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DATENBEREITSTELLUNG UND E-ID FÜR AUTOMATISIERTE WECHSEL

ABRECHNUNGSMODELLE – VIRTUELLE SPEICHER

5.4 DATENBEREITSTELLUNG UND E-ID FÜR AUTOMATISIERTE WECHSEL

Offensichtlich ist die Dienstleistung von Flipper informationstechnisch schon relativ ausgereift. Auffällig ist jedoch, dass der Endkunde noch immer einiges manuell bzw. analog beitragen muss. Dies liegt zum

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einen an der fehlenden Digitalisierung im Bereich der Identität aber vielmehr auch an der fehlenden Digitalisierung im Strommarkt. Folgende Probleme können umrissen werden:

Manuelle Anmeldung am Portal

Endkunden müssen sich an den Portalen der Lieferanten sowie Dienstleistungsunternehmen anmelden, um ihr Profil zu bearbeiten, Informationen bereitzustellen und abzurufen oder Zah-lungen zu tätigen.

Authentifizierung Endkunde

Um den Wechsel vom alten Lieferanten zum neuen Lieferanten abzubrechen, ist eine authen-tifizierte Aktion des Endkunden nötig. Hierzu muss er sich auf der Website des Wechseldienst-leisters einloggen und einen bestimmten vertrauenswürdigen Prozess durchlaufen.

Manuelle Eingriffe des Endkunden in Prozessschritte des Wechsels

Die Messpunktbezeichnung ist nicht zentral verfügbar und nicht immer zutreffend mit der zu beliefernden Person verknüpft. Sie muss daher durch den Endkunden selbst herausgesucht und dem Dienstleister bzw. dem neuen Lieferanten angegeben werden. Es entstehen aus of-fensichtlichen Gründen Fehler, die langwierig und sodann teuer von allen Beteiligten (alter Lie-ferant, neuer LieLie-ferant, VNB, Bilanzgruppen) zu korrigieren sind. Die Messpunktbezeichnung ist nicht selten falsch erfasst oder nicht verfügbar beim Lieferanten, wodurch die Zuordnung zum neuen Lieferant verunmöglicht wird. Hier muss dann bei den Beteiligten nachgebessert werden. Der letzte Zählerstand muss manuell/analog abgelesen und von Endverbraucher dem neuen Lieferanten angegeben werden. Hier entstehen durch die manuellen Tätigkeiten der End-kunden Fehler. Zudem basiert die Zählerstandsmeldung auf einem Vertrauensverhältnis. Der neue Lieferant hat erst einige Zeit später die Möglichkeit, den Zählerstand selbst durch seine Mitarbeiter zu überprüfen. Fehler hier sind aufwendig zu korrigieren.

Halbautomatisierter Datenaustausch zwischen Lieferanten

Der Datenaustausch zwischen den Lieferanten ist nur halbautomatisiert, weswegen der alte Lieferant oft nochmals separat beim Endkunden nach dem Zählerstand fragt und der Endkunde den Stand meldet. So werden unter Umständen unterschiedliche Messdaten zwischen den Lie-feranten ausgetauscht, was zu Abrechnungsfehlern führen kann.

Die E-ID birgt Effizienzpotential für den Strommarkt und kann in Verbindung mit intelligenten Mess-systemen zur Lösung dieser Probleme beitragen und die Dynamik im Markt wesentlich erhöhen:

Einfache Anmeldung an Portalen

Mit einer E-ID kann die Anmeldung an den Portalen der Lieferanten bzw. an den Portalen der Dienstleister wesentlich einfacher durchgeführt werden. Das belebt den Markt, vereinfacht es doch den Wechsel von Lieferanten und Dienstleistern sowie die notwendige Informationsbe-schaffung.

Vereinfachte Authentifizierung

Die Intervention des Endkunden bei einem automatisierten Wechsel könnte durch die E-ID we-sentlich vereinfacht werden, da er sich nicht mehr manuell per Log-In aktiv werden muss und die Authentifizierung im Prozess vereinfacht werden kann.

Effiziente Datenbereitstellung und einfacher Datenzugang

Die Messpunktbezeichnung sowie die aktuellen Messdaten (Lastgänge) könnten zentral (z.B.

in einem Datahub, vgl. Kap. 7) gespeichert werden. Dort wäre sie mit dem Endkunden sowie der Adresse verknüpft. Ein Datahub mit zentraler Speicherung dieser Daten verspricht – nach-dem die Migration und qualitative Prüfung bzw. Korrektur der Daten abgeschlossen ist – einen wesentlichen Mehrwert für die Digitalisierung und Automatisierung der Wechselprozesse. Der

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Zugang der Endkunden sowie von ihnen berechtigter Dritter zu diesen Daten könnte am Data-hub per E-ID authentifiziert und so organisiert werden, dass dadurch Integrität, Transparenz und Nachvollziehbarkeit gut gewährleistet bleiben.

Die Messpunktbezeichnung und aktuelle Messdaten (Lastgänge) könnten auch dezentral ge-speichert mit dem Endkunden und seiner Adresse verknüpft sein9. In dieser dezentralen Ord-nung muss diese Verknüpfung für den jeweiligen Endkunden, sowie der Vielzahl berechtigter Dritter Marktakteure anhand von einheitlicher IT-Schnittstellen zugänglich gemacht werden.

Hierzu könnte der Endkunde die E-ID als Authentifizierung beim Log-In nutzen. Voraussetzung wäre jedoch vereinheitlichte, professionalisierte Systeme und ein vereinheitlichtes Datenaus-tauschmodell.

Automatisierte Ablesung der Zählerstände

Mit intelligenten Messsystemen sind die Zählerstände automatisiert fernauslesbar. Eine auto-matisierte Auslesung und Weitersendung des Zählerstandes an den neuen und den alten Lie-feranten bedarf aber der aktiven Freigabe des betroffenen Endverbrauchers. Diese könnte ein-fach durch Verwendung der E-ID erfolgen.

5.5 HERAUSFORDERUNGEN UND OFFENE FRAGEN

Die E-ID ist in der Schweiz noch Zukunftsmusik. Trotzdem kann man schon jetzt und aus Diskussionen zum Datenschutz, zu Konsumentenrechten in der digitalisierten Gesellschaft und zu der Ausgestaltung eines offenen Strommarktes folgendes ableiten:

Digitalisierte Identitäten im Energiemarkt

Wie kann die Nutzung einer staatlich anerkannten E-ID für den Energiemarkt sinnvoll unterstützt werden und welche Rolle kann oder sollte die E-ID beim Daten- und Informationszugang spie-len? Wie kann eine branchenweit standardisierte Lösung ermöglicht werden, die es z.B. ermög-licht, nachvollziehbar, transparent und integer Dritten Zugang zu Daten/Informationen zu ge-währen und wieder zu entziehen und wie würde diese aussehen?

Datenschutz und Sicherheit

Sind Zertifizierungen hinsichtlich E-ID und Datensicherheitsstandards sinnvoll und welchen Nut-zen bringen sie? Wie spielen das DSG, Vorgaben zur E-ID, eine nationale Dateninfrastruktur sowie Vorgaben der EU (DSGVO) in der Energiewirtschaft zusammen und welcher Handlungs-bedarf ergibt sich daraus?

Effiziente Datenbereitstellung und automatisierte Lieferantenwechsel

Wie kann national eine effiziente und neutrale Lösung zur Datenbereitstellung organisiert wer-den, die notwendige Informationen sowie qualitativ hochwertige Daten für die digitale Energie-wirtschaft bereitstellt? Welche Rolle kann oder sollte die EID dabei spielen? Welche Fristen für welche relevanten Prozesse sind vor dem Hintergrund der Möglichkeiten von Automation und Digitalisierung, z.B. auf Basis E-ID, im Strommarkt anzustreben? Gibt es Barrieren in der aktu-ellen Regulierung, die einer weitergehenden Digitalisierung entgegenstehen?

Rahmenbedingungen zur geordneten Digitalisierung

Sind Minimalstandards zur Publikation von Tarifen, etc. nötig, um automatisierte Lösungen und Dienstleistungen zu ermöglichen? Welche Rolle kann und soll Open Data im Energiesektor spielen? Wie könnte eine übergreifende Datenpolitik für die digitalisierte Energiewirtschaft aus-sehen und wie ist das Verhältnis zum DSG aus?

9 Die Speicherung beim VNB sollte schon heute realisiert sein. Wie die Praxis jedoch zeigt, ist die Zuordnung der Messpunkte zu Endverbrauchern und ihren relevanten Gegenparteien im Strommarkt oft falsch.

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