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von der Er kennt niss der Wahrheit, in welchem 9 Kapitel sind.

1. Kapitel:

Waruni der Schöpfer Geschöpfe schuf und Welten herstellte.

Lasst uns preisen, segnen und erheben den, der allein ein zu preisendes, zu segnendes und zu erhebendes Wesen ist, den Höchsten, der an nichts Mangel bat und nichts bedarf, der Jedem seine Bedürfnisse befriedigt und seinen Mangel stillt, der da giebt, schenkt und reich macht und an seiner Fülle nichts cinbüsst! Wenn diese sichtbare, geschaffene und ge¬

machte Sonne die ganze Schöpfung erleuchtet, erwärmt und durch die Kraft ihrer Wärme bestehen lässt, die Früchte, Gattungen und Arten der Gewächse reift und zeitigt, die Natur in den Thieren und ihre Unvcrnichtbarkeit (Anm. 2b) erhält und ferner die Quellen und Brunnen, die beständig sieh er¬

messen und Bäche und Ströme bilden, welche die Aeckcr tränken und sie tragbar und fruchtbar machen, ohne dass sie Mangel leiden oder ihr Lauf unterbrochen wird, Avic ist es 36b.

demnach möglich, dass jenes gepriesene vollkommene und mangellose Wesen, jener Schöpfer, Erhalter und Rcgicrcr von dem allen, der allmächtig ist, überhaupt Mangel hat oder seine Fülle irgendwie zu kurz kommt, dass in seiner Natur eine

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Mangelhaftigkeit ist, die ergänzt werden müsste? Das sei ferne! Warum also schuf er diese staunenswerthe an Ab¬

wechslungen reiche Schöpfung und stellte eine denkende, er¬

kennbare, geistigeAVeitund eine sinnlich wahrnehmbare Körper^

weit her? Man bat nämlich vielerlei darüber gemeint und gelehrt. Einige sagten: dazu, dass sie seine gepriesene Natur priesen und erhöben; Andre, dass die Schöpfung selbst Ursache seines Preises würde, dass wenn Kluge und Verstängige die grosse Schönheit der Schöpfung sähen, sie den Urheber priesen und lobten; Andere meinten, dazu, dass denkende Lebendige die Diener seines Willens und Ausfuhrer seiner Befehle wären und die übrigen Geschöpfezum Nutzen der Denkenden dienten.

Andre haben noch Andres festgesetzt; und die Umstürzler oder Ungläubigen, die wie Thicrc und Vieh ohne Erkenntniss leben und wegen ihres Irrthirms und Unkenntniss der Wahrheit schwer von Begriff und mit verfinsterter Vernunft sind, meinten, dass diese Welt aus sich selbst sei, eine Art Automat, ohne Anfang und Ende, und dass es keine Geisterwelt gäbe (Anm. 26).

Denen haben wir vorher den Mund gestopft, ihren Irrthum im vorhergehenden Buche widerlegt und aus der Natur und Art der Welt deutlich gezeigt, dass durchaus ein Herr und Regierer da ist, der da ist Schöpfer und Urheber, und keinen Anfang und Ende hat, dass es nur einer ist und kein andrer neben ihm sein kann, und dass er die Welten nach seinem herren-mässigen und nicht erzwungenen Willen schuf, herstellte und ordnete. Und wir sagen, nicht damit sie ihn priesen, segneten und erhöben, schuf er die Welten, weil er gepriesen, gesegnet und erhaben und weil es unmöglich ist, dass sein gepriesenes Wesen noch mehr erhöht und erhoben werde, als es schon ist, indem sein angebetetes und erhabenes Wesen ganz vollkommen ist und durchaus keinen Mangel hat. Wenn sein Wesen mangel¬

haft wäre oder etwas bedürfte, so könnte er nicht Bildner, ? Schöpfer und allmächtig sein. Wer einen Mangel hat und etwas

bedarf, ist ein Geschöpf und Gebilde, aber nicht Schöpfer und Bildner, wenn auch die Geschöpfe in ihrem Wesen jedes an sich vollkommen ist neben dem, durch den und um dessent-willcn es geschaffen ward. Er bedurfte auch nicht denkender

Geschöpfe, dass sie seinem Willen dienten und seine Befehle vollzögen wegen seiner Bedürftigkeit oder geringen Kraft,

«•'ndcrn um ihrer eigenen Vollendung willen und Erhebung zur Urseligkeit (schuf er sie). Also das Richtige ist das: weil er s (ß vollkommen und in allen Stücken vollendet ist und der welcher) gut reich und weise ist, muss er durchaus von seiner Güte Anderen wohl thucn, von seinem unendlichen Reiehthirm bereichern und seine Weisheit in seinen Werken zeigen. Dcss-wegen schuf er Geschöpfe, ohne,sie zu bedürfen, stellte Welten her in seiner Güte, und zeigte seine Kraft in seinen Werken, die mit grosser Weisheit reich an Unterschieden und Ab¬

wechslungen-gemacht sind. Und wie es in der Natur der Sonne liegt, auf alle Fälle zu erleuchten, zu erwärmen und zu beleben, und in der Natur einer Quelle, beständig zu fliessen und zu laufen, so liegt es auch in dem Wesen des guten, reichen und weisen Herrn, Gutes zu thucn, zu bereichern und Werke reich an Wundern und grosser Weisheit zu schaffen, freiwillig und nicht so wie in der Natur der Geschöpfe habi¬

tuelle und natürliche Eigentümlichkeiten liegen, wie in der Sonne, der Quelle u. s. w. Vielmehr mit Willen und von Natur ist Gott gut, reich und weise und an seinen staiuaens-werthen und weisheitsvollen Werken, an seinen grossen Gaben und grossartigen Geschenken, welche er den Denkenden ver¬

lieh, an den guten Eigenschaften, die er in die verschiedenen Wesen und Arten legte, und an den guten, heilsamen und nützlichen Wirkungen, welche er durch sie hervorbrachte, ward seine Güte, Weisheit und Reichthum von Allen erkannt. Also aus keinem andern Grunde schuf der Schöpfer, Bildner und wahre Herr Geschöpfe und stellte Welten her, als wegen seiner Güte, der Fülle seines Reiehthums und der Grösse seiner AVcis-heit. Und nicht das allein, sondern was noch staunenswerther, grösser und erhabener ist, die, welche er in seiner Güte, wegen seines vielen Reichthums und seiner grossen Weisheit schuf, bereitete und herstellte, Hess er auch neidlos in seiner Güte neben sich Theil haben an jenen grossen Eigentümlichkeiten seines Wesens, dass auch sie gut und selig würden, ganz reich und vollendet in wahrer Weisheit. 0 über diese

unaussprech-— 108 —

liehe Güte, o über diesen unendlichen Reichthum, o über diese grosse unerklärbare Weisheit, o über diese gute Natur des Urwesens, dieses barmherzigen Herrn von grosser Güte! Wer vermag zu preisen, wer kann sagen, wer ist im Stande zu danken, zu loben und zu rühmen, wie es diesem herrlichen Schöpfer gebührt! Wenn Geschaffene preisen, so sind ja auch sie aus Güte geschaffen und gemacht. Wenn der Mund singt und erhebt, so ist er ja vom Reichthum seiner Schätze erfüllt mit grossartigen Gaben und Geschenken. Wenn Zungen danken, loben und rühmen, so hat er sie in seiner Weisheit geordnet, ihnen Stammeln gegeben und sie bewogen, das Wort zu ver¬

künden, das zusammengefügt und in der Stimme verkörpert ward, damit es vom Ohr gehört, vom Verstände begriffen und mit der Vernunft angenommen würde, wie das Rohr, das Schriften malt, durch Zeichen auf Papier und mit Tinte Worte an. zusammenstellt und verborgene Geheimnisse bekannt macht, die nach ihrer geistigen Natur im Gehirn verborgen und durch den Verstand im Herzen niedergelegt undim Innersten versteckt sind.

Lasst uns also danken, anbeten und preisen den, von dem, in dem und durch den Alles ist, ihm von dem Seinigen darbringen und ihm nichts vorenthalten, nicht seine Güte an uns reissen, seine Gaben vergraben und seinen Preis unterlassen! Und damit schlicsst das 1. Kapitel durch Gott, der da stärkte und half.

Mit Gott, der Weisheit verleiht,

das 2. Kapitel des 2. Buches

darüber, was Gottes Wille in seiner Schöpfung ist.

Wie jedes geschaffene und gemachte Wesen in seiner Natur eine besondere Eigenthümlichkeit hat, woran es sicher erkannt Avird, d. h. wie es dem Feiier eigenthümlich ist zu brennen, zu wärmen und aufwärts zu steigen, wenn auch das, dasses aufwärts steigt, von dem Element der Luft herkommt, die mit den Substanzen, in denen es sich entzündet*), vermischt ist,

*) Hier ist die Randlesart von 0 die allein richtige, vorläufig der einzige Belag für das vonBA angeführte Imperf. dieses Verbums.

Denn passt nicht hierher.

und wie es fernerdie Eigenthümlichkeit dosWassers ist, nass zu machen, nebst den übrigen Wesen, von denen jedes an seiner besonderen Eigenthümlichkeit erkannt wird, so ist es auch die Eigenthümlichkeit des durch sein Wesen und von Natur guten, reichen, weisen und erbarmuiigsvollcn Herrn, wohlzuthuen, mit-zutheilen, zu vollenden und zu vervollkommnen; und die Ge¬

schöpfe können nicht ganz vollendet werden ausser in Gemein¬

schaft mit ihm. Das ist also sein Wille in der Schöpfung, dass alle Denkenden vervollkommnet werden im Guten und vollendet in Reichthum, Weisheit und Vollkommenheit. Und die Voll¬

endung in diesen Dingen ist Freude ohne Schmerz und ewiges Leben, das in Gott quillt und in dem keine Sorge noch Kum¬

mer ist, noch Anstoss oder Zweifel, sondern Friede, ßuhe und Staunen über Gott, der da ist ein guter Gott und über dem Guten stehend zieht er, die da vollendet wurden, zum Staunen über sich. Und während dort weiter keine Arbeit, Sorge, Kummer, Anstoss oder Zweifel ist, auch kein andrer Gedanke und Betrachtung ausser Staunen über Gott, und dies aus grosser Zuneigung, brennender Liebe und glühendem Verlangen nach jenem allseligen Wesen, das Alles in Seligkeit vollendet, entstellt daraus die Vereinigung mit Gott und die Vergottung der Denkenden in der Vereinigung mit ihrem Herrn und Gott, von dem sie geschaffen und zu Bestand gebraebt wurden, in dem und durch den sie sind, zu dem sie zurückkehren und mit dem sie durch seine Güte vereinigt wurden wegen ihrer Zuneigung zu ihm, da sie diese Zuneigung aus der Vollendung und Vollkommenheit erwarben, und diese aus der Haltung seiner Gebote und Erfüllung seiner Gesetze entstanden. Der Mensch kann das nicht genau erkennen, wahrnehmen oder mit seiner Vernunft und Erkenntniss schmecken, ausser wenn er persönlich dazu kommt, sich erhebt und wacker benimmt in der Ordnung, die dazu erforderlich ist, nämlich in der Haltung

^Qr Gebote. Dass vom Dienst, der Haltung der Gebote 38a.

seine Natur gesäubert und geläutert wird von der Trübung und dem Schmutz, damit er besudelt war durch Ungesetz¬

lichkeit und Unnatürlichkeit, die da sind die Sünde, die zufällig in die lautere, reine und schöne Natur eintrat, die

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vom Guten, Reinen, Lautern und Schönen geschaffen ward.

Und indem die Natur zu ihrer (ursprünglichen) Beschaffenheit zurückkehrt, die da ist Reinheit, Lauterkeit und Sauberkeit, vereinigt sie sich mit dem Reinen, Lautern und Schönen, der sie gemacht hat. Und diese Vereinigung besteht in Liebe, Zuneigung und grosser Sehnsucht und daraus vollendet sie sich in Freude, Frieden, Heil und Ruhe, die da sind Staunen über den Geliebten. Wie wird das aber von uns erkannt, die wir schwer von Begriffen, in Leidenschaften verwickelt und durch Trübung und Schmutz der Sünde verfinstert sind? Es ist nur möglich durch das, was uns angenehm und lieb ist, indem es für unser körperliches und an der Erde herum¬

kriechendes Benehmen passt, und es ist auch nicht anstössig, wenn wir uns fleischlicher und stofflicher Beispiele bedienen, weil sie für uns passen, indem wir darin verwickelt sind und sehnsüchtig danach verlangen, je mehr wir uns körperlich und irdisch benehmen, indem die fleischliche Natur sie kräftigt und die Liebe und Sehnsucht nach ihnen verstärkt. Denn in diese (fleischliche Natur) sind wir nun einmal eingepflanzt und befinden uns darin. Es ist nämlich so, wie wenn da ein junger Mann ist, ein Königssohn oder von den Grossen und Reichen der Welt, der in gewaltiger Jugendkraft steht und sich ein Weib nimmt, ebenso jung, erwachsen, schön von Aussehen und die Tochter reicher und namhafter Leute. Sie sind wol versehen mit Geld und Gut, haben überfluss an allem in dieser Welt, keine Sorge, keinen Arger, keinen Schmerz und ganz und gar keinen Mangel selbst bis aul die Sorgfalt, die auf die Kinder zu verwenden ist, und die Sorge um sie. In der ersten Zeit ihrer Verheirathung nach ihrer Ledigkeit und dem ehrenwerthen Stande, der bei allen Menschen beliebt ist, freuen sie sich sehr ihres Brautstandes und sind brennend getroffen von Liebe zu einander, heisscr Zuneigung und glühender Selmsucht, als ob ihre Seelen mit einander verwoben und vereint wären. Denn sobald der Mann in ehelicher Gemeinschaft mit dem Weibe lebt, werden sie nicht zwei genannt, sondern eins, ein Fleisch sind sie und nicht zwei (Matth. 19, 5 u. I Cor. 6, 17), indem sie an

einander hängen. Und dieses Aneinanderhängen wird Ein¬

heit genannt, und der Anfang dieser Einheit ist Zuneigung und Liehe in begehrlichem, sehnsüchtigem Verlangen. Und wenn dies körperliche, fleischliche und vergängliche Ver¬

langen so von brennender Liebe, süss, angenehm und ver¬

gnüglieh ist für den, der es hat, wie ^'ross ist dann nicht die Annehmlichkeit, Süssigkeit und das Vergnügen jenes geistigen, reinen, lauteren und unvergänglichen Verlangens, da sich nicht Leib mit Leib vereinigt, sondern Vernunft und Geist mit dem guten Schöpfer und geliebten Bildner, der seine Freude mit ewiger, unvergänglicher, unveränderlicher Liebe zu ihm entflammt. Und dies Verlangen und dies grosse Vergnügen der Sinnenlust ist nur in die körperliehe Natur der Menschen gelegt und eingepflanzt, dass sie ein Gleiehniss wäre jener vereinigenden Begierde und unvergleichlichen Liebe zu jenem allseligen AVescn, das seine Freunde mit Liebe zu ihm gefangen nimmt. Von dieser vergänglichen (Liebe) aus verlangt der Mensch nach jener unvergänglichen, und indem er die fleischliche bändigt und auslöscht*), erwacht die geistliche, und durch diese steigt und erhebt sich der

*) Da der Verf. so nachdrücklich es betont, dass die Sünde nichts wesentlich zur menschlichen Natur Gehörendes ist, nrass wohl seine Meinung- sein, dass sie auch wieder aus dem Menschen entfernt werden kann und wirklich entfernt wird je mehr er sich hn Guten übt und dadurch vergöttlieht wird. Schade ist, dass er sich nicht genauer darüber ausspricht, was ihm als göttl. Gesetz gilt;

olj ihm dies mit den kirchlichen Vorschriften identisch ist, oder ob er nur an die heil. 10 Gebote denkt. Auch möchte das gleich hier hervorgehoben werden, dass er den Sitz der Sünde in den Körper verlegt. Übrigens scheint er den Weg zur Vollkommen¬

heit nur nach allerem, svr. Lehre zu bezeichnen. Denn auch

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'oxenus von Mabog- sagt in der Uberschrift seiner Homilien:

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Mensch zu jener Welt, bis er mit seiner Vernunft kostet und mit seiner Erkenn tniss wahrnimmt jene grosse Freude, die er in der zukünftigen Erneuerung haben soll, welche im Staunen über seinen Schöpfer, in der Liebe zu ihm und in der Vereinigung mit ihm besteht. So ist nun sicher erkannt, dass das der Wille Gottes in seiner Schöpfung ist, dass die Denkenden sich wacker benehmen und seine Gebote halten, damit sie in der Liebe zu ihm vollendet und in der Zuneigung zu ihm vervollkommnet werden, dass sie der Vereinigung mit ihm gewürdigt werden. Darum schuf er sie auch zuerst mit einem Leibe und setzte sie in diese mangelhafte Welt, in welcher Schmerzen und Krankheiten, Kummer und Seufzer, Beunruhigungen und peinigende und betrübende Sorgen sind, dass sie, indem sie sich darin wacker benähmen und seine Gebote und die Gesetze, die er ihnen als Denkenden gab und vorschrieb, hielten, gereinigt und geläutert würden, sich zur Rcinbeit ihrer Natur erhöben, in der Liebe zu ihm ver¬

vollkommnet und in der Zuneigung zu ihm vollendet würden und in seiner vollkommenen Welt lebten, die von Schmerzen und Krankheiten befreit, Uber Leiden und Seufzer erhaben ist, und in der nicht Beunruhigungen und schmerzliche und betrübende Sorgen sind, sondern Frieden, Heil, Freude und Leben, das mit Gott, der alles vollendet, vereinigt, mit der Urseligkeit vereinigt. — Und wenn nun Jemand sagt oder denkt: „Da Gott gut, reich, weise, vollendet, vollkommen, olme Mangel und Bedürfniss ist, schuf er in seiner Güte Ge¬

schöpfe und stellte Welten her. Warum schuf er nicht alle Denkenden in jener vollkommenen und vollendeten Seligkeit, die sie bei der zukünftigen Erneuerung haben sollen?" so sagen wir: „Aus vielen Gründen, von denen wir nur wenig verstehen und die, welche vollendet werden, noch mehr ver¬

stehen. Einige werden wir dann auch erkennen und verstehen, wenn wir in jener Erneuerung durch Vereinigung mit unserm Herrn vollendet werden. Was wir jetzt schon verstehen, ist Folgendes: Wenn der Schöpfer von Anfang an die Denkenden in Vollendung und Vollkommenheit geschaffen hätte mit dem, was er ihnen geben wird, nachdem sie durch Haltung seiner

Gebote vervollkommnet und durch seine Liebe vollendet sind, so wäre das gar nicht schön und angenehm, sondern es wäre ihnen, als ob die Seligkeit, in der sie geschaffen wären, in ihrer Natur läge und eine Eigentümlichkeit von ihnen -wäre.

Und weil sie sicli nicht zuerst erniedrigt, Hunger und Durst erlitten hätten, kennten sie auch nicht die Ehre, Süssigkeit und Annehmlichkeit in der Erholung und Ruhe und Sättigung 39a.

und Gesundheit und Mangellosigkeit. Wie Speise nach heftigem Hunger, Trank nach brennendem Durst, Gesundheit nach lang¬

wieriger Krankheit, übergrosser Reichthum nach drückender Armuth und Licht nach Finsterniss sehr lieb, angenehm, wohl-thuend, ersehnt und süss ist, so und noch viel lieber ist die Erneuerung der zukünftigen und bleibenden Welt in Ruhe, Frieden und Freude nach dieser Welt voll Leiden, Schmerzen und Seufzern. Wir sehen ja auch, dass Jeder, der etwas leicht erwirbt, es in Eile verbringt, weil es ihm nicht theuer ist, da er es nicht nach Mühe und niedriger Arbeit erworben hat, wie der, welcher grosse Rcichthümcr gefunden hat, oder dem sie vom Könige umsonst aus Gunst und Gnade gegeben sind, sie nicht zusammenhält, indem sie ihm nicht theuer sind und er ihren Werth nicht kennt, weil er sich nicht darum gemüht hat. Wer aber etwas durch Erniedrigung und Arbeit seiner Hände oder durch Handel auf einsamen langen Reisen erwirbt oder durch anstrengenden Ackerbau, dem wird es sehr lieb und werth, er behütet es sehr und ver¬

schleudert es nicht leichtsinnig, weil er weiss, mit wie viel Erniedrigung,o ~ 7 Mühe und Gefahren er es erworben hat. So auch wenn uns der Schöpfer von Anfang an diese vollkom¬

mene Seligkeit gegeben hätte, so wäre sie uns nicht

werth-voll, auch würde es uns nicht darin gefallen wie in der, Welche wir nach vieler Erniedrigung, Arbeit und Mühe, die wir in dieser Welt ertragen, erlangen. Und aus diesen wenigen Beispielen lasst uns vieles lernen und darin bestärkt werden, dass es uns sehr gut, nützlich und heilsam ist, dass wir zuerst in die Welt der Mühen und des Mangels geschaffen wurden lud dann in einer neuen Welt sein werden, die da ist Freude, Wonne, Erquickimg und Vollkommenheit; und lasst uns Gottes

Causa causarum. s

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Gerichte als gerecht anerkennen, seine unerklärbare Weisheit lohen und seiner unaussprechlichen Güte danken. — Und damit schliefst das 2. Kapitel des 2. Buchs durch Gott, der stärkte und half.

Gerichte als gerecht anerkennen, seine unerklärbare Weisheit lohen und seiner unaussprechlichen Güte danken. — Und damit schliefst das 2. Kapitel des 2. Buchs durch Gott, der stärkte und half.