• Keine Ergebnisse gefunden

Anwendung 6. Emotionen durch

Classroom-Manage-ment und ihr Einfluss auf die Motivation

Anwendung 7. Beziehungen im Classroom-Manage-ment und ihr Einfluss auf die Motivation

Handlungsmöglichkeiten werden also durch die Wahrnehmung selektiert. Besteht also zwi-schen Schüler und Lehrer ein Vertrauensverhältnis, so weiß der Schüler, dass er durch den Lehrer gerecht behandelt wird und muss nicht die Möglichkeiten der ungerechten Behand-lung in seine Überlegungen einbeziehen und hat so mehr Arbeitsspeicher zur Verfügung, um sich mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen (vgl. Schweer, Padberg, 2002, S. 10 f.).

Es wird also deutlich, dass vertrauensvolle Beziehungen ein wichtiger Aspekt des Class-room-Managements darstellen. Evertson greift diese Beziehungen in dem Bereich des po-sitiven Klassenklimas auf, welches bereits zu Beginn des Schuljahres etabliert werden sollte (vgl. Evertson, Emmer, 2012, S. 69).

Um die Klassengemeinschaft zu fördern, schlagen Hensel und Hensel verschiedene Stra-tegien vor. Hier ergeben sich Schnittpunkte zu den StraStra-tegien des Classroom-Manage-ments. So betonen Hensel und Hensel die Wichtigkeit der Erarbeitung und Einhaltung von Regeln, welche sich auch in Evertsons Ansatz des Classroom-Managements wiederfinden lassen. Regeln tragen also zur Strukturierung des Klassenklimas bei (vgl. Hensel, Hensel, 2017, S. 6-16 und Evertson, Emmer, 2012, S. 44).

Regeln vermeiden Störungen. Sind Regeln mit den Schülern erarbeitet worden, können sich diese mit ihnen identifizieren, was eine erhöhte Einhaltung der Regeln zur Folge hat (vgl. Evertson, Emmer, 2012, S. 44). In der Konsequenz entstehen weniger Konflikte durch die Einhaltung von Regeln und der Lehrer muss die Schüler seltener ermahnen. Die Schü-ler-Schüler-Beziehung wird durch Regeln unterstützt, indem Konflikten vorgebeugt wird und die Lehrer-Schüler-Beziehung wird unterstützt, da der Lehrer seltener ermahnen muss.

Weitergedacht heißt das, dass sowohl die Schüler als auch die Lehrperson mehr positive Emotionen verspüren. Ermahnungen und Ermahnen stressen die Beteiligten wodurch ne-gative Emotionen erzeugt werden. Werden Ermahnungen durch den Einsatz von Regeln vorgebeugt, können diese negativen Emotionen wie Ärger oder Angst vermieden werden.

Es geht hervor, dass Emotionen ein Bedingungsfaktor für Beziehungen darstellt, aber auch ein Ergebnis von Beziehungen sein kann. Aus dem Vertrauen zwischen Lehrern und Schü-lern geht ein positives Klassenklima und die Partizipation der Schüler hervor (vgl. Leitz, 2015, S. 52). Vertrauen bildet also gleichzeitig auch die Basis für das Kompetenzstreben der Schüler, diese partizipieren und fühlen sich dadurch wirksam und kompetent, wodurch sich schließlich Motivation bildet (vgl. Deci, Ryan, 1993, S. 229).

Wird der Unterricht differenziert gestaltet und gibt der Lehrer den Schülern die Möglichkeit selbstständig bezüglich Herausforderungen zu entscheiden, bringt er den Schülern Ver-trauen entgegen. VerVer-trauen in ihre Entscheidung bei der Wahl der Aufgabe und VerVer-trauen in das Lösen der Aufgabe. Vertrauen stellt die Grundlage für Kooperationen dar.

Im Bereich der Herausforderung zeigt der Lehrer den Schülern Vertrauen in das Bewältigen der Aufgabe, da er diese für die Schüler ausgewählt hat. Außerdem lernen die Schüler

Anwendung 7. Beziehungen im Classroom-Manage-ment und ihr Einfluss auf die Motivation

durch Herausforderungen in ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, was auch zu ihrer Mo-tivation beiträgt (vgl. Leitz, 2015, S. 52). Zeigt der Lehrer den Schülern Vertrauen in das Bewältigen der Aufgabe fördert er damit auch die Beziehung, da sich die Schüler wertge-schätzt fühlen.

Durch die Überlappung schenkt der Lehrer mehreren Sachverhalten gleichzeitig seine Auf-merksamkeit. Hiermit zeigt er allen Schülern die Bedeutsamkeit ihres Seins, da er sich auf sie einlässt und sich ihnen widmet. Theoretisch sollte also durch die Überlappung eine gute Beziehung zu den Schülern aufgebaut werden, da sich diese permanent sicher sein kön-nen, dass der Lehrer ihnen einen Teil seiner Aufmerksamkeit zukommen lässt. Es ist jedoch fraglich, ob es für den Aufbau von Beziehungen nicht sinnvoller ist, jedem Schüler explizite Aufmerksamkeit zu schenken und ihn damit wertzuschätzen als mehreren Schülern gleich-zeitig Aufmerksamkeit zu schenken und damit zu riskieren, dass sie sich nicht gänzlich wertgeschätzt fühlen.

An dieser Stelle fällt auf, dass die Allgegenwärtigkeit von Kounin und die Überwachung von Evertson Misstrauen bei den Schülern wecken. Vertraut die Lehrkraft den Schülern ist es nicht nötig sie zu überwachen. Die Allgegenwärtigkeit und Überwachung können an dieser Stelle also als Vertrauensbruch der Lehrkraft gegenüber den Schülern gesehen werden.

„Autorität wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert als durch das Gefühl, unge-recht behandelt zu werden“ (zit. Nach Storm, In Schweer, Padberg, 2002, S. 77). Das Zitat bestärkt die vorangegangene Aussage. Schüler die nicht zu störendem Verhalten neigen, fühlen sich durch die Überwachung ungerecht behandelt, wodurch sich das Vertrauen und damit die Beziehung zu ihnen verschlechtert. Als Folge der schlechten Beziehung sinkt die Motivation der Schüler, da sich diese nicht mehr sozial eingebunden und somit unwohl füh-len (vgl. Deci, Ryan, 1993, S. 229).

Da sich Angst hemmend auf die Motivation auswirkt, wird auch hier die Bedeutung eines positiven Klassenklimas und von vertrauensvollen Beziehungen deutlich. Diese können jeg-licher Angst entgegenwirken und Schüler so auffangen (vgl. Leitz, 2015, S. 51).

Es wird deutlich, dass besonders die Aspekte zu positiven und vertrauensvollen Beziehun-gen beitraBeziehun-gen, die das soziale Leben innerhalb der Klasse organisieren. BeziehunBeziehun-gen wer-den nur zweitrangig durch Abwechslung, Zeitmanagement oder die Organisation des Klas-senraumes gebildet, weshalb diese Aspekte hier vernachlässigt wurden.

7.1 Beziehungsarbeit durch Rituale

Kontakt und Kommunikation, die Grundlagen menschlicher Beziehungen, finden innerhalb von und durch Rituale statt. Der Morgenkreis zum Beispiel dient den Schülern zum Aus-tausch über Erlebnisse oder Zielvereinbarungen (vgl. Hüsten et al., 2008). Interaktionen zwischen Menschen bilden Beziehungen. Gemeinsames Handeln baut also Beziehungen

Anwendung 7. Beziehungen im Classroom-Manage-ment und ihr Einfluss auf die Motivation

auf. Innerhalb von Ritualen agiert die Klasse gemeinsam. Es wird unter anderem berichtet und zugehört, es wird an Problemen gearbeitet oder der Alltag umstrukturiert. Rituale bieten also den Raum für das gemeinsame Handeln, was zum Bilden von Beziehungen seinen Beitrag leistet (vgl. Leitz, 2015, S. 80).

Die Hierarchie einer Klasse und die damit verbundene Überlegenheit wirken sich negativ auf die Lehrer-Schüler-Beziehung aus. Haag beschreibt diese Überlegenheit als Kernprob-lem innerhalb des Lehrer-Schülerverhältnisses. Der Lehrer hat die Aufgabe, die Schüler zu bewerten. Dieser Aspekt löst in den Schülern, wie in Kapitel 6. beschrieben Druck aus, was sich wiederum auf die Lehrer-Schüler-Beziehung auswirkt. Die Schüler haben permanent das Gefühl beobachtet und bewertet zu werden. Wie in Kapitel 6.1 bereits deutlich wird bieten Rituale einen Rahmen, indem sich die Gemeinschaft aus dieser Hierarchie löst, was sich durchaus positiv auf die Lehrer-Schüler-Beziehung auswirken kann (vgl. Haag, 2018, S. 128). Eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung ist ein wichtiger Grundstein für die Moti-vation der Schüler, da der Lehrer eine Bezugsperson für die Schüler darstellt. Bezugsper-sonen werden als Vorbilder für Motivation gesehen (vgl. Tenorth, Tippelt, 2007, S. 90). Die-ses Herauslösen aus der Hierarchie und das damit verbundene Ablegen des Leistungs-drucks sorgt dafür, dass das Beruhigungssystem der Schüler aktiviert wird und sie sich wohlfühlen (vgl. Rupprecht, 2015, S. 25). Diese positive Emotion des Wohlfühlens erleich-tert die Kontaktaufnahme zu anderen, da positive Emotionen über die Mimik und Gestik kommuniziert werden. Wird also eine positive Emotion kommuniziert, entwickelt sich beim Gegenüber auch eine positive Emotion wodurch sich beide Gesprächspartner verbunden fühlen (vgl. Brohm, Endres, 2015, S. 38 f.).

Rituale tragen auch zu einer individuellen Klassenkultur bei. Diese Klassenkultur ist eine Gemeinsamkeit aller Klassenmitglieder. Diese Gemeinsamkeit bewirkt, dass sich die Klas-senmitglieder verbunden fühlen (vgl. Sattler, 2007, S. 8).

Das Ritual wird zu einem stabilen Interaktionsmuster der Klasse. Durch dieses Interakti-onsmuster definieren Tenorth und Tippelt soziale Beziehungen. Eine soziale Beziehung liegt also vor, wenn mindestens ein stabiles Interaktionsmuster vorhanden ist. Rituale kön-nen demnach als Interaktionsmuster der Klasse gesehen werden und unterstützen durch die Interaktion den Aufbau sozialer Beziehungen (vgl. Tenorth, Tippelt, 2007, S. 88).

Wie in Kapitel 7. bereits deutlich wurde, spielt das Vertrauen eine bedeutsame Rolle im Leben des Menschen und damit auch im Grundschulalltag. Wie eben angeführt finden in-nerhalb des Rituals Interaktionen der Schüler untereinander statt. Diese Interaktionen füh-ren zur Ausschüttung von Oxytocin, das Hormon, welches den Vertrauensaufbau zu ande-ren unterstützt (vgl. Raufelder, 2018, S. 109). Rituale tragen zum Aufbau einer vertrauens-vollen Beziehung der Teilnehmer untereinander bei. Dieses Vertrauen ist grundlegend für

Anwendung 7. Beziehungen im Classroom-Manage-ment und ihr Einfluss auf die Motivation

das Beruhigungssystem im Emotionsregulationssystem, was wiederum die Voraussetzung für das Aktivierungssystem bzw. die Motivation darstellt (vgl. Rupprecht, 2015, S. 25).

Es ergibt sich aus den oben angeführten Aspekten, dass Rituale zur Beziehungsarbeit in-nerhalb des Classroom-Managements beitragen. Durch diesen Beitrag helfen Rituale beim Aufbau von Beziehungen, wodurch sich die Schüler sozial eingebunden fühlen und ihre Motivation steigt.