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Diatomeenmudden

Im Dokument Zwischen Niedermoor und Boden (Seite 80-89)

4.2 Organoleptische Eigenschaften der verschiedenen Muddearten

4.2.3 Diatomeenmudden

4.2.3.1 Bestandteile, Farben und Konsistenz

Die Diatomeenmudden waren hellbraun bis olivgrün (Untersuchungsfläche DM), graublau (Untersuchungsfläche KLIEK), ockergelb (Untersuchungsfläche KLIEK) und reinweiß (Untersuchungsflächen DM und KLIEK).

Diatomeenschalen selbst sind weiß bis transparent durchscheinend. Färbungen des Sediments werden durch Beimengungen, wie z.B. organische Substanz und Eisen- und Manganoxide, erzeugt. Hellbraune und olivgrüne Färbungen kamen von der organischen Substanz, graublaue, ockergelbe und rötliche Färbungen von Oxiden. Weiße Färbungen traten bei großem Reinheitsgrad und ausschließlich bei Diatomeenmudden oberhalb des Grundwasserspiegels auf (vgl. Maczey und Chmieleski, 2003). Dabei war die organische Substanz aus der Gallerthülle der Kieselalgen sowie anderer Wasserpflanzen und Algen durch Mineralisierungsprozesse entfernt, so dass die reinweiße Farbe der aus Siliziumdioxid („Bioopal“) bestehenden Mudden dominierte. In einigen Schichten war Kieselgur mit größerem Anteil an Diatomeen, die sich durch eine hellere Farbe von ihrer Umgebung abhoben, linsenartig in Diatomeenmudde mit geringerem Diatomeenanteil eingebettet, (Untersuchungsfläche DM, Profil DM7/1, DM8/2). Dabei handelte es sich wahrscheinlich um mit der Wasserströmung verfrachtete Bruchstücke von Kieselgur.

Die mittlere Größe von Süßwasserdiatomeen liegt im Bereich zwischen 2 und 63 µm und entspricht damit der Korngröße von Schluff. Die Korngrößenanalyse ergab für alle Diatomeenmudden die höchsten prozentualen Anteile in der Schlufffraktion (siehe Tabelle 29) (vgl. auch Maczey und Chmieleski 2003).

Tabelle 29: Korngrößenverteilung der Diatomeenmudden der Untersuchungsflächen DM und KLIEK

Probe gS % mS % fS % gU % mU % fU % T %

Diatomeen-gehalt (mU+fU) %

KA4

DM1/rF-Go 0,12 0,31 9,4 32 40,1 13,4 4,7 53,4 Uu

DM1/rFo 0 0,9 7,7 13,2 39,9 24,2 14 64,1 Ut3

DM2/rF-Go1 0,03 4,9 12,5 17,1 52 10,5 2,7 72,5 (70)1 Us

DM2/rF-Go2 0 0 3 11,7 49,3 23,2 12,8 62,2 (73)1 Uu

DM4/rF-Go 0 0 4,9 22,7 42,9 20,7 8,7 63,6 Ut2

DM4/rF-Gr 7,35 10,1 16,9 28,8 23,9 9,5 3,5 33,4 Us

DM5/rF-Go 0,6 1,1 10,5 28,4 36,5 17,1 5,8 53,6 Uu

DM8/rF-Gor1 1,6 1,8 6,8 21 37,2 22,8 8,7 60 Ut2

DM8/rF-Gor2 2 1,6 8,8 29,3 37,3 15,5 5,5 52,8 Uu

DM8/rF-Gro 0,6 1,1 11 32 36,7 14 4,7 50,7 Uu

KLIEK1 0,8 0,9 3,7 16,3 34,3 35,7 8,2 70,4 Ut2

KLIEK6 1,1 5,1 16,8 32,6 27,1 10,6 6,6 37,7 Us

KLIEK7 0,8 4 22,8 36,2 22,6 9,5 4,2 32,1 (40)1 Us

1 Die Werte in Klammern geben die durch Röntgendiffraktometrie ermittelten Opalgehalte wieder.

Diatomeenschalen besitzen eine Vielzahl kleiner Poren, die eine hohe Porosität der Sedimente verursachen.

Die Porosität der Schalen sowie die Substratporosität auf Grund der Korngröße bewirken, dass Wasser in den Schalen selbst sowie in den Poren zwischen den Schalen gehalten wird. Ein hoher Anteil an Diatomeenresten führte somit zu einer hohen Feldkapazität, wobei sich das Sediment trotz großer Wassergehalte nie nass anfühlte. Auch bei Wassersättigung zerbrachen Diatomeenmudden regelrecht mit scharfen Bruchflächen. Die Diatomeenmudden waren im feldfrischen Zustand plastisch, nie elastisch und ergaben in der Hand ein Gefühl wie feuchter Schluff und eine Konsistenz wie Hefe. Sie trockneten im Vergleich zu Detritusmudde sehr schnell, trockneten auch schneller als Kalkmudde. Dabei verloren sie sehr stark an Gewicht und ließen sich zu feinem Pulver zerreiben. Diatomeenmudden mit einem Anteil an

Diatomeenschalen über 10 % waren in trockenem Zustand mehlig.

4.2.3.2 Organische Substanz und pH-Werte

Etwa 50 % der untersuchten Diatomeenmudden lagen im Grenzbereich zu den organischen Mudden, besaßen also nahezu 30 Masse-% organische Substanz (vgl. Maczey und Chmieleski, 2003). Der Gehalt an organischer Substanz nahm tendenziell mit der Tiefe zu, was sowohl geogenetisch, durch verschiedene Akkumulationsmilieus, als auch pedogenetisch, durch Mineralisierung der organischen Substanz infolge von Luftzufuhr nach Entwässerung und durch verschiedene Wassergehalte verursacht wird. Die in der Altmoränenlandschaft vorhandenen Diatomeenmudden wiesen allesamt pH-Werte unter 5 auf, zwei Profile sogar pH-Werte unter 4 und waren damit sehr stark sauer bis mäßig sauer (nach Bodenkundlicher Kartieranleitung, 2005). Bezüglich der vertikalen pH-Verteilung in Diatomeenmuddeböden zeigte sich auf den ersten Blick keine übereinstimmende Abfolge bei den Profilen. Bei drei Profilen nahm der pH-Wert vom ersten zum zweiten Horizont ab. Bei dreien nahm er zu und bei einem Profil ergab sich keine pH-Änderung.

Allerdings ergab sich eine vom Flächennutzungstyp abhängige Abnahme mit der Tiefe auf den gegenwärtig landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Die horizontbezogenen gemittelten pH-Werte zeigen eine Tiefenzonierung durch einen mit der Tiefe zunehmendem pH-Wert (siehe Tabelle 30), was einer Versauerungstendenz der oberen Horizonte entspricht.

Tabelle 30: Horizontbezogene Mittelwerte von pH-Wert, Karbonatgehalt und Glühverlust

Horizont 1 2 3 4 5 6

Mittlerer pH-Wert (alle Horizonte) 6,65

(n=64) 6,8 Damit vollziehen sich auch in den Muddeböden, die von anderen Böden bekannten Versauerungsprozesse infolge von mikrobieller Aktivität und CO2-Abgabe von Pflanzenwurzeln, Auswaschung von basisch wirkenden Kationen mit dem nach unten gerichteten Wasserstrom und die Freisetzung von H+ bei der Umwandlung von Sulfiden zu Sulfaten unter aeroben Verhältnissen.

4.2.3.3 Bodenhorizonte, hydromorphe Merkmale und Gefügebildung

Hydromorphe Merkmale in Form von Rostflecken waren in allen Profilen deutlich im ersten und zweiten Horizont bis in eine Tiefe von ca. 60 cm ausgeprägt. In diesen durch wechselnde Wasserstände gekennzeichneten Horizonten dominierten hellrostfarbene oxidierte Verbindungen, die auf einen schwachen Kristallisationsgrad infolge sich häufig verändernder Redoxverhältnisse hinwiesen (Farben eh1-4, ed1-4, es1, rb2, rg3, rs2). Die Eisenverbindungen könnten aus, während der Entstehung der Diatomeenmudde gebildeten Eisen-Schwefel-Verbindungen resultieren.

Die Diatomeenmudde wurde mit Beginn des Subatlantikums abgelagert (Dahms, 1972, zitiert in Maczey und Chmieleski, 2003). Die Entstehung von Diatomeenmudde ging eventuell einher mit der Versauerung der umliegenden Böden, so dass niedrige pH-Werte zur Verwitterung und Lösung von eisenhaltigen Mineralen der Böden und zu deren Verlagerung führten. Infolge von Verlandung, Eindeichung und oberflächennahem Vorkommen wurden diese oxidiert und als Eisenoxihydrate ausgefällt bzw. mit dem Grundwasserstrom verlagert. Profil DM3 lag im Bereich einer archäologischen Aufgrabung, so dass der gesamte Boden umgelagert war. Die etwas tiefere Lage und ein durch die Grabung gestörte Lagerung (Schwächezone) führten zu einem hohen Wasserstand, so dass das gesamte Profil rostrot gefärbt war.

Diatomeenmudden hatten als Primärgefüge sowohl im nassen als auch im trockenen Zustand ein Kohärentgefüge. Getrocknete Proben ließen sich zu einzelnen Körnern zerreiben. Eine sekundäre Gefügebildung infolge von Schrumpfung und Sackung war bis auf oberflächige Trockenrisse nicht zu beobachten. Möglicherweise ist die Art der Porosität und Wasserspeicherung, die vor allem durch die Poren der Schalen realisiert wird (Maczey und Chmieleski, 2003) dafür verantwortlich, das es bei Wasserverlust nicht zu einer Schrumpfung der Bodenmatrix kommt. Im Profil DM3 kam verursacht durch die hohen Eisengehalte ein Kittgefüge vor.

Die auf den folgenden Seiten abgebildeten Fotos zeigen charakteristische Substrat- und Bodenmerkmale der Diatomeenmudden der verschiedenen Untersuchungsflächen.

Die unterschiedlichen Farben der Diatomeenmudden werden durch unterschiedliche Humusgehalte hervorgerufen. Die Probe links im Bild hat einen Humusgehalt von 25 Masse-%, während die Probe rechts im Bild fast ausschließlich aus Diatomeenresten besteht und einen Humusgehalt von 6 Masse-% hat.

Abbildung 32: Diatomeenmudden der Untersuchungsfläche DM

Hierbei handelt es sich um eine feldfrische Diatomeenmudde mit sehr geringem Humusgehalt und sehr hohem Diatomeengehalt. Charakteristisch ist eine Konsistenz ähnlich wie Hefe, oder auch vergleichbar mit nassem Schluff. Zu erkennen sind rostfarbene Eisenflecken und –konkretionen.

Abbildung 33: Diatomeenmudde der Untersuchungsfläche DM

An der Profilwand des aufgelassenen Tagebaus Klieken ist die für Diatomeenmudden charakteristische Fleckigkeit zu erkennen. Nahezu weiße Mudde liegt verzahnt mit Mudden von bräunlicher Farbe. Dabei handelt es sich um Mudden mit unterschiedlichem Gehalt an Diatomeen. Meist sind weiße Linsen in eine braune Matrix eingebettet. Da die Diatomeenmudden mit zunehmendem Anteil an Diatomeen leichter werden, kann dies auf Umlagerungsprozesse von bereits abgelagerter und konsolidierter leichter Gur in den aktiven Sedimentationsraum zurückzuführen sein.

Abbildung 34: Diatomeenmudde der Untersuchungsfläche KLIEK

Mächtige Diatomeenmudden (Kieselgur) im aktiven Tagebau. Auf dem Bild sind Schichtpakete mit unterschiedlichen Farben zu sehen. Eisenoxidhaltige rostrote und ockerfarbene Ablagerungen erreichten bis zu 50 cm Mächtigkeit und traten gebankt auf. Die blaugraue Farbe der Diatomeenmudden im unteren Teil des Profils ist wahrscheinlich auf haftnässebedingte, reduzierende Verhältnisse zurückzuführen.

Abbildung 35: Diatomeenmudde der Untersuchungsfläche KLIEK

Olivgrüne und blaugraue Kieselgur

Verfestigte rostrote Bänder

Weiße Kieselgur Verfestigte ockerfarbene Bänder

Zu erkennen sind die durch verschiedene Prozesse hervorgerufenen Farbänderungen im vertikalen Verlauf des Profils. Auf der aktuell ackerbaulich genutzten Fläche hat die regelmäßige Bodenbearbeitung zu einer einheitlichen hellbraunen Farbe im Oberboden geführt. Die darunter liegende Mudde mit einem hohen Gehalt an Diatomeen ist fast weiß und durch Rostflecken gekennzeichnet. Die dunklere Farbe der darunter befindlichen Mudde ist auf einen höheren Gehalt an organischer Substanz zurückzuführen.

Abbildung 36: Diatomeenmudde der Untersuchungsfläche DM

Ap

Go1

Go2

nHr 30 cm

40 cm 0 cm

50 cm

Im Unterschied zum vorhergehenden Foto ist hier statt dem reinen Oxidationshorizont (Go) ein durch reduktive Merkmale geprägter Oxidationshorizont (Gro) ausgebildet. Da dieses Profil dichter am Dümmersee und auch näher am Bach Hunte lag, ist der Grundwasserstand wahrscheinlich höher, so dass zeitweilig reduzierende Bedingungen auftreten.

Abbildung 37: Diatomeenmudde der Untersuchungsfläche DM

Wegen des hohen Wasserstandes ist das gesamte Profil hydromorph. Im Gro treten statt der schwarzen Reduktionsmerkmale vorwiegend graue Farben auf.

Abbildung 38: Diatomeenmudde der Untersuchungsfläche DM

Ap-Go

Gro

Gr 30 cm

0 cm

50 cm

5 Chemische Eigenschaften von Mudden

5.1 Qualitative und quantitative Untersuchungen zu den Hauptbestandteilen der Substrate

Im Dokument Zwischen Niedermoor und Boden (Seite 80-89)