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Kolonisation im Stall

Um den Einfluss von ECA-Wasser als Tränkwasserzusatz auf Campylobacter-positive Masthähnchenherden in der vorliegenden Feldstudie zu untersuchen, galt die Kolonisation aller Gruppen als Voraussetzung für die Einbeziehung in die Studie. Die Kolonisation von Masthähnchenherden mit Campylobacter spp. erfolgt in der Regel sehr rasch nachdem das erste Tier der Herde infiziert ist (VAN GERWE et al. 2009). In den meisten Fällen werden die

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ersten positiven Nachweise erst zwischen der zweiten und vierten Lebenswoche gewonnen (JACOBS-REITSMA et al. 1995; VAN GERWE et al. 2009). Aus diesem Grund sind in der vorliegenden Studie in beiden Betrieben in den ersten drei Wochen des jeweiligen Mastdurchganges keine Kloakentupfer auf Campylobacter spp. untersucht worden. Dies geschah erst am 25. und 35. Masttag, um die Wahrscheinlichkeit für den positiven Nachweis einer natürlichen Herdenkolonisation in den Versuchsbetrieben zu erhöhen. Voraussetzung für die Teilnahme des Betriebes an der Studie war der bereits vor Beginn der Studie mehrmalige positive Campylobacter-Nachweis unterschiedlicher Herden im Betrieb. Am 25.

Masttag konnten Campylobacter spp. aus den Kloakentupfern in beiden Betrieben sowohl aus der Kontrollgruppe als auch aus der Versuchsgruppe isoliert werden. Am 35. Masttag wurden desweiteren in der Kontrollgruppe von Betrieb A und Betrieb B signifikant weniger (P < 0,05) Campylobacter spp. im Vergleich zur Versuchsgruppe nachgewiesen. Die Behandlung des Tränkwassers mit ECA-Wasser über die gesamte Mastperiode führt demnach zwar nicht zur Vermeidung der Kolonisation einer Herde mit Campylobacter spp., sie ist jedoch in der Lage die Kolonisation in der Herde zu verlangsamen. Ähnliche Ergebnisse zur Beeinflussung der Campylobacter-Kolonisation von Masthähnchenherden in der Primärproduktion wurden bei der Untersuchung von Kloakentupfern nach dem Einsatz von Monocaprin im Tränkwasser von Campylobacterpositiven Herden erzielt (HILMARSSON et al. 2006). Desweiteren konnte in Studien mit einem Tränkwasserzusatz aus organischen Säuren (JANSEN et al. 2014) oder einer Probiotikalösung (GHAREEB et al. 2012) nachgewiesen werden, dass der quantitative Nachweis von Campylobacter spp. im Blinddarminhalt der Versuchsgruppe signifikant geringer ausfiel.

Tränkwasseruntersuchungen

Verdeutlicht wird der Einfluss von ECA-Wasser auf Campylobacter spp. anhand der Untersuchungen des Tränkwassers. Tränkwasser übernimmt eine Vektorfunktion für Campylobacter spp. im Geflügelstall (PEARSON et al. 1993; HERMAN et al. 2003;

MESSENS et al. 2009). Die Überlebensfähigkeit im Wasser hängt immer von dem jeweiligen Stamm, der Wassertemperatur, der Lichtintensität, dem Sauerstoffgehalt und dem Vorhandensein von Biofilmen ab (PITKÄNEN 2013). Bereits COOLS et al. (2003) konnten

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jedoch zeigen, dass besonders geflügelassoziierte Stämme in der Lage sind, ihre Vitalität im Wasser länger zu bewahren als andere. In der vorliegenden Studie wurden in den Wasserproben vor Einlauf in den Stall keine Campylobacter spp. nachgewiesen. In den wöchentlich entnommenen Wasserproben aus den Tränkelinien der Kontrollgruppen beider Betriebe konnten jedoch frühestens am 28. Masttag, und immer am 35. Masttag Campylobacter spp. nachgewiesen werden. In den Versuchsgruppen beider Betriebe wurden keine Campylobacter spp. isoliert. Andere detaillierte Studien zur Wirkung von ECA-Wasser als Tränkwasserzusatz auf die Verbreitung von Campylobacter spp. lagen bisher nicht vor.

Die antimikrobielle Wirksamkeit von ECA-Wasser gegen Campylobacter spp. ist jedoch bekannt und wird als effektiv eingeschätzt (PARK et al. 2002; FABRIZIO u. CUTTER 2004).

Jedoch ist zu bemerken, dass die Untersuchung des Wassers durch Kultivierung auf Selektivmedien stattgefunden hat. Neueste Untersuchungen von PITKÄNEN (2013) zeigen, dass der quantitative Nachweis im Wasser mit dieser Methode schwierig ist, da vitale, nicht kultivierbare (VBNC) Campylobacter - Stadien in der Lage sind, sich in den Biofilm einzubinden. Somit kann es zu falsch negativen Ergebnissen kommen. In der vorliegenden Studie kann dieses Risiko jedoch als gering eingeschätzt werden, da die Bildung eines Biofilms durch die, bereits erwähnte dauerhafte Beeinflussung der Gesamtkeimzahl deutlich gehemmt wurde und gleichzeitig signifikant weniger Campylobacter spp. in der Versuchsgruppe nachgewiesen wurden.

Untersuchungen der zugehörigen Karkassen

Vorangegangene Studien haben gezeigt, dass die Campylobacter - Last einer Masthähnchen-herde in Beziehung mit dem Grad der Kontamination der zugehörigen Karkassen auf dem Schlachthof steht (HERMAN et al. 2003; ROSENQUIST et al. 2006; ALLEN et al. 2007;

REICH et al. 2008; RASSCHAERT et al. 2013). Die Kontamination entsteht dabei vor allem nach dem Rupfen und der Eviszeration durch Verschmutzungen der Kloake oder durch Rupturen der Blinddärme (BERRANG et al. 2001). Neben den Untersuchungen zur Senkung der Kolonisation von Campylobacter spp. in der Herde, wurden deshalb in der vorliegenden Studie auch Untersuchungen an den jeweils zugehörigen Karkassen durchgeführt, um den Einfluss von ECA-Wasser auf die Campylobacter - Konzentration festzustellen. In Betrieb B

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waren die Nachweise nach dem Vorfang des zweiten Mastdurchganges in der Versuchsgruppe niedriger, während in allen anderen Durchgängen und in Betrieb A nach dem Vorfang keine Campylobacter spp. in der Kontrollgruppe und der Versuchsgruppe nachgewiesen werden konnten. Der Nachweis von Campylobacter spp. auf den Karkassen des zweiten Mastdurchganges von Betrieb B lässt sich möglicherweise mit dem Hygienestatus des Schlachthofes in Verbindung bringen. Nur diese Tiere wurden beim Vorfang in Schlachthof E geschlachtet. Auch HERMAN et al. (2003) konnten während ihrer Untersuchungen eine unterschiedlich starke Belastung der Karkassen in Zusammenhang mit unterschiedlichen Schlachtbetrieben bringen und gingen daher von unterschiedlichen Hygienebedingungen während des Schlachtprozesses aus. In dieser Studie wurde kein Hygienestatus für die jeweiligen Schlachthöfe erhoben und auch der Status vorher geschlachteter Herden war unbekannt. Durch Kreuzkontamination auf dem Schlachthof kann es zu positiven Nachweisen nach der Evisceration und der Kühlung kommen (SLADER et al. 2002; HERMAN et al.

2003). Eine Kreuzkontamination war hier somit prinzipiell möglich. Andererseits wurden in Betrieb B vor dem Vorfang in den Wasserproben und auch in den Kloakentupfern keine beziehungsweise weniger Campylobacter spp. isoliert. Nach dem Hauptfang zeigten sich geringere Campylobacter - Nachweise auf den Karkassen der Versuchsgruppe in beiden Betrieben (P < 0,05). ALLEN et al. (2007) konnte signifikant mehr Campylobacter spp. von den Karkassen der Herden isolieren, die bereits auf Betriebsebenen einen hohen Kolonisationsgrad erreicht hatten. Dementsprechend sind die geringeren Campylobacter - Nachweise auf den Karkassen der Versuchsgruppen dieser Studie als Folge geringerer Konzentrationen des Erregers in der jeweiligen Herde auf Betriebsebene zu deuten.

HERMANS et al. (2011) unterscheiden zwischen zwei Arten von Maßnahmen zur Reduktion von Campylobacter spp. auf Betriebsebene: Vorsorgemaßnahmen, die mit der Absicht eingesetzt werden die Wahrscheinlichkeit der Kolonisation negativer Herden zu senken und Maßnahmen durch die die Campylobacter - Last kolonisierter Herden vor der Schlachtung gesenkt wird, was letztendlich zu einer geringeren Oberflächenkontamination der Karkassen führt. Bei den letztgenannten kolonisationsreduzierenden Maßnahmen kommt es durch die Behandlung des Tränkwassers einer Herde zu einer verminderten Exposition des Hähnchens mit dem Erreger und dieser erreicht dadurch wahrscheinlich in geringerem Maße die Blinddärme, welche der Vermehrung dienen. Die Kolonisation der gesamten Herde kann

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somit beeinflusst werden (GHAREEB et al. 2013). Nach den Ergebnissen der vorliegenden Studie ist der Einsatz von ECA-Wasser den kolonisationsreduzierenden Maßnahmen zuzuordnen. Zunächst verliert Tränkwasser seine Vektorfunktion für Campylobacter spp., nicht zuletzt durch die Vermeidung einer Biofilmbildung im Leitungsystem. Desweiteren scheint es möglich, die Kolonisation der Herde zu behindern und dadurch die Campylobacter - Last der zugehörigen Karkassen zu beeinflussen. Dabei ist jedoch anzumerken, dass anhand der vorliegenden Untersuchungen keine direkte Korrelation zwischen den quantitativen Campylobacternachweisen auf den Karkassen und dem Kolonisationsgrad der entsprechenden Herde vorhanden ist, da bisher die Grundlagen der Epidemiologie dieses Erregers beim Masthähnchen weitestgehend ungeklärt sind (ELLERBROEK et al. 2010).