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Das Bern Center for Precision Medicine (BCPM)

Mark Rubin, Carlo Largiadèr, Timo Staub

Die Präzisionsmedizin beruht zwar auf der individuel-len Genetik eines Patienten, sie bezieht aber auch andere Faktoren in die Behandlung mit ein, wie Umweltfaktoren oder den Lebensstil. Teilweise ist sie heute schon klini-sche Realität, so bei den Krebstherapien (Anpassung der Therapie an die individuellen Gene eines Tumors) oder im Bereich der Medikation (Dosierung eines Medikamentes je nach genetischer Prädisposition).

Um die Präzisionsmedizin zu fördern, hat die Regierung des Kantons Bern sich entschlossen, das Bern Center for Precision Medicine (BCPM) einzurichten. Das Zentrum beruht auf einer gemeinsamen Trägerschaft aus Universi-tät und Inselspital, es bündelt die bestehende Infrastruk-tur der Universität Bern und des Inselspitals im Rahmen von konkreten Projekten.

Das BCPM wurde am 20. Mai 2019 formell gegründet, am 1. Januar 2020 ging es in den regulären Betrieb über.

Zur Zeit umfasst es 57 Mitglieder (zumeist Repräsentan-ten von Forschungsgruppen und technischen Plattformen der Universität und des Inselspitals). Die Zentrumslei-tung unter Mark A. Rubin umfasst Mitglieder aus der Universität und dem Inselspital. Der inhaltliche Fokus des BCPM ergibt sich aus der Mitgliedschaft, den lau-fenden Projekten, dazu noch aus den strategischen Über-legungen der übergeordneten Gremien in Universität und Inselspital.

Das BCPM wird wegen seiner starken Vernetzung nicht als physisches Zentrum eingerichtet, sondern als Koordi-nationsplattform. Das Center ist interdisziplinär und fa-kultätsübergreifend ausgerichtet und der Universitätslei-tung unterstellt. Es verbindet technische Plattformen wie die Liquid Biobank mit organisatorischen Einheiten wie dem Department for Biomedical Research oder dem Insel Data Science Center. Am Center werden so unterschied-liche Bereiche wie Genomik, Gesundheitsökonomie, Datenschutz und Statistik zusammengebracht. Durch konkrete Projekte werden neue Therapien und Methoden entwickelt, auch in Zusammenarbeit mit externen Part-nern aus der Wissenschaft und Privatwirtschaft.

Schweizer Krebsbulletin Nr. 1/2020 49

INTERDISZIPLINARITÄT

MEDIZIN

MOLEKULARE

BIOLOGIE

INFORMATIONS-WISSENSCHAFTEN

ETHIK & RECHT

ÖKONOMIE MATHEMATIK

Genomik Transkriptomik Proteomik Metabolomik

Gesundheitsökonomie Abläufe & Prozesse Organisation

Datenschutz Ethische Überlegungen

Krankheiten

Gesundheit generell

Human & Veterinär

Bioinformatik Machine Learning Datensicherheit Wearables

Statistik Epidemiologie Prospektive Modellierung Datenwissenschaften

BERN CENTER FOR PRECISION MEDICINE (BCPM)

Zur Zeit umfasst das Zentrum die folgenden Plattformen:

• Next Generation Sequencing und Clinical Genomics Lab (Einsatz von NGS-Technologien für die Sequenzie-rung von Menschen-, Pflanzen- und Tiergenomen)

• Liquid Biobank Bern (Zentrum für Labormedizin)

• Tissue Biobank Bern (Tumorbank, Pathologie)

• Bioinformatik und Computational Biology

• Stammzellenforschung und regenerative Medizin

• Proteomics

• Cytomics und Cytometrie

• Modellorganismen

• Organoids

• Ethik und Patientenkonsent

• Krebszentrum

• Biomedizinische Forschung

• Regulatorisches und Gesundheitsrecht

• Data Science Center und klinische Daten

• Organisation und Regulation von Clinical Trials.

Die bisherigen Forschungstätigkeiten umfassten die The-men Genetik, interdisziplinäre Verknüpfung der Platt-formen aus Universität und Inselspital in Projekten der Präzisionsmedizin, Reproduzierbarkeit und Qualität. In der Folge gibt es zur Zeit 15 Forschungsprojekte aus allen Bereichen der Medizin, von der Krebsforschung bis hin

zu Themen wie Neurologie oder Microbiota/Darmflora.

Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie die Methoden und Ziele der Präzisionsmedizin fachbereichsübergreifend umsetzen.

Die Methoden der Präzisionsmedizin werden sich etab-lieren, denn viele Krankheiten haben individuell unter-schiedliche Ursachen und Verläufe, entsprechend kann auch die Therapie individuell angepasst werden. Dazu kommt, dass die Analyse eines Genoms in einem Tag er-ledigt werden kann und recht günstig geworden ist. Da das menschliche Genom aber über 3 Milliarden Bausteine enthält, entsteht bei einer Genanalyse eine Unmenge an Daten. Krankheitsverursachende Gene können nur durch den Vergleich mit Referenz-Genomen erkannt und er-forscht werden, so multipliziert sich die Datenmenge.

Ebenso aber hat sich die Informatik weiterentwickelt:

Computer leisten die Analyse grosser Datenmengen und erleichtern dem Arzt die Diagnose. Bei all diesem Fort-schritt muss aber die Datensicherheit gewährleistet blei-ben, die Privatsphäre eines Patienten darf nicht angetastet werden. Die Krankheitskosten müssen im Griff bleiben, im Idealfall werden Krankheiten von vornherein vermie-den. Hier kommt das BCPM ins Spiel. «Wir hoffen, dass wir in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität und der medizinischen Versorgung in Bern, in der Schweiz und weltweit spielen können», sagt Professor Mark Rubin, der Leiter des Zen-trums.

Am BCPM involvierte Fachrichtungen

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BERN CENTER FOR PRECISION MEDICINE (BCPM)

Ein Roboter lagert Flüssigkeitsproben ein, später werden sie bei minus 196 Grad in flüssigem Stickstoff gelagert.

NovaSeq 6000-Sequenziermaschine, wie sie an der Murtenstrasse in Bern verwendet wird.

Probenaufbereitung für die Gensequenzierung im Rahmen des Clinical Genomics Lab.

«Der personalisierten Medizin wird häufig vorgewor-fen, dass sie am Ende zu kostenintensiv sein werde.

Aber bei genauer Betrachtung bedeutet Präzisionsme-dizin nur im Ausnahmefall eine Spezialbehandlung für den einzelnen Patienten. In der Regel wäre es besser, von “zielgerichteter Medizin” oder “Präzisionsmedi-zin” zu sprechen. Patienten werden einer Untergruppe zugeteilt und erhalten innerhalb des Verfügbaren die am besten auf sie zugeschnittene Therapie.»

Süddeutsche Zeitung und Anderson/American Society of Oncology, 29. Juni 2018

«Die Präzisionsmedizin hat zum Ziel, Patientinnen und Patienten die richtige Therapie zur richtigen Zeit zu er-möglichen; sie stellt die Medizin der Zukunft dar.»

Mark A. Rubin, Direktor des Department for Biomedical Research und Leiter des neu gegründeten Zentrums, 2019

«Mit dem Bern Center for Precision Medicine werden die Stärken von Universität und Inselspital, die mit diversen Forschungsgruppen, Infrastrukturen und Kliniken heute schon bestehen, gebündelt und weiterentwickelt.»

Christian Leumann, Rektor der Universität Bern, 2019

«Präzisionsmedizin ist Teamwork. Klinisch tätige Ärz-tinnen und Ärzte sowie Forschende kombinieren ihre Expertise mit derjenigen von Datenanalystinnen und -analysten, und ermöglichen damit in den Kliniken die beste Diagnose und Behandlung für Patientinnen und Patienten.»

Daniel Candinas, Klinikdirektor am Inselspital und Vizerektor Forschung der Universität Bern, 2019

http://www.bcpm.unibe.ch/

Korrespondenz:

Prof. Dr. Mark Rubin

Direktor, Department for BioMedical Research (DBMR) und Präsident BCPM

mark.rubin@dbmr.unibe.ch Prof. Dr. Carlo Largiadèr

Vize-Direktor, Universitätsinstitut für Klinische Chemie (UKC)

carlo.largiader@insel.ch Timo Staub

Chief Operating Officer BCPM timo.staub@dbmr.unibe.ch

SAKK / Celgene «Life Grant» 2019

On 22 November 2019, the third «Life Grant» was awarded at the annual meeting of the Swiss Group for Clinical Cancer Research (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsfor-schung, SAKK). The research award honours a project in the fi eld of pancreatic carcinoma (pancreatic cancer) and is sup-ported by SAKK as well as Celegne GmbH.

Pancreatic carcinoma is one of the most aggressive forms of cancer. A diagnosis

in most cases means a low chance of sur-vival as well as severe impairment of qua-lity of life both, for patients and their ca-regivers. This is where the research award from SAKK and Celgene comes in:

«The «Life Grant» supports a research project for the treatment of pancreatic cancer, which aims to improve the life quality for all concerned», says Jury Pre-sident and SAKK PrePre-sident Prof. Dr. med.

Roger von Moos.

The winning project from Dr. med.

Matea Pavic addresses a symptom many patients with pancreatic carcinoma have to deal with: pain. «Once a diagnosis is made, metastases have usually already formed in the body and the primary tu-mour in the pancreas has often already progressed locally and grown into adja-cent organs or nerves. The complaints

ori-ginating from the tumour itself and can be treated effectively with local radiothe-rapy, signifi cantly reducing the symp-toms,», says Matea Pavic. Radiotherapy is intended to complement standard chemo-therapy, which aims to improve the over-all prognosis. The researcher stresses:

«We want to provide a complement to che-motherapy, not replace it.» her research project has the objective to control and prevent pain through so-called SBRT (Ste-reotactic Body Radio Therapy), a precise, high-dose radiation over a few days. The examinations are exclusively carried out for diagnosed patients with good general health and performance status. The radi-ation therapy device MR-LINAC is used for the treatment. Its MRI imaging is cha-racterised by excellent soft tissue cont-rast, which facilitates the focus of radia-tion on the tumour itself and helps to protect the adjacent organs and normal tissue structures at risk.

The jury of the «Life Grant» believes that this study can signifi cantly contribu-te to an improved management of pain in connection with pancreatic cancer in the future. «It might even be possible to decrease the dose of painkillers this way, resulting in less side effects and consider-ably improving the patient's quality of life», says Roger von Moos. For Matea Pavic it is important that this treatment option is also recognized by other onco-logy specialists. Thanks to the «Life Grant», the fi rst phase of the study can be

advanced. Next, the study will be submit-ted to the Ethics Committees in Zurich and Munich: The study will be carried out in cooperation with Munich University Hospital LMU, which also has an MR- LINAC. Other centres are currently in talks with regard to participating in the study. So far, the MR-LINAC has only been in operation at a few centres across Euro-pe. The start of the study and patient rec-ruitment is anticipated for the second quarter of 2020.

The invitation to tender for the «Life Grant» was met with widespread interest in different cancer therapy disciplines.

Various research projects were submit-ted from the fi elds of surgery, medical oncology and radiotherapy. They all aim to further improve the treatment of pan-creatic carcinoma and and patients’ qua-lity of life.