Anschauung von den ewigwährendenUrbildern des Schönen, Gerechten und Guten hatund nachdiesendie einzelnen ver-gänglichen Erscheinungenderselben,
wo
sieihmbegegnen, mit Sicherheit unterscheidenkann
(ßep. VII, 520. C.); da er das an sich Gute {tö dya&öv aito) kennt,kann
er nach diesem Ideale den Staat, seine Mitbürger und sich selbst bilden (Rep. VII, 540. A.) indem er die jetzt üblichen Ehren für nichts werth hält, für das Grösste und Nothwendigste aber die Gerechtigkeit hält und als ihr Diener und Beförderer seinenStaat einrichtet und leitet.Ob
mehrere oder ein Ein-zelner regiert, istdemnach
gleichgültig. Gesetze sind aber für eine solche Obrigkeit überflüssig, ja hinderlich, da sie sich den wechselnden Verhältnissen und besonderen Fällen nicht anpassen; sie sind nur dann nöthig,wenn
keine rech-ten Staatslenker da sind, diese zu bilden ist aberdie Haupt-aufgabe des Staates*^).Von
derBildung
der Staatslenker nun gilt dasselbe,was
wir erst von der Bildung der wahrenPhilosophen festge-setzt haben, nämlich dass sie zugleich theoretisch und prak-tisch sein müsse, theoretisch, damit die Zöglinge das nach-zuahmende Ideal kennen lernen, praktisch, damit siegewöhnt werden die widerstrebenden Triebe der Vernunft zuunter-'.t-.
65) Diese Ansicht hatPlato auch im Staate der Leges nicht auf-gegeben, obwohl er dort Alles von Gesetzen abhängig gemachthat;
in jener Staatsskizze sind nämlich die vomPhilosophen ausgehenden Gesetze an die Stelle der Philosophenregierung getreten, deren Ver-wirklichungPlato inzwischen bei der vorhandenen Lage der Dinge als sehrunwahrscheinlich erkannthatte; damit aber dieGesetze nicht hinderlich wären bei Fällen, dievomGesetzgebernichtvorgesehn sind, richtete er die nächtliche Versammlung ein, deren Mitglieder philo-sopj'isch gebildet sein mussten und dieStaatseinrichtungen in gerech-ter Weise mit den veränderten Verhältnissen in Einklang setzten,
4 .
werfen; da jedoch den Staatslenkern auch die Aufgabe ob-liegt, den
Staat
nachdem
himmlischenVorbilde zuregieren, 80 muss in der Erziehung auch auf dieUebung
in der rech-ten Staatsverwaltung Rücksichtgenommen
werden, welche alsozum
praktischen Theile der Regentenerziehunghinzuzu-kommen
hat. ZieldertheoretischenBildung mussalsosein,den Zöglingen das Reich desWahren,
Guten und Schönen, mit einem Worte, das Reich der Ideen bis hin zur höchsten Idee aufzuschliessen, Ziel der praktischen Bildung, dieselben in den Stand zu setzen, das wahrhaft Gute zu ergreifen und sowohl ihr eigenes, als das Gemeindeleben ihre eigne innere Verfassung, wie die Verfassung des Staates nachjenem
Ur-bilde einzurichten.Was
diese letztere praktische Erziehunganbetrifft, so
kann
es nicht darauf ankonunen, den Willenund
das Strebenzum
idealen tugendhaften Handeln zu we-cken, dies ist für Plato nach seiner Lehrevom
Eros unmit-telbar mit der Erkenntniss des Idealen gegeben, sondern eskommt
darauf an, die Hindemisse, welche diesem Streben,dem
wahren Erkennen sowohl, alsdem
guten Handelnim Wege
stehn, hinwegzuschaffen. Alleswas vom
Guten abfuh-ren könnte, abzuschneiden und dieZöglinge auf den rechtenWeg
zu führen und auf ihm zu erhalten^^). Es müssen also die widerv'emttnftigen Triebe der niederenSeelentheile unter-drückt und letztere für die vernünftige Leitung empfänglich gemacht werden. Es muss ausserdem aberauch eingewisse»praktisches Geschick und Erfahrung in den bürgerlichen An-gelegenheiten erlangt werden, damit die Staatslenker nicht durch derartige Mängel an ihrem Berufe behindert werden.
Dabei ist es natürlich, dass wie zwischen
dem
theoretischen und praktischen Gebiet überhaupt keine Scheidung besteht, so auch in derErziehung beideMomente
ungeschieden neben einander hergehen und sich gegenseitig durchdringen.Wie
von denTheilen der Seele der muthartige besonderszum Gehorsam
gegen die Vernunft zugewöhnen
ist, damit er mit Widerstand leiste gegen die niedem Lüste, so ist66) Vgl. Tim. 86 D. E. xaxoe/utv yaQ ixtov ov^tis, d"*« dt novijQav tSty nva tov «vifiaiog xai anaiifivrov TQO(fijv 6 xaxos yiyynat
xaxöe-/
" 5i-in der öffentlichen Erziehung auch auf den Stand, der die Philosophenherrschaft
dem
gemeinen Volke gegenüber unter-stützen muss, die nöthige Rücksichtgenommen
worden.Der
niedrigste Stand gilt einer eigentlichen Bildung nicht für fähig, Plato hofft, dass das guteBeispiel der höhe-ren Stände auf ihn wirke; den Wächtern ist es befohlen, darauf zu achten, dass er nicht ausarte, sie sollen dafürsor-gen, dass er nicht zu reich und dadurch zu Neuerungssueht, Schwelgerei und Trägheit veranlasst werde, dass er aber auch nicht durch zu grosse
Armuth
zu schlechtenLeistungen und gemeiner Gesinnung herabgedrückt werde (Rep.IV,421 D.—
422.A.). Jemehr
aber die oberen Stände an Wichtig-keit über jenen niedern hervorragen,umsomehr
sind auch besondere Eigenschaften sowohl des Körpera als der Seele erforderlich,in ersterer Beziehung scharfe Sinne, Grelenkigkeit und Stärke, in letztererMuth
und Milde (Rep. III, 410. D.cd ttvdgstov xai to ^(legov). Ersterer ist nöthig gegen -die
Feinde und beraht auf
dem
Starksein deszweiten Seelenthei-les, letztere ist erforderlich in Rücksicht auf Freunde und Mitbürger, sie besteht in der Einsicht, gegenwen
undwo
der
Muth
anzuwenden ist, damit nicht der Staat in Gefahrkomme
und derMuth
nicht in Rohheit ausarte, sie beruhtdemnach
aufdem
weisheitsliebenden Seelentheile.Auf
eine harmonische Ausbildung beider ist nun die erste Erziehung gerichtet, eine Erziehung, welche zwardem
zweiten Seelen-theile dieBildung angedeihen lässt, deren erüberhaupt fähigist (dieKriegerbleiben
darum
aufdieseErziehung beschränkt), der Vernunft aber nur eine solche, wie sie einem noch un-entwickelten Standpunkte oder weniger befähigten Naturen entsprechend ist; es wird denZöglingen die richtigeMeinung (Sq^^ dö^a) mitgetheilt, sie lernen noch nicht durch selbstän-digesDenken, sondern es wird inihnendurchAngewöhnung,
durch Aufstellen richtiger Vorbilder und durch entsprechende unmittelbare Einwirkung auf das Gefühl ein empfänglicher Sinn für alles Schöne und Gute, Gerechte und Geregelte, einemehr
unbewusste Richtung auf dieTugend
hervorge-bracht, oder wie Plato sagt Rep. III, 401, D: schon von Kindheit an werdensie unvermerktzurAehnlichkeit,Freund-'-.- \ - -
- 4*
, V -/^i:Schaft und Uebereinstimmung mit
dem
Schönen geleitet.So
geschieht es, dass die Einen, welche einer höheren Bildung nicht fähig sind, doch vermöge der Richtung, die sie von Kindheit an in dieserErziehung empfangen haben (Rep. IV, 425. A.) später auch aus freier Ueberzeugung so schön als möglich die Gesetze, die von derWeisheit ausgehen,anneh-men, und
wieein gut zubereitetes Stück Wolle, welches die ächte Farbe bewahrt trotz der Schärfen in derWäsche,
so auch diese die richtigeund
gesetzmässige Ansicht bewahrentrotz Sinnengenuss, Leiden, Furcht
und
Begierde (Rep. IV, 429. D.— 430
B.).Für
dieHöherbefähigten aber endet diese erste Erziehung ebenfalls in der unbewusstenLiebe zu allem Schönenund
Geordnetenund
giebt ihnen die Richtung, wel-chesie bei ihrer weiterenEntwickelung leiten wird (Rep.HI.402. C.) denn das in der Kindheit
angenommene
Gepräge wirktam
meisten bestimmend auf das ganzeLeben (Rep.11,377 B.)*'') und da diese Liebe zu allem Schönen
und dem
Verwandten offenbar mitdem
Eros zusammenfällt, den wir oben als dieQuelle für alles philosophische Streben und Le-ben erkannt haben, so ist dieser erste Cursus zugleich die beste Propädeutik für die wahre Philosophie, welche Gegen-stand des zweiten Cursus ist.Die Mittel nun, durch welche Plato dies Ziel zu
errei-chen gedenkt, sind die in Griechenland üblichen, Tonkunst
und
Turnkunst, freilich beide in andererWeise betrieben als gewöhnlich geschieht. Keine nämlich istum
des Körpers willen zu üben, sondern beide hauptsächlichum
der Seele willen, (Rep. III, 410 B. C; 411 E, denn eine gut beschaf-fene Seele macht auch den Körper gesund und kräftig HI, 403 D.)und
zwar sollen durch sie das Muthhafte und das Weisheitliebende ausgebildet werden, damitsie in dasrechte Verhältniss gesetzt weder in Rohheit noch in Weichlichkeit ausarten, sondern wahrhaft wohlgestimmt den Menschen besonnen und mannhaft machen, dabei wird die Art der67) Vgl. ebendas. 378 E und VIII, 588 B: o^tioi' äy yiyono äyf/Q äya»6s, tl(itj nute tSy t6»i>s ntti^oi. iy xakoig x«i imnidtvot T« TOtccvra nayra.
53
Tonkunst von der grösseren Wichtigkeit sein, da sie
am
un-mittelbarsten auf die Seele einwirkt, während dieTumkunst
nur vermittelst des Körpers. InBezug
auf diese wird des-halb nur in der Kürze angeordnet, dassman
sich der Nüch-ternheit, der Abhärtung, der Einfachheit in Kost und Le-bensart zu befleissigen habe. InBezug
auf die Tonkunst aber willPlato Alles ausgeschlossen wissen,was
eine falsche Meinung über das Rechte und Unrechte zu verbreiten, oder ungeregelte Lüste hervorzubringenim
Stande ist, das aber pflegen,was
eine richtige Meinung über das zuThuende
und das Mchtzuthuende, das zuFürchtende und das zu Lie-bende und Lustzum
Schönen und Guten hervorbringtDeshalb ist zunächst die Dichtkunst zu überwachen als diejenige, deren Erzählungen und Mährchen den unverlösch-lichsten Eindruck auf die Kinder machen, sie müssen
mög-lichst schön auf die
Tugend
hinweisen (Rep. II, 378. E.).Alle unwürdigen Darstellungen von den Göttern und Heroen sind also auszuschliessen z. B. die Zwiste und Ungerechtig-keiten der Götter untereinander, oder dass die Gottheit Ur-sache von etwas Uebeln sei, da sie doch durchaus gut ist, dass sie allerlei Gestalten annehme, da sie doch möglichst schön ist und eine schlechtere Gestalt nicht wählen kann, dass das Göttliche lügen und täuschen soll, da es doch im höchsten Grade einfach und
wahr
ist. Durch angemessene Darstellungen muss vielmehr eine richtige Ansicht über das Göttliche hervorgebracht werden, welche das diesem Stand-punkte entsprechende Surrogat der Weisheit ist. Aber auch auf die Tapferkeit soll hingewirkt werden,darum
müssen die schauerlichen Schilderungen des Hades, welche thö-richte Todesfurcht erzeugen, entfernt werden, ebenso ist dasWehklagen
über Gestorbene abzuschaffen, die Schilderun-gen, welche Götter oder bedeutendeMänner jammernd
dar-stellen, sind zu beseitigen, nicht minder diejenigen, welche sie lachsüchtig erscheinen lassen, denn Beides erzeugt Un-männlichkeit.Auch
auf die Mässigung müssen die Dich-tungen wirken; da diese hauptsächlich aus den bei/ieaiTheilen besteht: Gehorsam gegen die Obrigkeit und Be-herrschung der niedem (auf Essen, Trinken, Lieben
geriet-teten) Begierden, müssen Erzählungen, welche
Ungehorsam
und Unehrerbietung gegen Götter und Obrigkeit enthalten, oder welche jene Genüsse preisenund
derartige Begierden an Götternund
Helden schildern, verbannt, die entgegenge-setzten aberdem
Jünglinge mitgetheilt werden. InBezug
auf dieGerechtigkeit endlich muss verbotenwerdenzu sagen, dass das Unrechtthun nützeund
die Gerechtigkeit nur An-dern zu Gutekomme.
Alles dies enthält eine
mehr
theoretische Einwirkung auf die Jugend, einemehr
praktische ist es,wenn
inBezug
auf den Vortrag von solchen Dichtungen, bei welchenman
sich in eine andere Person versetzen und Art
und
Charakter derselbennachahmen
muss, festgesetztwird, dassnur tapfere, besonnene,fromme
, freieMänner nachzuahmen
sind, dass aber Unfreies oder Schimpfliches, zanksüchtige oder verliebte Frauen, schlechteMänner
oder gar Thiere nachzuahmen,nicht erlaubt ist, denn in dasGepräge eines Schlechten sich hinein-zuversetzen, muss einem rechtschaffenenManne
zuwider sein.Auch
bei den Liedern gelten in Hinsicht auf den Text die obigen Regeln,dem
Inhalte aber muss die Harmonieund
derRythmus
entsprechen, dieklagenden Tonarten ebenso wie die weichlichenund
für dieTrinkgelage geeigneten sind zu beseitigenund
nur die kriegerische und die friedlich ge-mässigte ist beizubehalten, aber mit den einfachsten Instru-menten auszuführen.Und
so müssen wie die Dichtkunst alle Künste, Malerei, Bildnerei, Webereij Stickerei und Baukunst durchGemessen-heit und Wohlanständigkeit auf das Entstehen guter Sitten wirken, alles Zuchtlose und Gemeine, die Darstellungen des Unsittlichen müssen aus ihnen verbannt, und nur
was
die Natur des Schönen, des Wohlanständigen, des Ehrenhaf-ten zur Anschauung bringt, zugelassen werden, sodass der Jüngling gleichsam an einem gesunden Orte
wohnend
von allen Seiten Gesundheit einathmet und durch diese musische Nahrung, welcheam
meisten in das Innere der Seele ein-dringt undam
stärksten sie erfasst, mit Widerwillen gegenalles Unanständige undHässliche erfülltwird, das Schöneaber mitFreudenin seine Seeleaufnimmt undschönundgutwird,ehe
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er noch Verauuft zu fassen
im
Stande ist (Rep.III,401C —
402A).
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In diesem ganzenErziehungscursus geht Mittheilung von richtiger Ansicht und
Gewöhnung
zu tugendhaftemLeben Hand
inHand
, theoretische und praktischeSeitekann kaum
unterschieden werden, denn für Plato führt die richtigePraxis ebenso zur richtigen Theorie, wie die richtige Theorie eine richtige Praxis bewirkt und umgekehrt. Beide Seiten sind durchaus einheitlich, in demselbenStreben, in derselben Thä-tigkeit enthalten, und so umfasst auch das Ziel dieses Cur-sus beide Momente, denn die Liebe zu allem Schönen und
Gruten, diehiererzielt wird, bezieht sich sowohl aufdie theo-retische als aufdie praktische Thätigkeit.
Aber es gilt ein höheres Ziel zu erreichen, das unbe-wusste
Thun
muss ein bewusstes, das Meinen muss ein Wis-sen werden, wenigstens für solche, welche wahrePhilosophenund
rechte Herrscher werden sollen; und dieses Ziel erstrebt der höhere Cursus; in diesem muss also der Mensch hinge-führt werdenzum
Schauen des eigentlichWahren
und Wesen-haften, gleichsam aus der Höhle heraus, in derman
Schat-ten für dasWahre
hält undum
Schatten streitet und wettei-fert, zudem
Lichte, in welchemman
das eigentlicheWesen
der Dinge erkennt.Denn
die Wissenschaft soll der Seele nicht eingeflösst werden, als einem leeren Gefässe (ßep. VII, 518. B) sondern das Erkenntnissorgan, welchesJedem
inne-wohnt, muss herumgelenkt werden ausdem
Bereiche des wandelbaren Werdens, bis es den Anblick des reinen Seins und der hellsten Region desselben, des Guten, ertragenkann
(jieiaaTOif^ dno yeviaecog in' dX^&eiav ts xdi ovdiav das.525
C.)*®). Dies Organ (der Nus)
kann
aber nur mittelst der ganzen Seele herumgeleitet werden, wie dasAuge
nur mit-telst des ganzen Körpersvom
Dunkelnzum
Hellen gewandt werden kann. Weil daher die ganze Erziehung in solcher68) Rep. VII, 518. C. rb oQyavov, ^ xuTa/uavd^äytt ^xaene .. .
fw
oltj rfi ipvxp ix Tov ytyyo/xiyov ntQtaxrioy tlyat, Iwf ay tts 10
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xai rov ovTOi (fiavÖTarovdvvtcri] ysytiiui ttya<tj(ia9-ai S-tta/Lisyi]' tovn d^ttyai (fttfuv t'ayaB'oy..'JSfiV.^',!
Seelenlenknng begteht, werden die Zöglinge, deren Seele schon
im
erstenCursus die Richtung auf das Ideale empfan-gen hat, bevor siezum
höheren Cursus zugelassen werden, schweren Prüfungen unterworfen,um
zu erforschen ob sie eine gute Richtunggenommen
haben, undim
Stande sind dieselbe sowohl falschen Lehren gegenüber, als bei den Rei-zungen der Lust und des Schmerzes richtig zu bewahren.Ferner
um
zu verhindern, dass sievom
wahren Streben ab-geleitet werden, ist den ersten beidenStänden völlige Besitz-losigkeit, sowohl inBezug
auf äussere Güter, als aufFami-lie geboten, weil solcher Besitz
am
Leichtesten dasAuge
auf Anderes lenkt, alsdaseigentlichWesenhafte (xo'tw (frqi(povaa x^v T^g tffvx^g oipiv Rep. VII, 519), abgesehen davon dass der eigne Besitz, die Quelle des Egoismus, den Gemeinsinn beeinträchtigtund
die Harmonie des Ganzen gefährdet, zu-mal bei den obersten Ständen, auf denen die Durchführung undBewahrung
der rechten Verfassung beruht.Durch praktische Prüfungen werden also die künftigen Philosophen erprobtunddurch praktischeMittel für die Philo-sophie fähig gemacht; und wie dieserErziehungscursus schon zur Erreichung der wahren Erkenntniss des praktischen Mo-mentes nicht entbehren
kann
, so bedarfer desselbenum
so mehr,wo
es sichdarum
handelt, nachdem
erkannten Ziele auch alle Handlungen im privaten wie im öffentlichen Leben einzurichten5ausdrücklichwirdes als andereAufgabe der Er-ziehung hingestellt, dass das Auge, welches das Licht ge-schauthat, auch an das Dunkle sichwiedergewöhne
(Rep.VII, 517D;
519D;
539 E) d.h. dass der biszum
höchstenGipfel der Erkenntniss gelangte Mensch auch im praktischen Leben zuwirkenund der erlangten Weisheitgemässzuhandelnlerne,damit so die Zöglinge zu Wächtern herangebildet werden, welche das ganze wahre Sein erkannt haben, an Erfahrung aber und
Uebung Niemandem
etwas nachgeben^*).Weil nun ihre Bestimmung weder allein auf theoretische Vorzüglichkeit, noch allein auf Tüchtigkeit im Handeln, son-69) Rep. VI, 484 D. (fvkaxag artiaöftt^a iyviaxoras ftiy ^xuaioy ro Sy, ifjinnQiu dt /u^&iy ixtivmv ilhinovtus, /ut/d^ iv äkkto firidtvi /uigtt
«(IfT^f yCKQOVVTtti,
JdiS^i^.
^5?.
dem
auf dieEinheitbeider hinausläuft, sind auch die ftir die"senBeruf erforderlichenEigenschaften promiscue theoretischer
und
praktischer Art.Es
wird verlangt ein gutesGedächtniss, Gelehrigkeit, hoheDenkart,Sinn fürEbenmass und
Schönheit, Verwandtschaft und Neigung zurWahrheit, zur Gerechtigkeit, zu wahrer Männlichkeit, zu besonnener Mässigung, Eigen-schaften,auf derenErzeugungzum
Theilausdrücklich dererste Erziehungscursushingearbeitet hatteund
von denen die einenzum
blos theoretischen Studium nicht nöthig, andere für blos praktischesWirken
nichterforderlich, die aberalleflirdie vor-gesetzte,beide Theileenthaltende, Aufgabe unumgänglichsind-Die Disciplinen nun, in denen die Zöglinge zunächst zu unterrichten sind, müssen solche sein, welche
am
meisten gcr eignetsind, denSinnvondem
Sinnlichenzum
Idealen hinüber-zufahren.Ganz
wie dasAuge
aus der Finstemiss nicht so-fort zurAnschauung der Sonne geführt werden darf, sondern diese erst in ihren Abbildern anzuschauen lernen muss, sogehen
Arithmetik, Planimetrie, Stereometrie, Astronomie und Harmonienlehre als Vorbereitungen für den höchsten Lehr-gegenstand voraus; weil sie daraufhinführen, das Bleibende und Gemeinsame,was
der Vielheit verschiedener und wi-dersprechenderWahrnehmungen
zu Grunde liegt, aufzusuchen,darum
sindsieinderThatZugmittel zumjWesenhaften,eXxttxd rtQÖg odaiav (Rep. VII 523 A) und dienen nQog tö notetv xattdftv ^^ov t^v tovdya&ov
Idiav (526. E) und nqdq inayaycoy^v tov ßeXtUftov iv tpvx^ ngog ti^v tov äq'Knov iv toXg ovGt d^iav (532. C)wenn
sie auch noch nicht „die Idee in ihrer Reinheit für sich, sondern erst andem
Sinn-lichen erkennen lassen". Dadurch dass alle diese Disciplinenvom
Masse als ihrem obersten Principe beherrscht werden, sind sie die beste Vorschule für dieWissenschaft, welche das höchste Mass an sich rein erkennen lehrt und welche Phileb.57 nicht unpassenddiewahreMesskunst genanntwirdj
darum
müssen diese Wissenschaften aber auch so behandelt wer-den, dass sie auf jene höhere als ihren Hintergrund bestän-dig hinweisen, indem sie dieOrdnung
und Gesetzmässigkeit der sinnenftllligen Welt als Beispiel gebrauchen für die ei-gentlicheNaturdesWahren
undGöttlichen(vgl.Rep.VII,529D)-^
«
•«as-*'"-:
Zugleich aber verliert Plato auch die Praxis nicht aus
dem Auge,
sondern weist bei den meisten dieser Disciplinen neben ihrem theoretischen Werthe auf die praktische Ver-wendbarkeit derselben besonders für das öffentlicheLeben
hin (vgl. Rep. VII, 525 B. C; 526, D). Zugleich bestimmt er, dass nach den wissenschaftlichen Studien eine fünfzehn- I jährigeUebungs-und
Prüfungszeit inmilitärischenund
andern !Aemtem
eintreten sollund
dass beidem
Auswählen der bes-sernSchüler ebenso darauf Rücksichtgenommen
werden soll,wie sie ihre praktischen Obliegenheiten erfüllt haben, als darauf, wie weit sie in derErkentniss gereiftsind (Rep. VII, 537
D) und
dass schliesslich diejenigen, welche in jeder Be- ?Ziehung, in den
Zweigen
derPraxis wie in den Wissenschaf-ten die Probe bestandenund
sich ausgezeichnet haben,Ziehung, in den