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3.2 Der Szintillationsdetektor

3.2.2 Das Szintillationsprinzip im YAP:Ce

Die Vorgänge, die zur Emission von Szintillationslicht im YAP:Ce führen, kann man grob in drei Schritte unterteilen. Der erste Schritt ist die Absorption der Energie der ionisieren-den Strahlung durch das Kristallgitter. Als zweiten Schritt kann man dann ionisieren-den Transport der Absorbierten Energie hin zu den Aktivatorzentren betrachten. Der dritte und letzte

Schritt ist dann die Emission des Szintillationslichtes aufgrund atomarer Übergänge inner-halb des Aktivators.

Die Absorption der Energie der eindringenden ionisierenden Strahlung erfolgt im We-sentlichen durch Coulombstöße mit den Elektronen des Kristalls. Dabei entstehen vor allem freie Elektron Loch Paare. Auch hier ist, wie beim Diamantdetektor, zur Erzeugung eines Ladungsträgerpaares eine deutlich größere Energie nötig, als lediglich zur Über-windung der Bandlücke gebraucht würde. Nach [53] wird in den meisten anorganischen Kristallen mehr als das dreifache der Energiebreite der Bandlücke benötigt.

Der Transport der absorbierten Energie erfolgt nun über die Drift der Elektron Loch Paare hin zu den Aktivatorzentren. Als Aktivatoren fungieren im YAP:Ce hauptsächlich Ce3+-Ionen, die die Gitterplätze von Y3+-Ionen ersetzten (siehe Abbildung 3.15), und so Zwischenzustände innerhalb der Bandlücke bilden. Das Emissionspektrum dieser Aktiva-torzentren liegt im nahen UV. Zwar existieren im YAP:Ce noch zwei weitere Arten von Aktivatorzentren [50], deren Emission im blauen und grünen Spektralbereich liegt, aber die Intensität der Emission dieser Aktivatoren ist im Vergleich zu den im UV emittieren-den zu gering, als daß sie eine Rolle spielen würemittieren-den. Der Ursprung dieser beiemittieren-den Aktiva-torzentren wird in der Literatur durch Gitterstörungen in der unmittelbaren Umgebung der die Y3+-Ionen ersetztenden Ce3+-Ionen erklärt [50].

Für die Effizienz und die Geschwindigkeit des Energietransportes spielt die Konzen-tration der Ce3+-Ionen im Kristallgitter ganz offensichtlich eine große Rolle. Denn ist die Konzentration zu gering, so müssen die Ladungsträgerpaare zu lange Wege zurücklegen, um zu den Aktivatoren zu gelangen. Zu lange Wege führen aber zu langen Driftzeiten.

Außerdem ist dann auch die Wahrscheinlichkeit größer, daß ein Ladungsträger auf seinem Weg kurzzeitig in eine Ladungsträgerfalle eingefangen wird. Beides führt zu längeren Lu-mineszenzdauern. Durch die längeren Wege ist auch die Wahrscheinlichkeit dafür größer, daß ein Ladungsträgerpaar an einer anderen Störstelle im Kristallgitter als dem Aktiva-torzentrum nichtradiativ (unter Aussendung von Phononen) rekombiniert und somit der Lumineszenz als Energie verloren geht, was zu einer geringeren Lichtausbeute führt. Die-sen Prozeß bezeichnet man als quenching.

In Abbildung 3.17 (1) ist die Abhängigkiet der Lichtausbeute von der Ce-Konzentration aufgetragen (angegeben in Gewichts-% CeO2, siehe Kapitel 3.2.1). Wie erwartet steigt die Ausbeute mit der Konzentration zunächst an, hat bei einer Konzentration von etwa 0.2 Gewichts-% ein Maximum und beginnt dann leicht wieder zurückzugehen. Der leichte Rückgang für hohe Konzentrationen ist darauf zurückzuführen, daß die Ce3+-Ionen im sel-ben Spektralbereich Licht absorbieren, in dem sie auch emittieren, und somit der Kristall in diesem Wellenlängenbereich mit zunehmender Konzentration undurchsichtiger wird.

Die Abhängigkeit der Lumineszenzdauer von der Ce3+Konzentration ist in Abbildung 3.17 (2) dargestellt. Wie erwartet nimmt die Dauer mit zunehmender Konzentration ab, da die Wege kürzer werden. Ab einer Konzentration von etwa 0.4 Gewichts-% sind die Wege so kurz, daß die Driftzeit und die Wahrscheinlichkeit eines kurzzeitigen Einfangs

Abbildung 3.17: Lichtausbeute in % NaI (Kurve 1) und Lumineszenzdauer des YAP:Ce Szintillators in Abhängigkeit von der Cer Konzentration C in Gewichts-% CeO 2bei 300 K (aus [52]).

in etwa konstant bleiben. Eine weitere Erhöhung der Ce Konzentration hat nun auf die Lumineszenzdauer keinen erkennbaren Effekt mehr.

Alternativ zu der eben beschriebenen unabhängigen Bewegung des Ladungsträgerpaa-res, kann das Paar auch als sogenanntes Exziton entstehen. Exzitonen sind durch Cou-lombkräfte aneinander gebundene Elektron-Loch-Paare. Sie können sich als Paar frei durch den Kristall bewegen, bleiben aber durch die Coulombkräfte beieinander lokali-siert. Zusammen driften diese Elektron-Loch-Paare durch den Kristall, bis sie an einem Aktivatorzentrum in ganz ähnlichen Prozessen wie die freien Elektron-Loch-Paare rekom-binieren. Dabei läuft die Rekombination eines Exzitons schneller ab, als die eines freien Elektron-Loch-Paares, da Elektron und Loch gleichzeitig am Aktivatorzentrum ankom-men.

Die Emission des Szintillationslichtes erfolgt nun über die Anregung eines Ce3+-Ions.

Neutrales Cer hat die Elektronenkonfiguration 1s22s2p63s2p6d104s2p6d10f25s2p66s2. Das trivalente Ce3+-Ion im YAP:Ce hat beide 6s und ein 4f Elektron verloren. Als Leucht-elektron fungiert daher das verbleibende 4f Elektron. Dieses 4f Elektron wird in einen der unbesetzten 5d-Zustände angeregt, und zerfällt dann sehr schnell über erlaubte 5d! 4f Dipolübergänge in den Grundzustand

(Ce3+) !Ce3++hs1 (3.11)

Die Anregung kann dabei direkt oder indirekt erfolgen. Eine direkte Anregung kann

entweder durch die ionisierende Strahlung selbst, oder durch die bei radiativer Rekombi-nation von Ladungsträgerpaaren innerhalb des Kristalles entstandenen Photonen hervor-gerufen werden.

Die indirekte Anregung erfolgt über die Ionisation des Ce3+-Ions aufgrund des Ein-fangs eines Loches aus dem Kristallgitter

Ce3++h!Ce4+: (3.12)

und dem anschließenden Einfang eines freien Elektrons aus dem Leitungsband in einen angeregten Zustand des Ce3+-Ions

Ce4++e!(Ce3+); (3.13)

welches dann wieder über Prozeß 3.11 zerfällt.

Als Konkurrenzprozeß hierzu existiert auch die Möglichkeit, daß das Elektron direkt radiativ in den Grundzustand des Ce3+-Ions rekombiniert

Ce4++e!(Ce3+)+hs2: (3.14) In einem idealen fallenfreien YAP:Ce Kristall sollte die Anstiegszeit des Szintillati-onslichts etwa 350 ps, die Abklingzeit etwa 16 ns und die Lichtausbeute (abhängig von der Cer Konzentration) etwa 18 000 Photonen/MeV betragen [54]. Experimentell konnten diese Werte zwar für die Anstiegszeit [51] und die Lichtausbeute [50] bestätigt werden, aber die gemessenen Abklingzeit liegt mit 25-30 ns etwa 50% höher [50].

Durch Thermolumineszenzmessungen und Messungen des isothermalen Zerfall der Phosphoreszenz [54] konnte diese Abweichung auf flache Elektronenfallen zurückgeführt werden, die zwar einen großen Teil der Elektronen, aber jeweils nur für sehr kurze Zeit festhalten. Durch diesen kurzzeitigen Aufenthalt der Elektronen in den flachen Fallen wird der Energietransport hin zu den Aktivatorzentren verzögert, was die Abweichung der gemessenen Fluoreszenzdauer von der theoretischen erklärt.