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DER MARKTGERECHTE

Im Dokument FORUM FORUM PSYCHOSOM ATIK (Seite 32-35)

PATIENT

IN DER KRANKENHAUSFABRIK

Ein FIim von unten von

leslie Franke und Herdolor lorenz

PREMIERE AM 8. NOVEMBER 2018 GWCHZEITIG IN ÜBER 100 DElßSCHEN STJlmN

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tem war Teil – wenn auch nur ein kleiner – der Agenda 2010, und die damalige Gesundheitsministe-rin Andrea Fischer (Grüne) verkündet bis heute stolz, dass sie dieses DRG-Sys-tem eingeführt hat.

Es dauerte nicht lange, bis sich in den Krankenhäu-sern ein völlig ver-änderter Umgang mit den Erkrank-ten entwickelte, ja zwangsläufig entwickeln muss-te. Denn nur dasjenige Kran-kenhaus, das mit möglichst geringen Kos-ten in der Lage war, Kranke in

möglichst kurzer Zeit abzuferti-gen, machte nun Gewinne; wer sich aber auf zeitraubende, em-pathische Medizin einließ, der machte Verluste. Unternehmens-berater, eine bislang in Kranken-häusern völlig unbekannte Be-rufsgruppe, wuselten plötzlich in allen Krankenhäusern, in jeder Abteilung, auf jeder Station he-rum. Sie prüften, ob, wo und wie viel Personal gespart werden konnte. Die Frage war nicht: Was brauchen die Kranken?, sondern:

Was bringen sie uns ein?

Die Frage war nicht: Wie viele Ärzt*innen und Pfleger*innen werden für eine gute Medizin ge-braucht?, sondern: Wie viele Stel-len können wir streichen? Ärzt*in-nen und Pfleger* inÄrzt*in-nen waren ei-nem immer größer werdenden Arbeitsdruck gnadenlos ausge-liefert. Die Liegezeit hat sich in-zwischen halbiert, die Zahl der Patient*innen ist um ein Fünftel gestiegen, gleichzeitig wurden

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FP 2–2018

Frankfurter

Rundschau; Samstag, 17.11.2018 ,,Dr. Hontschiks Diagnose

"

Totalschaden

WiedleKrankenhausfinanzierung dieMedizinze

rstört Etwa um die Jahrtausendwende

fand im bundesdeut-schen Gesundheitswesen

so etwas wie eine Revolution statt,vonderzunächstabernurEingeweihteundunmit-telbar8etroffeneetwasbemerkten

.Eshandeltesichum eine fundamentale

Neuordnung

der Krankenhausfinan-zierung. Die Krankenhäuser

wurden bis dahin mit soge-nannten Tagessätzen

finanziert. Für jeden Tag Liegezeit der Erkrankten

erhielt das Krankenhaus eine bestimmte Pauschale,ebendenTagessatz.

Dieseszeitorientierte System wurde zwischen

1999 und 2002 schrittweise durchdiesogenanntenFallpauschalenabgelöst.Fallpau-schalen sind eindiagnoseorientiertesSystem.

Nach aust-ralischem

Vorbild wurden die Krankenhäuser von daan nach der Schwere

der Diagnosen,

den DRGs, bezahlt.die beidenErkranktenzuderKrankenhausbehandlungge Esdauertenicht!ange,bissichindenKrankenhäusern t.

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tmöglichstgeringenKostenin der Lage war,

Kranke in möglichst kurzer Zeit abzuferti-gen, machte nunGewinne;wersichaberaufzeitrauben-de, empathische

Medizin einließ, der machte Verluste.

Unternehmensberat

er, eine bislang in Krankenhäusern völlig unbekannte Berufsgruppe,

wuselten plötzlich in allenKrankenhäusern,injederAbteilung,aufjederStati-on herum.Sieprüften,ob,woundwievielPersallenKrankenhäusern,injederAbteilung,aufjederStati-onalge spartwerdenkonnte.DieFragewarnicht:Wasbrauchen -die Kranken?, sondern: vie(e Stellen

können wir streichen? Ärzt*innen und

Pfle-ger"innen

waren einem immer größer werdenden Ar-beitsdruck gnadenlos ausgeliefert

. Die Liegezeit hat sich inzwischenhalbiert,dieZahlderPatient

*innenistumein Fünftel gestiegen, gleichzeitig

wurden 60.000 Stellen in derPflegegestrichen.VieleÄrzt

*innenundPfleger*innen können so nicht mehr arbeiten, ohne selbst krank zu werden. 0as fundamental

Fatale an dem neuen Bezahl-svstem war und ist die ökonomische

Verknüpfung zwi-schen der medizinizwi-schen Tätigkeit und der Diagnose mit der Höhe der Bezahlung.

Indem nun allein die Diagnose die Einnahmen

des Krankenhauses generierte,

wurde sie zum zentralen Zle!objekt

der Ökonomen.

Tausende von Kodierfachhäften

und Medizincontroltern der Kranken-häuser kämpften

fortan täglich mit Tausenden von Ko-dierfachkräften

und Medizincontrollern der Krankenkas-sen um jeden

Euro .• Wären

die DRGs ein Medikament, so

D11 llll!Gl!ECIII PATIENT nehmen. Alle versproche-nen Wirkungen

sind ausge-blieben, und alle einem aufregenden

Film, der gerade eben in über hun-dert Kinos in Deutschland angelaufen

ist .• Der marktge-rechte Patient" heißt dieser bewegende

film, der die fata!enfolgenderFallpauschalendarstellt.Werdieg genwärtigen Zustände

e-in unseren Krankenhäusern, anha!tendeWellederKrankenhauspriva die

tisierungen,den Personalmangel

und das Primat der Betriebswirtschaft über die Medizin besser verstehen

will, dem sei dieser filmdringendempfohlen.EsistkeinFilmüberSkandal Es ist ein filmüberdenganznormalenKrankenhausa!l- e.

tag. Das macht ihn so spannend, so berührend, so ein-dringlich

Auf www.der-marktgerechte -potient.org finde

n sich die bundesweiten

Aufführungsdaten.

www.medizinHuman.de

chirurg@hontschik.de

60.000 Stellen in der Pflege ge-strichen. Viele Ärzt*innen und Pflege r*innen können so nicht mehr arbeiten, ohne selbst krank zu werden. Das fundamental Fa-tale an dem neuen Bezahlsystem war und ist die ökonomische Ver-knüpfung zwischen der medizini-schen Tätigkeit und der Diagno-se mit der Höhe der Bezahlung.

Indem nun allein die Diagnose die Einnahmen des Krankenhau-ses generierte, wurde sie zum zentralen Zielobjekt der Ökono-men. Tausende von Kodierfach-kräften und Medizincontrollern der Krankenhäuser kämpften fortan täglich mit Tausenden von Kodierfachkräften und Medizin-controllern der Krankenkassen um jeden Euro. „Wären die DRGs ein Medikament, so müsste man sie mit sofortiger Wirkung vom Markt nehmen. Alle versproche-nen Wirkungen sind ausgeblie-ben, und alle Nebenwirkungen sind eingetreten“, sagt Günther Jonitz, der Präsident der Berliner Ärztekammer. Er sagt das in ei-nem aufregenden Film, der gera-de eben in über hungera-dert Kinos in Deutschland angelaufen ist. „Der marktgerechte Patient“ heißt die-ser bewegende Film, der die fata-len Folgen der Fallpauschafata-len darstellt. Wer die gegenwärtigen Zustände in unseren Krankenhäu-sern, die anhaltende Welle der Krankenhausprivatisierungen, den Personalmangel und das

Pri-mat der Betriebswirtschaft über die Medizin besser verstehen will, dem sei dieser Film drin-gend empfohlen. Es ist kein Film über Skandale. Es ist ein Film über den ganz normalen Kran-kenhausalltag. Das macht ihn so spannend, so berührend, so

ein-bundesweiten Aufführungsda-ten.

www.medizinHuman.de chirurg@hontschik.de

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FP 2–2018FR/Hontschik

Im Dokument FORUM FORUM PSYCHOSOM ATIK (Seite 32-35)

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