Folgende Kriterien sollten Sie bei der Auswahl von Zahlungsverfahren beachten:
Aus der Abbildung 414 geht hervor, dass über 80 % der Händler einer hohen Akzeptanz und Verbreitung des Zahlungsverfahrens im deutsch
sprachigen Raum eine sehr hohe Bedeutung beimisst. Dem Schutz vor Zahlungsausfällen wird von 58 % eine hohe Bedeutung zugesprochen, dicht gefolgt von den Kosten des Verfahrens. Diese drei, mit Abstand wichtigsten Aspekte finden sich auch im magischen Dreieck der Zahlungsver fahren wieder (vgl. Abbildung 415). Weitere wichtige An
forderungen an ein Zahlungsverfahren sind die Unterstützung durchgängiger Prozesse sowie eine einfache Integration. Die internationale Verbreitung des Verfahrens sowie die mobile Nutzbarkeit sind den Händlern eher weniger wichtig. Eine Übersicht, wie Händler Zahlungsverfahren einschätzen, zeigt Infobox 47.
Verbreitung / Akzeptanz durch Kunden
Entscheidend bei der Auswahl geeigneter Zah
lungsverfahren ist, dass nicht jeder Kunde jedes Zahlungsverfahren auch tatsächlich spontan und
unmittelbar nutzen kann. So sind insbesondere nutzerkontoabhängige EPaymentVerfahren, wie PayPal, ClickandBuy oder Skrill, registrierungs
pflichtig, wodurch eine Hürde für die erstmalige Nutzung der Zahlungsverfahren geschaffen wird.
Klassische Zahlungsverfahren, wie die Überwei
sung, das Lastschriftverfahren oder die Kreditkar
tenverfahren, haben hier den historisch bedingten Vorteil einer bereits bestehenden, relativ hohen Verbreitung.
Insbesondere ist bei der Anwendung des Kri
teriums zu beachten, dass es darauf ankommt, dass Ihre Kundenzielgruppe das Verfahren auch tatsächlich nutzen kann. Beispiels weise ver
wenden wohl jüngere Kunden häufiger ein EPaymentVerfahren als ältere Kunden oder Unternehmen. Zu beachten ist dabei auch, inwie
fern Sie ausländische Kundengruppen erreichen möchten, da im Ausland häufig andere Gegeben
heiten vorzufinden sind als in nationalen Märkten (vgl. Abschnitt 7.2).
Eine hohe Kundenakzeptanz, Schutz vor Zahlungsausfällen und die Kosten des Verfahrens sind die aus Händlersicht wichtigsten Anforderungen an Zahlungsverfahren.
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Anforderungen an ein Zahlungsverfahren?
(Maximal drei Nennungen möglich)
Abb. 4-14: Anforderungen an Zahlungsverfahren aus Händlersicht
Quelle: ibi research (E-Payment-Barometer – Fokus: E-Commerce-Trends 2011) 83 %
Durchgängigkeit des Bezahlprozesses ohne Verzögerungen / ohne Medienbruch Einfache Integration
Mobile Nutzbarkeit Sonstige Anforderungen Internationale Verbreitung des Verfahrens Akzeptanz / Verbreitung im deutschsprachigen Raum
Kosten des Verfahrens
| 4-31 BEZAHLEN BITTE – EINFACH, SCHNELL UND SICHER!
Die Akzeptanz von Zahlungsverfahren durch Kunden kann von vielen Kriterien abhängen. Aus Kundensicht sind jedoch insbesondere folgende Aspekte wichtig:
Schutz vor Missbrauch: Wie kann sich ein Kon
sument gegen Missbrauch des Verfahrens schüt
zen? Beispielsweise bieten manche Verfahren die Möglichkeit, das Verfahren gegen eine zukünftige Nutzung zu sperren.
Haftung bei Missbrauch: Unter welchen Bedin
gungen und in welcher Höhe entsteht eine Haftung seitens des Nutzers? Dies kann je nach Zahlungs
verfahren variieren, von keiner bis hin zu einer vollen Haftung.
Nachvollziehbarkeit durchgeführter Transakti
onen: Welche Transaktionen wurden bisher getätigt und in welchem Zustand befinden sich diese aktuell?
Hierbei ist es wünschenswert, dass man jeder
zeit Einblick erhält, in welchem Zustand sich be
stimmte Zahlungsaufträge befinden, z. B., ob eine Zahlung angewiesen oder bereits gebucht wurde.
Zudem sollte eine Übersicht über bereits getätigte Zahlungen, z. B. in Form eines Kontoauszugs, ver
fügbar sein.
Schutz vor Zahlungsausfällen
Je nachdem, welches Zahlungsverfahren be
trachtet wird, bietet es mehr oder weniger Schutz vor Zahlungsausfällen. Dabei kommt es auch darauf an, ab welchem Zeitpunkt der Händler sich sicher sein kann, dass die Zahlung nicht mehr aus vom Kunden zu vertretenden Gründen ausfällt. Dabei reicht die Bandbreite einzelner Zahlungsverfahren von einem sehr geringen oder gar keinem Schutz, z. B. bei Zahlungen per Lastschrift oder Rechnung, die nicht zusätzlich abgesichert sind (vgl. Kapitel 5), bis hin zu einem nahezu vollständigen Schutz, z. B.
bei den Direktüberweisungsverfahren. Zu empfeh
len ist, die Bedingungen seitens des Anbieters des Zahlungsverfahrens in jedem Fall genau zu prüfen, um mögliche Irrtümer oder fehlerhafte Meinungen bereits im Vorfeld zu beseitigen. Denn nur das, was im Vertrag mit Ihrem Dienstleister steht, hat Gültigkeit.
Sollten Sie sich aus Gründen der Kundenfreund
lichkeit dafür entscheiden, Zahlungsverfahren an
zubieten, die für Sie per se risikobehaftet sind, kön
nen Sie das Risiko gegebenenfalls durch zusätzliche Maßnahmen reduzieren. Detaillierte Informationen hierzu finden Sie in Kapitel 5 dieses Leitfadens.
Kosten
Die Kosten, die durch die Einbindung und Nut
zung von Zahlungsverfahren auf Händlerseite ent
stehen, sind vielfältig. Sie lassen sich grundsätzlich in folgende Arten unterscheiden:
Kosten, die durch die Beschaffung von Software
oder HardwareKomponenten und deren Integra
tion in die WebShopUmgebung einmalig entste
hen, z. B. physische oder virtuelle Terminals oder Software, damit Sie Kreditkarten überhaupt erst akzeptieren und abrechnen können bzw. dürfen.
Kosten, die durch die regelmäßige, von einem Kaufvorgang unabhängige Abgabe von Gebühren entstehen, z. B. monatliche Lizenzkosten oder Grundgebühren für die grundsätzliche Bereitstel
lung von Dienstleistungen durch den Zahlungsver
fahrensanbieter oder Zahlungsdienstleister (z. B.
Payment Service Provider). Manche Dienstleister berechnen beispielsweise eine feste monatliche Grundgebühr, damit Kreditkartentransaktionen für Sie zur Autorisierung angenommen werden.
Kosten, die aufgrund der Abwicklung einer Zah
lung entstehen. Bei Kreditkartenzahlungen fallen beispielsweise häufig umsatzunabhängige Autori
sierungskosten zuzüglich eines vom Umsatz ab
hängigen Entgelts als Dienstleistungsgebühr an.
Zu beachten ist, dass die Entscheidung, ob und in welcher Höhe welche Kosten anfallen, einzelfallab
hängig ist und mit Ihren Dienstleistern vereinbart wird. Zur Prüfung, welche Kosten anfallen könnten, hilft Ihnen auch Checkliste 42.
Einmalige Kosten Beispiel
Beschaffungskosten Kosten für die Beschaffung von
Hard- und Software
Einrichtungs- und Anpassungs-
kosten auf Händlerseite Kosten für Installation und Anpassung von Software und Schnittstellen (z. B.
Personalkosten, Materialkosten)
Einrichtungs- bzw. Anbindungs-
kosten Dritter Gebühren für die Einrichtung und
Frei-schaltung, um z. B. bestimmte Zah-lungsverfahren nutzen zu können
Wiederkehrende Kosten Beispiel
Transaktionsunabhängige Kosten:
Grundgebühren für die Bereitstellung von Dienstleistungen und Software
Kosten für das Mieten bzw. Leihen von Hardware
Monatliche oder jährliche Bereit stellungsgebühren eines bestimmten Leistungspakets oder Mietge-bühren zur Nutzung einer Abrechnungssoftware
Miete eines physischen Terminals zur Ab-rechnung von Kartenzahlungen
Transaktionsabhängige Kosten:
Fixe Gebühr je Transaktion, unabhängig von der Höhe des Umsatzes
Variable Gebühr je Transaktion, in Abhängigkeit von der Höhe des Umsatzes
0,50 Euro für die Übermittlung von Zahlungsdaten (z. B. Autorisierungsdaten) durch einen Dienstleister 2 % des Umsatzes für die Durch führung und
Verbuchung einer Zahlungstransaktion Checkliste 4-2: Kosten von Zahlungsverfahren