• Keine Ergebnisse gefunden

Die liturgischen Handschrift en in der 37

Schatzkammer

Katalog

38 II C 1 EVANGELISTAR

Pergament, 115 Blätter, 34,5 × 24,5–25 cm

Oberrhein (?), erste Hälft e des 14. Jahrhunderts und Beromünster (?), zweite Hälft e des 15. Jahrhunderts Lagen, Foliierung: Lagen: 6 VI70 + (V+1)81 + V91 + 2 VI114, das erste Blatt der ersten und das letzte Blatt der letzten Lage als Spiegelblätter in die Deckel geklebt, letzteres heute abgelöst; die ganze letzte Lage bis auf den obersten Bund lose; Bl. 71 Einzelblatt, hinten an Bl. 81 genäht. Lagenzählung ius (10v) – vius (70v).

Reklamanten, 10v und 34v ornamental in Rot gerahmt. Neuere Foliierung: [A]. 1–114.

Einrichtung und Ausstattung: Tintenliniierung, Schrift raum mit Doppellinien begrenzt, 21 × 14,5, 17 Zeilen. Textualis, 1r–107v von einer Hand, die neumierten Teile sowie 90v–91v in kleinerer Schrift ; am Rand Vorgaben für die Rubrizierung (bzw. Vergoldung); Ar sowie 107va–114vb von der Hand des Johannes Dörfl inger. Rubriziert, rote Überschrift en; 1r, 2v, 5v, 21v, 34r, 36r, 43r, 63r, 72r, 78r, 88r, 90v und 94r goldene, grün konturierte Überschrift en mit rotem und lilafarbenem Fleuronné; einzeilige goldene Lombarden in gleicher Gestaltung. 8r und 19r zweizeilige ornamental gespaltene Initialen in Gold, Rot und Blau, im Binnenfeld rotes und lilafarbenes Fleuronné (und 8r eine goldene Blüte, vgl. 85v); 66v, 69v, 90v und 94r fünfzeilig, im Buchstabenkörper goldene Fabelwesen mit weissen Gesichtern (meist im Profi l), in der Mitte eine (66v weiss-grüne, 69v und 90v weisse) Erdbeerblüte auf goldenem Blätterkranz oder Stern, 90v zusätzlich mit kleinen grünen und roten Blüten im Fleuronné des Binnenfelds. Rot-blau, rot-grün oder grün-rosa (100r rosa-gelb) ornamental gespaltene, schwarz und/oder weiss ornamentierte (meist gepunktete) Initialen in Deckfarbenmalerei mit Fleuronné: In illo tempore … 26r 6zeilig, 51r, 62r, 76r, 82r, 89r und 93r 7zeilig, 30r, 35r, 37r, 39r, 47r, 59r, 63r, 68r, 75r, 81r, 85r, 96r, 99r, 101r und 105r 8zeilig eingerückt, in der Schaft aussparung drachenartige Fabelwesen mit Menschengesichtern in Gold, teils auch vegetabile (fl orale) oder geometrische Motive; Flügel und Gesichter schwarz auf Weiss, Gelb oder Grün; 59r mit weissen Knospen und Blüten, 63r mit grünen und lilafarbenenen Blättern, Eicheln (mit Gold, gleich auch 76r, 78r und 103v) und einem Hund (in Lila). 68v eine goldene Initiale mit roten und blauen Rauten, die beiden blauen mit weissen Fabeltieren, das Gold schwarz ornamentiert; 70v eine rot-weiss gespaltene mit goldener und grüner Blattranke, 93r gerautet mit goldenen Lilien; 47r nicht gespalten, sondern auf schraffi ertem Grund, 103r rechtwinklig umgebrochen und unter dem Schrift raum entlanggeführt. 1r der Schrift raum auf allen vier Seiten von Fleuronnéstäben umgeben, bei allen anderen Initialen dreiseitig, mit Gold dort, wo auch goldene Überschrift en sind (und zudem 65v); in den Ecken und teilweise auch an den Initialen selbst Medaillons mit Fabeltieren oder Rosetten;

zu den Rändern hin Fadenranken und Fabeltiere in Federzeichnung. Der Buchschmuck weist Ähnlichkeiten mit dem sog. Oberrheinischen Initialstil auf (vgl. Ellen J. Beer, Beiträge zur Oberrheinischen Buchmalerei in der ersten Hälft e des 14. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Initialornamentik, Basel;

Stuttgart 1959). 8r–v, 66v–67v und 94r–95r neumiert, zudem vier Zeilen auf 18r: Hely, Hely, lamasabacthani.

Hoc est: Deus meus, deus meus, ut quid dereliquisti me? Im Reliquienverzeichnis (107v–114v) zweizeilige rote Lombarden mit Punktverdickungen.

Korrekturen und Nachträge: 77v eine Streichung in Rot, ansonsten keine Korrekturen im Evangelistar; 109r eine Korrektur von der Hand J. Dörfl ingers; 110r vier leicht radierte und gestrichene Zeilen in der Schrift des Hauptteils (Evangelistar: //onem cum eis. Et accedens … – … quinque talenta mich tra// Mt 25,19/20).

Ar Nachtrag von der Hand des Johannes Dörfl inger, siehe Inhalt (vgl. II C 3, 1r). Im Reliquienverzeichnis

mehrere Nachträge, etwa 109r datiert 1506, 113r eine Notiz über die notfallmässige Translation von Reliquien 39 aus dem Basler Münster während der Reformation (im Bildersturm): Notandum quod anno 1529 allate sunt reliquie per adolescentem Casparem Schufelbül huius ecclesie canonicum, e Basilea, ubi illic omnia templa per Zvinglianam sectam civibus sunt devastata … Melchior Estermann, Die Stift skirche von Beromünster, ihre Umbauten, ihre Kult- und Kunstschätze einst und jetzt, in: Katholische Schweizer-Blätter, N. F. 14 (1898), S. 280; Lütolf, S. 177. Im hinteren Spiegel eingeklebt ein Zettel aus Papier: Wir Iohannes Abbte von gottes verhenngnuss des wurdigen gotzhuss zuo Tysentis … Actum in crastino post festum sanctorum Placidi et Sygeberti anno etc. vito. Urkunde über die Translation der Reliquien der Heiligen Placidus und Siegebert von Disentis nach Hochdorf am 12. Juni 1506 (eine Abschrift in den Antiquitates Beronenses, S. 744).

Einband: Holzdeckel, mit vergoldeten Silberarbeiten verkleidet, wohl von einer Konstanzer Werkstatt für das Stift Beromünster, 1. Hälft e 14. Jh., vgl. Heuser, S.  72–74 sowie Fritz, S.  179 und 331. Rückdeckel (Schauseite): vollplastische Darstellung von Christus als Salvator mundi im Zentrum eines durch plastische Wimperge und Pfeiler kreuzförmig gegliederten Feldes, die Flächen dazwischen mit gravierten architektonischen Mustern und einem Überzug aus blauem, rotem und grünem transluzidem Email gefüllt, in den vertieft en Räumen unter den Eckbögen Darstellungen der vier Evangelisten an ihren Schreibpulten;

alles umgeben von einem Rahmen, auf dem mit Edelsteinen und plastischem Eichenlaub geschmückte Felder sich mit farbigen Darstellungen der Apostel, der Gottesmutter und des Erzengels Michael abwechseln. Das Email ist an verschiedenen Stellen abgeplatzt. Vorderdeckel: Flächenfüllung aus kleinen Lilien in einem rhombischen Gitter, parallel darüber wiederum gitterförmig plastische Leisten, auf den Kreuzungspunkten Rosetten. Zwei nach vorn greifende, mit jeweils drei Edelsteinen besetzte Kantenschliessen, am Kopf und am Schwanz Reste von je einer weiteren Schliesse. Rücken aus weissem Leder. Spiegelblätter Pergament (siehe Lagen); im vorderen Deckel auf dem Spiegelblatt Exlibris des Chorherrenstift s Beromünster (Wegmann, Exlibris, Nr. 619).

Herkunft : Die Gestaltung der Dedicatio ecclesiae spricht nicht gegen eine Bestimmung für das Stift Beromünster selbst. Das durch eine goldene Überschrift hervorgehobene Fest zu Fronleichnam (1264 eingeführt, aber erst nach dem Konzil von Vienne ab 1312 allgemein umgesetzt) spricht gegen eine Datierung noch in das 13. oder ganz frühe 14. Jahrhundert, ebenso der Buchschmuck. Vgl. insbesondere auch die Argumente mit Bezug auf den Einband, v. a. Guth-Dreyfus, S.  40 und Heuser, S.  168. Das Reliquienverzeichnis und stammt von Johannes Dörfl inger und ist entsprechend in die zweite Hälft e des 15. Jhs.

zu datieren.

Besitzer: In den Antiquitates Beronenses, S. 684, als Nr. 4 und S. 741–744 als Nr. I verzeichnet. Auf dem Exlibris handschrift lich 1891. II. C. 1. Der Eintrag auf Ar und das Reliquienverzeichnis und der Zettel im hinteren Spiegel belegen die Beziehung der Handschrift nach Beromünster und Hochdorf.

Literatur: [Beat Fidel Zurlauben], Tables généalogiques des augustes maisons d’Autriche et de Lorraine, Paris 1770, S. 42f.; Estermann, Stift sschule, S. 24–27; Estermann, Sehenswürdigkeiten, S. 34 (Nr. 2) und 59f.; Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IX. Canton Luzern, in: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde 18 (1885) = Bd. 5, Zürich 1887, S. 130; Kopp, Stift sbibliothek, II, S. 6f.;

Konrad Lütolf, Dörfl ingers Reliquienverzeichnis von Beromünster, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchen geschichte 12 (1918), S. 157–197; Joseph Troxler, Liturgisches aus Beromünster, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 14 (1920), S. 112 und 118f.; Katia Guth-Dreyfus, Transluzides Email in der ersten Hälft e des 14. Jahrhunderts am Ober-, Mittel- und Niederrhein, Basel 1954 (Basler Studien zur Schatzkammer II C 1

Katalog

40 Kunstgeschichte IX), S.  36–40 und 116 (Nr.  4) sowie Taf. 19; Reinle, KDM Luzern 4, S.  87–91 mit Abb.  78–83; Bruckner, Scriptoria 9, S.  20f. sowie Taf. 33, 34, 45 und 46; Hans-Jörgen Heuser, Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, Berlin 1974, S.  72–74, 167–169 (Nr.  66) mit Abb. 452–460; Johann Michael Fritz, Goldschmiedekunst der Gotik in Europa, München 1982, S. 179 mit Taf. III; Adolf Reinle, Die Kunst der Innerschweiz von 1200 bis 1450. Ein Überblick, in: Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft . Bd.  1: Verfassung, Kirche, Kunst, Olten 1990, S.  349–351 mit Abb. 197–199;

Helene Büchler-Mattmann, Das Beromünsterer Evangelistar: Ein Glanzstück mittelalterlicher Goldschmiedekunst, in: Die Bibel in der Schweiz: Ursprung und Geschichte, Basel 1997, S. 87f. mit Abb.

S. 87 (62v–63r) und. 89 (Rückdeckel).

Ar Nachtrag. Epitaphium argenteis insculptum aff oris marginibus epistolaris libri quem Uodalricus marchio de Lentzburg Christo sanxit et Michaeli. Anschliessend vier Hexameter: Hunc librum Pauli doctoris denique summi, Scripturis totum simul auro eboreque paratum, Marchio Uodalricus tibi Criste sanxit in usum, Qui post hanc vitam mereatur habere quietem.

Av leer.

1r–63rProprium de tempore. Evangelienperikopen, Weihnachten – 23. Sonntag nach Trinitas. In Rot:

>Incipiunt evangelia festivalia per circulum anni<. In Gold: >In vigilia nativitatis domini, secundum Matheum<. In illo tempore cum esset desponsata mater Ihesu Maria … 2v >Ad publicam missam, secundum Iohannem<. In principio erat verbum … 5v >In octava domini, secundum Lucam<. In illo tempore … 21v >In die sancto Pasche, secundum Marcum<. In illo tempore … – … 59r >Dominica xxia, secundum Matheum<. In illo tempore … 62v In illo tempore, loquente Ihesu ad turbas … 34r Auff ahrt, 36r Pfi ngsten, 43r Corpus Christi.

63r–99rProprium de sanctis. Evangelienperikopen, Andreas – Elisabeth von Th üringen (Konrad). >De sancto Andrea, secundum Matheum<. In illo tempore, ambulans Ihesus iuxta mare Galylee … – … >Cuonradi episcopi, ewangelium<. Sint lumbi vestri precincti. >Require Uºdalrici<. 66v Johannes Ev., 72r Annuntiatio BMV, 78r Revelatio Michaelis, 88r Assumptio BMV, 90v Nativitas BMV, 94r Dedicatio ecclesiae ( Michael).

99r–107vCommune sanctorum. Evangelienperikopen. >Incipit commune sanctorum, primo de apostolis, ewangelium secundum Iohannem<. In illo tempore, dixit Ihesus discipulis suis: Hoc est preceptum meum ut diligatis invicem … – … >De virginibus, ewangelium<. Simile est regnum celorum decem virginibus. >Require supra Lucie virginis<. Simile est regnum celorum thesauro. >Require Margarethe virginis<. Apostel, 100r Märtyrer, 106r Bekenner, 107v Jungfrauen.

107va–114vb Conspectus reliquiarum. >Ee sunt reliquie contente in patrono nostro sancto Michahele<. De corpore sancti Iacobi fr atris domini. Reliquie sanctorum martirum Mauricii et sociorum eius … 108rb >Hee sunt reliquie in maiori cruce contente<. In dorso de ligno sancte crucis … 110va Notiz zu der Translation von Reliquien der Th ebäer aus Solothurn, 111va über die Aufb ewahrung der Asche von Reliquien, die bei dem Angriff von Rudolf von Habsburg 1352 verbrannt waren; 112va nochmals beide Ereignisse und weitere Translationsnotizen, 113va zu 1353: Reliquie sancti Othmari abbatis et sancti Galli confessoris sumpte anno Mo ccco liiio … Zuletzt in kleinerer Kursive: Udalricus dei et apostolice sedis gracia abbas monasterii sancti Galli … Anno domini Millesimo quadringentesimo octuagesimo sexto die vero translationis sepedicti sancti Galli que fuit tercio Nonas Marcii.

Edition: Lütolf, S. 180–184. Vgl. auch Antiquitates Beronenses, S. 742–744.

41 II C 2 CANTATORIUM

Pergament, 70 Blätter, 25,5–26 × 15,5 cm 13. Jahrhundert

Lagen, Foliierung: Lagen: 9 IV70, das erste Blatt der ersten und letzte Blatt der letzten Lage als Spiegelblätter in die Deckel geklebt. Längere Nähte von der Pergamentherstellung in Bl. 12 und im hinteren Spiegelblatt (dort rotes Garn), Bl. 70 unregelmässig geformt. Bl. 1–6 unten lose. Neuere Foliierung: 1–70, Bleistift , mit Tinte nachgezeichnet.

Einrichtung und Ausstattung: Tintenliniierung, Schrift raum 17,5 × 9, 18 Zeilen. Textualis von einer Hand.

Rubriziert, rote Überschrift en, längere Melismen rot unterstrichen. Einzeilige schwarze, 9r–10v, 12v–16v, 33v–37r, 53v–58r sowie 59r–69r abwechselnd rote und blaue Initialen; zu Beginn der einzelnen Tage zweizeilige, abwechselnd rote und blaue Initialen mit Fleuronné, teils in der Gegenfarbe, teils zweifarbig, 7v mit Gesichtsdarstellung im Binnenfeld; 1r, 2v, 17r, 21r–v, 23v und 44v 2–4zeilige rot-blaue Spaltleisteninitialen mit zweifarbigem Fleuronné. 15v Raum für eine drei- und eine einzeilige Initiale sowie zwei längere Rubriken ausgespart. Durchgehend neumiert mit kleineren Lücken auf 6v–7r, 53v, 54v, 55v, 61v–62r und 65r–v.

Korrekturen und Nachträge: Korrekturen von der Hand des Schreibers, teilweise auf Rasur, z. B. 2r, 24v, 49v, 67r. Die beiden letzten sowie die viertletzte Zeile auf 65r teilweise radiert, im Spiegel hinten die fünf letzten.

Nachträge von verschiedenen Händen des 13. bis 15. Jhs.: Am unteren Rand von 33r eine kurze Melodie in Quadrat notation, abgewaschen; zwei Sequenzen: 42v–43r Alleluia. Gaude celestis curia, Afr a ovis perdita ad veri pastoris redit ovilia und 51v–52r Alleluia. Turme virginee venerantibus annua festa Assint celicole solantes pectora mesta, von einer Hand des 13./14. Jhs., auf 52r eine weitere Zeile abgewaschen; 47v und 49r zwei Tropen zum missa est, von einer Hand des 14. Jhs.: Ite plebs fi delis … Ite deo laus hodie … Troxler, Liturgisches, S. 121; 57v >De sancta Afr a<. Alleluia. Gaudete Syon fi lie Pastor reduxit hodie Ovem centesimam In deserto perditam, 14. Jh.; 58v–59r Kyrie fons bonitatis … AH 47 Nr. 5 (1a, 2a [1–2: Christe genite Summi patris unice], 3c [4–5: te laudare possimus omnes]), zweistimmig, 14. Jh.; 59v–60v Cunctipotens genitor … AH 47 Nr. 4 (1a, 2a, 3a), zweistimmig, diastematische Neumen im Fünfl iniensystem, 14. Jh., Geering, Organa, S. 85 Nr. 2.

Auf dem Spiegel hinten ein nicht mehr lesbarer Nachtrag, der in den Antiquitates Beronenses, S. 747, mit

«… dns. Parochus. acta sunt ao MM.CC.LVIIII.» wiedergegeben wird, Jahreszahl nachgezeichnet. Längere Nachträge auf 58r–v, 70v und den Spiegelblättern aus der Zeit bald nach Entstehung der Handschrift sowie auf 32v, 14. Jh., siehe Inhalt.

Einband: Holzdeckel, Rücken aus hellem Leder, oben und unten mit Darmsaiten (?) an die Bünde genäht, deren Enden in die Deckel eingepfl ockt wurden, 14./15. Jh. Buchblock in der Breite leicht überstehend. Vorne und hinten jeweils eine hochrechteckige Elfenbeinplatte, umrahmt von vier Elfenbeinleisten mit Blättermuster, die obere und untere Leiste der Vorderseite beschädigt, 24 × 13,5 (vorne) bzw. 13 cm (hinten). Vorne Petrus, hinten Paulus, beide barfuss in langer Tunica und Mantel unter einem niedrigen Rundbogen stehend, in der Linken ein Buch, die Rechte erhoben. Vordere Platte links entlang der Kontur des Heiligen gerissen, sechs paarweise angeordnete Löcher an den Kanten der beiden Teile sind Spuren einer ehemaligen Reparatur. Im selben Bereich der hinteren Platte von oben ausgehend ebenfalls ein Riss. Befestigung mit Eisenstift en und Garn, mehrere Löcher und Elfenbeinstift e von einer früheren Befestigung. Die Darstellung wird von Volbach (Frühmittelalterliche Elfenbeinarbeiten, S.  105f.) in das 8./9. Jh. datiert. Am oberen Rand des Schatzkammer II C 2

Katalog

42 hinteren Deckels zweizeilige Aufschrift , 14./15. Jh., nicht vollständig lesbar: […] off [icia h]orarum dierumque festivorum not[…]. Spiegelblätter Pergament (siehe Lagen); im vorderen Deckel unter dem Spiegelblatt Exlibris des Chorherrenstift s Beromünster (Wegmann, Exlibris, Nr. 619).

Herkunft : Möglicherweise für das Stift Beromünster selbst geschrieben, da die Dedicatio ecclesiae im Proprium de sanctis unmittelbar auf Michaelis folgt. Zu der Th ese, die Elfenbeinplatten des Einbands hätten ehemals zu dem Epistolar II C 3 gehört, siehe Einleitung, S. 16f.

Besitzer: In den Antiquitates Beronenses, S. 747, als Nr. III verzeichnet. Im vorderen Spiegel Exlibris des Chorherrenstift s Beromünster, darauf handschrift lich 1891. II. C. 2.

Literatur: Estermann, Stift sschule, S. 19f.; Estermann, Sehenswürdigkeiten, S. 30f. (Nr. 3) und 58f.; Johann Rudolf Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters, Zürich 1876, S. 114f. (mit Fig. 15 auf S. 115, einem Holzschnitt nach einer Originalzeichnung, ZB Zürich, Graphische Sammlung, Rahn I, 84: http://doi.org/10.7891/e-manuscripta-24811); Kopp, Stift sbibliothek, II, S. 5–7; Joseph Troxler, Liturgisches aus Beromünster, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 14 (1920), S. 112–123; Arnold Geering, Die Organa und mehrstimmigen Conductus in den Handschrift en des deutschen Sprachgebietes vom 13. bis 16. Jahrhundert, Bern 1952, S. 7 Nr. 11, S. 85 und 88f.; Fritz W. Volbach, Frühmittelalterliche Elfenbeinarbeiten in der Schweiz, in: Frühmittelalterliche Kunst in den Alpenländern. Akten zum III. Int. Kongress für Frühmittelalterforschung, Olten/Lausanne 1954, S. 105f., Abb. 51f.; Reinle, KDM Luzern 4, S. 77f. mit Abb. 66; Manuscripts of polyphonic music.

11th – early 14th century, hrsg. v. Gilbert Reaney, München 1966, S. 50f.; Bruckner, Scriptoria 9, S. 20f.

sowie Taf. 34 und 44; Adolf Reinle, Die Kunst der Innerschweiz von 1200 bis 1450. Ein Überblick, in:

Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft . Bd. 1: Verfassung. Kirche, Kunst, Olten 1990, S. 351. Die Hs. ist seit dem 21.12.2009 online, mit Beschreibung von Marina Bernasconi Reusser: http://www.e-codices.ch/

de/description/sbb/cant.

Spiegelblatt: Nachtrag. Et dixit ad Ihesum, Celi et terre conditorem … Fortsetzung des tropierten Evangeliums von 70v, Troxler, Liturgisches, S. 117f.

1r–31v Proprium de tempore. 1. Advent – 24. Sonntag nach Trinitas. Ad te levavi animam meam … – …

>Communio<. Amen dico vobis quicquid. 2r Weihnachten. 5v Quadragesima, Cantus ID g00678, 7r Cantus ID g02166, 7v Cantus ID g00747, 8v Cantus ID g00803. 9r Palmsonntag mit Prozession, Cantus ID 001852a und 001976, 9v Cantus ID 001983, 10r Cantus ID 001437, 10r AH 50 Nr. 117, 1–12, 11r Cantus ID g00847, 11v Cantus ID g00848. 12r Karfreitag mit Prozession, 12v Cantus ID 008451–008453. 13v Ostern mit Prozession, AH 50 Nr. 30 (1–5 [4,1: lichnis, 4,2: lignis ac facibus condita poscimus] und 9 [9,3: quam tribuat, 9,4: luce]), 14r AH 50 Nr. 183 (1f., 4 [4,2: consonentque], 3 [3,1: O Iohannes, 3,2: precamine], 5f. [5,4: iuvamine], 8, 7, 9f.), 15v Cantus ID a01500, 16r AH 50, Nr. 69 (39f., 31f., 1f., 37f., 33–36 und 47f.). 21v Pfi ngsten. 23r Trinitas. 29r wurde der 17. Sonntag nach Trinitatis falsch als xvi[bis] gezählt, danach alle Zahlen um eins verschoben.

31v–32r Versus alleluiatici. >Dominicalia<. Aevia. Confi temini domino … – … >Versus<. Qui posuit fi nes tuos pacem et adipe fr umenti satiat te.

32v Nachtrag. Sanctus und Benedictus, Quadratnotation im Vierliniensystem. Geering, Organa, S. 88f. Nr. 5.

33r–53rProprium de sanctis. Andreas – Katharina. >Andree apostoli<. Michi autem nimis honor … – …

>Communio< Diff usa est gratia. 36v Purifi catio BMV mit Prozession, Cantus ID g00068 und g00069. 40v Inventio crucis (Rubrik: exaltatio crucis). 42v Afra. 44v Nativitas BMV mit AH 47 Nr. 1005 und neumiertem

Evangelium. 46v Exaltatio crucis. 47v Michael. 48v Dedicatio ecclesie mit AH 55 Nr. 337 (1–4), AH 47 Nr. 4, 43 AH 49 Nr. 398, (1–13, 15 [15,3: Neque luctus neque clamor], 14 [14,2: gloriantes, 14,3: canunt deo, 14,6: neque dolor erit ultra gaudia permanent sempiterna, que prima abierunt], 16–18 [18,5: renovatur ecclesia]), AH 49 Nr.  454 (2a: regat, 2b: dele, 4: seculis iustorum) und Sequenz Patris ac nati bonitas (vgl. St. Gallen, Stift sbibliothek, Cod. Sang. 359, S. 13f.).

53v–60r Commune sanctorum. >De Evangelistis<. Aevia. Dorsa eorum plena sunt oculis … – … Aevia. Omnis gloria eius fi lie regis ab intus in fi mbris aureis. Versus alleluiatici: 53v Evangelisten, Apostel, 54r Märtyrer, 55v Bekenner, 57r Jungfrauen. 59r >Tractus iste canitur in quadragesima de apostolis<. Qui seminat in lacrimis … Tractus für Apostel, Märtyrer und Jungfrauen, deren Gedenktag in die Fastenzeit fällt. 58r–v zwischen die beiden Teilen eingeschobener Nachtrag: Venite exultemus … Cantus ID 909030.

60r–70vTropar. Firmator sancte fi rmamenti … AH 47 Nr.  92 (3a: iustorum), 60v >Ve[r]sus super Kyrie<.

Cunctipotens genitor … AH 47 Nr.  4. 61r >Cantus angelicus<. Gloria … Tropen zu Gloria und Kyrie: 61v AH 47 Nr. 94, 63r AH 47 Nr. 98 (1a–c, 2a, c: Virgo mater esse meruisti, 3a: te collaudantes, b, c: tibi faventes).

64r >In summis festis<. Kyrie … 64v AH 47 Nr. 29 (2a,2: canentes, 2a,3: in evum, 3c,3: addito, 3c,6: sonora), 65v AH 20 Nr. 51 (2,6: natura perterit, 3,6: invicibilem). 66r >Conductus<. Conditor alme syderum … AH 20 Nr. 2 (1,6: vita salus, 2,9: procedenti de, 3,1: redemptos, 3,3: ne serviamus, 3,6: ut ne), 66v AH 20 Nr. 55 (1, 3 [3,5:

unitur, 3,6: nascitur], 2 [2,2: est dei miseratio]), 66v AH 20 Nr. 52 (1), 67v AH 47 Nr. 290 (2,1: per quem, 2,2:

mira gratia, 3,1: in quo, 3,2: sapientia, 3,3: excedit). 67r >Super sanctus<. Sanctus … 68r >Item versus<. Agnus dei … AH 47 Nr. 401, 68v Troxler, Liturgisches, S. 120, 69r AH 47 Nr. 459 (1,2: produxit, 2,3: sumitur, 3,3:

sumite), 69r AH 47 Nr. 464 (3,2: nobis hic). 69v >Isti versus cantantur super Libera me domine de defunctis in processione<. Libera me … AH 49 Nr. 784, S. 387: Qui ambulabat iacet (mit vielen Variationen), 70r AH 49 Nr. 779 (mit Variationen in Strophe 5, 7b: fac te Christe, 8,3 fehlt).

70v Nachtrag. Tropiertes Evangelium zu Kirchweih. In illo tempore ingressus Ihesus Dominus deus Sabaoth … fortgesetzt auf dem Spiegel hinten, dort am Rand: Cetera invenis in io folio, Ende der Lesung auf dem Spiegel vorne. Troxler, Liturgisches, S. 117f.

II C 3 EPISTOLAR

Pergament, 129 Blätter, 23,5 × 16,5–17 cm Reichenau (?), erstes Viertel des 11. Jahrhunderts

Lagen, Foliierung: Lagen: 15 IV120 + (IV+1)129, Bl. 129 Einzelblatt, mit einem angeklebten Pergamentsteg um die Lage gebunden. Neuere Foliierung: 1–129.

Einrichtung und Ausstattung: Blindliniierung, Schrift raum 13,5–14 × 10, zusätzlich auf beiden Seiten eine schmale Spalte für die Initialen, 13 Zeilen. Karolingische Minuskel von einer Hand. Überschrift en in roter Capitalis rustica (Text am Rand mit dem Griff el vorgeschrieben), erste Textzeile in Unziale; 1–3zeilige rote Lombarden. 2r (Anfangsseite), 36v (Karsamstag), 37r (Ostersonntag), 52v (Auff ahrt), 56r (Pfi ngsten) 3–5zeilige goldene Spaltleisteninitialen mit Ranken, Spaltfüllungen rot, Flächenfüllung blau und grün; dort zusätzlich zweite Textzeile in Capitalis rustica; 2r zuerst zwei Zeilen Capitalis, die erste und der erste Buchstabe der zweiten in Gold, die zweite in Schwarz mit goldener Flächenfüllung.

Schatzkammer II C 3

Katalog

44 Korrekturen und Nachträge: Korrekturen von der Hand des Schreibers auf Rasur, z. B. 7v, 49v, 90r, 129v. 1r Nachtrag von der Hand des Johannes Dörfl inger, siehe Inhalt (vgl. II C 1, Ar).

Einband: Holzdeckel, Leder des Bezugs vorne kupferglänzend lackiert, darin eingelegt eine 23,5 × 17 cm grosse, aus 27 Einzelelementen zusammengesetzte Elfenbeinplatte, mit kleinen Eisenstift en auf der blau gefärbten Unterlage fi xiert: Rahmen aus einer durchbrochenen Blätterranke, darin drei von Masswerk getrennte Zeilen mit jeweils drei Halbfi guren in Relief; im Zentrum Jesus, umgeben von einem vollplastisch gearbeiteten Kranz, daneben auf ihn weisend Petrus (von rechts) und Paulus (von links); oben Jesaja, Gregor der Grosse und Ezechiel, unten Jeremia, Daniel und Hieronymus (linker Arm z. T. abgebrochen), alle sechs mit Namensinschrift . Die Elfenbeinarbeit wird von Reinle in das späte 13. Jh. datiert (KDM Luzern 4, S.  80). Zu der Th ese, dass zu dem Epistolar ursprünglich die heute auf dem Einband des Cantatoriums angebrachten Elfenbeinplatten gehörten, siehe Einleitung, S. 15–17. Hinten mit hellem Leder bezogener Holzdeckel, 16. Jh., mit Rollen- und Einzelstempeln, Kanten an der Längsseite zu beiden Seiten der Schliesse, an den Schmalseiten im mittleren Bereich abgeschrägt, eine nach vorn greifende Kantenschliesse aus Messing mit den Buchstaben BMB, Raste auf der Innenseite des Vorderdeckels angebracht. Lederbezug des hinteren Deckels ehemals über den Rücken gespannt und unter dem Vorderdeckel fi xiert, heute vorne lose. Darunter ehemals vier Pergamentstreifen (Fragmente). Kapitale mit rotem und gelbem Seidengarn umstochen, nur oben erhalten, Schnitt blau gefärbt. Spiegelblätter Papier, Wasserzeichen hinten Bär, ähnlich Piccard, Wasserzeichenkartei Nr.  84601 (1568), darunter Abklatsch eines früheren Spiegelblattes aus Pergament (Ez  24,1), 13. Jh. Im vorderen Spiegel Exlibris des Chorherrenstift s Beromünster (Wegmann, Exlibris, Nr. 619). Auf dem hinteren Deckel Papiermarke mit Beschrift ung No. 25579.3 in blauem Mäanderrahmen.

Herkunft : Hoffmann (Buchkunst, S.  312–314) identifi zierte den Schreiber mit demjenigen von Basel, Universitätsbibliothek, B II 5, Teil IIIA (Bl. 126–141) und von London, British Library, Arundel 390. Er datierte die Hs. auf das erste Viertel des 11. Jahrhunderts und wies sie dem Scriptorium des Klosters Reichenau zu. Zur Identifi zierung mit einem angeblich von Graf Ulrich von Lenzburg gestift eten Epistolar siehe Einleitung.

Besitzer: In den Antiquitates Beronenses, S. 683, als Nr. 1 und S. 745–747 als Nr. II verzeichnet. Im vorderen Spiegel Exlibris des Chorherrenstift s Beromünster, darauf handschrift lich 1891. II. C. 3.

Literatur: [Beat Fidel Zurlauben], Tables généalogiques des augustes maisons d’Autriche et de Lorraine, Paris 1770, S. 40–42; Estermann, Stift sschule, S. 20–22; Johann Rudolf Rahn, Geschichte der bildenden

Literatur: [Beat Fidel Zurlauben], Tables généalogiques des augustes maisons d’Autriche et de Lorraine, Paris 1770, S. 40–42; Estermann, Stift sschule, S. 20–22; Johann Rudolf Rahn, Geschichte der bildenden