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Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

3. Überblick zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

3.3 Aktivitäten der Arbeitsschutzakteure

3.3.4 Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

Überblick – Aktivitäten der Arbeitsschutzakteure den. Insbesondere die Themen demografischer Wandel, Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychosoziale Belas­

tungen bieten vielfältige Möglichkeiten, eine koordinierte und branchenbezogene, integrierte Präventionsstrate­

gie in der SVLFG zu entwickeln und umzusetzen. Die SVLFG will beispielsweise der in ihrem Versicherten-kreis überproportional vertretenen Gruppe älterer Menschen für ihre Lebens- und Arbeitswelt passgenaue Ge­

sundheits- und Präventionsleistungen wie „Trainings- und Erholungswoche für pflegende Angehörige“ sowie

„Sturzprävention“ und „Betriebsübergabe – ein Gesundheitsthema“ zur Verfügung stellen.

Prävention braucht darüber hinaus Plattformen und Türöffner, um Präventionsinhalte auszutauschen, weiter zu entwickeln und in die Praxis einzubringen. Deshalb hat sich die SVLFG am XX. Weltkongress zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2014 in Frankfurt am Main beteiligt. Damit wurde Sicherheits- und Gesundheits­

experten/-innen, Vertretern/-innen von Unternehmen und Beschäftigten, Entscheidungsträgern aus Politik und Behörden, Sozialpartnern sowie allen, die auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes tätig sind, eine Möglichkeit geboten, um Erfahrungen und neueste Forschungsergebnisse zu diskutieren. Die Präventionsleis­

tungen Beratung, Information und Qualifizierung nehmen einen besonderen Stellenwert ein. Daher bietet die SVLFG für ihre Versicherten praxisnahe Handlungshilfen zur Gefährdungsbeurteilung, Merkhefte, Muster-Betriebsanweisungen u. a. an, die auch über den Internetauftritt bezogen werden können. Darüber hinaus sollen mit dem Programm „Azubi Aktiv – Fit for green“ schon in der Ausbildung Gesundheitsthemen im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung befördert werden. Das Programm unterstützt die Auszubildenden, die eigenen Ressourcen zielgerichtet einzusetzen, um mit arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren und privaten Risikofakto­

ren sinnvoll umzugehen. Der Eintritt in das Berufsleben stellt dafür einen optimalen Zeitpunkt dar, weil sich negative Verhaltensmuster noch nicht durch jahrelange Praxis automatisiert haben.

3.3.4 Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

„Zukunft sichern, Arbeit gestalten“, lautet das Motto der Initiative Neue Qualität der Arbeit. Seit mehr als zehn Jahren setzt sich die Initiative für eine neue Qualität der Arbeit ein. Hierzu haben sich Organisationen und Insti­

tutionen zusammengeschlossen, die Verantwortung für die zukunftsgerechte Gestaltung der Arbeitswelt in Deutschland übernehmen und das Interesse der Beschäftigten an gesundheits- und kompetenzförderlichen Ar­

beitsbedingungen mit den wirtschaftlichen Interessen der Betriebe an Innovationsfähigkeit und Wachstum ver­

binden.

Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden bei der Arbeit bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter und darüber hinaus sind Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Angesichts der Veränderun­

gen in der Arbeitswelt stellt sich heute mehr denn je die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten wollen. Während sich die Zahl von Arbeitsunfällen und krankheitsbedingten Ausfalltagen auf relativ niedrigem Niveau hält, ge­

winnen neue berufliche Gefährdungen wie beispielsweise psychische Belastungen am Arbeitsplatz zunehmend an Bedeutung. Zudem führt die demografische Entwicklung dazu, dass sich Unternehmen auf potentiell weniger Erwerbspersonal sowie auf eine durchschnittlich ältere Belegschaft einstellen müssen. Die Herausforderung lautet deshalb, eine wachsende Zahl älterer Erwerbspersonen gesund und motiviert in Arbeit zu halten. Die Initiative zielt auf die Umsetzung des vorhandenen Wissens in die Praxis und fördert hierfür Transferprojekte.

Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit den Projekten dorthin transportiert, wo sie angewendet werden müs­

sen – in den Unternehmen und Organisationen.

Die Initiative ist beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales angesiedelt. Die Bundesanstalt für Arbeits­

schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) führt die Geschäftsstelle und bringt zudem Fach- und Transferwissen ein.

Wichtiger Teil der Initiative sind die Projektpartner und Partnernetzwerke. Die Initiative arbeitet auf drei mitei­

nander vernetzten Ebenen:

– Anregung der gesellschaftlichen Debatte,

– Aktivitäten für Unternehmen und den öffentlichen Dienst, – Unterstützung der Beschäftigten.

Thematisch basieren die Vorhaben und Aktivitäten der Initiative auf dem wissenschaftlichen Konzept der Ar­

beitsfähigkeit. Auf dieser Basis wurde ein Vier-Säulen-Modell der personalpolitischen Handlungsfelder für

Unternehmen und Verwaltungen erarbeitet, das zugleich die Aktivitäten und Produkte der Initiative strukturiert

(Abbildung 6).

Überblick – Aktivitäten der Arbeitsschutzakteure

Abb. 6: Unternehmen der Zukunft (INQA)

Beim Transfer in die Praxis setzt die Initiative auf einen Mix aus gedruckten und digitalen Materialien, Veran­

staltungen, Praxisbeispielen und Netzwerkarbeit in den Regionen. Zielgruppen sind Führungskräfte und Perso­

nalverantwortliche, Beschäftigte und ihre Vertretungen sowie alle, die mit Personalführung und -entwicklung befasst sind. Die Angebote der Initiative und ihrer Partner werden auf der Website www.inqa.de präsentiert.

In der Themensäule Gesundheit bietet die Initiative Unterstützung zur Entwicklung einer gesundheitsförderli­

chen Unternehmenskultur. Neben Arbeitssicherheit und physischer Gesundheit spielt hier die Förderung der psychischen Gesundheit eine wichtige Rolle. Diesem Thema widmet sich das INQA-Projekt Psychische Ge­

sundheit in der Arbeitswelt (psyGA).

Das Projekt Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt

Das Projekt Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyGA) startete 2009 mit dem Ziel, dem verbreiteten Umsetzungsdefizit von Wissen und Erkenntnissen über Zusammenhänge von arbeitsbedingtem Stress und Er­

krankungsrisiken in die praktische Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz zu begegnen. psyGA wird von der Initiative Neue Qualität der Arbeit als Teil der Themensäule Gesundheit gefördert und vom BKK Dachverband koordiniert. Fachlich begleitet wird das Projekt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Die Projektförderung erfolgt insbesondere vor dem Hintergrund, dass Fehlzeiten und die Anzahl der Frühberentungen aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten Dekaden stetig angestiegen sind. So haben sich beispielsweise die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen zwischen 2001 und 2012 von bundesweit 33,6 Millionen auf 60 Millionen erhöht. Psychische Erkrankungen sind außerdem die häufigste Ursache für Frühberentungen. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und nicht ausschließlich in der Arbeitswelt zu suchen. Nicht zuletzt aufgrund des Wandels von der klassischen Industriegesellschaft hin zu einer Wissens-, Informations- und Dienstleistungsgesellschaft haben psychische Belastungen im Zusammen­

hang mit Stress, Arbeitsverdichtung und Zeitdruck sowie eine beschleunigte Kommunikation aber an vielen Arbeitsplätzen zugenommen und bilden eine potenzielle Quelle für Gesundheitsgefahren.

Auf der anderen Seite stellt die Gesundheitsförderung sowohl solide wissenschaftliche Erkenntnisse als auch darauf aufbauend methodisch und pragmatisch geeignete Verfahrenswege zur Analyse und Prävention psycho­

sozialer Gesundheitsgefahren bereit, die auf betrieblicher Ebene erfolgreich erprobt wurden. Diese werden al­

lerdings in der betrieblichen Praxis nur unzureichend umgesetzt. Hier setzt das Projekt psyGA an und bündelt unter der Prämisse „Das Wissen ist da – es muss nur genutzt werden!“ das vorhandene Know-how und bereitet es nach einem zu Projektbeginn entwickelten Qualitätsmodell für die verschiedenen Bereiche und Zielgruppen der Arbeitswelt auf. Entscheidend ist hierbei, wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Maßnahmen in die Sprache der betrieblichen Entscheider und Multiplikatoren zu übersetzen. psyGA nutzt hierzu verschiedene miteinander verzahnte Wege und Instrumente:

– Publikationen und Online-Tools, die niedrigschwellig praxisnahes Wissen zur Förderung der psychischen

Gesundheit im Betrieb vermitteln. Verfügbar sind aktuell ein Einführungsseminar, Praxisordner und

Überblick – Aktivitäten der Arbeitsschutzakteure lungshilfen für verschiedene Zielgruppen und Branchen, ein eLearning-Tool für Führungskräfte, Online-Checks, ein Hörbuch sowie verschiedene Präsentationen. Seit 2011 sind insgesamt etwa 500.000 Exemplare der verschiedenen Publikationen erstellt und verteilt worden. Die Materialien werden ständig aktualisiert und erweitert.

– Veranstaltungen wie Messen und Fachveranstaltungen sowie Fachforen und regionale Transferveranstaltun­

gen, um betriebliche Akteure direkt und persönlich zu erreichen.

– Die psyGA-Website als Informationsportal (www.psyga.info).

– Begleitet wird das bundesweit stark nachgefragte Angebot von psyGA mit einer fachlich qualitätsgesicherten Medienarbeit, um das Thema psychische Gesundheit in der gesellschaftlichen Debatte zu etablieren.

Mithilfe der Expertise und Netzwerke 20 starker und erfahrener Kooperationspartner aus den Bereichen Ge­

sundheitswesen (z. B. Vivantes Krankenhausnetzwerk, Universitätsklinikum Aachen), kleinbetrieblicher Ar­

beitswelt (z. B. Innungskrankenkassen), Öffentlicher Dienst (z. B. Landeshauptstadt München) und Unterneh­

mensnetzwerken (z. B. Unternehmen für Gesundheit) verbreitet psyGA die entwickelten Informationen, Hand­

lungsempfehlungen und Praxisbeispiele zur Förderung der psychischen Gesundheit direkt in Unternehmen und Organisationen. Die Zielgruppe des Projekts hat sich mittlerweile erweitert und umfasst über Führungskräfte und Entscheider in Unternehmen und Verwaltungen hinaus Beschäftigte und unmittelbar Betroffene sowie wichtige Multiplikatoren wie Betriebs- und Personalräte und die Unternehmensberatung. Außerdem hat psyGA sein Portfolio um Materialien für einzelne Branchen, insbesondere aber für kleine und mittlere Unternehmen, ergänzt. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Derzeit sind folgende Angebote in Arbeit:

– Ein Onlineportal zum Direkteinstieg in das Thema für Kleinbetriebe.

– Regionale Transferveranstaltungen für mittelständische Betriebe.

– Ein eLearning-Tool für Beschäftigte.

– Qualifizierungsmodule für Sicherheitsfachkräfte und Akteure im Öffentlichen Dienst.

– Branchenspezifische Materialien für die Bereiche Handwerk, Gesundheit und Pflege, Nahrungsmittel und Gastronomie.

psyGA will so in Zukunft noch zielgerichteter Unternehmen und Organisationen aller Branchen und Größen mit

Informationen und Unterstützungsangeboten erreichen. psyGA bietet damit ein breites, qualitätsgesichertes und

bundesweit einzigartiges Angebot zur Sensibilisierung, Information und Motivation im Bereich „Psychische

Gesundheit in der Arbeitswelt“.

TM 2, TB 1

Meldepflichtige Arbeitsunfälle

in Mio. ab 1991 mit Daten aus

den neuen Bundesländern 3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0

Meldepflichtige Arbeitsunfälle je 1.000 Vollarbeiter

23,7 Meldepflichtige Arbeitsunfälle

955.919 Meldepflichtige Arbeitsunfälle

je 1.000 Vollarbeiter 300

250

200

150

100

50

0

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010

Überblick – Unfallgeschehen