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die Stoffe und Materialien, woraus der Gehalt

Im Dokument einer Architektonik / (Seite 100-107)

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aller, auf das Endliche und Sinnliche (der Na­

t u r - oder Erscheinungswelt) sich beziehenden Erkenntnifs besteht, und mit diesem Stoffe z u ­ gleich das Material und die Bedingung der A n ­ wendbarkeit alles rationalen speculativen oder praktischen W i s s e n s überhaupt, selbst des h ö c h ­ sten und reinsten durch I d e e n ; — und

e n d l i c h findet die menschliche Vernunft zu F o l g e ihrer wesentlichen Organisation in B e ­ ziehung auf ihr ursprüngliches Verhältnifs zur S i n n l i c h k e i t , in den Gegenständen der E m ­ pirie die ersten Reize und Anregungen zu ihren höhern Thätigkeiten und zu Erweckung und Aufklärung des Bewufstseyns derselben; w e s ­ halb denn auch die Beschäftigung mit der E m ­ pirie als die erste und zweckmälsigste U e b u n g s -und B i l d u n g * - S c h u l e für alle Erkenntnifskraft sich empfielt. — „ E r f a h r u n g ist das u r ­ sprüngliche E l e m e n t , worin der menschliche Geist lebt und w i r k t ; — E r f a h r u n g ist d i e Grundlage aller obfectiven Wahrheit und R e a ­ l i t ä t ; die Bedingung der A n w e n d b a r k e i t nicht nur aller Erkenntnifs, sondern auch aller, s o w o h l speculativen als aesthetischen und prak­

tischen I d e e n ; — E r f a h r u n g ist die Sphäre aller niedern sowohl als höhern und höchsten ( i d e a l i s c h e n ) Thätigkeit des Menschen." ( G . G. E . Schmid's allg. E n c y k l . u. M e t h o d o l . der

"Wiss.)

§• 5».

Z u e i n e m , d e m grofsen u n d fruchtbaren

Z w e c k e der Empirie entsprecnenden Studium derselben, g e h ö r t% aufser dem subjectiven E r ­ fordernisse des T a l e n t s , vornehmlich eines rei­

n e n und kräf4)gen, gesundf n und lebendigen^

Sinnes für E m p i r i e , verbunden mit Feinheit und Schärfe des Beobachtungsgeistes und der Urtheilskraft, und aniser mancherley Hülfskenntn i s s e Hülfskenntn , besoHülfskenntnders philologischeHülfskenntn, die g e s a m m -t e E r f a h r u n g s k u n s -t , deren Regeln -theils auf Erweiterung und Berichtigung, theils auf wissenschaftliche Ausbildung und Darstellung des historischen W i s s e n s sich beziehen.

S-

53.

- D a alle empirische ErkenntniTs erworben w i r d , theils durch e i g e n e , thejls durch fr e m -d e Erfahrung un-d -die letztere ihrer Gültigkeit 'nach auf Z e u g n i s s e n beruht; so wird die E r

-fahrungsk^nst, sofern sie auf Erweiterung und Berichtigung des e.npirischen Wissens abzweckt,

alle die Regeln e n t h a l t e n , die beym Gebrauche sowohl der eigenen als fremder Erfahrung zu befolgen sind.

Für die eigene Erfahrung und Beobachtung

giebt die Methodik der Empirie gewisse allge­

meine R e g e l n , die auf r e i n e s , richtiges und vollständiges Wahrnehmen und Beobachten a b -zw ecken durch Schärfung der Achtsamkeit und des Gedächtnisses, um den Sinnenschein und die Erschleichungsfehler zu vermeiden, w e l c h e

*us Verwechselung des blos E i n g e b i l d e t e n , oder G e d a c h t e n und E r s c h l o s s e n e n , mit der unmittelbaren Sinnesanschauung und W a h r ­ nehmung entstehen.

• " S-55.

A u ß e r diesen allgemeinen R e g e l n , die Tut den Gebrauch aller eigenen Erfahrung über­

haupt', auch der t ä g l i c h e n und g e m e i n e n , g e l t e n , giebt es noch eine Menge und Mannig­

faltigkeit besonderer R e g e l n , die sich nach d e n besondern zu beobachtenden Gegenständen rich­

ten und durch dieselben bestimmt werden. — Hieher gehören insbesondere die R e g e l n der g e l e h r t e n und der K u n s t e r f a h r u n g zu Entdeckung v e r b o r g e n e r und s e l t e n e r Thatsachen mit Hülfe einer schärfern Achtsam­

keit und M ü h e , oder auch der Kunst und künst­

licher W e r k z e u g e bey Anstellung genauerer B e ­ obachtungen und bey Veranstaltung v o n V e r ­ suchen.

§. 56.

D i e R e g e l n , w e l c h e zu -Erweiterung u n d Berichtigung des historischen, aus der Q u e l l e f r e m d e r Erfahrungen zu schöpfenden W i s s e n s d i e n e n , betreffen die Erforschung und A u s m i t ­ telung der historischen Wahrheit undGewifsheit der durch Mittheilung uns überlieferten Thatsa­

c h e n . — D a es nun hiebey sowohl auf ä u s s e r e , durch Zeugen - Aussagen v e r m i t t e l t e , als auf i n n e r e , aus der Natur und Beschaffenheit der

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Thatsachen selbst hergenommene

Beurtheilungs-und Eutscheidnngsgründe ankommt: so werden sieh auch jene Regeln der h i s t o r i s c h e n K r i ­ t i k insgesammt theils auf die G e w ä h r s m ä n ­ n e r oder Z e u g e n , theils auf die B e s c h a f ­ f e n h e i t und N a t u r der beschriebenen oder erzählten Thatsachen selbst, beziehen müssen.

§•

57-A l l e Beurtheilungs - und Entscheidungs­

gründe für d i e historische Wahrheit und G e

-wifiäheit der Thalsachen durch Z e u g e n - A u s s a - ' gen, liegen in derUeberzeugung von der T ü c h ­

t i g k e i t und A u f r i c h t i g k e i t der Zeugen in Ansehung dös A u s s a g e n k ö n n e n s und des A u s s a g e n w o l l e n s . —

B e y Untersuchung des A u s s a g e n k ö n ­ n e n s mufs die« historische Kritik die Regel

einer scharfen Unterscheidung des O b j e c t i -v e n in Beschreibung oder Erzählung des W a h r ­ g e n o m m e n e n , v o n dem blos S u b j e c t i v e n der Einbildung und des Raisonnements darüber v o r Augen haben und mit Sorgfalt anwenden. — B e y Prüfung des A u s s a g e n w o l l e n s fordert die historische Kritik v o n der,Aufrichtigkeit: des Z e u g e n , dafs Er w e d e r etwas verschweige und verheimliche, n o c h etwas hinzusetze und e r ­ d i c h t e ; auch endlich Nichts verändere durch Steigerung, Verschönerung u. dgl. m.

J. Aug. Eruesti de fi.de historica rede aesti-- manda. Lips. 1^46. 4. aesti-- Fr. R ü h s Entwurf einer

Propädeutik de« historischen Studimruv Berlin 1811. 8/

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" Für die Beurtheilung und Bestimmung der i n n e r n Glaubwürdigkeit der Thatsachen selbst entscheidet als höchste Begel und N o r m die Unabänderlichkeit der Natur der D i n g e und der M e n s c h e n . — D i e verschiedenen G r a d e d i e ­ ser Glaubwürdigkeit richten sich übrigens nach der ijröfsern oder g e r i n g e m Uebereinstimmung der erzählten Thatsachen mit unsern e i g e n e n Erfahrungen, denen sie gemäfs oder nicht g e -inäfsseyn, oder wohl gar widersprechen k ö n n e n . Anmerkung. Zur Methode der Bereicherung um!

Be-riclitigung unsers historischen Wissens durch fremde Erfahrung kann auch noch insbesondere dte h i s t o r i s c h e E r f i n d u n g s k u n s t gerech­

net werden, dererr heuristische Regeln dazu die»

nen: aus gewissen ausgemacht wahren Thatsa­

chen , andre, durch keine Zeugnisse documen-tirte, aber als nothwendige Voraussetzungen im Zusammenhange.^ mit jenen gefundene Facta zu folgern; tu welchem Zweck du» Kunst der

hi-»torischen Heuristik auch blofse Sagen und Le­

genden, selbst blofse Mythen und Fabeln benu­

tzen kann.

3. Jac. Griesbach de fide historica, ex ipsa

rerum, quae narrantur, natura judicanda. Hat.

i:68. 4.

§•

59-W a s die M e t h o d e der Empirie in Ansehung des F o r m e l l e n der wissenschaftlichen Bear­

b e i t u n g , Ausbildung und Darstellung histori­

scher Erkenntnisse betrifft: so g e h e n die H e

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geln der historischen Kunst im e n g e m S i n n e , als H i s t o r i o g r a p h i e , auf systematische A n ­ o r d n u n g und Classification der mannigfaltigen,

aus der Quelle eigener ( A u t o p s i e ) oder frem­

der Erfahrung geschöpften'und durch historische Kritik berichtigten Materialien, und auf eine dieser systematischen Anordnung und d e n f o r ­ m e l l e n Forderungen der Empirie überhaupt a n ­ gemessene D a r s t e l l u n g in B e s c h r e i b u n g otler E r z ä h l u n g des durdi Facta der W a h r ­ nehmung g e g e b e n e n W i r k l i c h e n .

§. 6o;

Wissenschaftliche Ausbildung erhält die h i ­ storische Erkenntnifs durch Systematisiren in d e n C l a s s i f i c a t i o n e n ihrer mannigfaltigen Gegenstände zum Behuf einer leichten und v o l l ­ ständigen Uebersicht derselben. —- D i e s e n Classificationen liegt das Princip der G l e i c h ­ a r t i g k e i t (Homogeneität) des Mannigfaltigen, als oberste Regel der systematischen A n o r d ­ nung z u m G r u n d e ; w e l c h e Anordnung und V e r ­ bindung um s o richtiger u n d "zweckmäfsiger seyn wird, je mehr sie dazu d i e n t , nach sichern und bestimmten Regeln die verschiedenen einzelnen Gegenstände der historischen E r ­ kenntnifs von einander zu unterscheiden, und

eine natürliche und deutliche Ansicht und z u ­ gleich eine leichte und vollständige Uebersicht der gesammten empirischen Objecte nach ihren mannigfaltigen Classen zu gewähren. — U n d hiermit sind d e n n auch zugleich die besondern

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Regeln.der Kunst und Geschicklichkeit für die

D a r s t e l l u n g der empirischen Wissenschaf­

ten bestimmt. A l l e wesentliche Haupterforder­

nisse vereinigen sich hier in der Kunst einer w a h r h a f t e n , ' a n s c h a u l i c h k l a r e n u n d i i i d i v i d u a l i s i r e n d e n , zugleich w o h l g e ­ o r d n e t e n und a u s f ü h r l i c h e n Darstellung des W irklichen. — D i e s e n allgemeinen H a u p t ­ forderungen wird sonach jede B e s c h r e i b u n g und E r z ä h l u n g , als worin alle Darstellung des empirisch G e g e b e n e n sich t h e i l t , entspre­

chen müssen.

§• 61.

D i e Unterscheidung der o b e n gedachten b e y d e n Hauptmethoden aller historischen D a r ­ stellung, der B e s c h r e i b u n g nämlich und der E r z ä h l u n g , gründet sich auf die zwiefache Natur und Betrachtungsweise des der Sinnesan­

schauung und Wahrnehmung gegebenen W i r k ­ l i c h e n , entweder als des V o r h a n d e n e n nach seinen Verhältnissen im R ä u m e , sofern es sich b e s c h r e i b e n ; oder als des G e s c h e h e n e n ,

»ach Verhältnissen in d e r Z e i t , sofern es sich e r z ä h l e n lälst; woraus denn zugleich die e r ­ ste und allgemeinste Eintheilung des g e s a m m -ten Gebiets des, empirischen Wissens in die b e y d e n Hauptfelder d e r ' b e s c h r e i b e n d e n u n d der e r z ä h l e n d e n Wissenschaften sich

ergiebt. i

Für die besondre Classification der histo­

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