• Keine Ergebnisse gefunden

45

Liechtensteinische Gasversorgung (LGV): Zufriedenheit Die grösste Zufriedenheit bezüglich der LGV besteht bei der Grundversorgung mit Gas (58 Prozent sehr oder eher zufrieden), der Kundenfreundlichkeit und der Qualität der Produkte. Am kritischsten wird der Preis der Produkte be-urteilt: 3 Prozent sind damit sehr unzufrieden, 13 Prozent eher unzufrieden.

Bei der Beurteilung der LGV gibt es bis zu 66 Prozent, die keine Meinung haben. Der Anteil an «weiss nicht, k.A.» ist bei der LGV so hoch, weil viele der Umfrageteilnehmer/-in-nen keine Erfahrung mit der Gasversorgung haben: Einer-seits haben viele keine Gasheizung, andererEiner-seits wohnen viele Personen in Miete.

Abb. 20: LGV – Zufriedenheit (N=1432)

AUS DEM FRAGEBOGEN Wie zufrieden sind Sie mit der LGV bezüglich der folgenden Kriterien?

– Grundversorgung Gas – Grundversorgung Wärme – Zusatzleistungen (z. B. Energie-   beratung, Energiecontracting,   Erdgastankstellen)

– Qualität der Produkte – Preis der Produkte – Kundenfreundlichkeit – Förderung erneuerbarer   Energien (z. B. Biogas)

sehr zufrieden eher zufrieden weder noch

eher unzufrieden sehr unzufrieden weiss nicht, keine Angabe

 

AUS DEM BLICKWINKEL DES UNTERNEHMENS

In diesem Kapitel werden in einem ersten Schritt die Ansichten der LGV zum EWR, zu Ko-operationen mit anderen Unternehmen und den grössten Herausforderungen dargelegt.

Daran anschliessend folgen die Rückmeldungen der LGV zu den Inputs aus den Inter-views mit den Vertretern und Vertreterinnen der Wirtschaftsverbände und Interessen-gruppen wie auch zu den Ergebnissen der Bevölkerungsumfrage.

Herausforderung EWR

Hinsichtlich der EWR-Mitgliedschaft Liechtensteins wiesen die Vertreter der LGV dar-auf hin, dass einige Abläufe komplizierter geworden seien. Aufgrund regulatorischer Vorschriften müsse man nominieren und anmelden, neue Software einführen (Datener-fassungsprogramm), Datensätze austauschen etc. Zusätzlich würde die Abrechnung für Drittanbieter aufwendiger. Die Flexibilität sei mit der EWR-Mitgliedschaft eingeschränk-ter und die Bürokratie grösser geworden.

Kooperation mit anderen Unternehmen

Was die Zusammenarbeit mit ausländischen Anbietern betrifft, so habe die LGV eine Lie-fergemeinschaft mit den Vorarlberger Kraftwerken. Zudem bestehe eine Partnerschaft mit Erdgas Ostschweiz. Erdgas Ostschweiz übernehme für die LGV Dienstleistungen wie z. B. den Umbau einer Zollmessstation. Im Land selbst vergebe die LGV Aufträge an Baufirmen. Die LGV geben zwischen 1,5 und 1,7 Mio. CHF pro Jahr für Dienstleistungen innerhalb Liechtensteins aus. Weil es in Liechtenstein keine Produktelieferanten (z. B.

für Kunststoffrohre, Fittings etc.) gebe, welche grosse Mengen anbieten könnten, kaufe die LGV auch im EU-Raum oder in der Schweiz ein.

Grösste Herausforderungen

Die grössten Herausforderungen sehen die Vertreter der LGV in den europäischen (EWR) und schweizerischen Vorgaben und Pflichten (z. B. Schweizer Energiestrate-gie 2050). In der Schweiz werde in Betracht gezogen, Erdgas zu verbieten, das heisst, dass keine Erdgasheizungen mehr installiert werden dürften. Die EU hingegen sei erd-gasfreundlicher eingestellt. So werde beispielsweise in der EU der erneuerbare Anteil beim Gas separat ausgewiesen und damit bei der Erreichung der ökologischen Ziele mit-berücksichtigt. Mittelfristig werde der Anteil an Biogas wohl generell steigen. Die LGV habe bereits eine eigene Biogasanlage in Bendern. Für Biogas könne das bereits beste-hende Erdgasnetz verwendet werden. Erdgas bleibe dementsprechend vermutlich noch für viele Jahre ein interessanter Energieträger. Im Bereich der Energiespeicherung, welches das Thema der Zukunft sein werde, könne Gas zudem aufgrund der Möglichkeit, überschüssigen Strom aus Wind oder Sonne in synthetisches Gas zu verwandeln («Po-wer-to-Gas»), eine wichtige Rolle spielen. Bis zur Einführung dieser Technik in Liech-tenstein werde es vermutlich noch einige Jahre dauern, aber die Vertreter der LGV sind überzeugt, dass dies in Zukunft ein wichtiges Thema sein werde. Daher sei es auch wich-tig, dass die Netze in staatlicher Hand seien.

Was die Verwertung von Gülle, Grünabfällen etc. zur Gewinnung von Biogas betrifft, habe die LGV alle Abklärungen getroffen. Die Grünabfälle würden gerade knapp reichen für den Betrieb einer Anlage. In Liechtenstein sei es aber so, dass viele der

Industrieab-fälle ins schweizerische Rheintal gingen. Dieses Grüngut müsste zurückgeholt werden.

Zudem würden die Gemeinden die Grünabfälle selber verarbeiten. Gülle sei zu wenig vorhanden. Da müsste man sich mit der Schweiz und Vorarlberg zusammentun, welche die Gülle aber bereits selbst nutzten. Die Abfallprodukte werden also schon weitgehend gebraucht. Eine Feststoffvergärung könnte man machen, dies wäre aber von den Kos-ten her grenzwertig. LiechKos-tenstein alleine sei zu klein und könnte keine Skaleneffekte nutzen.

Die Abklärungen bezüglich Biogas hätten zu dem Ergebnis geführt, dass über Liechten-stein hinausgeschaut werden müsse. Zudem bräuchte die LGV entsprechende Abnehmer.

Die Biogasanlage in Bendern sei zwar knapp ausgelastet, aber ohne die Gemeinden würde die LGV auf dem Gas sitzen bleiben. Eine Möglichkeit, Biogas vermehrt einzusetzen, wäre gemäss den Vertretern der LGV die Wiedereinführung der gasbetriebenen Busse.

Das Gasnetz werde nicht mehr weiter ausgebaut. Es würden lediglich Verdichtungs-optimierungen und Sanierungen gemacht. Auch im Bereich Gas müsse man sich nach neuen Technologien umschauen (z. B. Hybrid). Gasheizungen und Wärmepumpen sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es sei zu spät, in Planken und Triesenberg noch Leitungen zu legen. In Triesenberg hatte die LGV vor knapp ca. 10 Jahren die Möglichkeit, Gasleitungen zusammen mit den Wasserleitungen zu ziehen. Nach Ansicht des aktuel-len Geschäftsführers, welcher damals noch nicht in dieser Position war, hätte dies da-mals gemacht werden müssen. Was Planken betrifft, so biete es sich aufgrund der breiten Streuung der Wohnhäuser aus unternehmerischer Perspektive weniger an, Leitungen zu ziehen.

Ob ein privates Unternehmen die Gasversorgung besser machen würde, bezweifeln die Vertreter der LGV. Die LGV sei eine sehr schlank aufgestellte Firma. Beispielsweise seien die EDV und die Lohnbuchhaltung ausgelagert. Im Vergleich zu den Schweizer Preisen sei die LGV ein sehr preisgünstiger Anbieter. Aufgrund der Eigentümerschaft des Staates müsse die LGV die Leistungen zu einem vernünftigen Preis anbieten. Die Gewinnma-ximierung sei nicht wie bei einem privaten Unternehmen das oberste Ziel ist. Es sei im-mer eine Gratwanderung zwischen Profitabilität und kompetitiven Preisen. Die Vertreter der LGV erachten die heutige Situation mit einem einheimischen Anbieter in staatlicher Hand, schlank aufgestellt und mit konkurrenzfähigen Preisen als ideal für das Land.