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D. Gesamtdiskussion

9. Ergebnisse der Freilandvalidierung

9.1 Crailsheim

Erwartung bestätigt, nach der sich bei gleichen Bodeneigenschaften Unterschiede in der Besiedlung und der Aktivität der Bodenorganismen in Abhängigkeit von der Nutzung zeigen.

Tab. 51: Auswirkung der Nutzungsform auf die Bodenbiozönose der drei Teilflächen am Standort Crailsheim (Teilflächenkodierung: L = CHL, F = CHF, W = CHW). Einschätzung: ≈ entspricht ungefähr, ≠ unterscheidet sich, ≠ ≠ unterscheidet sich deutlich

Tiergruppe/Funktion Abundanz Artenzahl Dominanz (Indizes)

Hypothese zutreffend?

Enchytraeidae L ≈ F ≈ W L > F > W L, F ≠W Ja Regenwürmer L ≈ F << W L = F = W L ≠ F ≈ W Ja Raubmilben L, W < F L = F = W L, F ≠ W Ja Oribatiden L, W < F L ≈ F = W L ≠ F ≠ ≠ W Ja Carabiden L, F > W L ≈ F ≈ W L, F ≠W Ja Makrofauna F > L > W L, F > W L, F ≠W Ja (F ?)

Streuabbau * L< F << W Ja (L ?)

Köderstreifen L ≠ F ≠ W Ja (?)

* Unter den funktionalen Parametern werden die Minicontainerergebnisse nicht gesondert aufgeführt, da sie im Vergleich zu den Netzbeuteln keine weitere Information lieferten.

Die zweite Frage, ob die Besiedlung der jeweiligen Teilfläche (= Istwert) qualitativ bzw.

semiquantitativ (Dominanz) und – mit Einschränkung – quantitativ (Abundanz) mit dem Erwartungswert für den dazugehörigen Standorttyp übereinstimmt, lässt sich auf der bisher vorliegenden Vergleichsbasis für den Laubwald gut, für den Fichtenforst nur eingeschränkt und für die Mähwiese noch nicht zufriedenstellend beantworten. Die Tabelle 52 ist unter dieser Einschränkung zu betrachten. Der Crailsheimer Laubwald kann als Buchenmischwald mit hohem Anteil an Esche, daneben Eiche, Vogelkirsche und anderen Baumarten, dem jahreszeitlich wechselnden Auftreten typischer Arten der Krautschicht lichter Wälder wie Anemone, Lerchensporn, Haselwurz und Aronstab als standorttypischer, naturnaher Wald betrachtet werden. Der Fichtenforst, etwa 300 m von der Laubwaldfläche entfernt, ist eine etwa 40jährige, reine Fichtenpflanzung mit sehr viel Totholz vor allem an Ästen und Zweigen aus einer Durchforstungsaktion.

Tab. 52: Beurteilung der Auffälligkeit der drei Teilflächen des Standorts Crailsheim nach dem BBSK-Konzept

Auffälligkeit gegeben ? Tiergruppe bzw.

Funktion CHL CHF CHW Gesamt

Enchytraeidae Nein Nein Nein Nein

Regenwürmer Gering Nein Nein Nein

Raubmilben Nein Gering Nein Nein

Oribatiden Nein Nein Nein Nein

Carabiden Nein Nein Nein Nein

Makrofauna Nein Nein Nein Nein

Funktionale Parameter ** Nein Nein Nein Nein

** Aufgrund fehlender Erwartungswerte sind funktionale Parameter zum ggw. Zeitpunkt nur schwer beurteilbar. Sie müssen aber in das BBSK-Konzept einbezogen werden, um Auswirkung und Nachhaltigkeit einer eventuell festgestellten Auffälligkeit einschätzen zu können.

Die Artengemeinschaften der untersuchten Bodentiergruppen entsprechen relativ gut den Erwartungswerten. Es überwiegen die Gemeinsamkeiten im Artenspektrum von Laubwald und Fichtenforst, was der – gezielt gewählten – hohen Übereinstimmung der edaphischen Faktoren entspricht. Auf der Laubwaldfläche, die kleinräumig ziemlich inhomogen ist, treten Vernässungsstellen auf, in denen das Grundwasser bis nahe an die Oberfläche anstehen kann.

Dies macht sich durch das Fehlen von normalerweise zu erwartenden Tiefgräbern in der Regenwurmfauna (z.B. L. terrestris) und außerdem durch das Auftreten der Staunässe anzeigenden Assel Ligidium hypnorum bemerkbar.

Die Oribatidenzönose der Laubwaldfläche entspricht in ihrer Artenzusammensetzung und Dominanzstruktur den Erwartungswerten. Lediglich die Abundanz liegt deutlich unter dem zu erwartenden Niveau. Dies lässt sich nicht mit einer – denkbaren – Konkurrenz zur Makrofauna, speziell den Regenwürmern erklären, die ebenfalls unterrepräsentiert sind.

Vielmehr scheint dies Ausdruck der kleinräumig und zeitlich stark wechselnden Feuchte des Bodens zu sein, die einer optimalen Entwicklung dieser Tiergruppe entgegenstehen.

Im Fichtenforst, der wenige Meter höher liegt, ist keine Staunässe zu beobachten. Die Oribatidenfauna ist ihrem Artenspektrum nach optimal entwickelt und auch ihre Abundanz entspricht den Erwartungen. Ein Fichtenforst auf einem für die Fichte eher überoptimalen

Standort mit Mullhumus, gutem Regenwurmbesatz und entsprechend rascherem Streuabbau zeigt dennoch eine dickere Streuauflage als der entsprechende Laubwald und bietet damit den streubewohnenden Oribatiden vergleichsweise günstige Lebensbedingungen. Wie in Kap.

7.1.4 ausgeführt, unterscheidet sich die Oribatidenfauna im Fichtenforst sehr wohl von derjenigen im Laubwald, was aber nicht als Beeinträchtigung zu interpretieren ist; sie ist eher reicher als im Laubwald – möglicherweise ein Zeichen der noch in voller Sukzession befindlichen Lebensgemeinschaften der relativ jungen Pflanzung –, deren Boden zumindest im gegenwärtigen Stadium die Leistung „Lebensraum für Bodenorganismen“ voll erfüllt.

Die Mähwiese weist einen überoptimalen Artenbestand auf, der aber sehr wahrscheinlich durch zahlreiche „Zufallsarten“ aus den umliegenden Wäldern angereichert ist. Die Dominanzstruktur kennzeichnet die Oribatidenfauna als eine typische Offenland- und Wiesenzönose, die sich in Konkurrenz mit einer dominierenden Regenwurmfauna etabliert hat und auch durch die 3-4malige Gülledüngung nicht beeinträchtigt wird. Unser Datenbestand ist allerdings im Bereich landwirtschaftlich genutzter Flächen noch entschieden zu klein, um eine differenziertere Beurteilung vornehmen zu können.

Diese Beurteilung auf Grund der Bodentierzönosen wird von dem Parameter Streuabbau gestützt, der auf beiden Waldflächen einem standorttypischen L-Mull zeigt, allerdings mit einer an der Obergrenze liegenden Zersetzungsdauer von mindestens 4 Jahren im Laubwald.

Der strukturelle Abbau ist im Fichtenforst sogar beschleunigt, bedingt durch die gut entwickelte Regenwurmfauna (speziell das Vorkommen von Tiefgräbern), und liegt nur knapp über 3 Jahren. Somit ist neben dem strukturellen Kriterium einer ungestörten, standorttypischen Diversität auch das funktionelle Kriterium der Nachhaltigkeit als Lebensraum für Bodenorganismen von beiden Wäldern erfüllt. Der Streuabbau auf der Wiese ist erwartungsgemäß sehr rasch und entspricht dem hohen Besatz an Regenwürmern. Die Leistungsfähigkeit der Makrofauna bei diesem optimalen Streuabbau kommt in dem krassen Unterschied der Abbaugeschwindigkeiten in den grobmaschigen Beuteln, zu denen sämtliche Bodenorganismen Zugang haben, und den mittleren und feinen Maschenweiten zum Ausdruck. Die angesichts des geringen Datenbestandes vorläufige Beurteilung der Wiese lässt ebenso wie bei den Waldflächen zwar sehr charakteristische Änderungen der Diversität erkennen, die bei einer Nutzungsänderung von Wald zu Wiese typisch sind, aber keine Beeinträchtigung im Sinne einer nachhaltigen Minderung der biologischen Leístungsfähigkeit.