• Keine Ergebnisse gefunden

6. Toxizität von Vitamin K

7.5 Blutchemische Parameter

Aus der Reihe biochemischer Untersuchungsparameter sind mangels entsprechend notwendiger Erfahrungen und physiologischer Besonderheiten nur einige wenige beim Vogel sinnvoll zu bestimmen. Die Entwicklung der Trockenchemie ermöglicht die Verwendung sehr geringer Blutmengen (MC CRACKEN 1993). Abhängig von der Art des Analysengerätes werden nur 10 – 30 µl Plasma pro Bestimmung benötigt (WEDEL 1999).

Variationen der Werte sind stets im Zusammenhang mit anderen Diagnoseverfahren zu beurteilen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Referenzwerte sich abhängig von Spezies, Alter, Geschlecht, Reproduktionsphase, Klima und Jahreszeit sowie der jeweiligen Futteraufnahme unterscheiden (WEDEL 1999). Als Faustregel gilt, dass

Schrifttum 40

bei Veränderungen um mehr als 50 % ein Indiz für pathologische Prozesse vorliegt (HOCHLEITHNER 1991).

- Gesamtprotein, Albumin und Globulin

Die Blutproteine teilen sich in die Albumin- und die Globulinfraktion. Da beim Vogel keine verlässliche Methode zur Albuminbestimmung existiert, wird dieses durch Subtraktion des Globulinwertes vom Gesamteiweiß allgemein nur errechnet. Ein Anstieg von TP ist bei einem entzündlichen Geschehen zu beobachten, eine reduzierte Proteinkonzentration weist auf Blutverluste, Hunger oder Enteropathien mit Proteinverlusten hin (FUDGE 1997).

- Glutamatdehydrogenase, GLDH

Dieses Enzym kommt nur in den Mitochondrien der Hepatozyten vor, ist dort fest verankert und laut LUMEIJ (1994) auch beim Vogel leberspezifisch. Erhöhte GLDH-Aktivitäten treten einzig bei schweren hepatozellulären Schädigungen auf (FUDGE 1997, LUMEIJ 1996, HOCHLEITHNER 1999).

- Laktatdehydrogenase, LDH

LDH kommt in Erythrozyten und Zellen von Herz- bzw. Skelettmuskel, Leber und Nieren vor (LUMEIJ 1994). Aus einer Verletzung von somatischen Zellen resultiert also eine Erhöhung der LDH-Konzentration, wobei die Konzentration dieses Enzyms schnell ansteigt und wieder abfällt (LUMEIJ und WOLFSWINKEL 1987, LUMEIJ 1994, 1996). Obwohl LDH nicht leberspezifisch ist, kann eine akute oder chronische Leberschädigung zu höheren LDH-Werten führen (LUMEIJ 1994, HOCHLEITHNER 1999). Darüber hinaus steigen bei Muskeltraumata oder Hämolyse die Werte möglicherweise an (FUDGE 1994), weshalb immer auch die Creatinkinase als Absicherung eines Verdachtes auf eine Leberschädigung mitbestimmt werden sollte (FUDGE 1997, WEDEL 1999).

Schrifttum 41

- Aspartat - Transaminase, AST

Obwohl auch AST nicht leberspezifisch ist (LUMEIJ und WOLFSWINKEL 1987, LUMEIJ 1994, WEDEL 1999), wird dieses Enzym häufig als Indikator für Leberprobleme bestimmt (FUDGE 1997). Wie bei der LDH steigt die AST-Konzentration im Plasma bei Verletzung von Leber-, Herz- und Skelettmuskelzellen an, bleibt jedoch langfristiger hoch als LDH (LUMEIJ 1994, LUMEIJ und WOLFSWINKEL 1987). Ein Anstieg bedeutet nicht unbedingt eine Leberschädigung, so wie das Abfallen der Plasmawerte nach einem Anstieg nicht bedeutet, dass die Leber gesund ist, sondern lediglich das Ende der aktuellen Schädigung anzeigt (FUDGE 1997). Bei einigen Vögeln kam es nach der Fibrosierung von Lebergewebe zu niedrigen Enzymaktivitäten von AST (LUMEIJ 1994).

- Kreatin-Kinase, CK

Kreatin-Kinase wird in Herz- und Skelettmuskulatur sowie in Nervengewebe gefunden, erhöhte Aktivitäten sind meistens eine Folge von Muskelerkrankungen oder Traumata (LUMEIJ 1994, LUMEIJ und WOLSWINKEL 1987). Die Messung dieses Enzyms ist wichtig zur Unterscheidung einer muskel- bzw. leberbedingten Erhöhung von AST und LDH (FUDGE 1997, WEDEL 1999)

- Harnsäure, UA

Die Erhöhung der Harnsäurekonzentration gilt als typisches Anzeichen für eine Nierenerkrankung, bei mittlerer bis stärkerer Erhöhung der Konzentration im Plasma hat bereits eine Tubulusschädigung stattgefunden (LUMEIJ u. WOLFSWINKEL 1987). Verringerte Werte kommen gelegentlich bei Leberfunktionsstörungen vor (FUDGE 1997). Ein normaler Harnsäurewert beweist hingegen nicht eine normale Nierenfunktion. Erhöhte Harnsäurekonzentrationen deuten auf eine renale Dysfunktion, eine Dehydratation oder auch auf einen postprandialen Zustand hin (LUMEIJ 1996). Anderen Autoren zufolge steigen die Harnsäurewerte erst an, wenn

Schrifttum 42

die Ausscheidungsfähigkeit der Nieren auf 20 – 30 % des Normwertes reduziert ist, deshalb sei die Kontrolle dieses Wertes nur eingeschränkt brauchbar (WEDEL 1999). Darüber hinaus bestehe ein deutlicher Einfluss der Proteinaufnahme auf den Harnsäurespiegel im Plasma (OTTE 1997), weshalb die Werte immer im Zusammenhang mit dem Proteingehalt im Futter zu werten sind .

- Kreatinin, CREA

Kreatinin dient zur Diagnostik von Nierenerkrankungen (CAMPBELL 1997). Die Plasmakonzentration steigt bei einer eingeschränkten Nierenfunktion an (WEDEL 1999). Im Gegensatz dazu halten andere Autoren Kreatinin allerdings für keinen verlässlichen Indikator einer Nierenfunktionsstörung (FUDGE 1997).

- Harnstoff, UREA

Für die Diagnostik von Störungen im Wasserhaushalt (KUMMERFELD et al. 1985) sowie zur Aufdeckung prärenaler Ursachen eines Nierenversagens ist die Bestimmung des Blutharnstoffs beim Vogel ein sinnvoller Parameter (LUMEIJ 1993).

Allerdings wird möglicherweise durch eine Erschöpfung der Ausscheidungskapazität der Niere bei bedarfsüberschreitender Proteinversorgung auf Harnstoff als Ausscheidungsprodukt zurückgegriffen (OTTE 1997). Zur Überprüfung der Nierenfunktion ist die Messung der Harnstoffkonzentration bei Vögeln jedoch nicht geeignet (FUDGE 1997, HOCHLEITHNER 1999).

- Natrium

Natrium kommt hauptsächlich in der extrazellulären Flüssigkeit vor und ist für die Volumenkonstanz und die Aufrechterhaltung des osmotischen Druckes verantwortlich. Abnormale Werte sind selten (straff reguliert), weisen aber auf schwere pathologische Veränderungen hin (HOCHLEITHNER 1999).

Schrifttum 43

- Kalium

Eine Erhöhung der Plasmakaliumwerte spricht für eine renale Dysfunktion oder einen Mineralokortikoidmangel (LUMEIJ 1996). Eine unsachgemäße Behandlung der Blutproben kann hingegen zu niedrigen Werten führen (HOCHLEITHNER 1999, LUMEIJ 1996), artifiziell kann daneben eine Hämolyse erhöhte Kaliumwerte bewirken (FUDGE 1994).

- Gesamtkalzium und ionisiertes Kalzium

Kalzium kommt im Blut in ionisierter und proteingebundener Form vor, wobei nur der ionisierte Anteil physiologisch aktiv ist (WEDEL 1999). HOCHLEITHNER (1999) beschreibt darüber hinaus das Vorkommen von chelatgebundenem Kalzium wie Ca-Phosphat oder Ca–Citrat. Niedrige Werte des proteingebundenen Kalizums seien nicht von klinischem Interesse.

In seinen Versuchen an Graupapageien zeigte der Autor, dass eine Hypokalzämie als Begleiterscheinung einer Hypalbuminämie auftreten kann (LUMEIJ 1990). Dies kann damit erklärt werden, dass das meiste Kalzium proteingebunden ist (FUDGE 1994). LUMEIJ (1996) empfiehlt deshalb grundsätzlich die gemeinsame Bestimmung von TP und Kalzium .

Kalziumimbalancen aufgrund ernährungsbedingter oder metabolischer Probleme treten bei Vögeln häufig auf (FUDGE 1997), ein kurzfristiger Anstieg der Ca-Konzentration kann Folge einer Legeaktivität sein (WEDEL 1999).

Schrifttum 44

In Tabelle 14 wird eine Übersicht zu Referenzwerten bei Agaporniden gegeben.

Tab. 14: Referenzwerte verschiedener Plasmaparameter bei Agaporniden

Parameter Einheit Wert Einheit Wert Quelle

TP g/l

FUDGE (1997) FUDGE (2000)

* = California avian laboratory

Material und Methodik 45