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Bewertung der Interaktionen mit anderen krankheitsassoziierten Genen In verschiedenen Studien konnten genetische Interaktionen unterschiedlicher

5. Diskussion

5.2 Bewertung der Ergebnisse

5.2.4 Bewertung der Interaktionen mit anderen krankheitsassoziierten Genen In verschiedenen Studien konnten genetische Interaktionen unterschiedlicher

Signifikanz zwischen mit CED assoziierten Polymorphismen nachgewiesen werden.

Speziell für Morbus Crohn wurde genetische Epistasis zwischen IL23R SNPs und krankheitsassoziierten Varianten im IBD5-Lokus {Cummings, 2007a}, zwischen PTGER4- und ATG16L1-Polymorphismen {Seiderer, 2008}, und kürzlich in einer Publikation unserer Arbeitsgruppe auch zwischen dem TLR9-Polymorphismus -1237 C/T und NOD2-Mutationen und IL23R-Varianten beschrieben {Török, 2009}. Neue Erkenntnisse bezüglich genetischer Interaktionen zwischen krankheitsassoziierten Genen könnten in Zukunft Therapieentscheidungen mitbestimmen, wenn genetische Marker Aufschluss über an der Krankheitsentstehung beteiligte Signalwege erlauben würden. Dies könnte bsw. für den Einsatz von anti-IL-12/IL-23p40 gelten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde überprüft, ob genetische Interaktionen zwischen den TLR9-Polymorphismen -1923 A/C, -1486 C/T und 1174 A/G mit krankheitsassoziierten Varianten in den Genen für NOD2, IL23R, TLR9, ATG16L1, DLG5 und im IBD5 Lokus bestehen. Im Folgenden soll auf diese Ergebnisse näher eingegangen werden.

5.2.4.1 Interaktionen zwischen den Polymorphismen im TLR9-Gen und Mutationen im NOD2-Gen beim Morbus Crohn

Eine Assoziation der drei Funktionsverlustmutationen Arg702Trp, Gly908Arg sowie Leu1007fsinsC mit MC wurde für Individuen kaukasischer Herkunft in zahlreichen Studien wiederholt bestätigt. Mit Colitis ulcerosa besteht keine Assoziation für diese Mutationen. Allerdings kann mit den drei bekannten Mutationen im NOD2-Gen nur etwa 20% des genetischen Risikos für die Entwicklung von MC erklärt werden {Torok, 2003}. Für verschiedene andere Marker wurden genetische Interaktionen mit NOD2-Mutationen beim MC beschrieben, und zwar zwischen den NOD2-Mutationen und Polymorphismen im CD14-Gen, im TLR4-Gen, im DLG5-Gen und in verschiedenen IL23-R-Varianten {Gazouli, 2005; Klein, 2003; Torok, 2004b: Török, 2009}. Interaktionen zwischen dem NOD2-Gen und dem TLR9-Gen sind aufgrund der bekannten synergistischen Effekte naheliegend und schon für den TLR9 -1237 T/C Polymorphismus nachgewiesen worden. Für diesen Polymorphismus konnte in einer Studie unserer Arbeitsgruppe gezeigt werden, dass sich für Individuen mit

NOD2-Mutationen, die zugleich Träger des C-Allel des -1237 T/C Polymorphismus sind, die Odds Ratio für Morbus Crohn für Träger einer NOD2-Mutation von 2.76 [95% KI 2.15- 3.55] auf 3.24 [95% KI 2.11- 4.97], für Träger von mindestens zwei NOD2-Mutationen von 8.62 [95% KI 4.23-18.08] auf 18.14 [95% KI 4.18-110.90]

erhöht {Török, 2009}. Um zu überprüfen, ob weitere Interaktionen zwischen SNPs in TLR9 und NOD2 vorliegen wurde die Verteilung der Genotypfrequenzen der hier getesteten TLR9-Polymorphismen in Abhängigkeit vom NOD2-Status in der Kontrollgruppe und den Patientengruppen analysiert und verglichen. Individuen mit mindestens einem mutierten NOD2-Allel wurden als NOD2+, diejenigen mit zwei NOD2-Mutationen als NOD2++ und diejenigen ohne Mutation als NOD2–

klassifiziert. Es konnten keine signifikanten Interaktionen zwischen den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten TLR9-Polymorphismen und den mit MC assoziierten NOD2-Mutationen nachgewiesen werden. Es zeigte sich jedoch, dass der Anteil der T-Allelträger des Polymorphismus TLR9 -1486 C/T bei NOD2+-Individuen höher war, als unter NOD2- -Individuen (p=0,03; p2=0,06 (nach Bonferroni-Korrektur); OR 1,51 [95%CI 1,04-2,21]). Der höchste Anteil an T-Allelträgern fand sich unter Individuen mit zwei NOD2-Mutationen. Diese Tendenz in der Verteilung, wie auch der Gen-dosage Effekt, war auch bei den Kontrollen und in der Patientengruppe mit Colitis ulcerosa zu beobachten, jedoch geringer ausgeprägt. Die beobachtete Tendenz eines zunehmenden Anteils an T-Allelträgern unter NOD2+-Individuen kann auch durch die Assoziation des TLR9 -1237 C-Allels mit NOD2-Mutationen bedingt sein.

Wie Török et al. in einer kürzlich erschienenen Publikation zeigen konnten, ist der Anteil der TLR9 -1237 C-Allelträger bei Patienten mit Morbus Crohn, die eine NOD2Mutation tragen höher, als bei NOD2WildtypTrägern. Der höchste Anteil an TLR9 -1237 C-Allelträgern fand sich bei Patienten mit zwei NOD2-Mutationen, es konnte also derselbe Gen-dosage Effekt wie für den TLR9 -1486 C/T Polymorphismus beobachtet werden {Török, 2009}. Da der Haplotyp -1486T/-1237C mit 13,15%

deutlich häufiger auftritt, als der Haplotyp -1486C/-1237C mit 4,59%, könnte der vermutlich funktionell relevante TLR9 -1237 C/T SNP das tendenziell vermehrte Vorkommen von T-Allelträgern bei NOD2+-Patienten mit Morbus Crohn erklären (Haplotypfrequenzen aus {Berghöfer, 2005}). Bei Török et. al lag ein gegensätzlicher Trend in der Verteilung der TLR9 -1237 T/C-Genotypen in Abhängigkeit vom NOD2-Status in der Kontrollgruppe und der Patientengruppe mit Colitis ulcerosa vor, während der TLR9 -1486 C/T SNP in allen drei Gruppen den gleichen Trend in der NOD2-stratifizierten Verteilung zeigte. Dies deutet darauf hin, dass die beobachtete Interaktion nicht krankheitsspezifisch ist, sondern es sich hierbei um Effekte, welche durch ein Kopplungsungleichgewicht hervorgerufen wurden, handelt. Somit kann diesen Interaktionen nicht dieselbe Bedeutung beigemessen werden, wie den beschriebenen Interaktionen mit dem Polymorphismus -1237 T/C {Török, 2009}.

5.2.4.2 Interaktionen mit weiteren krankheitsassoziierten Polymorphismen Es konnten drei signifikante Interaktionen zwischen dem TLR9 -1486 C/T Polymorphismus und SNPs im IL23R-Gen nachgewiesen werden. Dabei trat das seltenere Risikoallels des Polymorphismus IL23R rs11209032 bei TLR9 -1486 C/T T-Allelträgern im Vergleich zu den Kontrollen vermehrt auf (p=0,04). Zusätzlich wurde ein vermindertes Vorkommen der jeweiligen protektiven Allele der Polymorphismen IL23R rs11465804 (p=0,02), rs11209026 (p=0,02) bei homozygoten TLR9 -1486 C/T T-Allelträgern beobachtet. Zwar weisen die Kontrollgruppe und die Patientengruppe

mit Colitis ulcerosa hinsichtlich der Verteilungen den gleichen Trend auf, jedoch deutlich abgeschwächt. Die stärkste Interaktion besteht mit dem protektiven IL23R rs11465804 G-Allel und kommt vermutlich durch die sehr niedrige Frequenz dieses Allels zustande (Morbus Crohn 0,032; Coltiis ulcerosa 0,049; Kontrollgruppe 0,062;

siehe Tabelle 28). Es ist keine eindeutige Tendenz bezüglich einer Assoziation von protektiven Allelen bzw. Risikoallelen des Polymorphismus IL23R mit einem TLR9 -1486 C/T Genotyp zu erkennen. Das beim Morbus Crohn tendenziell häufigere T-Allel des TLR9 -1486 C/T Polymorphismus scheint allerdings eher in Kombination mit Risikoallelen der Polymorphismen aufzutreten, während protektive IL23R-Varianten seltener bei T-Allelträgern vorzukommen scheinen. Aus diesem Schema bricht lediglich der Polymorphismus IL23R s11209032 aus. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass vermutlich keine bedeutenden Interaktionen zwischen den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten TLR9-Polymorphismen und SNPs im IL23R-Gen vorliegen. Die beobachteten leichten Assoziationen stellen mit hoher Wahrscheinlichkeit zufällige Häufungen dar oder sind durch Kopplungsungleichgewichte mit unbekannten funktionell relevanten SNPs bedingt.

Eine weitere Assoziation lag zwischen TLR9 -1486 C/T und den mit Morbus Crohn assoziierten Genen SLC22A4 1672 C/T und SLC22A5 -207G/C im IBD5 Lokus vor.

Dabei trat der Risiko-Haplotyp TC häufiger bei TLR9 -1486 C/T T-Allelträgern auf.

Für die Patientengruppe mit Colitis ulcerosa fanden sich keine signifikanten Interaktionen.