zelllinien allerdings nicht nur NIS-positiv, sondern auch mit dem durch Doxycyclin reprimierbaren Vektor pBig2R bzw. pBig2R/WNT5A stabil transfiziert. Der nächste Schritt für die Zukunft muss es sein NIS-positive Xenografts zu erstellen, in denen die Expression eines Kandidatengens, wie etwa WNT5A, durch die Zugabe von Doxycyclin zum Trinkwasser der Mäuse reguliert werden kann. Hierbei gilt es dann zu evaluieren, ob Unterschiede im Größenwachstum durch die NIS-Bildgebung detektiert werden können. Bei subkutanen Xenografts kann als Standard die konventionelle Vermessung mittels einer Schieblehre herangezogen werden. Erst wenn sichergestellt ist, dass mit diesem Verfahren die Tumore mit ausreichender Genauigkeit dargestellt werden können, können Experimente mit orthotopen Xenografts durchgeführt werden.

Die In-vivo-Bildgebung orthotoper, sprich direkt in der Pankreasloge lokalisierter, Xenografts ist der eigentliche Grund, weswegen diese Methode in der Arbeitsgruppe etabliert werden soll. Vor diesem Hintergrund ergeben sich aber aufgrund der Erfahrungen, die im Rahmen dieser Doktorarbeit gewonnen wurden, erhebliche Probleme. Betrachtet man die Abb. 3.2.5, so lässt sich das Xenograft in der rechten Flanke deutlich abgrenzen. Allerdings zeigen sowohl die Schilddrüse als auch der Magen eine erhebliche 99mTc-Pertechnetat-Aufnahme. Auch der thorakale Blutpool gibt ein Signal. Während die Aufnahme in die Schilddrüse in dieser Intensität erwartet war und für unsere Versuche weitgehend unerheblich ist, stellt der Magen das eigentliche Problem dar. Dessen 99mTc-uptake fiel deutlich stärker aus als erwartet. Durch die direkte räumliche Nähe des Magens zur Pankreasloge könnte dieser erheblich mit dem Signal eines orthotopen Xenografts interferieren.

Die Lösung des Problems könnte eine Ko-Registrierung von SPECT- und MRT-Signal sein (Schipper et al., 2007). Auf diesem Weg könnte die notwendige Auflösung erzeugt werden, um den Tumor vom Magen abzugrenzen. Zudem könnte durch die Kombination der Informationen der SPECT-Aufnahme und der morphologisch/anatomischen Informationen aus dem MRT eine dreidimensionale Darstellung erzielt werden, aus der direkt das Tumorvolumen berechnet werden kann.

Ein weiteres Problem besteht in der exakten Identifizierung von pulmonalen Metastasen. Hier spielt nicht nur eine Überlagerung durch den Magen sondern auch durch den thorakalen Blutpool eine Rolle. Pulmonale Metastasen würden so bis zu einer bestimmten Größe verschleiert. Allerdings sollte auch hier die Kombination mit einem MRT eine wesentlich sensitivere Darstellung ermöglichen.

4.2.2 Fazit: zweiter Teil

Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass eine In-vivo-Bildgebung von NIS-positiven Pankreaskarzinom-Xenografts im Mausmodell prinzipiell möglich ist. Für

weitere Experimente mit orthotopen Xenografts bzw. für pulmonale Metastasierungsmodelle scheint eine Kombination mit der MRT nicht nur sinnvoll sondern notwendig.