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[IE Zeilen, wo man unter Spielwaren im allgemeinen wertlosen Tand verstand, dem nur das Dasein etwa der Eintagsfliege beschieden war, sind end-gültig dahin. Der Umschwung, ja man kann sagen die Revolution, die nach einer langen Zeit bejammernswerter Stagnation im deutschen Kunstgewerbe eintrat, ist auch in der Spielwarenindustrie gar kräftig zutage getreten, und wir können erst seit dieser Zeit von einem energischen und erfolgreichen Kampfe gegen den Schund sprechen.

Leicht ist dieser Kampf der Spielwarenindustrie nicht ge-worden, denn sie ist wie keine andere Industrie inter-national, ist sogar, um überhaupt lebensfähig zu sein, ganz wesentlich auf den Export angewiesen und muß deshalb die Augen gar sehr offen halten, will sie allen Ansprüchen gerecht werden und vor allem auch erfolg-reich produzieren.

Es ist heutzutage keine leichte Aufgabe, gutes Spiel-zeug zu schaffen. Der SpielSpiel-zeugfabrikant muß heute nicht nur ein guter Pädagoge, sondern auch ein überlegter Volkswirt sein, wenn er seiner Aufgabe, die im letzten Grunde eine ideale ist, gerecht werden will. Das Spiel ist, wie ein bekannter Kenner der Kindesseele an dieser Stelle schon einmal ausgeführt hat, eine der wichtigsten formen, in denen sich das kindliche Triebleben äußert, es ist aber auch zugleich das mit den stärksten Lust-gefühlen verbundene Mittel zur Befriedigung der Triebe.

Das Spiel ist eine Vor- und Einübung derjenigen Triebe und Kräfte, die das Einzelwesen im späteren Leben im Kampf ums Dasein braucht.

Darum keine komplizierten Spiele, ihr Herren Fabri-kanten, und auch keine allzu naturalistischen. Das Kind will durch das Spiel angeregt sein, es will seine Phantasie walten lassen, es willllmitspielenl/, will zusammensetzen und auseinandernehmen, nicht bloß aufziehen und loslassen.

Mag die Katze auch einen krummeren Buckel machen, als sie es in Wirklichkeit tut, mögen der Nußknacker und

verlangt kräftigere Ausdrucksmittel als der Erwachsene, nur sollen sie nicht ins Grauenhafte und Unheimliche auswachsen. Die Hauptsache beim Spielzeug ist: Weg-lassung alles Unwesentlichen und Wiedergabe alles Wesentlichen in großen Zügen. für alles übrige sorgt die Phantasie des Kindes selbst.

Aus dem Gesagten ergibt sich von selbst, daß das Spielzeug auch vom nationalökonornischenGesichtspunkte aus betrachtet werden muß. Es ist nicht bloß für die Kinder der sogenannten oberen Zehntausend da, es ist vielmehr für all e Kinder aller Stände bestimmt} und es muß daher auch billig sein. Nicht mehr billig und schlecht, wie früher ein böses Wort lautete, sondern billig und gut, und trotzdem von echtem kindlichem und künst-lerischem Stil getragen. Daß dies heute möglich ist, haben uns die Spielwarenausstellungen der letzten Leip-ziger Messen gezeigt, und daß dieses Streben, gutes und billiges Spielzeug zu schaffen, anerkannt wird, hat das glänzende Geschäft bewiesen, das die Spielwarenindustrie z. B. auf der Leipziger Ostermesse 1911 zu verzeichnen hatte.

Was hier von der Spielwarenindustrie gesagt ist, be-zieht sich auch auf die Christbaumschmuckindustrie, die ihr am engsten verwandt ist und im allgemeinen unter denselben Bedingungen arbeitet.

Wir sind, trotz aller Unkenrufe, wieder in einem wirtschaftlichen Aufstieg begriffen. An diesem Aufstieg wird die deutsche Spielwarenindustrie ihren vollen Anteil haben, wenn sie sich ihren ernsten Aufgaben bewußt bleibt. Deutschland ist mit seiner Spielwarenindustrie noch immer die Mutter, die die Kinder der ganzen Welt mit Spielzeug nährt. Es gab wohl eine Zeit, wo man in manchen Ländern sich mit "künstlicher Ernährung"} wenn man so sagen darf, zu behelfen suchte. Aber man ist doch bald wieder reuig zu den natürlichen Quellen zurückgekehrt, weil man eingesehen hat, daß von der

"Hessische Spielsachen." - Werkstätten von Prof. Conrad Sutter, Burg Breuberg

bei Höchst-Neustadt 1.Odenwald.

Zur Messe: Specks Hof, Zimmer 643, IV.Obergeschoß (gleich beim Fahrstuhl).

Bär auf Schaukel. Bulldogge. Känguruh auf Schaukel.

Coupe-Droschke,

Speditions-Fuhrwerk.

Reitpferd.

Landoner Expreß-Fuhrwerk,

Paket-Bestellwagen .

Schaukel-Pony.

Erweiterungsbau des Meßpalastes "Specks Hof",

Reichsstraße 4, 6, Schuhmachergäßchen 2a, 2, 4, 6 und Nikolaistraße 5, 7, 9.

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rUf keinem. kulturellen Gebiete dringt der schaffende Menschengeistso rasch vorwärts, wie auf dem industriellen.

Zu den Persönlichkeiten, die den Pulsschlag der Kultur fühlen und mit klarem Blick und rascher Tat den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechen, gehört der Erbauer des 1909 eröffneten

Meßpalastes

Bequemlich-keit der Aussteller und Einkäufer Rechnung getragen worden ist, das stempelt diesen Bau zu einer Zentralstelle des Meßverkehrs, zu einer städtischen Sehenswürdigkeit. Kein Wunder, daß Aussteller und Einkäufer "Specks Hof" als einen der muster-gültigsten Meßpaläste laut und ehrlich bezeichnen. Die folgen

der genannten Vorzüge äußer-ten sich in einem so großen

an den bisherigen Meßpalast in vollständiger Einheit des Ganzen und in der bisherigen außerordentlichen Übersichtlich-keit aller Räume.

In die bisherigen Rundgänge sind auch die neu geschaffenen so einverleibt, daß die Besucher nunmehr an allen Zimmern

4 permanent laufenden fahrstühlen und mit Restaurations-, Schreib- und Waschräumen wird in dem Gesamtbau von

"Specks Hof" zur Herbstmesse 1911 der größte Meßpalast er-stehen und zueinem Treffpunkt des LeipzigerMeßverkehrswerden.

Die alten Zeiten der weitzerstreuten, schwer zugänglichen, lichtarmen und und so ist bereits jetzt schon die Möglichkeit ge-geben/ in diesem

Riesenbau die weitestgehende Vereinigung der Branchen zu erzielen. Über den hierdurch geschaffenen Gewinn an Zeit und Bequemlich-keit für die ohnehin kurz bemessene Meßperiode bedarf es wohl kaum eines besonderen Hinweises. - Schließlich sei einer großen Anlage gedacht, welche aus dem territorialen Umfang des Meß-palast aufzuweisen hat, denn durch die herrliche neuzeitliche Architektonik und die großzügigen Lichteffekte kommt auch das Auge auf seine Rechnung. - In allen Räumen des Hauses findet fortwährend Lufterneurung mittels elektrisch angetriebener Schraubenventilatoren statt. - Das Gute hat sich noch immer

Räume hatten sich je länger je mehr für den gesteigerten Geschäfts-verkehrals nichlgenügend erwiesen.

Zuerst dachte man wohl nur an eine Umgestaltung des Sitzungssaales des angrenzenden Garderoben-zimmers und des sog. Krarner-zimmers, aber aus dieser Um-gestaltung erwuchs ein voIIständiges

Umbauprojekt. Es wurde der große Sitzungssaal auf eine Höhe von 121/2m gebracht und ein ganzes neues Geschoß aufgebaut. Die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren und auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, waren groß, aber die Architekten Sch mid I und Johlige haben ihre Aufgabe glänzend gelöst. Das Börsengebäude

Leipziger Sehenswürdigkeiten.

Neue Börse.

hat nach dem Umbau wesentlich an Monumentalität gewonnen, so daß es zu den gewaltigen und geschlossenen formen des Emp-fangsgebäudes des Hauptbahnhofs in seiner unmittelbaren Nähe ent-sprechend zur Geltung kommt.

An der Westseite des Augustus-platzes sind jetzt zwei monumen-tale Neubauten in der Hauptsache vollendet. An der Stelle, wo das bekannte »Schwarze Brett" ge-standen, erhebt sich in beinahe klassischer Vornehmheit ein Neu-bau nach den Entwürfen des Pro-fessors Dü Ifer, Dresden, dessen untere Räume die Dresdner Bank beziehen wird. Nicht weit Dresdner Bank.

davon, am Eingang der Grimma-ischen Straße, gegenüber dem alt-berühmten 11Cafe Francais«, erhebt sich der Neubau der Aktiengesell-schaft I(ö n i gs bau nach den Ent-würfen der Architekten Sch m id t und J ohlige. Beide Neubauten reihen sich in das schöne Bild unseres Augustusplatzes harmonisch ein. Nicht lange wohl wird es dauern, dann werden die zwischen dem Königsbau und der Dresdner Bank liegenden Häuser dem

11Modernismus11 ebenfalls geopfert werden, und dann wird der Augustusplatz einen Typ erhalten, an dem voraussichtlich in Jahr-zehnten nicht gerütteltwerden wird.

Königsbau.