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2.1 Die Rhodococcus equi-Infektion

2.1.6 Diagnose der Rhodococcus equi-Erkrankung

Die Umgebung und die Haltungsbedingungen der Fohlen sollten bei der Diagnosefindung beachtet werden. Ein sandiger Untergrund, Überpopulation und stark frequentierte, mit Kot verunreinigte Paddocks sind ideale Ausgangsbedingungen für eine R. equi-Infektion (AINSWORTH, 1999). Auf einem Betrieb ist weiterhin meist nicht nur ein einziges Fohlen, sondern mehrere Fohlen betroffen.

Die klinische Untersuchung kann Hinweise auf eine Erkrankung eines Fohlens durch R. equi liefern. Dabei ist aber zu bedenken, dass eine R.equi-Pneumonie im frühen Stadium oft klinisch unauffällig ist (MARTENS et al., 1982; AINSWORTH, D., 1999;

GIGUÈRE, 2001) und diese Untersuchung lediglich zu einem Verdacht führt, der mit weiterführenden diagnostischen Verfahren erhärtet werden muss.

Auch wenn das besondere Augenmerk auf der Untersuchung der Lunge liegt, so sollte immer auch eine allgemeine Untersuchung mit Beurteilung von Verhalten, Habitus, Ernährungs- und Pflegezustand, Pulsfrequenz und –qualität, Atemfrequenz und –typ, Messung der Körperinnentemperatur sowie die Beurteilung der Schleimhäute, der Mandibularlymphknoten und des evt. vorhandenen Nasenausflusses erfolgen. Bereits hier können sich Anhaltspunkte für eine Rhodokokkose zeigen (s.2.1.3). Bei der speziellen Untersuchung des Respirationstraktes werden, neben der adspektorischen und palpatorischen Beurteilung, mittels Auskultation tracheale, bronchiale und vesikuläre Atemgeräusche beurteilt. Eine Intensivierung der Atemtiefe kann durch ein kurzzeitiges Verschließen der Nüstern des Fohlens ausgelöst werden und verbessert die Auskultationsqualität bei leisen Lungengeräuschen. Dies sollte aber bei Fohlen mit offensichtlichen Atemproblemen unterlassen werden, um Stress zu vermeiden (GIGUÈRE und PRESCOTT, 1997).

2.1.6.1 Labordiagnostischer und kultureller Nachweis von Rhodococcus equi

Labordiagnostische Parameter ergänzen die oftmals wenig spezifischen klinischen Symptome. Im Blut von Fohlen mit einer R. equi-Pneumonie ist eine neutrophile Leukozytose ein typischer Befund (SMITH und ROBINSON, 1981; FALCON et al., 1985; LAVOIE et al., 1994; AINSWORTH, 1999). Allerdings sind die

Blutleukozytenwerte beim Fohlen altersabhängig zu betrachten (HARVEY et al.,1984). Eine Leukozytenanzahl von über 13000 G/l erlaubt jedoch einen Verdacht auf eine R. equi-Erkrankung (COHEN et al., 2002; GIGUÈRE et al., 2003). Allerdings zeigten in einer anderen Arbeit 75% der Fohlen, bei denen ultrasonographisch Lungenabzesse nachgewiesen wurden, eine Leukozytenzahl von unter 13000 G/l (ALTHAUS, 2004). Parallel mit der Leukozytenanzahl steigt oft auch der Plasma-fibrinogen-Gehalt (über 400 mg/dl) an (FALCON et al., 1985; LAVOIE et al., 1994;

COHEN et al., 2002), so dass diese Parameter diagnostische Hinweise auf eine vorliegende R. equi-Pneumonie sein können (GIGUÈRE, 2001). Die Amyloid A-Konzentration im Serum von über 200 Fohlen wurde als Parameter im Zusammenhang mit einer Rhodokokkose untersucht. Dabei ergaben sich zu keinem Zeitpunkt der Studie signifikante Unterschiede zwischen erkrankten Fohlen und gleichalten gesunden Fohlen, so dass sich die Amyloid A-Konzentration nicht für die R. equi-Diagnostik eignet (COHEN et al., 2005).

Durch einen positiven kulturellen Nachweis von endoskopisch aspiriertem tracheobronchialen Sekret (TBS) kann die Diagnose gesichert werden (MARTENS et al., 1982b; ELLENBERGER und GENETZKY, 1986; MULLER und MADIGAN, 1992).

Bei der Entnahme von TBS kann nebenbei beim Einführen des Endoskopes eine visuelle Beurteilung von Nasengängen, Siebbein, Luftsackklappen, Kehlkopf und Gaumensegel erfolgen. Ebenso erlaubt die Endoskopie der Atemwege eine Beurteilung von den Schleimhäuten der Trachea (Farbe, Gefäßzeichnung und Oberflächenbeschaffenheit) und des Sekrets (Menge, Farbe, Viskosität) (OHNESORGE et al., 1998). Ein Nachweis von R. equi aus Nasentupfern ist dagegen wenig sensitiv. Bei 217 Fohlen mit sonographisch nachgewiesenen Lungenabszessen gelang in einer Studie der Nachweis aus Nasentupfern nur bei 24% (52 Fohlen). Aber bei 54% der Tiere (118 Fohlen) wurde R. equi aus dem TBS isoliert (MEYER-HAMME 2004). Allerdings kann auch bei gesunden, symptomlosen Fohlen gelegentlich der Erreger nachgewiesen werden und bei nachweislich erkrankten Fohlen gelingt die kulturelle Anzüchtung aus TBS nicht immer (TAKAI und TSUBAKI, 1985; ARDANS et al., 1986; MEYER-HAMME, 2004; HEYERS, 2005). Da der Nachweis intrazellulärer Erreger schwierig ist und evt. durch Begleitflora gehemmt wird, schließt das Ausbleiben eines kulturellen Nachweises das Vorliegen einer R. equi-bedingten Erkrankung nicht aus (SELLON et al., 2000).

2.1.6.2 Serologische und molekularbiologische Nachweisverfahren

Es existieren zahlreiche unterschiedliche Nachweisverfahren, die zur Diagnostik von R. equi-Erkrankungen getestet und eingesetzt wurden.

In einer Studie an Fohlen, die klinische Befunde einer Pneumonie zeigten, erlaubte die Agargel-Immunodiffusion (AGID) eine Aussage darüber, welche Fohlen exponiert gegenüber R. equi gewesen sind. Allerdings gab es keine Übereinstimmung mit dem kulturellen Nachweis aus Tracheobronchialsekret (HOFFMAN et al., 1993). Es wurden zahlreiche Enzyme-linked-immuno-sorbent-assays (ELISA) in der Literatur beschrieben (ELLENBERGER et al., 1984; HIETALA et al., 1985; TAKAI et al., 1985;

HIGUCHI et al., 1997; PRESCOTT et al., 1996; MARTENS et al., 2002). Die Ergebnisse mit dieser Methode weisen darauf hin, dass sie sich nicht eignet, um R.equi-kranke Fohlen von gesunden Fohlen sicher zu differenzieren (MARTENS et al., 2002; PAUL, 2005). Bei der Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR) kann der Nachweis durch Amplifizierung bestimmter Gensequenzen des Erregers aus via Endoskopie gewonnenem Tracheobronchialsekret (TBS) oder Blut sehr schnell geführt werden (TAKAI et al., 1995; SELLON et al., 1997). Dieser Test scheint sehr spezifisch, ist jedoch bei kranken Fohlen wenig sensibel (TAKAI et al., 1998). Eine neue PCR zur Rhodococcus equi-Diagnostik, bei der das virulenzassoziierte Protein A (vapA) mit hoher Sensitivität und Spezifität sowohl aus Reinkulturen als auch aus TBS nachgewiesen werden konnte, beschrieben HARRINGTON et al. (2005).

Bedenken werden allerdings gegenüber serologischen Tests, auch im Hinblick auf Spezifität und Sensitivität, geäußert. Ihr Nutzen liegt eher in der Aussage zu einer generellen Exposition eines Bestandes gegenüber R. equi als in der Einzeltierdiagnose (GIGUÈRE und PRESCOTT, 1986; AINSWORTH, 1999).

Serologische Tests eignen sich nach COHEN et al. (2002) nicht für ein Screening auf R. equi-Erkrankung. Der ELISA als auch die Agargel- Immunodiffusion (AGID) stehen als Tests zwar zur Verfügung, scheinen sich aber nicht für eine definitive Diagnosestellung zu eignen. Ein Grund hierfür ist der mögliche Nachweis maternaler Antikörper, welcher aber nichts über eine tatsächliche Erkrankung aussagt. Weiterhin bedeutet ein serologischer Nachweis nicht zwingend eine Erkrankung, sondern weist lediglich auf eine Reaktion des Immunsystems nach einer vorangegangenen Exposition hin. Nicht zuletzt können sowohl virulente als auch avirulente Isolate zu

positiven serologischen Testergebnissen führen, sofern nicht gezielt der Nachweis eines Virulenzfaktors geführt wird (PRESCOTT et al., 1985; TAKAI et al., 1985;

PRESCOTT et al., 1996; GIGUÈRE, 2001).

2.1.7 Bildgebende Verfahren in der Diagnostik abszedierender Pneumonien