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1 ALLGEMEINE INFORMATIONEN

1.2 Die Branche der Verarbeitung tierischer Nebenprodukte in der Europäischen Union

Einführung in die Branche der Verarbeitung tierischer Nebenprodukte

Tierische Nebenprodukte aus Schlachthöfen werden branchenintern mitunter als das „fünfte Viertel“ bezeichnet. Dazu gehören essbare Teile wie Zunge, essbare Innereien, essbare Fette und Wursthüllen sowie Häute/Felle und andere nicht lebensmitteltaugliche Materialien.In früheren Jahrzehnten bildeten diese Nebenprodukte für die Schlachthöfe eine wertvolle Einnahmequelle.In den letzten Jahren ist der Wert dieser Materialien, insbesondere aufgrund von BSE, beträchtlich gesunken, und ein Großteil der zuvor verwendeten Rohstoffe wird nun als Abfall entsorgt. [12, WS Atkins-EA, 2000]

In den Anlagen zur Verarbeitung tierischer Nebenprodukte werden alle Rohstoffe behandelt, die nicht direkt für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, sowie auch einige Rohstoffe, die letztlich für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind. Die zugelassenen Verwendungszwecke

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10b Version November 2003 RHC/EIPPCB/SA_BREF_FINAL und Beseitigungswege sind in Verordnung Nr. 1774/2002/EG über tierische Nebenprodukte

geregelt. Nach der Verarbeitung können die Rohstoffe verschiedenen Verwendungen zugeführt werden, z.B. (Nein!, 1774/2002 betrifft nicht für den menschlichen Verkehr bestimmte tierische Nebenprodukte /s.S. 53) nicht für den menschlichen Verkehr bestimmte tierische Nebenprodukte und Futtermittel, Kosmetika, medizinische Produkte und medizinische Geräte, technische Produkte, Düngemittel u.v.a. Viele der verwendeten und entsorgten tierischen Nebenprodukte kommen von gesunden Tieren, die in Schlachtbetrieben geschlachtet wurden und deren Schlachtkörper nach der Ante- und Post-Mortem-Untersuchung als für den menschlichen Verzehr tauglich befunden wurden. [349, GME-Mitglieder der TAG, 2003].

Aufgrund von Lebensmittel- und Futtermittelbedenken wird ein zunehmender Anteil dieser tierischen Nebenprodukte als Abfall beseitigt.

Häute und Felle werden an die Lederindustrie verkauft. Essbare Innereien und Fette werden zur direkten Verwendung oder Einbindung in verarbeitete Produkte verkauft. Nicht essbare Innereien und Fette werden in der Regel zu Tiermehl und Talg verarbeitet. Manche essbaren Fette und Schnittabfälle werden zur Herstellung von Schmalz und Bratenfett verwendet [57, DoE, 1993]. Der erste Blutfluss, z.B. von Schweinen, kann für die Verwendung als Lebensmittel, Futtermittel oder Arzneimittel gesammelt werden.

Von den 47 Millionen Tonnen an Tieren, die in Europa für die Fleischproduktion jährlich geschlachtet werden, werden 17 Millionen Tonnen, abzüglich Häute, Felle und Knochen für die Gelatineherstellung, von Nebenproduktbetrieben verarbeitet. Rund 14 - 15 Millionen Tonnen [13, UKRA, ohne Datum, 24, EURA, 1997] werden von Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte und Fettschmelzen verarbeitet. Mit einer zunehmend vermögenden Gesellschaft und den veränderten Essgewohnheiten ist der Teil eines Tieres, der direkt verzehrt wird, so niedrig wie nie zuvor. Die Menge an Nebenprodukten, die für die Verarbeitung verfügbar ist, nimmt daher zu. [24, EURA, 1997]. Rund die Hälfte des erzeugten Talgs und Tierfetts werden von oleochemischen Unternehmen als Rohstoffe für eine breite Palette von Chemikalien verwendet, die dann in Seifen, Kosmetika, Pharmazeutika, Waschmitteln und zahlreichen Industrieprodukten, von Farben bis hin zu Autoreifen, eingesetzt werden. Von Fettschmelzen produzierte Öle und Fette werden in der Lebensmittelindustrie verwendet, z.B. für Backen und Lebensmittelverarbeitung, Frittieren und Herstellung von Margarine. [24, EURA, 1997]

Eine beträchtliche Anzahl von Schlachtkörpern wird außerdem der Verrottung überlassen oder illegal abgeladen. [20, UKRA, 2000]. Das Vergraben gefallener Tiere ist in den Niederlanden, Dänemark, Deutschland und Frankreich verboten. In Italien und Spanien ist das Vergraben mit Genehmigung erlaubt. Im Vereinigten Königreich ist das Vergraben von Schlachtkörpern erlaubt, wenn die Richtlinien des britischen Landwirtschaftsministeriums (DEFRA) eingehalten werden und wenn sie gemäß den in nationale Gesetze umgesetzten EU-Bestimmungen erfolgen.

Im November 1991 wurde der Einsatz von Fleisch- und Knochenmehl aus spezifizierten Rinderinnereien als Düngemittel im Vereinigten Königreich verboten [19, UKRA, 2000].

Bis zur BSE-Krise war ein hoher Anteil der festen Endprodukte aus der Tierkörperbeseitigung, d.h. der Proteinanteil, ein wichtiger Bestandteil des Tierfutters. Die Verfütterung von Fleisch- und Knochenmehl an Rinder, Schafe oder Ziegen ist seit 1. Juli 1994 in der EU verboten. Seit Dezember 2002 ist die Verfütterung von „verarbeiteten tierischen Proteinen“ an Nutztiere, die zum Zwecke der Lebensmittelerzeugung gehalten, gemästet oder gezüchtet werden, bis zum Abschluss einer kompletten Neuauswertung des Gemeinschaftsrechts in den Mitgliedsstaaten verboten [88, EG, 2000]. Diese Einschränkungen haben dazu geführt, dass ein zunehmender Anteil an Feststoffen in Mülldeponien abgeladen und durch Verbrennung entsorgt wird.

Fleisch- und Knochenmehl hat rund zwei Drittel des Energiegehalts von Kohle, sodass Energie in Form von Hitze und/oder Strom gewonnen werden kann. Die Einschränkungen, die heute für die traditionellen Einsatzformen von tierischen Nebenprodukten gelten, haben zu weiteren alternativen Anwendungen sowie zur Erforschung und Entwicklung neuer Beseitigungswege geführt [22, UKRA, 2000]. Dazu gehören z.B. die Verbrennung von Fleisch- und Knochenmehl als Zusatzbrennstoff in der Zementproduktion [22, UKRA, 2000], die Verbrennung von Talg als

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Brennstoff [22, UKRA, 2000], die Biogasproduktion [22, UKRA, 2000, 287, EG, 2002], die Kompostierung [287, EG, 2002], die Biodieselproduktion [22, UKRA, 2000], die Verwendung von Fleisch- und Knochenmehl als Düngemittel für Nicht-Weideland [22, UKRA, 2000] sowie die Verwendung von Fetten als Brennstoff in Turbinen und Motoren [22, UKRA, 2000]. Diese Alternativen befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien sowie in der ökologischen und ökonomischen Auswertung.

Das Verbot ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments noch in Kraft.

1.2.1 Fettschmelzen Belgien

In Belgien gibt es 3 Anlagen, die Fett für den menschlichen Verzehr herstellen [242, Belgien, 2002].

1.2.2 Tierkörperbeseitigung Belgien

In Belgien gibt es 5 Tierkörperbeseitigungsanlagen, die tierische Nebenprodukte der Kategorie 1, 2 und 3 verarbeiten, entweder einzeln oder vermischt [346, Belgisches TAG-Mitglied, 2003].

Dänemark

Dänemark hat ein Tierkörperbeseitigungsunternehmen mit 5 Anlagen. Eigentümer des Unternehmens sind die Schlachthöfe als Genossenschaft. 2000/2001 wurden darin 750000 Tonnen tierischer Nebenprodukte verarbeitet. Sämtliches SRM wird in einer der Anlagen verarbeitet. [239, Dänemark, 2002]

Deutschland

Im Jahr 2000 entsorgten die in Deutschland tätigen Tierkörperbeseitigungsanlagen insgesamt rund 2,6 Millionen Tonnen Rohmaterial. Die Anzahl Unternehmen in Deutschland, die von ihnen verarbeiteten Rohmaterialmengen und ihre Produkte im Jahr 2001 sind Tabelle 1.4 zu entnehmen.

Anzahl Unternehme

n

Verarb.

Menge (t)

Fleisch-mehl (t)

Fleisch- und Knochenmehl (t)

Blut-mehl

(t)

Tierfett (t)

63 2.600.000 460.000 214.000 21.000 310.000 Tabelle 1.4: In der deutschen Fleischmehlindustrie verarbeitetes Rohmaterial (2001) [163, Deutsche TAG-Mitglieder, 2001]

Finnland

In Finnland werden jährlich rund 200 Millionen kg an tierischen Nebenprodukten erzeugt. Rund 170 Millionen kg, darunter Schlachthofabfälle und Abfälle aus der Pelztierproduktion, gelten als Material mit geringem Risiko (Low-risk-Material). Material mit hohem Risiko (High-risk-Material) sowie SRM aus Schlachthofabfällen und toten Nutztieren tragen jeweils rund 15 Millionen kg zur insgesamt bearbeiteten Menge an tierischen Nebenprodukten bei.

Es gibt in Finnland zwei Tierkörperbeseitigungsanlagen, die für die Verarbeitung und Entsorgung und/oder weitere Verwertung des Hochrisikomaterials und des SRM zugelassen sind. Es gibt 14 Anlagen mit einer täglichen Verarbeitungskapazität von mehr als 10 Tonnen, die das Low-risk-Material zur weiteren Verarbeitung als Pelztierfutter verwerten. Finnland gehört zu den größten Pelztierproduzenten der Welt und braucht jährlich 370 Millionen kg Pelztierfutter, wovon mehr als die Hälfte Nebenprodukte aus der Fleisch- und Fischindustrie

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12 Version November 2003 RHC/EIPPCB/SA_BREF_FINAL sind. [148, Finnisches Umweltinstitut und Finnischer Verband der Lebensmittel- und

Getränkeindustrie, 2001]

Vereinigtes Königreich

Im Jahr 2000 fielen den Berichten zufolge jährlich 1,25 Millionen Tonnen an tierischen Nebenprodukten aus britischen Schlachtanlagen für rotes Fleisch an, die verbrannt oder beseitigt und dann in Mülldeponien entsorgt werden sollten [12, WS Atkins-EA, 2000], bei insgesamt 1,75 Millionen Tonnen an Rindern, Schafen, Schweinen und Geflügel [13, UKRA, ohne Datum].

Slowenien

Slowenien hat 3 Tierkörperbeseitigungsanlagen mit einer Verarbeitungskapazität von über 10 Tonnen täglich [219, Skodlar M., 2002].

1.2.3 Fischmehl- und Fischölproduktion

Die folgenden Informationen stammen großenteils aus den nordischen Ländern [155, Nordischer Ministerrat, 1997]. Etwaige andere Quellen werden entsprechend angeführt.

Das Rohmaterial der Fischmehlindustrie sind hauptsächlich kleinwüchsige Fischarten, die nicht für den menschlichen Verzehr verkauft werden können. Sie werden für die Zwecke der Verarbeitung zu Fischmehl und Fischöl gefangen. In vielen Bereichen besteht ein wesentlicher Teil des Rohmaterials aus Fischabfällen, die beim Filetieren oder anderen Prozessen anfallen.

Bei der Verarbeitung pelagischer Fischarten wie etwa Hering und Makrele, die unausgenommen angelandet werden, kann die Filetierungsindustrie nur 50 % des angelandeten Rohmaterials nutzen. Das restliche Rohmaterial sind Eingeweide, die von der Industrie dann verkauft oder auf irgendeine Weise entsorgt werden müssen.

Fischmehl wird als Proteinergänzung in der Landwirtschaft verwendet, vor allem in der Schweine- und Hähnchenzucht. Kleine Mengen werden als Nerzfutter verwendet. Seine Verwendung als Futtermittel in der Aquakultur ist am rentabelsten; die Züchter kaufen erhebliche Mengen an Fischöl.

Ohne Fischmehl und Fischöl wäre die umfangreiche Produktion von Lachsen und Forellen in Skandinavien nicht möglich. Wettbewerb aus Peru und Chile auf dem Markt für Standardfischmehle erschwert den europäischen Herstellern die Erzielung vernünftiger Preise, bedingt durch die in Europa weit höheren Produktionskosten.

Eine erhebliche Menge an Verschmutzung wird durch Rohmaterial minderwertiger Qualität verursacht. Die Verschmutzung kann durch eine Verbesserung der Rohmaterialqualität erheblich reduziert werden. Es ist technisch möglich, durch die Verbesserung der Qualität des Rohmaterials die Fischmehlausbeute zu erhöhen und die Verschmutzung zu reduzieren. Die technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Bedingungen sind von Anlage zu Anlage sehr verschieden.

Manche Fischmehlfabriken in den nordischen Ländern können Investitionen in Geräte zur Verbesserung der Rohstoffqualität beeinflussen. Manche Fabriken befinden sich im Eigentum von Fischergenossenschaften. Die Fabrikbetreiber können die Rohstoffqualität bei der Lieferung über die Einkaufsbedingungen des Rohstoffs beeinflussen. Eine ausreichend hohe Preisdifferenzierung scheint zu erheblichen Verbesserungen der Rohstoffqualität zu führen.

Eine Qualitätsminderung kann auch während der Lagerung des Rohmaterials auftreten. Ein verbessertes Management der Lagertanks hat Berichten zufolge zu einer verbesserten Qualität des an die Kocher gelieferten Rohmaterials geführt.

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Eine Verbesserung der Rohmaterialqualität reduziert nicht nur die Umweltverschmutzung, sondern erhöht auch die Fischmehlausbeute und ermöglicht die Herstellung von Hochpreis- und Spezialprodukten. Diese Produkte erfordern Rohstoff von einer bestimmten Qualität, d.h. mit einem Gesamtgehalt an flüssigem Stickstoff (TVN), der einen bestimmten Wert nicht übersteigt.

Tabelle 1.5 fasst die Fischmehl- und Fischölproduktion in der EU für 2001 zusammen.

Anzahl Fabriken

Jahr Fischmeh l (t/Jahr)

Fischöl (t/Jahr)

Dänemark 4 2001 300.000 80.000

Deutschland 1 2001 15.000 6.000

Spanien ? 2001 40.000 6.000

Frankreich ? 2001 10.000 2.000

Irland 1 2001 25.000 6.000

Schweden 1 2001 12.000 5.000

Vereinigtes Königreich

3? 2001 46.000 14.000

SUMME 448.000 119.000

Tabelle 1.5: Fischmehl- und Fischölproduktion in der EU 2001 [303, Minck F., 2002]

Dänemark

Der Anteil Dänemarks an der Weltproduktion beträgt bei Fischmehl rund 5 % und bei Fischöl 8 %. Es gibt dafür drei Unternehmen, wobei eines davon mit einer Jahresproduktion von rund 215000 Tonnen Fischmehl (67 % der Produktion Dänemarks) zu den weltgrößten Herstellern von Fischmehl und Fischöl gehört. Es wird Fisch verwendet, der speziell für die Produktion von Fischmehl und Fischöl gefangen wird, d.h. hauptsächlich Arten, die nicht für den direkten Verzehr gefangen werden, z.B. Sandaale, und außerdem auch Nebenprodukte aus der Fischverarbeitung, z.B. Innereien. Sandaale stellen 60 % des Rohmaterials dar. 60 % davon werden von April bis Juli gefangen. Die gesamte dänische Fischmehlproduktion belief sich 2001 auf 300000 Tonnen.

Vereinigtes Königreich

Das Vereinigte Königreich hat einen Anteil von rund 0,25 % an der Weltproduktion von Fischmehl und Fischöl. Fischnebenprodukte werden verwendet.

1.2.4 Blutverarbeitung

Blut enthält leicht aufnehmbares Eisen, wenn es für menschliche Lebensmittel oder Haustierfutter verwendet wird. Blutproteine haben einen hohen Nährwert und eine hohe wasserbindende Eigenschaft in verarbeiteten Produkten. Die roten Blutkörperchen platzen, wenn dem Blut Wasser hinzugefügt wird. Wenn sie intakt gelassen werden, können die roten Blutkörperchen durch Zentrifugieren zur Erzeugung von Plasma entfernt werden. Plasma ist eine gelbliche, eiweißähnliche Flüssigkeit, die in getrockneter Form als Pulver in Lebensmitteln verwendet werden kann. [27, University of Guelph, ohne Datum]In der EU gibt es 11 blutverarbeitende Anlagen. Sie verarbeiten jährlich insgesamt 300000 Millionen Tonnen Blut.

Jeweils eine Anlage befindet sich in Belgien, Dänemark, Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Schweden und jeweils zwei in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. [271, Casanellas J., 2002]. Zusätzlich zu diesen Anlagen, die ausschließlich Blut verarbeiten, gibt es noch weitere entsprechende Anlagen, die mit Schlachtbetrieben verbunden sind.

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