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3.3 Bewertung der Intensivstation: generelle Empfindungen,

Überwachungsmaßnahmen, Immobilität und Schmerzen (47% der Patienten). 42% der Patienten beklagten sich außerdem über zu hohe Geräuschpegel. Für ein starkes Kommunikationsdefizit spricht die Tatsache, dass von den Befragten der Gebrauch von Fremdwörtern durch das Personal (34%) sowie das Gefühl, sich selbst nur eingeschränkt kommunikativ bemerkbar zu machen (27%), negativ beurteilt wurde.

Abb. 27: Korrelation zwischen Wahrung der Intimsphäre und Alter

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2

20 bis 50 51 bis 60 61 bis 70 > 71

Alter [Jahre]

W ahrung der Intims phäre Pflege W ahrung der Intims phäre Arzt Linear (W ahrung der Intims phäre Pflege) Linear (W ahrung der Intims phäre Arzt)

Abb. 28: Generelle Empfindungen

27

15 15

27 34

16 27

33 47

21 25

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Eingeschränkte Bemerkbarkeit

fremde Menschen unangekündigte Maßnahmen Hilflosigkeit Fremdwörter Mißtrauen unbekannte Geräusche Zeitlosigkeit Bewegungsunfähigkeit

unbekannte Medikamente Langeweile

Anzahl Patienten [%]

Tabelle 6: Bewertung der Intensivstation

positiv [%] negativ [%]

Generelle Empfindungen eingeschränkte Beweglichkeit Geräuschpegel

Zeitlosigkeit Fremdwörter

eingeschränkte Kommunikation

- - - - -

47 41 33 34 27 Pflegemaßnahmen

Körperpflege

Wahrung der Intimsphäre Verbandwechsel

Einreibungen mit Franzbranntwein Zeit für Betreuung

98 93 91 89 88

2 7 9 11 12 Ärztliche Maßnahmen

Visiten

Wahrung der Intimsphäre Schichtwechsel am Bett Zeit für Betreuung

Aufklärung und Information

90 89 89 82 76

10 11 11 18 24 Mitpatienten/Besucher

Anwesenheit Schwerkranker Besuchszeiten

68 82

32 12 Stationsklima

Verhältnis Ärzte/Pflegepersonal allgemeines Stationsklima

88 86

12 14

Tabelle 6 gibt einen Überblick über die Bewertung der Intensivstation. Betrachtet man die allgemeinverständliche Aufklärung der Patienten, so fühlten sich lediglich 58% der Befragten durch das ärztliche Personal und 61% durch das Pflegepersonal ausreichend aufgeklärt. Hier

besteht hoher Handlungsbedarf, da sich von ärztlicher Seite 24% und vom Pflegepersonal 13%

aller Patienten unzureichend allgemeinverständlich aufgeklärt fühlten. Es gibt eine enge Korrelation zwischen den Antworten auf die Frage „Fühlen Sie sich allgemeinverständlich aufgeklärt?“ und nach der Zeit für die Betreuung. Dabei ergibt sich für die allgemeinverständliche Aufklärung durch das Pflegepersonal und die Frage nach ausreichender Betreuungszeit ein Korrelationskoeffizient von r = 0,41, bei denselben Fragen in Bezug auf die Ärzte ergibt sich ein Korrelationskoeffizient von r = 0,63. Das bedeutet, dass bei Patienten, die über unzureichende Aufklärung klagen, nach deren Ansicht auch zu wenig Zeit für die Betreuung aufgebracht wurde.

Die Gefühle von Anspannung und Panik stehen in einem engen Zusammenhang mit der ärztlichen Aufklärung. Dabei korreliert das Gefühl von Anspannung mit der ärztlichen Aufklärung mit r = 0,19, Panik und ärztliche Aufklärung mit r = 0,13. Patienten, die in hohem Maße diese Ängste äußerten, fühlten sich von ärztlicher Seite unzureichend allgemeinverständlich aufgeklärt.

Speziell im Bereich der ärztlichen Aufklärung gibt es eine feststellbare Altersdynamik von Jung zu Alt: Zwar liegt auch hier nur eine Korrelation von r = -0,043 vor, jedoch äußerten junge Menschen (20 – 50 Jahre) eher Kritik über die ärztliche Aufklärung als die älteren Patientengruppen. Hier liegt die Bewertungsspanne auf einer Skalierung von 1 - 4 zwischen 1,94 (20 – 50 Jahre) und 1,29 (>71 Jahre).

Im ärztlichen Bereich wird der Zeitfaktor deutlich negativer beurteilt als im Bereich der Pflege.

Lediglich 49% aller Patienten sind mit der Zeit zufrieden, die Ärzte für die Betreuung aufwenden. Im pflegerischen Bereich liegt dieser Wert bei 61%.

Interessanterweise gibt es eine deutliche Zusammenhang mit dem TISS-Score, d.h. zum Bewertungskriterium der Interventionsnotwendigkeit. Patienten mit niedrigen Punktzahlen, d.h.

mit wenig Interventionsnotwendigkeit, äußern sich deutlich kritischer bezüglich der Zeit für die Betreuung durch Ärzte als Patienten mit hohen Punktzahlen (Spanne: 1,78 - 1,24). Der Korrelationskoeffizient liegt hier bei r = 0,093.

Im Allgemeinen wurden alle Items bezüglich der Pflegemaßnahmen als überdurchschnittlich angenehm empfunden. Im Mittel wurden von 10% der Befragten die Pflegemaßnahmen als unangenehm bewertet. Deutlicher Kritikpunkt war der häufige Wechsel der Bezugsperson in der

Pflege. Hier empfanden 18% der Patienten diesen Zustand als unangenehm (Antwort 3 und 4 auf der Likert-Skala).

Den häufigen Wechsel der Bezugsperson empfanden die meisten Patienten 76% als nicht unangenehm, auch wenn sich 18% für eine feste Bezugsperson aussprechen. Abb. 29 gibt einen Überblick über die am häufigsten genannten Kritikpunkte.

Eine deutliche Korrelation besteht zwischen der Frage nach der Lagerung und der Liegedauer (r = 0,21). Je länger der Intensivaufenthalt, desto unangenehmer wurden die Lagerungsmaßnahmen empfunden. Dies ist dem allgemein erkennbaren Trend, dass Patienten, die länger auf der Intensivstation verweilen, in der Regel positivere Angaben aufgrund von Adaptationsprozessen machen, gegenläufig.

Abb. 29: Allgemeine Beurteilung der Pflege

9 8

11 11

2

9

18

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Wechsel der Bettwäsche Verbandwechsel Franzbranntwein Lagerung Körperpflege Schichtwechsel am Bett Wechsel der Bezugsperson

A nzahl Patienten [%]

Die ärztlichen Maßnahmen wurden ähnlich positiv empfunden wie die Pflegemaßnahmen. Im Durchschnitt beurteilten lediglich 16,3% der Befragten die Maßnahmen negativ. Unangenehm äußerten sich hier die Patienten bezüglich der täglichen Blutentnahmen (28%), wobei jedoch sicherlich die Tatsache, dass auf der peripheren Station die Interviews geführt wurden zu der negativen Beurteilung der Blutentnahmen führten, da wegen fehlender zentraler Zugänge jede Blutentnahme mit einer transcutanen Punktion verbunden war. Im Vergleich hierzu wurden die Blutentnahmen auf der Intensivstation über zentralvenöse oder arterielle Verweilkatheter ohne Notwendigkeit einer täglichen Punktion durchgeführt.

Auch bei den ärztlichen Maßnahmen ist wieder eine deutliche Korrelation in Bezug zum Alter feststellbar. Jüngere Patienten sind gegenüber ärztlichen Maßnahmen kritischer eingestellt und beurteilen sie negativer. Folgende Korrelationen ergeben sich bezüglich Alter und täglichen Blutentnahmen: r = -0,18; tägliche Visiten: r = -0,10; ärztlicher Schichtwechsel am Bett: r = -0,27 (siehe Abb. 30).

85% der Patienten beurteilten die Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegekräften sowie das allgemeine Stationsklima positiv. 61% aller Patienten empfanden das Arbeitsklima zwischen den einzelnen Berufsgruppen „beruhigend“ und 24% „eher beruhigend“, d.h., über 85% der Patienten sprachen sich positiv bezüglich des Arbeitsklimas aus. Lediglich 12% der Patienten empfanden

Abb. 30: Allgemeine Beurteilung ärztlicher Maßnahmen

28

10 11

0 5 10 15 20 25 30

tägliche Blutentnahmen Visiten Schichtwechsel am Bett

Anzahl Patienten [%]

das Arbeitsklima „beängstigend“. Gleiches Bild zeigte sich bei der Stationsatmosphäre, wobei 14% der Befragten ein „beängstigendes“ Gefühl entwickelten (Abb. 31).

Eine deutliche Korrelation zeigt sich dabei zum Gefühl der Abschirmung von der Außenwelt (r = 0,22). Patienten, die das Arbeitsklima und die Stationsatmosphäre als „beruhigend“

empfinden, fühlten sich nicht von der Außenwelt abgeschirmt.

20% aller Patienten fanden die Lagerung „sehr unbequem“ und „unbequem.“ Mit einem Korrelationskoeffizienten von r = -0,15 sind junge Patienten kritischer als ihre älteren Mitpatienten.

85 % aller Patienten empfanden die Überwachung durch Monitorgeräte „beruhigend“ und „eher beruhigend.“ Die Korrelation zwischen Krankheitsschwere (r = 0,062) und Interventionsbedarf (r = 0,072) differieren nur gering, dennoch ist ein Trend zu beobachten: Schwer kranke Patienten scheinen die Überwachung durch Geräte nicht so störend zu empfinden als weniger schwer erkrankte Patienten.

Sehr kritisch wurde die Mitanwesenheit schwer erkrankter Patienten beurteilt. 49% der Patienten befürworteten eine getrennte Behandlung von schwer und leicht erkrankten Patienten. Es ergibt sich dabei eine starke Korrelation zur Schlafproblematik (r = -0,29). Die Anwesenheit sehr schwer erkrankter Patienten korreliert hoch mit dem Schlafverhalten (r = -0,32). Patienten, die über erhebliche Schlafstörungen klagen, votierten in 65,4% der Fälle für eine getrennte Behandlung, während sich das Patientenkollektiv, das keinerlei Schlafstörungen angab, in nur

Abb. 31: Arbeitsklima und Stationsatmosphäre

3 1

61

49

24

36

10 10

2 4

0 10 20 30 40 50 60 70

A rb eits klima Stations atmo s ph äre

keine A ng abe beru higen d eher beru higen d eher beän gs tig end beän gs tig end

14,3% für eine getrennte Behandlung aussprach.

Tabelle 7 gibt die wichtigsten Bewertungen der Patienten bezüglich der Intensivstation wieder.

90% aller Patienten fühlten sich „sehr“ und „ziemlich“ in ihrer Persönlichkeit respektiert.

Betrachtet man die präoperative Vorbereitung auf den Intensivaufenthalt, so fällt insbesondere eine deutliche Kritik bezüglich der Aufklärung und Vorbereitung durch physikalische Therapie (Atemgymnastik) auf. Nur 38% aller befragten Patienten fühlten sich genügend auf den Aufenthalt vorbereitet, während sich 16% „überhaupt nicht“ bzw. 20% „ein bisschen“ auf den

Tabelle 7: Besondere Kritikpunkte (positiv/negativ) bezüglich der Behandlung auf der allgemeinchirurgischen Intensivstation der Klinik

Positive Kritik [%] Negative Kritik [%]

pflegerische Betreuung Personal

Freundlichkeit Kompetenz Atmosphäre Liegedauer Ansprache Überwachung Rücksichtnahme Information schnelle Hilfe Ruhe

Temperatur

Entfernung der Magensonde 12 11 3 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Lärm Licht

Rückenliegen

Toilettengang/Schieber Kälte

kein Besuch Musik wenig Ruhe keine Klingel Schmerzen Hektik Essen Hilflosigkeit

tägliche Blutentnahme Albträume

keine Unterhaltung Hygiene

9 3 3 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Intensivstationsaufenthalt vorbereitet fühlten. 21% der Patienten hätten es bevorzugt, vorher die Intensivstation kennen gelernt zu haben.

Nur 61% aller befragten Patienten fühlen sich generell durch Medien und Erfahrungen im Bekanntenkreis über Intensivstationen informiert.

90% aller Patienten hielten den Aufenthalt auf der Intensivstation für notwendig, dabei äußern 78% der Patienten während ihres Aufenthaltes Wohlbefinden.

Bei der Frage nach dem momentanen Befinden schätzten 55% der Patienten ihre körperliche Verfassung „sehr schlecht“ und „schlecht“ ein. Der seelische Zustand wurde besser empfunden.

Hier gaben 63% der Befragten ein „sehr gutes“ und „gutes“ seelisches Befinden an.