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Beurteilung der Entwicklung Grünaus, des eigenen Wohngebietes/ WKs und

Im Dokument UFZ-Bericht 02/2016 (Seite 47-0)

Fast die Hälfte aller Befragten, die ein Urteil abgeben können, stellt fest, dass sich Grünau in den letzten fünf Jahren insgesamt eher verbessert hat. 40% meinen, dass es weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung gegeben hat. Nur 10% sind der Meinung, dass sich Grünau insgesamt verschlechtert hat.

Nach Ortsteilen betrachtet findet sich der größte Anteil, der eine Verbesserung feststellt, mit 51% in Grünau-Nord, dem WK 7. Somit werden hier positive Veränderungen nach dem Wegfall der Einordnung in den Stadtumbaugürtel wahrgenommen. Dem gegenüber fällt in Grünau-Mitte (WK 4, 5.2) der höchste Anteil von kritischen Urteilen auf. Hier meinen 20% der Befragten, dass sich ihr Wohngebiet eher verschlechtert hat (Abb. 6.4).

-100 -50 0 50 100 150

Anzahl der Nennungen

Fühlen Sie sich in Grünau wohl? - Begründungen

offene Frage, n=377, 792 Aussagen

negativer Grund positiver Grund

6 Wohnzufriedenheit und Diversifizierung Intervallstudie Grünau 2015

Abbildung 6.4: Wahrnehmung der Entwicklung der Ortsteile in den letzten 5 Jahren

114 Befragte (16% des Samples) geben an, dass sie die Entwicklung nicht beurteilen können. Diese Anzahl ist relativ hoch. Sie steht im Zusammenhang mit der Wohndauer.

Befragte, die kürzer als 5 Jahre in Grünau wohnen, orientieren sich zu stark an der genannten Zahl und geben dann keine Antwort.

Werden die Altersgruppen rückblickend auf die vergangenen fünf Jahre nach der Einschätzung der Entwicklung Grünaus differenziert, dann zeigen sich deutlich unterschiedliche Ergebnisse. Unter den Jüngeren (unter 35 Jahre) stellen jeweils etwa 40%

fest, dass sich Grünau verbessert hat bzw. dass es kaum Veränderungen (weder noch) gegeben hat. Der Anteil derjenigen, die Verschlechterungen registrieren, liegt bei 19%. Dem gegenüber stellen die Älteren (über 55 Jahre) in stärkerem Maße Verbesserungen fest (56%). Etwa ein Drittel registriert keine Veränderungen, und nur 9% – etwa die Hälfte im Vergleich zu den Jüngeren – sieht eher Verschlechterungen (Abb. 6.5).

Der Anteil derjenigen, die Verbesserungen in der Entwicklung Grünaus wahrnehmen, steigt auch mit dem Ausbildungsabschluss. Hier ist wiederum auf den starken statistischen Zusammenhang zwischen Alter und Ausbildungsabschluss zu verweisen.

0%

10%

20%

30%

40%

50%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Grünau-Ost Grünau-Mitte Schönau Grünau-Nord Lausen-Grünau

Anteil "kann ich nicht beurteilen"

Entwicklung der Ortsteile in den letzten 5 Jahren

n=368

eher verschlechtert weder noch eher verbessert kann ich nicht beurteilen

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Abbildung 6.5: Wahrnehmung der Entwicklung Grünaus in den letzten 5 Jahren nach Alter

Werden der gesamte Stadtteil Grünau, das unmittelbare Wohngebiet bzw. der WK und das bewohnte Haus vergleichend betrachtet, dann zeigen sich einige Unterschiede (Abb. 6.6).

Abbildung 6.6: Wahrnehmung der Entwicklung Grünaus, des Wohngebiets und des Hauses in den letzten 5 Jahren

Während die Hälfte aller Befragten (50%) eine Verbesserung Grünaus wahrnimmt, trifft dies nur noch für 40% der Befragten hinsichtlich der Beurteilung des Wohngebietes und nur für 25% hinsichtlich des Hauses zu. Die unmittelbare Umgebung ist stärker im Blickfeld und wird auch kritischer beurteilt. 26% aller Befragten stellen innerhalb der letzten 5 Jahre eine Verschlechterung der Wohnbedingungen in ihrem Haus fest. Als wesentliche Gründe werden exemplarisch genannt: „Asoziale Mieter, keine Reaktion des Vermieters auf Probleme“ (260),

„Das Niveau der neuen Bewohner. Man pflegt kaum noch Kontakt miteinander.“ (677).

Die genauere Analyse der genannten Verschlechterungen zeigt, dass etwa jeder Zehnte der Befragten das soziale Umfeld im Haus und im Wohngebiet als Verschlechterung nennt (Abb.

6.7). So wird z.B. nur mit dem Begriff „Umfeld“ operiert. Mit der Kategorie „soziales Umfeld“

werden 78 Äußerungen wie, „viele Biertrinker und Betrunkene“ (671), „zu viele sozial 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Unter 35-Jährige Über 55-Jährige

Wahrnehmung der Entwicklung Grünaus in den letzten 5 Jahren nach Alter

, n=395

eher verschlechtert weder noch eher verbessert

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Grünau, n=652 Wohngebiet, n=585 Haus, n=592

Wahrnehmung der Entwicklung in den letzten 5 Jahren

eher verschlechtert weder noch eher verbessert

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schwache Menschen, die überall herumlungern und morgens schon betrunken sind“ (61) zusammengefasst. Andere schildern konkrete Erfahrungen wie „Müllberge, Drogenspritzen um Allee-Center“ (75).

Auffällig sind auch die 17 Nennungen, die „zu viele Ausländer“ als Verschlechterung einstufen. Die Befragten schreiben größtenteils nur von „Ausländern“ ohne eine tatsächliche negative Folge zu nennen.

Abbildung 6.7: Verschlechterungen Grünaus, des Wohngebiets, des Hauses in den letzten 5 Jahren 6.3 Einrichtungen und Angebote in Grünau

Das Allee-Center ist die mit Abstand als am wichtigsten eingeschätzte und die am meisten besuchte Einrichtung in Grünau. 85% aller Befragten halten das Allee-Center für wichtig für Grünau, faktisch alle Befragte nutzen das Allee-Center, 70% häufig, 30% gelegentlich. Es übt die Funktion des Stadtteilzentrums aus, das über Grünau hinaus bekannt ist. Neben der Versorgung mit einer Vielzahl von Angeboten werden auch Aufenthaltsqualitäten in Cafés und Bistros geboten. Darüber hinaus sind durch das Kino und eine Reihe von Veranstaltungen Unterhaltungs- und Freizeitangebote für unterschiedliche Altersgruppen vorhanden. Thematische und jahreszeitlich orientierte Veranstaltungen machen das Allee-Center zu einem zentralen Anziehungspunkt für die Grünauer/-innen und darüber hinaus für Gäste und Besucher/-innen aus anderen Stadtteilen und der Region.

Die zweite wichtige Einrichtung ist das Hallenbad „Grünauer Welle“. 57% aller Befragten erachten das Hallenbad für wichtig, und zwei Drittel sind Nutzer desselben. Die weiteren fünf, im Fragebogen aufgeführten Kultureinrichtungen Grünaus werden nur von einer relativ überschaubaren Anzahl der Befragten als wichtig erachtet und besucht. Der Stadtteilladen als Anlaufstelle für Informationen und Hilfsangebote für eine Vielzahl von Angelegenheiten wird immerhin von 27% der Befragten als wichtig erachtet und von 45% besucht. Allerdings vermerken auch 109 Befragte, dass sie den Stadtteilladen nicht kennen.

78

offene Frage, kategorisierte Antworten, Mehrfachnennungen, mehr als 10 Nennungen, n=275

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Auf die Frage nach Einrichtungen, die in Grünau vermisst werden, stehen Restaurants und Cafés an vorderer Stelle (Abb. 6.8). Zwei Drittel aller Befragten machen darauf aufmerksam.

Dabei gibt es zwischen den Erwerbs-, Ausbildungs- und Einkommensgruppen kaum Unterschiede.

Abbildung 6.8: Einrichtungen, die den Befragten in Grünau fehlen

Räume für Familienfeierlichkeiten werden von 42% der Befragten vermisst, wobei insbesondere die Haushalte mit dem höchsten Äquivalenzeinkommen herausstechen. Hier spielt die Anzahl der Haushaltsmitglieder eine wichtige Rolle, da offensichtlich große Haushalte den Platzbedarf anmerken. Sportstätten werden vorrangig von den jüngeren Befragten vermisst, wobei sowohl die Anzahl als auch die Diversität von Sportstätten zu berücksichtigen ist. 100 Befragte vermissen einen Kleingarten.

6.4 Stärken und Schwächen der Wohngebiete/WKs bzw. Ortsteile

Um die Stärken und Schwächen des Wohngebietes bzw. des WKs zu analysieren, wurden die Befragten gebeten, mit eigenen Worten ihre Meinung dazu aufzuschreiben. Es stehen somit die Antworten auf zwei offene Fragen zur Verfügung, die als Basis für die Beschreibung des Wohngebietes herangezogen werden.

Die Stärken aller Ortsteile werden von der guten Verkehrsanbindung, den Einkaufsmöglichkeiten und dem Grünflächenangebot bestimmt (Abb. 6.9). Dies wird durch die relativ hohe Anzahl der Nennungen zusätzlich unterstrichen. In Grünau-Ost, Schönau und Grünau-Nord wird zudem die ruhige Lage hervorgehoben. In Grünau-Nord und in Lausen-Grünau wird die medizinische Versorgung herausgestellt.

Die Bewohner/-innen von Lausen-Grünau in besonders hohem Maße und ebenso von Grünau-Nord heben die Nähe ihres Wohngebietes zum Kulkwitzer See hervor. Die Nähe zum Allee-Center wird von den Bewohner/-innen in Grünau-Mitte als Stärke betont.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Restaurants/Cafes, n=623

Räume für Familienfeiern, n=534

Sportstätten, n=526 Kleingärten, n=526

Vermisste Einrichtungen

Ja Nein

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Abbildung 6.9: Stärken der Ortsteile Grünaus

Den Vorteilen stehen die Schwächen gegenüber. Insgesamt werden zahlenmäßig weniger Schwächen angegeben als Stärken. Es fällt auf, dass die Befragten in Grünau-Nord in relativ geringem Umfang überhaupt Schwächen ihres Ortsteils/WKs benennen (Abb. 6.10).

Dem gegenüber wird in Lausen-Grünau und in Grünau-Mitte in besonderem Maße das soziale Umfeld beklagt. Zu viel Abfall und Hundekot wird außer in Schönau in allen Ortsteilen stark registriert. Die Befragten in Schönau bemängeln vorrangig fehlende gastronomische Einrichtungen. Die Qualität der Spielplätze wird besonders in Grünau-Nord und in Schönau als Schwäche angesehen. Auffällig ist die in den Ortsteilen Lausen-Grünau und Grünau-Mitte häufig geäußerte Meinung, dass der Ausländeranteil zu hoch ist und dies als Schwäche des Wohngebietes/WKs gesehen wird.

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Grünau-Ost, n=85 Grünau-Mitte, n=178

Schönau, n=84 Grünau-Nord, n=67 Lausen-Grünau, n=84

Stärken der Ortsteile Grünaus

Mehrfachnennungen, inhaltliche Cluster

Verkehrsanbindung Einkaufsmöglichkeiten Grünflächen Medizinische Versorgung Kurze Wege Ruhige Lage Infrastruktur

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Abbildung 6.10: Schwächen der Ortsteile Grünaus

Neben der Beantwortung der offenen Frage zu den Stärken und Schwächen des jeweiligen Ortsteils der Befragten wurden sie auch gebeten, in einer geschlossenen Frage Einrichtungen und Merkmale ihres unmittelbaren Wohnumfeldes zu bewerten (Abb. 6.11).

Vergleichbar mit der Frage nach den Stärken des Wohngebietes/WKs werden die Verkehrsanbindung, die Einkaufsmöglichkeiten und die medizinischen Versorgungseinrichtungen einschließlich Ärzte und Apotheken gut bewertet. Die Zufriedenheit ist recht hoch (5,34 und höher auf der Skala 1=sehr unzufrieden bis 7=sehr zufrieden).

Abbildung 6.11: Zufriedenheit mit verschiedenen Merkmalen und Einrichtungen im Wohngebiet 0%

1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00

Verkehrsanbindung ins Stadtzentrum

Merkmale und Einrichtungen des Wohngebiets / WKs

Mittelwerte, 1=sehr unzufrieden bis 7=sehr zufrieden

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Einen Wert unter 5 erhalten die Zufriedenheit mit Spielplätzen und die Qualität der Kindertagesstätten. Eine noch wesentlich geringere Zufriedenheit erfahren Sauberkeit und Sicherheit. Das Schlusslicht bildet das soziale Umfeld an manchen Schulen.

Im Vergleich der kritisch bewerteten Merkmale zwischen den Ortsteilen (Tab. 6.1) zeigt sich in Grünau-Mitte eine hervorstechende Unzufriedenheit seitens der Befragten. Sie bewerten durchgängig am kritischsten bzw. sind mit den genannten Merkmalen am unzufriedensten.

Mittelwerte,

1=sehr unzufrieden bis 7=sehr zufrieden

Spielplätze für Kinder

Qualität der

Kindertagesstätten Sauberkeit Sicherheit

Soziales Umfeld an manchen Schulen

Grünau-Ost 5,29 4,93 4,66 3,84 4,27

Grünau-Mitte 4,66 4,30 4,01 3,68 3,21

Schönau 5,10 4,96 4,13 4,11 4,26

Grünau-Nord 4,70 4,33 4,08 3,99 3,75

Lausen-Grünau 5,01 4,88 3,86 3,79 3,81

Grünau gesamt 4,91 4,60 4,13 3,83 3,72

Tabelle 6.1: Bewertung verschiedener Merkmale nach Ortsteilen

Die Analyse sozialer Themen soll mit Hilfe von Zustimmung oder Ablehnung vorgegebener Aussagen vertieft werden (Tab. 6.2). Dazu werden drei Aussagen, die soziale Problemlagen benennen, und zwei eher relativierende bzw. positiv konnotierte Aussagen verwendet.

Verglichen werden die Indikatoren zwischen den Wohnkomplexen sowie zwischen den Erhebungen 2015 und 2009, um Veränderungen im Zeitverlauf festzustellen.

Statistisch signifikante Unterschiede nach Mann-Whitney auf dem Niveau 1% sind zwischen einzelnen Wohnkomplexen nachweisbar. So sind Bewohner/-innen im WK 5.2 deutlich unzufriedener mit Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit als Bewohner/-innen im WK 1. Das soziale Milieu wird in den WK 4, 5.2 und 8 statistisch signifikant (auf dem Niveau 5%) negativer bewertet als im WK 3.

Im Vergleich der Daten zwischen 2009 und 2015 ist auffällig, das alle Werte für WK 4 und besonders für 5.2 (also den Ortsteil Grünau-Mitte) in der aktuellen Studie kritischer sind.

Weiterhin zeigen die Werte für WK 3 eine aktuell viel höhere Zustimmung zu den Aussagen hinsichtlich sozialer Problemlagen als in der vorangegangenen Erhebung. Allerdings steht dem die mit Abstand höchste Zustimmung zu der Aussage „Das soziale Milieu ist in Ordnung.“ gegenüber. In der Gesamtheit der Antworten kommt die Sorge um eine Beeinträchtigung des sozialen Milieus im Wohnumfeld zum Ausdruck. Weniger negativ im Vergleich zu 2009 ist die Einschätzung einzelner Faktoren in den WK7 und WK8.

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Tabelle 6.2: Indikatoren für soziale Probleme und Konflikte

Mittelwerte. 1=„stimme nicht zu“ bis 5= „stimme zu“. Antworten aus 2009 umgepolt. Rote und grüne Hervorhebungen signalisieren einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen diesen Wohnkomplexen (nach Mann-Whitney auf dem Niveau 5%), farbige Hervorhebungen zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Erhebungen 2009 und 2015.

6.5 Kleinteilige Unterschiede unterhalb der Ortsteilebene in Grünau-Mitte und Lausen-Grünau

Wird die Ortsteil- bzw. WK-Ebene verlassen und eine kleinteiligere Perspektive eingenommen, dann zeigen sich in den Ortsteilen Grünau-Mitte und Lausen-Grünau durchaus Unterschiede zwischen einzelnen Quartieren (Blöcke und Straßenabschnitte).

Grünau-Mitte und Lausen-Grünau sind die Ortsteile, in die Neu-Grünauer/-innen ziehen, wohl bewusst um deren einzigartige Charakteristika „Zentrum von Grünau“ und „Nähe zum Kulkwitzer See“ in Verbindung mit den Wohnungsangeboten zu nutzen. Zugleich werden in beiden Ortsteilen das soziale Umfeld und ein zu hoher Ausländeranteil sehr stark als Nachteil betrachtet. Zunächst soll Grünau-Mitte näher beleuchtet werden. Danach wird Lausen-Grünau hinsichtlich seiner internen Differenzierung genauer betrachtet.

Der Ortsteil Grünau-Mitte zählte Ende Juni 2015 etwa 12.100 Einwohner (Stadt Leipzig 2015d: 64). Im Jahr 2013 lebten 11.801 Menschen in 6.527 Haushalten, davon 49,8% in 1-Personen-Haushalten (Stadt Leipzig 2015e: 205). Der Ortsteil ist durch eine hohe Einwohnerdichte von 9.538 EW/km² geprägt, die mit einer hohen Baudichte korrespondiert.

Hinsichtlich der Arbeitslosenraten liegt der Ortsteil mit 13,3% über dem Wert des Stadtbezirks West (10,7%; Stadt Leipzig 2015a: 227). Der Anteil der Migranten an der

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Bevölkerung beträgt 17,1% und übersteigt damit erheblich den Durchschnittswert für den Stadtbezirk West (9,7%; Stadt Leipzig 2015d: 64). Bemerkenswert ist der Anteil von jugendlichen Migranten (bis 27 Jahre) von 32%. Dieser Wert ist im Vergleich zu den anderen Ortsteilen in Grünau-Mitte doppelt so hoch (Stadt Leipzig 2015g: 10).

Aus den Befragungsergebnissen lässt sich eine Häufung überdurchschnittlicher Werte in Grünau-Mitte feststellen. So ist hier mit 42% der höchste Anteil an Personen mit einem niedrigen Äquivalenzeinkommen von weniger als 900€ zu finden. In der Gesamtstichprobe beträgt dieser Anteil 34%. Eine Unterstützung bei der Mietzahlung erhalten 29% im Vergleich zu 24% in der Gesamtstichprobe. Etwa ein Drittel aller Befragten weist eine Wohndauer von weniger als 10 Jahren auf; in der Gesamtstichprobe trifft dies für 27,5% zu.

Ein Fünftel der Befragten ist der Meinung dass sich dieser Ortsteil in den letzten 5 Jahren verschlechtert hat. Dies ist im Vergleich zu den anderen Ortsteilen der höchste Wert. Es wird eine Reihe von Schwächen des Ortsteils herausgestellt. Dazu gehören auch soziale Probleme an manchen Schulen (Tab. 6.1 und 6.2). In keinem anderen Ortsteil wird so stark auf dieses Thema verwiesen. Insgesamt wird das soziale Umfeld mit Abstand als die gravierendste Schwäche darstellt (Abb. 6.12). Damit wiederholen und verfestigen sich die Erkenntnisse zu Grünau-Mitte, die bereits im Abschnitt 6.4 im Vergleich der Befragungsergebnisse zu den Stärken und Schwächen der einzelnen Ortsteile und WK herausgearbeitet worden sind.

Abbildung 6.12: Schwächen von Grünau-Mitte

Diese Gesamtschau auf den Ortsteil soll nun unterteilt werden. Die Auswertung der Befragungsergebnisse nach räumlichen Mustern von Merkmalsausprägungen macht auf Differenzierungen innerhalb des Ortsteils aufmerksam.

0 5 10 15 20 25 30

Schwächen von Grünau-Mitte (WK 4, 5.2)

Mehrfachnennungen, ab 4 Nennungen, n=122

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Es lassen sich drei Teilräume bzw. Quartiere abgrenzen, in denen die Befragten weitgehend übereinstimmende Antworten geben und ein ähnliches soziodemographisches Muster festzustellen ist (Abb. 6.13):

- Ringstraße - Stuttgarter Allee - Westlicher Teilraum

Der Teilraum Ringstraße wird durch eine im Durchschnitt jüngere Bewohnerschaft mit dem Schulabschluss der mittleren Reife charakterisiert, von denen ein Großteil in den letzten fünf Jahren nach Grünau gezogen ist. Die Zufriedenheit mit Spielplätzen ist hoch. Die Bewohner/-innen beobachten eine überdurchschnittliche Zunahme von Kindern in ihrer Umgebung. Sie betonen, dass sie wegziehen würden, wenn sie mehr Geld hätten.

Die Bewohner/-innen des Teilraums Stuttgarter Allee weisen eine mittlere Wohndauer auf.

Sie sind unzufrieden mit der Sauberkeit. Innerhalb dieser Gruppe gibt es Unterschiede zwischen den Bewohner/-innen südlich des Allee-Centers und den Bewohner/-innen im PEP und in dessen Nähe.

Der westliche Teilraum unterscheidet sich von den vorgenannten durch eine ältere Bewohnerschaft mit hoher Bildung, die bereits eine lange Wohndauer aufweist. Die un- und teilsanierten Bestände, in denen sie wohnen, werden von ihnen kritisiert. Statistisch signifikant erwarten in diesem Raum mehr Personen weitere Neu- und Umbauten in Grünau.

Die Betrachtung der jeweils spezifischen Merkmale dieser drei Teilräume soll nun durch einen Vergleich der Werte für ausgewählte Merkmale ergänzt werden (Tab. 6.3). Bezieher von geringem Äquivalenzeinkommen (< 900 €) wohnen in geringerem Umfang im westlichen Teilraum als in den anderen beiden Quartieren. In der Ringstraße beträgt deren Anteil 53%.

Damit korrespondiert auch der Anteil der Mieter, die Unterstützung bei der Mietzahlung erfahren. Es sind polare Werte zwischen dem westlichen Teilraum (29%) und der Ringstraße (42%) und der Stuttgarter Allee (32%) zu erkennen.

Während im westlichen Teilraum nur 14% der Befragten erst im Verlauf der letzten 10 Jahre zugezogen sind, so betrifft dies in der Stuttgarter Allee mehr als ein Drittel und in der Ringstraße fast die Hälfte. Nur 12% der Bewohner/-innen des westlichen Teilraums registrieren eine Verschlechterung ihres WK in den letzten 5 Jahren. Hingegen sind dies in der Stuttgarter Allee 18% und in der Ringstraße 22%.

Bewohner/-innen Grünaus berichten von wiederholten sozialen Problemen in der Ringstraße.

Der dort einzige Wohnungseigentümer verfolgt die Strategie, gezielt junge Haushalte anzulocken, etwa durch gute Spielplätze und attraktive Angebote für Studierende und Auszubildende. In den anderen Teilräumen sind solche Konzentrationen von einem Wohnungseigentümer nicht gegeben.

Die Ergebnisse zeigen an, dass sich innerhalb des Ortsteils Grünau-Mitte (WK 4 und 5.2) kleinteilig Strukturen ausbilden, in denen einerseits Stabilisierungseffekte feststellbar sind und wo sich andererseits Problemausprägungen häufen und überlagern.

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Abbildung 6.13: Teilräume innerhalb des Ortsteils Grünau-Mitte Westlicher Teilraum

n=37

Stuttgarter Allee n=81

Ringstraße n=46 Anteil Äquivalenzeinkommen

< 900 €*

30 % 47 % 53 %

Unterstützung bei Miete 17 % 32 % 42 %

Zuzug < 10 Jahren* 14 % 36 % 47 %

WK verschlechtert 12 % 18 % 22 %

Tabelle 6.3: Unterschiede zwischen Teilräumen in Grünau-Mitte

(* statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Räumen nach Chi2 auf dem Niveau 1%)

Der Ortsteil Lausen-Grünau weist ebenfalls Differenzierungen auf. Zunächst ist festzuhalten, dass der Ortsteil Lausen-Grünau aus zwei Teilen besteht: dem Großwohnsiedlungskomplex WK 8 und dem relativ jungen Wohngebiet Lausen mit dem alten Dorfkern. In die Befragung wurde nur der WK 8 einbezogen. Es lassen sich hier Unterschiede bis auf die Blockebene ausmachen. Der WK 8 wies in der jüngsten Vergangenheit großflächigen Abriss, die Sanierung einer Reihe von Wohnblöcken und die Neugestaltung ihres Wohnumfeldes auf. Einige neu errichtete Wohnbauten standen kurz vor dem Bezug, andere neue, gewerblich genutzte Neubauten existierten bereits. Darüber

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hinaus erfolgt bis in die Gegenwart eine intensive Bewerbung des Lagefaktors „Wohnen am See“, der einen besonderen Gunstfaktor darstellt4.

Im WK 8 wohnen 9.471 Personen (Stadt Leipzig 2015b). Hinsichtlich des Anteils der Arbeitslosen liegt der Ortsteil Lausen-Grünau mit 11% im Durchschnitt des Stadtbezirks West (10,7%; Stadt Leipzig 2015a: 227). Der Migrantenanteil beträgt 7,1% und liegt damit ebenfalls im Mittel des Stadtbezirks West (9,1%; Stadt Leipzig 2015a: 219).

In der Erhebung von 2009 war der WK 8 noch der Wohnkomplex mit dem geringsten durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen (Kabisch & Großmann 2009: 50). Diese Situation hat sich vollständig gewandelt. Der Anteil an Personen mit höherem Einkommen ist gestiegen und somit auch der Mittelwert, der nun auf dem Durchschnittsniveau von Grünau liegt (siehe Kapitel 5.2). Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen Median und Mittelwert des Äquivalenzeinkommens von mehr als 100 €, der mit Abstand in keinem anderen Ortsteil so hoch ist. Viele neu nach Grünau Hinzuziehende lassen sich in Lausen-Grünau nieder.

Knapp 30% der Befragten im WK 8 wohnen seit weniger als 6 Jahren in Grünau.

Bei der Betrachtung der verschiedenen Teilräume im WK 8 fallen Unterschiede zwischen den Blöcken auf. Besonders kennzeichnend für die differenzierte Entwicklung ist der Raum südlich der Ratzelstraße. Zum Zeitpunkt der Untersuchung existierten in räumlicher Nähe unsanierte Häuser (Liliensteinstraße) und moderne Umbauten (Pfaffenstein-Carré, Quartier am Kulkwitzer See). Hier ist die Einflussnahme der unterschiedlichen Vermieter bezüglich der Sanierungs- und Umbauqualität und der damit verbundenen Miethöhe je Wohnungsangebot erkennbar. Ein unmittelbares Nebeneinander alteingesessener und neuer Bewohner/-innen mit unterschiedlichen soziodemographischen Merkmalen hinsichtlich Einkommen, Bildungsstand und Erwerbsstatus folgt daraus. Es sind statistisch signifikante Unterschiede zwischen den jeweiligen Blöcken festzustellen, jedoch ist aufgrund der zu geringen Fallzahl eine weitergehende Ableitung von spezifischen Entwicklungen nicht möglich.

4 Die Lage am See hat den gesamten Ortsteil Lausen-Grünau mittlerweile zum drittattraktivsten Stadtviertel Leipzigs gemacht. Der Mittelwert der Angebotspreise stieg zwischen den Jahren 2010 und 2015 um 68 % (höchster Wert in Leipzig) auf 1.935 Euro pro m2 (Leipziger Volkszeitung, 15.02.2016).

Zufriedenheit mit Wohnung und Vermieter Intervallstudie Grünau 2015

7 Zufriedenheit mit Wohnung und Vermieter

Im Folgenden werden die Qualitäten der Wohnung näher betrachtet. Die Wohnungsbedingungen, die Miete und die Zufriedenheit mit dem jeweiligen Vermieter werden thematisiert. Abschließend wir ein Blick auf Haustiere als Mitbewohner geworfen.

7.1 Wohlfühlen in der Wohnung

Die kleinräumigste aller erfassten Ebenen in der Langzeitstudie ist die Wohnung. Das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden ist die zentrale Position hinsichtlich Wohnzufriedenheit und Sesshaftigkeit. Darüber hinaus fließen verschiedene Aspekte in diesen Indikator ein, z.B. Miete und Vermieterverhalten, so dass er als ein

Die kleinräumigste aller erfassten Ebenen in der Langzeitstudie ist die Wohnung. Das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden ist die zentrale Position hinsichtlich Wohnzufriedenheit und Sesshaftigkeit. Darüber hinaus fließen verschiedene Aspekte in diesen Indikator ein, z.B. Miete und Vermieterverhalten, so dass er als ein

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