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Clusteranalytische Typologiebildung

3. Gesundheitsbildung und -erziehung:

4.2 Empirische Befunde

4.2.2 Die Ansätze der Einrichtungen

4.2.2.2 Clusteranalytische Typologiebildung

In diesem Abschnitt werden die Analysen zur Identifizierung von Typen ganzheitli-cher Ansätze schulisganzheitli-cher Gesundheitsarbeit in Deutschland zum Abschluss geführt.

Als die für diesen Zweck geeignete statistische Prozedur wurde die Clusteranalyse ausgewählt (SPSS 14.0 – Einstellungen: hierarchische Clusteranalyse, Agglomerie-rungsverfahren: linkage zwischen den Gruppen, quadrierter euklidischer Abstand, Z-Werte). Mit Hilfe diesesVerfahrens lassensich kurz gefasstObjekte (hier die ermit-telten Einrichtungen, N = 63) statistisch begründet zu maximal heterogenen (unähn-lichen) Gruppen (Clustern) mit jeweilsmaximal homogenen (ähnlichen) Gruppenmit-gliedern (Clusterobjekten) zusammenfassen (Bortz, 2005). Dadurch wird eine empi-risch begründete Klassifizierung von Untersuchungsobjekten generiert, deren Grup-pen im Prozess der anschließend zu leistenden inhaltlichen Interpretationder nume-rischen Anhaltspunkte als Typen beschrieben werden können.

Die Basis für die Ausführung der clusteranalytischen Typologiebildung in dieser Un-tersuchung liefern die in Tabelle 4.8 beschriebenen Faktorenskalen, die per Z-Standardisierung adjustiert wurden. Ihre Konstruktion ist in Abschnitt 4.2.2.1 be-schrieben.

Clusteranalytische Ergebnisse lassen sich im ersten Zugriff mittels eines Dendro-gramms visualisieren und analysieren. Das aus dieser Analyse hervorgegangene Dendrogramm kann im Anhangsabschnitt 12.6.2, Abb. 12.2 eingesehen werden. Im Ergebnis wurden zwei Haupt-Cluster und zwei relevante Unter-Cluster ermittelt. Die-se sind im Weiteren als Cluster 1 (N = 40) und Cluster 2 (N = 23) sowie als Cluster 1a (N = 24) und Cluster 1b (N= 15) bezeichnet. Ein drittes Unter-Cluster spielt in der weiteren Analyse keine Rolle, da dieses nur eine Einrichtung beinhaltet.

In einem ersten Interpretationsschritt sind die Cluster 1 und 2 dem nicht-parametri-schen U-Test von Mann-Whitney unterzogen worden. Es handelt sich dabei um ein verteilungsfreies und für den vorliegenden Zusammenhang geeignetes Verfahren, das zwei heterogene (unabhängige) Stichproben hinsichtlich ihrer zentralen Ten-denz vergleicht. Die Interpretation der Befunde erfolgte nach α-Fehlerkorrektur von Bonferoni auf der Grundlage eines Signifikanzniveaus von p ≤ 0.003 (Bortz, 2005).

Auf diese Weise konnten 12 Prädiktorvariablen identifiziert werden, die durchgängig höhereAusprägungen bei den Einrichtungen im Cluster 2 (11 Schulen, acht Projekte und vier Programme) gegenüber jenen im Cluster 1 aufwiesen. Es handelt sich hier-bei um die Faktorenskalen (siehe Tab. 4.8):

− Alle amSchullebenbeteiligtePersonen, inkl. Gemeindemitglieder (Zielgruppe 2),

− Ganzheitlichkeit und Partizipation als leitende Basisstrategie (Strategie 1),

− Beide Skalen des Fragensets „Übergeordnete Arbeitsebenen/

Arbeitsthemen“,

− Die vier Skalen des Fragensets „Zentrale verhaltensorientierte Themen“,

− Schulorganisationsentwicklung (Verhältnisthemen 1),

− Interne Steuerung des Engagements (Projektsteuerung 2),

− Beide Skalen des Fragensets „Weitere Kooperationspartner“.

Dieses Resultat zeigt, dass die in Cluster 2 involvierten Einrichtungen überwiegend ihre Arbeit substanziell in zentrale Strategien und Theorien der schulischen Ge-sundheitsarbeit gründen. Auch bearbeiten sie breit aufgestellt Verhaltens- und Ver-hältnisthemen der klassischen und der modernen Gesundheitsförderung. Dabei be-steht eine klare Ausrichtung auf alle an Schule beteiligte Personen als Zielgruppe.

Das Engagement wird über ein institutionalisiertes internes Management gesteuert und damit einer gezielten kontinuierlichen Fortentwicklung zugänglich gemacht.

Schließlich ist gemäß Analyselage ebenfalls erkennbar, dass eine Zusammenarbeit mit relevanten außerschulischen Einrichtungen angestrebt wird, die Unterstützung in spezifischen wie auch übergreifenden Zusammenhängen bieten können. Zusam-mengefasst kann von einer komplex entwickelten und organisiertenUmsetzung einer ganzheitlichenschulischenGesundheitsarbeit gesprochen werden.

Für das Cluster 1 lässt sich an dieser Stelle hingegen zunächst lediglich feststellen, dass die hier involvierten Einrichtungen in den Bereichen, die durch die Faktoren-skalen indiziert worden sind, weniger umfangreich aktiv sind.

Mit dem Ziel einer differenzierteren Informationsgewinnung ist dieses quantitativ um-fangreichere Cluster (N = 40) auf weitere Strukturierungsmöglichkeiten und sich da-durch möglicherweise eröffnende Interpretationshinweise untersucht worden.

Die entsprechende Analyse des Dendrogramms ermöglichte wie in Abb. 12.2 aus-gewiesen, die Identifizierung der Unter-Cluster 1a und 1b. Diese wurden ebenfalls dem U-Test von Mann-Whitney für zwei unabhängige Stichproben unterzogen und auf einem Signifikanzniveau von p ≤ 0.003 interpretiert.

Auf dieser Stufe konnten vier Prädiktorvariablen ermittelt werden, die durchgängig höhere Ausprägungen bei den Einrichtungen in dem Unter-Cluster 1a (17 Projekte, drei Schulen, zwei Förderprogramme und zwei Sub-Netzwerke) gegenüber jenen im Cluster 1b aufwiesen. Es handelt sich hierbei um die Faktorenskalen (siehe Tabelle 4.8):

− Alle amSchullebenbeteiligtePersonen, inklusive Gemeindemitglieder (Zielgruppe 2),

− Strategienbezogene Themensetzungen mit Nachhaltigkeitsintention (Übergeordnete Themen 2),

− Schulorganisationsentwicklung (Verhältnisthemen 1),

− Ganzheitlichkeit und Partizipation als leitende Basisstrategie (Strategie 1).

Dieses Resultat zeigt, dass die im Unter-Cluster 1a involvierten Einrichtungen über-wiegend ihre Arbeit in zentrale Strategien und Theorien der schulischen Gesund-heitsarbeit gründen, eine klare Ausrichtung auf alle an Schule beteiligte Personen als Zielgruppe zeigen und auch in der Praxis imBereich der Verhältnisthemen be-deutsam aktiv sind. Allerdings ist dieses Engagement nicht in jedem Fall an eine formalisierte schulinterne Steuerung geknüpft. Entsprechend bedeutsame Aktivitäten sind weiterhin weder im BereichderVerhaltensthemen noch hinsichtlich der Koope-ration mit relevanten außerschulischen Einrichtungen signifikant feststellbar.

Gleichwohl diese Einrichtungen damit im Gesamtentwicklungsniveau hinter jenen des Clusters 2 zurückbleiben, kann hier zusammengefasst von einer erkennbar ent-wickelten Umsetzung einer insbesondere den Aspekt der schulischen Verhältnisbe-arbeitung fokussierenden ganzheitlichen schulischen Gesundheitsarbeit gesprochen werden.

Über das Unter-Cluster 1b (13 Projekte und zwei Schulen) lässt sich feststellen, dass die hier involvierten Einrichtungen über die in den Faktorenskalen angespro-chenen Bereichen weniger aktiv sind. Es zeigt sich aber auch, dass hier überwie-gend (einzel-) themenzentriert oder über den Weg der organisierten Fortbildung schulische Gesundheitsarbeit betrieben wird. Diese dient zudem vielfach als Vehi-kel, eine ganzheitlichere Arbeitsweise zu etablieren bzw. eine solche wird als mit dem eigenen Engagement verbunden angesehen.

Zusammenfassend kann von einer (einzel-)themen- bzw. fortbildungszentrierten schulischen Gesundheitsarbeit mit Ganzheitlichkeitsbestreben gesprochen werden, die allerdings den Entwicklungsgrad des Clusters 2 und des Unter-Clusters 1a noch nicht erreicht.

Damit ergibt sich unter der Leitintention der Generierung einer vorläufigen Typologi-sierung der ermittelten Ansätze die folgende clusteranalytische Differenzierung des vorgestellten Kontinuums ganzheitlicher Ansätze von schulischer Gesundheitsarbeit:

Tab. 4.9 Clusteranalytische Typologiebildung zu ganzheitlichen Ansätzen schulischer Gesundheitsarbeit (GASG)

Cluster Typ Primäre Kennzeichen

2

(N=23)

Komplex-organisierte GASG

Durchgebildete und strukturell organisierte Besetzung relevanter Felder schulischer Gesundheitsarbeit in

breiter ganzheitlicher Ausführung 1a

(N=24)

Verhältnis-

orientierte GASG

Entwickelte Besetzung relevanter Felder schulischer Gesundheitsarbeit in ganzheitlicher Ausführung bei

Verhältnisgewichtung 1b

(N=15)

Thematisch-entwickelte GASG

(Einzel-)themen-/fortbildungszentrierte Besetzung einiger Felder schulischer Gesundheitsarbeit mit

Ganzheitlichkeitsbestreben

4.3 Verbreitung ganzheitlicher schulischer Gesundheitsarbeit