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Beziehung zwischen Klient und Sozialarbeiter

3. Rollenklärung

3.4 Rollen im Zwangskontext der Beratung

3.5.2 Beziehung zwischen Klient und Sozialarbeiter

Oft ist der Sozialarbeiter in der Lage zu entscheiden, ob er Hilfe gewährt oder nicht.

Sein Berufsethos schreibt ihm zwar vor, dem Klienten zu helfen, aber wegen seiner Machtstellung innerhalb der Beziehung besteht auch die Gefahr des Machtmissbrauchs, z. B. könnte „Frust“ wegen der schlechten Bezahlung oder schwierigen Klienten beim Sozialarbeiter entstehen. „Frust“, der durch das Ausleben von Macht versucht wird, abzubauen.112

Doch auch der Klient ist in dieser Beziehung nicht machtlos. Der Sozialarbeiter besitzt den Druck, eine Verhaltensänderung beim Klienten herbeizuführen. Die Auftraggeber wollen am liebsten eine rasche Verhaltensänderung beim Klienten sehen.113 Besonders Institutionen der sozialen Kontrolle können durch die Art der Finanzierung der Hilfe Druck auf den Berater ausüben. Unter dieser Last versuchen Berater schnell eine Kooperation mit dem Klienten herzustellen. Eine Situation, die die Klienten in die Lage versetzt, die Beratung durch ihr Verhalten zu beeinflussen.

Zeigt ein Klient passives Verhalten, wird der Berater dynamischer sein. Er wird vielleicht Lösungen vorschlagen und versuchen sie aktiv umzusetzen und er nimmt dadurch Verantwortung für die Problemlösung auf sich. Scheitert der Lösungsversuch, kann sich der Klient von der Verantwortung distanzieren. Der Klient kann sich scheinbar aber auch sehr aktiv an der Beratung beteiligen und versuchen mit Lügen, Verleugnung oder aggressivem Verhalten den Berater auf Distanz zu halten, um unbequemen Fragen und Interventionen zu entgehen. Das passive oder aktive Verhalten, das einen starken Einfluss auf die Zusammenarbeit mit dem Berater ausübt, verleiht dem Klienten Macht. Beide Verhaltensweisen sind hemmend und führen nicht zu einer produktiven Beratung. Verhält sich ein Klient in einer Beratung wie oben genannt passiv oder aktiv, ist es notwendig, dass der Berater trotz des aggressiven bzw. trägen Verhaltens des Klienten weiterhin Engagement und Interesse zeigt. Oftmals versucht der Klient mit seinem provozierenden Verhalten das Verhältnis zwischen sich und dem Berater zu testen. Er möchte herausfinden, ob der Berater „wahres“ Interesse an der Beziehung zeigt.114

Nach ANSEN (2006) erfüllt die Beratungsbeziehung unterschiedliche Funktionen. In der Beziehung erhält der Klient vom Berater emotionale Unterstützung. Er erfährt vom Sozialarbeiter Anerkennung und wird angeregt neue Verhaltensweisen zu zeigen. Für den Berater ist die Beratungsbeziehung eine wichtige Informationsquelle.

112Müller/Gehrmann 2007, S. 99

113vgl. Conen 2007, S. 103

114vgl. ebenda 2007, S. 115

Er lernt den Klienten durch seine Beobachtungen und Eindrücke in der Beziehung besser kennen. Außerdem ist die Beratungsbeziehung die Basis, um Interventionen einzuleiten. Entsteht im späteren Beratungsverlauf eine gute Beziehung zwischen beiden Parteien, ist der Klient gegenüber dem Berater viel offener. Der Klient stellt dann seine Probleme angemessen dar. Es besteht nicht mehr die Gefahr sekundäre Themen zu besprechen.115

Eine gute Beratungsbeziehung setzt Vertrauen voraus. Deshalb ist es wichtig, dass der Beratungsprozess für den Klienten transparent ist, z. B. darüber, was mit Informationen passiert, die der Klient dem Berater anvertraut. Hier ist von Beraterseite aus wichtig, dem Klienten darzustellen, welche Informationen wer erfahren darf, wer nicht und unter welchen Umständen. Besonders Institutionen der sozialen Kontrolle besitzen großes Interesse über bestimmte Sachverhalte, die in der Beratung besprochen werden, informiert zu werden. So unterrichtet z. B. die Sozialarbeiterin des Jugendamtes bei Verfahren vor dem Vormundschafts- und Familiengericht unter Beachtung der Datenschutzbestimmungen das Gericht über erbrachte Leistungen und Entwicklungen des Jugendlichen. Oder ein Schuldnerberater teilt nach der Einwilligung des Klienten der ARGE die Entwicklung des Gespräches dem zuständigen Fallmanager des Klienten mit.116

Transparenz schafft Vertrauen!

Vertrauen kann aber auch schnell zerstört werden. Eine Aufgabe des Sozialarbeiters in der Zusammenarbeit mit dem Klienten besteht darin, die gesellschaftlich normativen Vorstellungen von Verhalten (z. B. keine Anwendung von Gewalt gegenüber anderen Personen) zu vermitteln, ohne dabei seine eigenen Werte zu verfolgen.117 Eine heikle Angelegenheit, weil der Klient durch sein gezeigtes, abweichendes Verhalten bereits gegen Normen verstoßen hat und er im Beratungsprozess mit seinem Fehlverhalten konfrontiert wird. Dadurch können unter Umständen leicht Brüche in der Beziehung entstehen.

Bröckelt eine bestehende Beziehung zwischen Klient und Berater wegen Geheimnissen, Fehlverhalten oder Misstrauen, so sollte der Sozialarbeiter die Initiative ergreifen und die Missstände ansprechen, um wieder Vertrauen in die Zusammenarbeit herzustellen.118 Der Berater ist somit für die Beziehungsarbeit

115vgl. Ansen 2006, S. 108f

116vgl. Trotter 2001, S. 166

117vgl. Conen 2007, S. 107

118vgl. ebenda 2007, S. 117

zuständig und muss während des ganzen Beratungsprozesses aktiv an dem Verhältnis arbeiten.

Einen Einschnitt in eine existierende Beziehung zwischen Klient und Sozialarbeiter kann hervorgerufen werden, wenn beide Parteien verschiedene Ansichten über die Beziehung besitzen. Wie weit kann ich mich auf die Beziehung einlassen? Was für eine Nähe bzw. Distanz zum Anderen ist gut? Besonders bei Beratungen über einen längeren Zeitraum von der Umwelt isolierten Klienten wird der Berater zu einer wichtigen Bezugsperson. In so einer Konstellation stellt sich die Frage, ob der Klient den Sozialarbeiter als Berater, Helfer, Kontrolleur, Betreuer oder sogar als Freund erkennt. „Rollenklärung beinhaltet, dass die SozialarbeiterIn mit den KlientInnen die Frage der Freundschaft und die Erwartungen der KlientIn in dieser Hinsicht bespricht.“119 Es ist hilfreich, wenn der Berater dem Klienten erklärt, dass die Beratung zustande kommt, weil er einen Auftrag besitzt und er bei einem freien Träger der Sozialarbeit oder bei einer Institution der sozialen Kontrolle angestellt ist.

Er muss sich außerdem noch um andere Klienten kümmern und deshalb ist die gemeinsame Zeit begrenzt.120