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Die digitale Transformation schafft Werte über die

Prozessoptimierung hinaus

Abbildung 4-13 Wordcloud – CSS Versicherung AG

Daten: Experten-Interview mit CSS Versicherung AG.

Auswertung mit Quanteda in R.

Der Einsatz digitaler Technologien hat die Arbeitsweise der CSS Versicherung stark verändert.

Durch die Automatisierung von Prozessen und eine verbesserte Überwachung erreichte das Un-ternehmen ein höheres Niveau des Qualitätsmanagements. Um das Potenzial der digitalen Technologien voll auszuschöpfen, hat die CSS Versicherung Veränderungen in der Personalpolitik und in den Anreizsystemen für die Mitarbeitenden eingeleitet. Ziel war es, die Personalarbeit flexib-ler zu gestalten und sodass sie besser auf die Herausforderungen der Digitalisierung und die wach-sende technologische Komplexität reagieren kann. Neben den Veränderungen in der Personalar-beit hat die CSS Versicherung auch Schulungsprogramme für ihre MitarPersonalar-beitenden lanciert, um sie mit den notwendigen Fähigkeiten für die digitale Transformation auszustatten.

Für die CSS Versicherung erfordert die Digitalisierung viel Disziplin, die durch eine vollständige Prozesskontrolle, zuverlässige KPIs und eine neue Art der Führung erreicht wird. Anstatt starre Kontrollmechanismen zu schaffen, geht es bei der digitalen Transformation darum, mit gutem Bei-spiel voranzugehen, die Mitarbeitenden zu motivieren und eine Vision für die notwendigen Verän-derungen im Unternehmen zu schaffen. Um das Potenzial der digitalen Technologien voll auszu-schöpfen, hat die CSS Versicherung Veränderungen in der Unternehmenskultur, der Personalpoli-tik und in den Anreizsystemen für die Mitarbeitenden eingeleitet.

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5 Qualitativer empirischer Teil

5.1 Einleitung

Eine kontinuierliche Zunahme der Leistungsfähigkeit von IT-Systemen, eine wachsende Verfügbarkeit von Daten und sinkende Kosten für digitale Ressourcen und Werkzeuge schaffen Voraussetzungen für tiefgreifende Veränderungen bei den Unternehmen. Wissenschaftler beschreiben diese Veränderungen aufgrund ihres Potenzials zur Neudefinition und Umgestaltung von Organisationsstrukturen, Wertschöp-fungsketten und industrieller Dynamik häufig als «disruptiv» (Ivanov, Dolgui, & Sokolov, 2019; Karimi &

Walter, 2016; Parviainen, Tihinen, Kääriäinen, & Teppola, 2017; Sklyar, Kowalkowski, Tronvoll, &

Sörhammar, 2019). Die digitale Transformation wird als "die tiefgreifendste Veränderung im produzie-renden Gewerbe seit der zweiten industriellen Revolution" wahrgenommen (Porter & Heppelmann, 2015, S. 97). Im Vergleich zu früheren Wellen des technologischen Wandels ist der aktuelle Fortschritt der digitalen Technologien durch ein beispielloses Mass an Komplexität, Unsicherheit und Umweltvola-tilität gekennzeichnet (Loonam, Eaves, Kumar, & Parry, 2018). Dieser Teil der Studie beleuchtet eine Vielzahl von strategischen Handlungsoptionen und Praktiken in Bezug auf die Digitalisierung von Un-ternehmen und gibt einen Überblick über die Triebkräfte des digitalen Wandels, die Auswirkungen der digitalen Technologien auf die Unternehmen und die damit verbundenen digitalen Risiken. Die vorlie-gende Analyse untersucht auch die Prioritäten und Ziele von Unternehmen bei der Einführung digitaler Technologien.

5.2 Datengrundlage und Methodik

Um sich ein Bild von der digitalen Transformation im Unternehmenssektor zu machen, führten wir semi-strukturierte Interviews mit dem «Senior Management» von zehn Schweizer Unternehmen durch, die in verschiedenen Branchen der verarbeitenden Industrie, dem Dienstleistungssektor und dem Bauge-werbe tätig sind (Kruse, 2015; Mayring, 2010). Bei der Auswahl der Unternehmen wurde darauf geach-tet, möglichst alle Grössenklassen miteinzubeziehen. Die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) unterstützte die Kontaktaufnahme zu den Unternehmen. Alle Inter-views wurden mit Ton aufgezeichnet und transkribiert. Der Inhalt der InterInter-views war in mehrere The-menblöcke unterteilt, die sich mit der Digitalisierung von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten, dem Einsatz spezifischer digitaler Technologien, dem Qualitätsmanagement, der Kontrolle von Ge-schäftsprozessen und dem Risikomanagement befassten. Die Aufzeichnungen der Interviews wurden mit Hilfe der NVivo-Software weiter kodiert und analysiert (Saldaña, 2016).

5.3 Ergebnisse der qualitativen Analyse

5.3.1 Anreize für die digitale Transformation

Sowohl das externe Umfeld als auch interne Erwägungen motivieren die Einführung von Initiativen zur digitalen Transformation von Unternehmen. Eine Gruppe der untersuchten Unternehmen entschied sich für aktive Ansätze und zieht es vor, die Digitalisierung aktiv zu gestalten, anstatt vom Umfeld dazu getrieben zu werden («disrupt – and not be disrupted») (vergleiche etwa «Use Case 7» CSS Versiche-rung). Führungskräfte versuchen die digitale Transformation der Branchen zu gestalten, indem sie Trends bei der Nutzung digitaler Technologien setzen. Durch die Digitalisierung wollen Unternehmen eine höhere Befriedigung der Kundenwünsche erreichen und langfristige Wettbewerbsvorteile entwi-ckeln. Die Unternehmensleitung sieht in der Digitalisierung ein leistungsfähiges Instrument, um die zu-nehmende Marktkomplexität zu bewältigen und proaktiv auf sozioökonomische und technologische Trends zu reagieren.

Während bei der ersten Gruppe von Unternehmen der Fokus auf die digitale Transformation hauptsäch-lich von innen kam, wurde die zweite Gruppe von Unternehmen durch äusseren Druck motiviert, die jüngsten Fortschritte in den digitalen Technologien zu übernehmen. Veränderte Anforderungen und Er-wartungen von Kunden, Partnern und Lieferanten veranlassen die Unternehmen, sich auf digitale Ge-schäftsmodelle und verbesserte digitale Praktiken umzustellen.

Der demographische Wandel in der Bevölkerung spielt eine grosse Rolle bei der Schaffung der Not-wendigkeit für Unternehmen, digitale Lösungen in Wertschöpfungspotentiale einzubauen. Eine neue Generation von Kunden und Mitarbeitenden erwartet intensive digitale Interaktionen mit Unternehmen durch benutzerfreundliche Plattformen und Anwendungen. Die mangelnde Fähigkeit der Unternehmen, das gewünschte Niveau an digitalen Inhalten und Dienstleistungen anzubieten, wird letztlich ihre Wett-bewerbsfähigkeit untergraben. Steigender Marktwettbewerb und Kostendruck veranlassen Unterneh-men, nach neuen Wegen der Wertschöpfung zu suchen. Fortschrittliche Analyse- und Fertigungstech-nologien bieten Möglichkeiten für eine stärkere Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen.

Darüber hinaus ermöglicht die Digitalisierung neue Pfade bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen.

Das kann potenziell starke Wettbewerbsvorteile für Unternehmen schaffen und ihre Marktanteile erhö-hen.

Als eine der grössten Schweizer Banken macht sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) den digitalen Wandel voll und ganz zu eigen, um ihre Wettbewerbsvorteile zu stärken und ein höheres Leis-tungsniveau zu erreichen. Viele Finanzinstitute konzentrieren sich auf die Reduzierung kurzfristiger Ausgaben durch Optimierung der Ressourcen, die für Personal und IKT-Infrastruktur aufgewendet werden. Die ZKB, die sich vollständig im Besitz des Kantons Zürich befindet, hat im Vergleich zu privaten Finanzinstituten eine andere Führungsstruktur und andere Anreizsysteme. Die Hauptauf-gabe der ZKB besteht darin, die langfristige nachhaltige Entwicklung des Kantons Zürich zu unter-stützen. Daher verfügt die ZKB über lange Planungshorizonte und strebt Wettbewerbsvorteile durch nachhaltige Ausgaben für Personal und digitale Technologien an.

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Branche: Banking & Finance

Die digitale Transformation ist eine graduelle Evolution - keine Disruption

Abbildung 5-1 Wordcloud – Zürcher Kantonalbank (ZKB)

Daten: Experten-Interview mit Zürcher Kantonalbank (ZKB). Auswertung mit Quanteda in R.