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Betriebliche Indikatoren des Fachkräftebedarfs

4. FACHKRÄFTEBEDARF (SCHWERPUNKTTHEMA)

4.1 Betriebliche Indikatoren des Fachkräftebedarfs

Die Probleme des betrieblichen Fachkräftebedarfs lassen sich nicht mit einer einzigen umfassen-den Kennziffer darstellen. Um sich dem Problem in seiner quantitativen Dimension, seiner qualitati-ven Strukturierung und vor allem seiner künftigen Entwicklung zu nähern, wird aus dem IAB-Betriebspanel eine Reihe von Indikatoren herangezogen und deren Niveau und zeitliche Entwick-lung dargestellt. Zu diesen Indikatoren zählen NeueinstelEntwick-lungen, Personalsuche und nicht besetzte Stellen.

Nachfolgende Auswertungen betrachten einerseits den Anteil der Betriebe, die Einstellungen von Fachkräften vornahmen, Fachpersonal suchten bzw. Arbeitsplätze für Fachkräfte nicht besetzen konnten. Darüber hinaus werden Aussagen zum jeweiligen Umfang realisierter Neueinstellungen und zur Zahl gesuchter Fachkräfte bzw. nicht besetzter Stellen für Fachkräfte getroffen.

Neueinstellungen von Fachkräften

Das betriebliche Einstellungsverhalten von Fachkräften hängt mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Zwischen 1996 und 2007 gibt es unterschiedliche Phasen betrieblicher Aktivitäten bei der Besetzung von Stellen für qualifizierte Tätigkeiten47. Nach Angaben des IAB-Betriebspanels lag der Anteil der Betriebe mit Fachkräftebedarf (gemessen an den vollzogenen Einstellungen qualifi-zierter Arbeitskräfte) in den 1990er Jahren bei ca. 25 Prozent, seit 2000 relativ konstant unterhalb von 20 Prozent. 2007 stellte etwa jeder vierte Betrieb in Brandenburg (24 Prozent) qualifizierte Arbeitskräfte ein, ein ähnlich hoher Anteil wie in den 1990er Jahren (vgl. Abbildung 7).

Die Entwicklung der Zahl der eingestellten Fachkräfte in Brandenburg folgt dem konjunkturellen Verlauf. Die Anzahl der in den Betrieben Brandenburgs insgesamt neu eingestellten Arbeitskräfte für qualifizierte Tätigkeiten stieg in der Tendenz bis Ende der 1990er Jahre an, verringerte sich dann aber bis 2000 sehr deutlich. Im Anschluss wurde eine von Jahr zu Jahr geringere Anzahl von Fachkräften eingestellt. Mit dem Anziehen der Konjunktur stiegen die Fachkräfteeinstellungen nach 2005 wieder deutlich an (vgl. ebenfalls Abbildung 7). Der Einstellungstrend für Fachkräfte unter-scheidet sich kaum vom Einstellungstrend insgesamt, denn jährlich entfallen in Brandenburg drei Viertel aller Neueinstellungen auf qualifizierte Tätigkeiten.

47 Arbeitskräfte für qualifizierte Tätigkeiten erfordern eine abgeschlossene Lehre oder eine vergleichbare Berufsaus-bildung oder eine entsprechende Berufserfahrung bzw. einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. Die Ü-bernahme von Auszubildenden und von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus befristeten Arbeitsverhältnissen zählt im IAB-Betriebspanel nicht als Einstellung.

Abbildung 7: Einstellungen von Fachkräften 1996 bis 2007* (jeweils 1. Halbjahr) in Brandenburg

25

23 24

18 18 18 18 18

24 40.000 41.000

55.000

41.000 42.000 44.000

39.000

33.000

42.000

0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

FK-Neueinstellungen (Personen)

0 10 20 30 40 50

Anteil der Betriebe (Prozent)

Anteil der Betriebe Fachkräfte

* In den Jahren 1999, 2004 und 2006 wurden die Werte nicht erfragt.

Suche nach Fachkräften

Die anhand der Einstellungen im jeweils 1. Halbjahr aufgezeigte Entwicklung bei der Einstellung qualifizierter Arbeitskräfte wird auch von den Angaben der Betriebe zur jeweils aktuellen Personal-suche in den einzelnen Jahren bestätigt. Die Suche der Betriebe ist noch deutlicher zyklisch aus-geprägt. Diese Aussage trifft sowohl auf den Anteil der Betriebe zu, die Fachkräfte suchen, als auch auf die Anzahl gesuchter Fachkräfte. Nach Angaben des IAB-Betriebspanels war die Suche nach Fachkräften in Brandenburg in der Vergangenheit im Jahr 2000 am stärksten ausgeprägt – sowohl bezüglich des Anteils der Betriebe als auch des Umfangs gesuchter Fachkräfte. Während der sich anschließenden Stagnationsphase der wirtschaftlichen Entwicklung verringerten sich beide Indikatoren deutlich. Seit 2005, insbesondere aber im Jahr 2006 nahm der Anteil der Betriebe mit Suche nach qualifizierten Arbeitskräften deutlich zu. Nach den aktuell vorliegenden Befragungs-ergebnissen wurden Mitte 2007 von etwa 8 Prozent aller Brandenburger Betriebe insgesamt ca.

10 Tsd. Fachkräfte gesucht (vgl. Abbildung 8).

35 Abbildung 8: Betriebe mit Personalsuche für qualifizierte Tätigkeiten und Zahl der für qualifizierte Tätigkeiten

gesuchten Arbeitskräfte in Brandenburg 1996 bis 2007* (Stand: jeweils 30. Juni)

11

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Anteil der Betriebe (Prozent)

0 20.000

Gesuchte Arbeitskräfte (Personen)

Anteil der Betriebe mit Personalsuche für qualifizierte Tätigkeiten Für qualifizierte Tätigkeiten Gesuchte

* Im Jahr 1999 wurden die Werte nicht erfragt.

Der Anteil der Fachkräfte an allen gesuchten Arbeitskräften lag 2007 in Brandenburg bei fast 90 Prozent und war in der Vergangenheit relativ stabil. In den FuE-intensiven Zweigen des Bran-denburger verarbeitenden Gewerbes werden fast ausschließlich Fachkräfte gesucht.

Insgesamt entfallen gegenwärtig in Brandenburg auf 100 Beschäftigte mit qualifizierten Tätigkeiten ca. 1,4 gesuchte Fachkräfte. Diese Relation ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich angestie-gen, denn sie lag während der Stagnationsphase in 2003 bis 2005 jeweils nur bei 1 zu 100.

Nicht besetzte Stellen für qualifizierte Tätigkeiten

Während die positive Entwicklung der besetzten Stellen sowie die Zahl der gesuchten Arbeitskräfte vor allem für qualifizierte Tätigkeiten mit der guten wirtschaftlichen Entwicklung korrespondiert, sich also zyklisch verhält, sagen diese Daten noch nichts über Fachkräfteprobleme oder gar einen Fachkräftemangel aus. Erst aus der Gegenüberstellung mit dem Angebot an entsprechenden Ar-beitskräften können derartige Einschätzungen zu Überschuss- oder Mangelsituationen abgeleitet werden. Da die Angebotsseite nicht Gegenstand des IAB-Betriebspanels ist und sein kann, werden Disparitäten am Arbeitsmarkt mit Hilfe des Indikators nicht besetzte Stellen beschrieben.

Bei Fortsetzung der gegenwärtigen konjunkturellen Entwicklung ist mit einer weiter steigenden Nachfrage nach Fachkräften und zunehmenden Besetzungsproblemen zu rechnen. „Längerfristig betrachtet könnte eine größere Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften zu Engpässen auf den Arbeitsmärkten führen.“48

Nach Angaben der Betriebe49 konnten im 1. Halbjahr 2007 in Brandenburg ca. 7 Tsd. Stellen für qualifizierte Tätigkeiten nicht besetzt werden. Davon waren etwa 6 Prozent aller Betriebe betroffen.

Die Situation hat sich in den letzten Jahren deutlich zugespitzt, denn in 2005 waren lediglich in

48 Vgl. Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2007, a. a. O., S. 13.

49 Im IAB-Betriebspanel sind in den Jahren 1996, 2000, 2005 und 2007 Angaben zu nicht besetzten Stellen erhoben worden.

3 Prozent der Brandenburger Betriebe ca. 3 Tsd. Stellen für Fachkräfte unbesetzt. Das Problem der unbesetzten Stellen für Fachkräfte hat sich damit mit dem Anziehen der Konjunktur deutlich ver-stärkt und auch in die Breite entwickelt, denn sowohl die Anzahl unbesetzter Fachkräftestellen als auch der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Fachkräftestellen haben sich in 2007 im Vergleich zu 2005 verdoppelt. Damit sind immer mehr Betriebe mit zunehmenden Stellenbesetzungsproblemen konfrontiert (vgl. Abbildung 9).

Die Mehrzahl unbesetzter Stellen entfällt auf kleine und mittlere Betriebe, während die Großbetrie-be aufgrund ihrer guten wirtschaftlichen Eckdaten und damit höherer Löhne und Aufstiegsmöglich-keiten praktisch keine unbesetzten Fachkräftestellen aufweisen.

Abbildung 9: Betriebe mit nicht besetzten Stellen für qualifizierte Tätigkeiten und Zahl der für qualifizierte Tätigkeiten nicht besetzten Stellen in Brandenburg 1996, 2000, 2005 und 2007 (jeweils 1. Halb-jahr)

5,8 2,9

5,3 7,5

10.000

8.000

3.000

7.000

0 10 20 30 40 50

1996 2000 2005 2007

Anteil der Betriebe (Prozent)

0 5.000 10.000 15.000

Nicht besetzte Stellen (Personen)

Anteil der Betriebe mit nicht besetzten Stellen für qualifizierte Tätigkeiten Nicht besetzte Stellen für qualifizierte Tätigkeiten

Das Stellenbesetzungsproblem bei Fachkräften nimmt an Intensität zu. Dies kann auch anhand einer berechneten Nichtbesetzungsquote für Fachkräfte nachgewiesen werden. Diese Nichtbeset-zungsquote ist der Anteil der nicht besetzten Stellen für Fachkräfte an allen für Fachkräfte angebo-tenen Arbeitsplätzen (vollzogene Einstellungen plus nicht besetzte Stellen). Vergleicht man die Entwicklung dieser Nichtbesetzungsquote jeweils im 1. Halbjahr, so lag sie Mitte der 1990er Jahre bei 20 Prozent, 2000 bei etwa 17 Prozent, 2005 sank sie auf 9 Prozent, 2007 wurden aber wieder 15 Prozent erreicht. Inzwischen kann also im Durchschnitt der Brandenburger Betriebe jede sechs-te bis siebensechs-te Ssechs-telle, für die Fachkräfsechs-te erforderlich sind, nicht besetzt werden. Mit 29 Prozent ist die Nichtbesetzungsquote in den unternehmensnahen Dienstleistungen fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Branchen. Demgegenüber ist die Situation im Bereich Bergbau/Ener-gie/Wasser, in den übrigen Dienstleistungen sowie in der öffentlichen Verwaltung eher entspannt, die Nichtbesetzungsquote liegt im einstelligen Bereich. Betrachtet man die Betriebe nach der Grö-ße, so haben insbesondere kleinere Betriebe mit bis zu 9 Beschäftigten Besetzungsprobleme (vgl.

Abbildung 10).

37 Abbildung 10: Nichtbesetzungsquote der Fachkräftestellen im 1. Halbjahr 2007 in Brandenburg

20 16

15 5

9

15

24 24

0 5 10 15 20 25 30

Westdeutschland Ostdeutschland Brandenburg ab 250 Beschäftigte 50 - 249 Beschäftigte 10 - 49 Beschäftigte 5 - 9 Beschäftigte 1 - 4 Beschäftigte

Nichtbesetzungsquote (Prozent)

Die Nichtbesetzungsquote ist in der Region Brandenburg Süd-West (17 Prozent) aufgrund der bestehenden höheren Nachfrage nach Fachkräften höher als in Brandenburg Nord-Ost (13 Pro-zent).