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Die Pfingsttagung in Hannover

Im Dokument Small is beautiful (Seite 68-71)

Nachahmungskräfte herrschen in Afrika und Nachahmungsdefizite aufgrund früh-kindlicher Isolation durch hohe Technisie-rung in Amerika/Ostasien; Christopher Clouder schilderte uns, dass wir in einem Zeitalter der Angst leben, die wir auf unsere Kinder übertragen. Aus all dem formulierte Gesine Fay die Frage: »Wie kann heilende Erziehung hier ansetzen?«, vor allem im Umgang mit der Erde und im Sozialen.

– Sigrid nannte mir immer die Namen und Positionen derer, die gerade referierten, und da zweisprachig konferiert wurde, konnte ich mich gleichzeitig im Übersetzen üben, meinem eigentlichen Beruf.

Heinz Zimmermanns Beitrag über »Die Verbindung des Pädagogen mit der 3. Hie-- 400,00 DM Unterkunft eine unternehmerische, d.h. kalkulatorische und Risiko-Seite – vereinfacht: Würde sich das alles eigentlich letztlich rechnen und – wenn ja – für wen eigentlich?

Dass der Einsatz der vielstündigen und hochmotivierten Leistung mit einer Spen-denquittung marktunüblich und allenfalls teilweise zu honorieren ist, verstand sich schnell von selbst. Ein vorübergehend irri-tierendes, aber lohnendes Problem bedeu-tete die Frage: Wem gehört/was gehört sich

eigentlich mit dem erzielten Mehrwert oder auch Gewinn – privatisieren oder investie-ren? und – wenn investieren – worin? Noch schwieriger zu verstehen war nach der Ent-scheidung die Tatsache, dass mit der 1.500 Mark-Spende an die »Freunde der Erzie-hungskunst« einem südafrikanischen Ju-gendlichen eine dreijährige Tischler-Lehre vor Ort finanziert werden kann. Am span-nendsten, beglückendsten und vielleicht verständlich, aber nicht kalkulierbar blieb schließlich das Erlebnis, dass ein solches Projekt nicht nur lehrreich, finanzierbar und ertragreich sein kann, sondern allen Beteiligten soviel Spaß machen kann!

Michael Handtmann

rarchie« war für mich als junge Waldorf-mutter nur schwer nachvollziehbar. Letzt-endlich behielt ich die drei Geheimnisse: die Zeit, die menschliche Beziehung und die ei-gene Biographie. Die geistige Beziehung zu diesen drei Aufgaben sei die 3. Hierarchie.

Birgit Kohlhase stellte ihr Arbeitsfeld in Dornach als Mitbegründerin der Hausmüt-tertagungen vor. Sie nannte uns »Hausmüt-ter« Erzieherinnen der ersten Stunde, wenn Selbsterziehung vorangestellt sei.

Christof Wiechert als Vertreter des Welt-bundes für Waldorfpädagogik sprach von Erziehung als einer Verwandlung von Kräf-ten, die wichtig für die Kultivierung des geistigen Lebens sei. Michaela Glöckler und Uli Rösch als Vertreter der medizini-schen und sozialwissenschaftlichen Sektion in Dornach bildeten den Abschluss der Ver-anstaltung. Frau Glöckler wusste den Kin-dergarten als Ort der Hochschulforschung treffend zu beschreiben. Sie resümierte, ge-wissermaßen als Antwort auf all die aufge-worfenen Fragen, Steiners Meditation »Wie finde ich das Gute?« mit den Worten: »Das Gute ist real, wenn man es tut. Wir müssen Anthroposophie tun!« und sprach mir da-mit aus dem Herzen. Uli Rösch legte noch einmal den Schwerpunkt auf die Wichtig-keit der ersten Jahre im Leben eines Men-schen, was eine Kontroverse am nächsten Tag zur Folge hatte.

Nachdem mir meine Kollegin ihren Schlafplatz in einem der zahlreichen Klas-senzimmer gezeigt hatte, begab ich mich auf die Suche nach meinem Quartier. Ich hatte einen Platz in der Schulturnhalle gebucht, weil ich unterm »Volk« sein wollte. Doch zunächst rief das, was ich vorfand, eine Art Kulturschock in mir hervor: unheimliche Gemeinschaftsduschen (ich war in den Alt-bau geraten), Schmutz in vielen Ecken und vor allem auf dem Boden der Schulturnhal-le, die ausgewiesenermaßen nur mit sau-beren Turn- oder Hausschuhen zu betreten war. Schließlich fand ich mich zurecht und machte es mir in der riesengroßen Turnhalle

so bequem wie möglich.

Am nächsten Morgen nach dem Früh-stück sah die Welt schon besser aus: Die

»weltweite Zusammenarbeit für das Kind«

in den Arbeitsgruppen machte Spaß, aber am schönsten war, ich konnte ansprechen, wen ich wollte, alle waren freundlich, ent-gegenkommend und offen. Über Gesine Fay freute ich mich am meisten, denn so herzer-frischend natürlich und dabei so klug wäre ich auch gern. Das Schulgebäude trat in den Hintergrund meiner Aufmerksamkeit, zu-mal ich jede Pause dazu nutzte, meine neue Umgebung besser kennenzulernen.

Im Laufe des Samstag reisten deutlich mehr Teilnehmer an. Der Schulhof wurde in jeder Pause voller, unsere Mahlzeiten muss-ten wir in Schüben einnehmen, wobei das Warten auf einen Sitzplatz in der Kantine wieder Gelegenheit für Gespräche und ge-genseitiges Kennenlernen bot.

Der Inhalt meiner Arbeitsgruppe am Samstagmorgen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das Therapeuten-Ehe-paar Kleber und Jules Brinkmann, Kinder-gärtner aus Holland, erarbeiteten mit uns, dass die Basiskommunikation unter uns Menschen in unserer Seele stattfinde, dass wir uns zuerst fragen müssen: »Wie geht es mir jetzt?«, bevor wir uns anderen zuwen-den. Im anschließenden Plenum wurde der letzte Beitrag vom Vortag noch einmal auf-gegriffen und konstatiert, dass jeder Tag ein Neuanfang sei, dass kein Mensch durch die Verhältnisse seiner ersten Lebensjahre für immer geprägt sei. Wenn wir uns den Weg des Christus in seinen Versuchungen vor Augen stellen, dann können wir erkennen, dass Anthroposophie als gelebte Christolo-gie verstanden werden kann.

Nach der Mittagspause fand die eigentli-che Eröffnung der Tagung statt mit Begrü-ßung und Vorstellung aller Beteiligten und Berichten über die neuesten Entwicklungen, allen voran die »Alliance for Childhood – A Bridge to the Future« (Das Kind und die Zu-kunft), die vom 11. bis 14. Oktober dieses

Jahres im Kongresszentrum in Brüssel statt-findet. Eine Pfingstbetrachtung von Heinz Zimmermann und eine Eurythmie-Auffüh-rung bildeten den Abschluss dieses zweiten Tages, wobei letzteres so erfrischend schön aufgeführt war, dass ich wieder nicht vor 24 Uhr ins Bett kam.

Das ergreifendste Erlebnis an diesen Pfingsttagen hatte ich während der Pfingst-handlung am Pfingstsonntagmorgen. Schon beim Betreten des Raumes schlug mir eine Atmosphäre, eine Stimmung entgegen, die meinen Atem zum Stocken brachte. Die Far-be Rot, die gesprochenen Worte und Gesten schlugen mich in ihren Bann. Ich war erfüllt von einem Gefühl höchster Ehrfurcht, aber auch Ohnmacht und Angst, weil doch schon so viel Warnendes und Schlechtes über die Anthroposophie gesagt worden war, was ich allerdings wiederholt unbegründet fand.

Ich bin jetzt so neugierig geworden, dass ich beschlossen habe, zu Hause die nächste

»Christengemeinschaft« aufzusuchen.

Die darauf folgenden Tage waren von ei-nem schönen Rhythmus geprägt: Spruch, Singen, Eurythmie und Vortrag, danach die erste Arbeitsgruppe und nach dem Mittag-essen die zweite längere Arbeitsgruppe. Am Abend Unterhaltung durch Tänze oder Lie-der aus dem Repertoire Lie-der 28 teilnehmen-den Nationen, die anschließend auf dem Schulhof weiter sangen und tanzten, oder Kabarett, Pantomime oder weitere Vorträge.

Über die Inhalte im einzelnen ausführlich zu schreiben, würde den Rahmen meines Berichtes sprengen. Ich möchte nur noch so viel dazu sagen: Als Themen für meine Ar-beitsgruppen hatte ich mir einerseits Erika Krafts »Heilende Quellen« und »Helfende Elementarwesen« ausgesucht und anderer-seits Claudia Mentes und Eva-Maria

Feß-ners »Moderne Kinderkrankheiten«, was eine absolute Bereicherung für mich dar-stellte. Ich sammelte so viele Anregungen, Buchempfehlungen, wie ich auch Souve-nirs an den Ständen kaufte, wobei ich mich besonders zu den Russinnen hingezogen fühlte, die ich nach ihren Darbietungen und dem Bericht über ihre äußerst unsichere Si-tuation zu Hause unterstützen wollte.

Am Abend hatte ich wieder Gespräche bis fast Mitternacht. Es gab dermaßen viel geistige Nahrung zu verarbeiten, ich war richtig glücklich. Auch werden mich meine Aufzeichnungen wohl das ganze Jahr über nicht hungern lassen. Eine liebe Freundin gewann ich in der Koreanerin Cheong-Hie Lee, die nach ihrer Heimreise im August helfen wird, ein anthroposophisches Zen-trum in Korea aufzubauen. All meine guten Wünsche begleiten sie.

Zum Schluss bleibt mir eigentlich nur noch »Danke« zu sagen, einmal unserer Er-zieherin Frau Brander, die mir diesen Be-such ermöglichte, dann Sigrid Dietrich, die mir eine treu sorgende Weggefährtin war, den Veranstaltern und Mitwirkenden der Tagung, die mir nie das Gefühl gaben, klein und unwichtig zu sein, sondern eher das Gegenteil, den über 600 Mitstreiterinnen und -streitern aller möglichen Nationen für ihre Wärme und nicht zuletzt der Masch-seeschule, die uns gastfreundlich mit dem Nötigsten gut versorgte nach dem Motto

»Das Wesentliche ist für das Auge unsicht-bar«. (Bei Frau Kraft lernte ich allerdings, dass die Elementarwesen sich unbedingt über eine saubere und gepflegte Umgebung freuen, also über das scheinbar Unwesentli-che.) Sonja Defieber-Hä-ring

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