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4 Die Taube

Im Dokument Christus in natura (Seite 68-74)

Es gab in Palästina/Israel verschiedene Taubenarten,10 wahrscheinlich unter dem Oberbegriffה ָנוֹי (griech.

περι-8 Vgl. Schroer (2014).

9Einzig seine Geilheit (Ez 23,20) wird in der prophetischen Metapho-rik negativ gewertet.

10 Vgl. schon Keel (1984, 53–62; 1986, 71–75.187–189; 1992, 143–168).

στερά) zusammengefasst.11 Während die wildlebenden Felsentauben, die in Felswänden nisten (Jer 48,28; meta-phorisch für die Unzugänglichkeit der Geliebten in Hld 2,14), und die Turteltauben, die als Zugvögel bekannt wa-ren (Jer 8,7; Hld 2,12), eingefangen werden mussten, hielt man die domestizierten Felsentauben spätestens seit dem 6. Jh. v. Chr. in Taubenhäusern (Jes 60,8). Am häufigsten wird die Taube, sowohl im Alten als auch im Neuen Tes-tament, als erschwingliches Opfertier im Tempel erwähnt (Lev 1,14–17; 14,22 u.ö.; Mt 21,12). Tauben konnten in den Tempelvorhöfen von Händlern erstanden werden. Sie wa-ren das klassische Armeleuteopfer (Lev 14,22; Mk 11,15 parr.), das im Bedarfsfall, z. B. beim Reinigungsopfer ei-ner Wöchei-nerin, ein Schaf oder eine Ziege ersetzen konnte (Lev 12,8; Lk 2,24).

Das Gurren der Tauben empfand man als Klagegesang (Jes 38,14; 59,11; Nah 2,8). Sprichwörtlich war ihre Arglo-sigkeit (Hos 7,11; Mt 10,16), symbolisch weit bedeutsamer aber ihre Botinnenfunktion. Die Taube erscheint als Bo-tenvogel, wenn sie in der Sintflutgeschichte (Gen 8,8–12) das Ende der Flut und von Gott ermöglichtes neues Le-ben ankündigt. Die christliche FriedenstauLe-bensymbolik entwickelte sich aus diesem Traditionsstrang. In Ps 68,44 verkünden geschmückte Tauben als Freudenbotinnen den Sieg über feindliche Könige.12 Wie in Ägypten ließ man beim Herrschaftsantritt eines Gottes oder Königs Vögel, in Israel wohl meistens Tauben, als Siegesboten fliegen.

Verbunden mit der Botinnenfunktion ist für die bi-blische Taubensymbolik die Assoziation der Taube mit Liebesgöttinnen, Ischtar, Astarte, Aphrodite (Turan) und Venus, bedeutungsstiftend. Im ganzen Vorderen Orient – nicht aber in Ägypten – ist die Taube seit dem 3. Jt. v. Chr.

deren wichtigstes Begleittier. Der Grund für diese Zuord-nung dürfte im Paarungsverhalten (Turteln) der Vögel liegen, das schon in der Antike als Küssen gedeutet wur-de. Ein berühmtes Fresko aus Mari (Abb. 9) beweist, dass bereits im früheren 2. Jt. v. Chr. in Syrien an Tempeln wei-ße13Zuchtformen der Felsentaube gehalten wurden. Klei-ne Tempelmodelle aus Syrien und Palästina/Israel sind vom 3. bis ins 1. Jt. v. Chr. häufig mit Tauben geschmückt.

Altsyrische Rollsiegel zeigen eine einzelne oder mehrere Tauben, die von der erotisch attraktiven Göttin zu ihrem Partner (Wettergott, Stadtfürst) hinüberfliegen (Abb. 10).

Die Taube übermittelt so die Botschaft der sinnlichen Lie-be der Göttin, seltener die der LieLie-be des männlichen

Part-11 Das hebräische רוֹתּwird traditionell mit Turteltaube (τρυγών) übersetzt, könnte aber an einigen Stellen auch ein Wildhuhn bezeich-nen.

12 Keel (1977a).

13 Vgl. zur weißen Farbe die Assoziation mit Milch in Hld 5,12.

ners zur Frau. Losgelöst von der dargestellten Göttin kann sie deren Präsenz repräsentieren bzw. andeuten.14 Auf diesem Hintergrund bedeutet die Metapher „deine Augen sind Tauben“ in Hld 1,15; 4,1; 5,12, dass die Blicke des/der Geliebten Liebesbotschaften sind. Der Vergleich mit „Tau-ben, die in Milch gebadet über dem vollen (Becken) sitzen“

(Hld 5,12) betont die belebende Wirkung des Blicks, indem das in der darstellenden Kunst Palästinas/Israels seit dem 4. Jt. v. Chr. beliebte Motiv der Taube auf Gefäßrändern aufgegriffen wird.15

Die Botinnen- und Liebessymbolik der Taube hat sich im Bericht von der Taufe Jesu am Jordan (Mk 1,10–11 parr.), in allen Evangelien erhalten.16Das Pneuma schwebt auf Jesus herab „wie eine Taube“, während gleichzeitig eine himmlische Stimme Gottes Liebeserklärung an Jesus von Nazareth erklingen lässt. Die Vermittlung des altorienta-lischen Symbols an die neutestamentliche Geistsymbolik könnte über die jüdische Weisheitstradition gelaufen sein, da schon Philon von Alexandrien (Quis rerum divinarum heres sit127–128)17die Felsen- und die Turteltaube einer-seits mit der göttlichen, zurückgezogenen Weisheit und andererseits der geselligen, die Gemeinschaft suchenden Weisheit in Verbindung bringt, wie es der Physiologus (28 Von der Turteltaube) dann aufnimmt, doch ist in den Evangelien auch ein direkter Einfluss der hellenistisch-römischen Göttinnensymbolik nicht auszuschließen. Die Stadtmünzen von Aschkelon zeigen immerhin bis ins 2./3.

Jh. n. Chr. die Göttin Astarte mit Taube.

5 Fazit

Die biblische Tiersymbolik ist, fern von Allegorie, meis-tens ein Konglomerat, in welchem Natur und Kultur sich verbinden. Dabei können bei manchen Tieren verschie-dene symbolische Traditionen zusammenfließen, auch wenn diese nicht homogen sind. Die Unreinheit eines

14 Die Verbindung von Göttin und Taube setzt sich in der griechi-schen, etruskischen und römischen Tradition fort.

15 Dieses Motiv der Kunst entspricht einer Verhaltensweise von Tau-ben, die tatsächlich gern an Wasserbecken oder Brunnen sitzen. Die-se Beobachtung reiht sich neben die Kenntnis ihrer Nistplätze und die Beobachtung ihres Paarungsverhaltens.

16 Schroer (1986; 1996).

17 Eine Einsiedlerin ist die göttliche Weisheit, / weil sie wegen des einen Gottes, / dessen Besitz sie ist, / das Alleinsein liebt – symbo-lisch wird sie / Turteltaube (τρυγών) genannt, / mild, zahm und ge-sellschaftsliebend ist die andere, / die sich gern in den Städten der Menschen aufhält, / und der es in Gesellschaft von Sterblichen ge-fällt; / diese vergleicht man der Felsentaube (περιστερά).

Tiers, z. B. des Gänsegeiers (ר ֶשׁ ֶנLev 11,13), der von sei-ner Natur her mit Verwesung und Tod in Berührung kam, war kein Hindernis, diesen Vogel mit positiven Regenerati-onsvorstellungen (Ps 103,5) und sogar mit dem Gottesbild (Ex 19,4; Dtn 32,11) zu verbinden.18Das Schwein (רי ִז ֲח) galt ebenfalls als unrein, aber es gibt den Männernamen He-zir (1 Chr 24,15; Neh 10,21), was zeigt, dass es durchaus positiv eingeordnet werden konnte. Überhaupt wirft die Vielzahl von Tiernamen, die als Personennamen im Um-lauf waren,19 ein interessantes Licht auf die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Verhaltensweisen, besondere Eigenschaften und das Aussehen eines Tieres können die Wahl eines solchen Namens für ein Kind bewirkt haben, aber auch die symbolischen Aspekte.

Dass der Löwe ein für Herden und Menschen gefähr-licher Gegner war, verhalf ihm schon früh zu seiner ma-jestätischen Symbolik. Diese wird in den biblischen Tex-ten nicht neu erfunden, sondern von den Nachbarkulturen übernommen und adaptiert, wenn auch im Hinblick auf das konkrete Königtum Israels und Judas eher verhalten.

DerPhysiologus (1 Vom Löwen) entnimmt der bibli-schen Löwensymbolik eklektisch Einzelheiten. Dass er den Löwen an die erste Stelle seiner Sammlung setzt, bildet die kulturübergreifende, unter anderem biblisch bezeugte königliche Löwenmetaphorik ab. Der Löwe er-scheint in diesem Kapitel zudem als Emblemtier des Stam-mes Juda. Alle weiteren Ausführungen des Physiologus lösen sich von konkreten Bezügen zum Löwen und bibli-schen Texten.

Der Esel ist zwar auch in Ägypten und Mesopotamien verbreitet, seine Domestikation glückte etwa gleichzeitig in verschiedenen Regionen, aber mit Palästina/Israel ist er auf besondere Weise verbunden. Mit dem Pferd als Gegen-bild wird die Eselssymbolik der biblischen Texte schärfer erkennbar. Der Esel ist in der gesamten biblischen Tradi-tion ein antiimperialistisches Symbol. Wie beim Löwen ist das Verhalten des Tieres und seine Bedeutung in der geographischen Region natürlich ein wesentlicher inne-rer Kern der Eselssymbolik. Dazu gehört vermutlich auch eine religiöse Bedeutung, die wir noch nicht ganz durch-schauen, die aber durch Eselbestattungen oder die Tat-sache, dass der unreine Esel zu den Opfertieren gehörte (Ex 13,30; 34,20), angezeigt wird. Die Symbolik des viel seltener erwähnten Wildesels entspricht dem Image, das er im Vorderen Orient allgemein hatte, nämlich dem eines unzähmbaren Steppentiers.

18 Seit der Septuaginta wird das hebräische Wort für den Gänsegei-er gGänsegei-ern mit ἀετός und dem entsprechend AdlGänsegei-er übGänsegei-ersetzt, was abGänsegei-er unzutreffend ist, Schroer (22013, 97); vgl. Mi 1,16.

19 Vgl. Keel und Staubli (2001, bes. 27–31).

Tiere und ihre Symbolik im Alten Testament 59

Tatsächlich beginnt der Abschnitt zum Wildesel im Physiologusmit einem Bezug zu Ijob 39,5–9, wo von der gottgewollten Freiheit, der Nicht-Domestizierung des Wild-esels die Rede ist. Dann aber folgen sexuelle Phantasien und Spekulationen. Die Kastrierung der männlichen Wild-eselfohlen durch ihren Vater wird mit den Eunuchen im Perserreich in Verbindung gebracht und dann der besse-ren Art von Enthaltsamkeit der Apostel gegenüber gestellt.

Bei der Taube sieht man die Verbindung von natürli-chem Verhalten und kulturellen sowie künstlerischen Prä-gungen besonders gut. In Ägypten gibt es diese Tauben-symbolik nicht, sie entstand in Syrien. Das Schnäbeln der Tiere war wohl ein Impuls, sie mit Verliebtheit und Liebe zu assoziieren. Aber auch die Möglichkeit, sie zu züchten, ihre Vorliebe für Wasserbecken und anderes spielte eine Rolle bei der Entwicklung der Metaphern, die wir aus dem Hohelied kennen.

Den Tauben widmet der Physiologus zwei Kapitel (28 Von der Turteltaube, 35 Von der Taube), die von den Evangelienberichten über die Taufe Jesu ausgehen, sich aber dann rasch Themen wie der Einsiedelei oder der Jungfräulichkeit zuwenden. Durchgehend gilt das Inter-esse desPhysiologus nicht den realen Tieren und ihren Verhaltensweisen, d. h. nicht im mindesten einer echten Naturkunde, sein Interesse gilt auch nicht den biblischen Texten und Tiersymbolen, sondern er lässt sich von der bi-blischen Tradition oder anderen Traditionen allenfalls ein Stichwort geben, um seine eigenen Spekulationen daran anzuknüpfen.

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Abbildungen

Abb. 1:Schieferpalette, wahrscheinlich aus Abydos in Ägypten, vor 3150 v. Chr. Ein Löwe mit gewaltiger Mähne überfällt auf ei-nem Schlachtfeld einen wehrlos auf dem Rücken liegenden Mann (IPIAO 1 No 128).

Abb. 2:Skarabäus aus Jericho, 1700–1550 v. Chr. Ein Löwe fällt von hinten über einen fliehenden Capriden her, der den Kopf zum An-greifer wendet. Unter der Gruppe ist zudem ein auf dem Rücken liegender Mensch, der einen besiegten Feind darstellt, zu sehen (IPIAO 2 No 347).

Abb. 3:Relief aus dem Totentempel Ramses’ III. in Medinet Habu, 1183–1152 v. Chr. Der König ist in einer Kapelle thronend darge-stellt. Hinter ihm steht in zweifacher Abbildung die Göttin Maat. Der Thronaufbau mit Sphingenlehnen wird von zwei vollplastischen Lö-wen flankiert. Auf ähnlichen Bildern handelt es sich manchmal aber auch um gezähmte lebende Tiere (IPIAO 3 No 560).

Abb. 4:Terrakottaplakette aus Mari, frühes 18. Jh. v. Chr. Die Göttin Ischtar steht zwischen zwei männlichen Begleitern auf einem kauern-den Löwen. Ihre Waffen weisen sie als eine kriegerisch-kämpferische Göttin aus. Die ganze Gruppe steht auf einem durch Schuppenmuster angedeuteten Berg (IPIAO 2 No 449).

Tiere und ihre Symbolik im Alten Testament 61

Abb. 5:Ägyptische Stele, 13. Jh. v. Chr. Eine kanaanäische Göttin steht frontal auf einem nach rechts schreitenden Löwen. Die eroti-sche, nackte Göttin mit einer Lockenfrisur und einer Krone, die an das Sistrum der Hathor erinnert, hält in den Händen Schlangen und Blüten. In der Beischrift wird sie als Qedeschet, Geliebte des Ptah, bezeichnet (IPIAO 3 No 866).

Abb. 6:Ägyptisches Amulettmodel, 13. Jh. v. Chr. Die ägyptische Part-nerin des Gottes Ptah von Memphis war Sachmet, die als löwenköp-fige Frau oder als Löwin dargestellt werden konnte. Hier thront sie, bekleidet, in einem eng anliegenden Kleid. Im Amulettwesen war die Göttin als Herrin über Seuchen und Krankheiten sehr beliebt (IPIAO 3 No 731).

Abb. 7:Doppelseitig gravierte kleine Platte, wahrscheinlich aus der Gegend von Auaris im ägyptischen Delta, 1. Hälfte 16. Jh. v. Chr. Zu sehen ist auf einer Seite ein gezäumter Esel mit einer großen Last, begleitet von einem Eseltreiber. Auf der Rückseite stehen zwei Män-ner an einem stilisierten Baum, wahrscheinlich ein Hinweis auf ei-nen Bündnisschluss oder Vertrag, der vielleicht mit Handel zu tun hatte. Der Esel spielte seit dem 3. Jt. v. Chr. eine bedeutende Rol-le im Transport, im regionaRol-len, aber auch im Fernhandel (IPIAO 2 No 267).

Abb. 8:Skarabäus aus dem Handel, 1700–1550 v. Chr. Zu sehen ist ein Eselreiter in Begleitung eines Mannes, der mit dem Stock den Esel antreibt. Das Reiten auf Eseln war ein Statussymbol, nur Angehörige der oberen Schichten konnten es sich leisten. In Ägypten betrachtete man das Eselreiten als typisch für die einheimische Bevölkerung im Sinai oder in Palästina/Israel (IPIAO 2 No 266).

Abb. 9:Farbiges Fresko am Eingang des Thronsaals im Palast von Mari, um 1800 v. Chr. Auf dem einzigartigen Wandbild ist der Tempel der Ischtar inmitten eines Tempelgartens zu sehen. Dort begegnen sich der Herrscher von Mari und die Göttin, die den Fuß auf ihren Löwen stellt. Wächterwesen und fürbittende Göttinnen flankieren den Tempel, Quellgöttinnen im Untergeschoss sorgen für fließendes Wasser.

Stilisierte Bäume und Dattelpalmen gehören zum Park. In den Ästen der Palmen sitzen weiße, übergroße Tauben, doch ist nur die Palme auf der rechten Seite mit der Taube erhalten (IPIAO 2 No 424).

Abb. 10:Altsyrisches Rollsiegel, 18. Jh. v. Chr. Eine erotische Göttin entschleiert sich vor einem thronenden Stadtfürsten. Zwei Tauben flie-gen von ihr zu ihm, um ihre Zuneigung deutlich zu machen. In den Nebenszenen finden sich Zieflie-gen und Hasen, die die nackten Göttinnen oft begleiten (IPIAO 2 No 439).

Im Dokument Christus in natura (Seite 68-74)